Film ab: Fußball-Skandal im TV
Der Schiri-Wett-Skandal wird verfilmt und soll noch vor der WM 2006 im TV oder Kino laufen
NORMALERWEISE SCHAFFEN es nur Helden auf die Leinwand. Solche, die Frauenherzen betören und Leben retten. Oder Ereignisse, die eine ganze Nation bewegt haben – wie das „Wunder von Bern“.
Rund 50 Jahre später wird wieder ein Ereignis verfilmt, das in die Fußball-Analen eingehen wird. Diesmal jedoch eins, das die deutschen Fußball-Fans nicht nur bewegt, sondern auch erschüttert hat. Die Kölner Produktionsfirma „Lucas Entertainment“ will den Manipulations- und Wettskandal um korrupte Schiedsrichter wie Robert Hoyzer verfilmen. Das Drehbuch, das den Titel „Schiri im Abseits“ trägt, ist bereits fertig gestellt, und „namhaftere“ Schauspieler sind engagiert.
„Ich bin dazu animiert worden, weil ich selbst Sportler bin“, sagt Autor Lutz Schebesta, der den Film auch produzieren wird. „Als Fan fühle ich mit. Ich finde, jeder hat eine Erklärung verdient, warum man sich am Volkssport Nummer eins vergreift.“ Momentan laufen die Verhandlungen mit mehreren Fernsehsendern. Schebesta schließt jedoch nicht aus, dass der Film auch in die Kinos kommt, wenn möglich noch vor der WM 2006.
Um den Skandal so originalgetreu wie möglich zu verfilmen, sei „sehr gründlich recherchiert“ worden. So habe er zum Beispiel Schiedsrichter-Lehrgänge besucht und die Abläufe in Wettbüros unter die Lupe genommen, erzählt Schebesta. Die Persönlichkeitsrechte Hoyzers hat er sich allerdings nicht sichern lassen. Der 33-Jährige ist der Meinung, dass Kriminelle für ihre Taten nicht noch belohnt werden sollten. Aus diesem Grund wird die Geschichte nicht eins zu eins verfilmt. „Unsere Story spielt in Köln und nicht in Berlin.“ Ansonsten ist der Plot bekannt und die Abweichungen minimal: Schiri verliebt sich in Kollegin, gerät in die Fänge der Mafia und wird mehr oder weniger genötigt, Spiele zu manipulieren. Auch das Ende ist vorhersehbar: Der Protagonist steht vor der Entscheidung, ins Gefängnis zu gehen oder die Hintermänner zu verraten.
Zur Zeit führt Schebesta Gespräche mit dem DFB. „Er muss mitziehen, damit der Film möglichst authentisch wird.“ Dabei geht es vor allem um Namensrechte. „Der DFB versucht natürlich, so viel Schaden wie möglich vom Fußball abzuwenden. Das letzte Wort ist aber noch nicht gefallen.“ Die erste Klappe wird dagegen schon bald fallen. Wenn alles gut läuft in zehn Tagen.
Ebenso wie die Fans glaubt der Produzent nicht an ein Happy End im wahren Leben: „Es gibt immer noch Sportwetten“, merkt er kritisch an. „Wenn man die Lottozahlen manipulieren könnte, würde man es ja auch tun.“ Tina Bremer