"Nein, wir sehen uns nie mehr" - Holger Schneiders Abschied aus Wetzlar
Die Begegnung Wetzlar gegen den HSV wird den Anwesenden nicht nur aufgrund der turbulenten Schlußminute, nach der sich die beiden Trainer Christian Fitzek und Holger Schneider auf ein Unentschieden einigten, in Erinnerung bleiben. In der Pressekonferenz nach dem letzten Saisonspiel lüfteten Holger Schneider und HSG-Manager Rainer Dotzauer ein offenes Geheimnis, die Wege der HSG und Holger Schneiders trennen sich. Schneider unterschrieb einen Auflösungsvertrag und verzichtete dabei, laut Dotzauer, sogar auf eine finanzielle Entschädigung. Am gestrigen Montag wurde bekannt, dass Schneider in der kommenden Saison den Zweitligisten Stralsunder HV übernehmen wird. Zuvor aber boten Schneider und Dotzauer noch eine unterhaltsame Pressekonferenz, die einen Einblick auf die vergangenen Wochen gibt.
Christopher Monz (31.05.2005)
Es war eine Pressekonferenz, die keiner der Beteiligten schnell vergessen wird. Nach dem 27:27 (15:12) Punktgewinn am letzten Spieltag in Wetzlar mussten Hamburgs Trainer Christian Fitzek und auch Manager Dierk Schmäschke lange auf ihre Wetzlarer Gegenüber um Manager Rainer Dotzauer und Trainer Holger Schneider warten, ehe die Pressekonferenz beginnen konnte. Grund für die Verspätung war u.a. die Abschiedsrede von Holger Schneider in der Kabine der HSG an seine nun ehemalige Mannschaft, für die der Coach mehrmals mit Beifall der Spieler bedacht worden sein soll. Seine eigene öffentliche Verabschiedung nach dem Spiel wie die scheidenden Spieler um Arvydas Kestawitz, Björn Monnberg und Kai Kieselhorst hatte der Trainer schon im vorfeld des Spiels aufgrund des zerrüttende Verhältnisses zu Manager Rainer Dotzauer abgelehnt.
Damit die Gäste aus Hamburg noch rechtzeitig den Heimweg antreten konnte, wurde die Pressekonferenz zunächst schnell auf das wesentliche um das Spielgeschehen bechränkt. Erst als Fitzek und Schmäschke den Raum verlassen hatten, lüftete HSG Manager Dotzauer das "offene" Geheimnis um die Vertragsauflösung mit Holger Schneider. Vorher hatte jedoch HSV-Manager Dierk Schmäschke die Trennung indirekt bestätigt, als er nach seinem Saisonfazit aus HSV-Sicht zunächst dem THW Kiel zur Deutschen Meisterschaft gratulierte, ehe er auch Holger Schneider "für seine zukünftige Aufgabe" alles Gute wünschte.
Schneider selbst hatte sich seine Worte gut überlegt, als er nach der Bekanntgabe von der Vertragsauflösung durch Dotzauer sein Statement zur Situation abgab. "Ich werde hier etwas sagen, danach keine Fragen mehr beantworten, aufstehen und den Raum verlassen, meine Tasche packen und fahren." Und so geschah es auch.
Was sich in Holger Schneider in den letzten Wochen aufgestaut hatte, wütete in einer sehr emotionalen Rede, bei denen der Coach auch deutlich die normale Lautstärke eine Pressekonferenz übertraf. Das Tischtuch zwischen Trainer und Manager war offenbar schon seit Wochen derart zerschnitten, dass man dem Trainer Holger Schneider nach seiner Rede nur gratulieren konnte bis zum letzten Spieltag trotz aller Differenzen im Umfeld seiner Linie treu geblieben zu sein, und sich so auch stets vor seine Mannschaft gestellt zu haben.
Zunächst bedankte sich Schneider für seine Zeit in Wetzlar bei der Mannschaft, dem Umfeld und auch den Journalisten, konnte sich aber auch schon hier einen Seitenhieb gegen Manager Dotzauer nicht verkneifen: "Das hat für drei Jahre gereicht." Schneiders Saisonbilanz dagegen fiel positiv aus. "Ziel war neben dem Klassenerhalt auch der Einbau von jungen Spielern, das haben wir erreicht." Schneider gestand aber auch eigene Fehler ein, "die ich für mich knallhart aufdecken und klären muss, denn ich möchte als Trainer ganz nach oben, da werden sich einige noch wundern", so Schneider weiter. Zudem habe er in Wetzlar auch einige Situationen völlig unterschätzt gestand der Trainer.
"Ich hoffe der neue Trainer bekommt Spieler wie Robert Sighvatsson in den Griff", deutete Schneider in seiner Erklärung an bei den ausländischen Leistungsträgern als junger deutscher Trainer offenbar nicht den richtigen Respekt bekommen zu haben. "Die Mannschaft wird ihren Weg gehen, wenn man weiter auf junge hungrige Spieler setzt und Abzocker nach Hause schickt." Schneider sprach offen von fehlender Rückendeckung seitens Dotzauer, grade nach der Serie in der Rückrunde von 0:22 Punkten in Folge. "Mit der Zeit hat sich herausgestellt, dass Rainer Dotzauer und ich unterschiedliche Auffassung von mehreren Dingen haben." So habe es im sportlichen Bereich, in den Rahmenbedingungen und in der Menschenführung zuletzt häufiger Differenzen zwischen Trainer und Manager gegeben.
Schneider hat laut eigener Aussage lange überlegt, ob er den Auflösungsvertrag unterschreibt, bei dem der Trainer laut Aussage von Dotzauer auf eine Abfindung verzichtete. "Ich hätte das nicht tun müssen, aber glaube wir haben eine sehr faire Lösung gefunden, man sollte nämlich nie das Menschliche außer acht lassen", so Schneider, der sich danach mit deutlichen Worten direkt an Dotzauer wandte: "Wer Intrigen und Missgunst schürt, wird das irgendwann zurückbekommen", er selbst könne jedoch noch in den Spiegel schauen, so Schneider abschließend.
Nach seiner Rede verließ Schneider wie angekündigt wortlos den Raum, nur als Rainer Dotzauer ihm noch nachrief: "Wir sehen uns später noch", antworte Schneider: "Nein, wir sehen uns nie mehr!"
Ein klasse Bericht von handball-world.com! Hoffe, dass man in Wetzlar entlich mal aus Fehlern lernt und Dozauer in den Arsch tritt!