lawrov nimmt abschied
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Das Ende der EinsamkeitMELSUNGEN. Dass Handball-Torhüter nicht wissen, warum sie im Tor gelandet sind, ist ein weit verbreitetes Phänomen. "Auch ich wollte eigentlich Tore werfen, am liebsten aus dem Rückraum", sagt Andrej Lawrow, einer der Welt besten seiner Zunft. Schließlich ist es ein höchst undankbarer Job, sich ständig die Bälle um die Ohren fliegen zu lassen und dabei immer im Mittelpunkt zu stehen: "Als Torwart bist Du ganz allein und kannst Dir keinen Fehler erlauben, weil keiner mehr da ist, der ihn ausbügeln könnte."
Als Zehnjähriger bei einem Sichtungstraining in Krasnodar entdeckt, war er plötzlich allein, hielt ein paar Bälle, womit sein sportliches Schicksal besiegelt war. Und das vieler Schützen von internationalem Rang, die sich am dreifachen Olympiasieger und zweifachen Weltmeister die Zähne ausbeißen sollten. Nach 33 Jahren können sie aufatmen, denn mit der Partie der MSG Melsungen/Böddiger beim EHV Aue beendet Lawrow seine Karriere. "Endgültig", wie der 43-Jährige versichert, "denn besser spielen kann ich nicht mehr und schlechter spielen will ich nicht." Beständig auf einem hohen Level zu spielen gehörte zu seinem Berufsbild: "Zur Weltklasse zählst Du erst, wenn Du in jedem Spiel mindestens 33 Prozent der Bälle hältst."
Dafür musste der Russe bisweilen hart arbeiten. Etwa vor den Olympischen Spielen in Athen, wo die Nationalmannschaft seines Landes Bronze gewann. "Mein größter persönlicher Erfolg, denn ich wollte nach vier Olympia-Teilnahmen unbedingt noch mal mit dem Team eine Medaille holen," sagt Lawrow. Trotz Gold in Seoul, Sydney und Barcelona, wobei der Triumph in Spanien ebenfalls einen Ehrenplatz in seiner Trophäen-Sammlung hat.
Der Grund: Acht Monate vor dem Turnier wurde der Torwart an den Knien operiert und konnte erst im Mai`92 wieder spielen. Was ihn nicht daran hinderte, im August sein Team erneut zum Olympiasieg zu führen. Spanische Spitzenclubs wollten den damals 30-Jährigen plötzlich wieder haben, nachdem sie zuvor ihre Angebote zurückgezogen hatten. Doch Lawrow wechselte von Krasnodar zum TuS Dansenberg, "weil die immer an mich geglaubt haben und ich ihnen zu Dank verpflichtet war." Er zahlte mit dem Zweitliga-Aufstieg zurück, wobei der TuS in drei Aufstiegsspielen Melsungen das Nachsehen gab.
Zwölf Jahre später mit den "Zwischenstationen" beim französischen Pokalsieger Ivry, beim deutschen Pokalsieger Niederwürzbach und dem kroatischen Meister Zagreb schließt sich der Kreis. Ein würdiger Abschluss. "Mir hat es großen Spaß gemacht, bei der MSG zu spielen", sagt der Diplom-Sportlehrer über seinen letzten Arbeitgeber.
Sein künftiger ist kein geringerer als Wladimir Putin. "Ich habe ein Angebot in seiner Mannschaft zu arbeiten", bestätigt Lawrow, der seit fünf Jahren Kontakt zum russischen Präsidenten hat. Was ihn in Moskau erwartet, weiß er noch nicht. Doch für einen, der so lange und so meisterlich die Einsamkeit des Torhüters ertragen hat, ist das sicherlich kein Problem.
13.05.2005
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respekt vor seiner leistung. wenn lawvrov zum 7m ins tor gegangen ist, wurde die hütte immer seeehr klein.