Papst liegt im Sterben

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    Original von Teddy
    Krakau - Wenn man in Polen junge Leute fragt, was der Papst für sie bedeutet, kommt häufig die kurze Antwort: "Alles." Hakt man nach, kommt meist nicht viel mehr. Fragt man sie, warum sie zu den Totenmessen gehen und stundenlang den Rosenkranz oder den Kreuzweg beten, so bekommt man zu hören: "Weil wir ihn lieben." Was sie an ihm lieben, darüber sagen sie nicht viel.

    Ihnen geht es wie vielen Polen. Sie glaubten ihm, ohne seine Lehre zu kennen. Sie verehrten ihn, ohne seine Moral zu befolgen. Sie applaudierten ihm, hatten jedoch Sex vor der Ehe und die Antibabypille in der Tasche. Sie waren fasziniert, ohne wirklich Gründe nennen zu können. "Wir beklatschten ein Bild, ohne seine Worte ernst zu nehmen", schrieb die junge polnische Autorin Dorota Maslowska, 22, ("Schneeweiß und Russenrot") in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

    Der klassische Führerkult eben. Das zeigt doch, dass die Menschheit nicht allzu viel aus der Vergangenheit gerlernt hat und - wie ich oben weiter schon mal sagte - "geil auf Führer" aller Art ist und ihnen jederzeit wieder verfallen würde, wenn die Gelegenheit günstig ist.

    Anders sind auch die Einschaltquoten bei Hochzeiten irgendwelcher Könige oder Prinzen nicht zu verstehen. Nicht hinterfragen, nur auf Glanz, Glämmer und Fassaden schauen! Ich finde das schon seit langer Zeit beängstigend!

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    Original von Teddy


    aus: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,349829,00.html

    Vielleicht kann ja mal der eine oder andere Jugendliche, der hier gesagt hat, dass der Papst viel für die Jugend getan hat, dazu etwas mehr sagen ... würde mich schon mal interessieren.

    Magnus: Wir diskutieren hier doch viele Dinge, die nichts mit Handball zu tun haben - sei es Whisky, Bier oder Chauvinismus ... warum nicht auch den Papst?

    Na gut, in Polen hat der Papst natürlich den patriotischen Bonus. Der Papst als Popstar.

    Mich würde aber auch mal interessieren, was er für die Jugend getan haben soll. Mir fällt da höchstens ein, was er nicht getan hat. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

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    Original von Tester
    Die unabhängigen Medien gelten ja gemeinhin als wichtiger Bestandteil der Demokratie. Da stellt sich die Frage, ob entweder dieser Begiff von Demokratie überarbeitet werden muß, oder ob unsere offiziell demokratischen Staaten sich in diesem Punkt wirklich überhaupt noch demokratisch nennen dürfen. Sind solche Sender wie Fox in Amerika (der ältesten Demokratie) wirklich viel besser als das iranische Staatsfernsehen?

    Ein wahres Wort! Unsere Gebühren finanzierten ÖR-Sender stoßen hier in das gleiche Horn. Es gibt tausende von Journalisten, die das Leben des Papstes, sei es auch nur in einem Kurzbeitrag, gerne kritisch beleuchtet hätten. Aber das letztlich staatlich kontrollierte Fernsehen hat sie nicht gelassen. Das nenne ich Zensur in einem Staat, der die Pressefreiheit im Grundgesetz festgeschrieben hat und in dem weitaus mehr Leute wohnen, denen der Papst quer am A... vorbeigeht als es Leute gibt, die ihn wie auch immer für wichtig halten. Undemokratischer geht es nicht.

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    Original von Tester
    Mich würde aber auch mal interessieren, was er für die Jugend getan haben soll. Mir fällt da höchstens ein, was er nicht getan hat. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

    Der Papst hat durch seine Lehren dafür gesorgt, dass es vor allem im HIV-verseuchten Afrika immer mehr Jugend gibt. Wenn auch statistisch gesehen nicht allzu lange...

    Es geht doch nur - und das ist die Tradition des Vatikans - um Machterhaltung, indem man das Volk dumm hält. Und um schöde Kohle! Wie im Mittelalter!

    Im Rahmen der unerträglichen Toter-Papst-Berichterstattung musste ich gestern doch ein wenig blasphemisch schmunzeln. Auf N-TV sah ich, dass es in Italien ein Wettbüro gibt, welches Wetten auf die Papst-Nachfolge annimmt. Papst-Toto sozusagen.
    Auf Platz 1 der italienische Kandidat, auf Platz 2 ein Nigerianer (Namen habe ich mir beide nicht gemerkt), auf Platz 4 "unser" Ratzinger....

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    Original von Olaf
    Liebe Trauergemeinde, dass diese Spezialsender 24 Stunden live und in Farbe vom Siechtum über den Tod bis zur Aufbahrung berichten, ist doch in Ordnung. Für sowas gibt es diese Sender. ARD und ZDF brauchen das nicht, aber da selbst Hochzeiten alternder Herrschaften live übertragen werden, kann man sicherlich auch eine Liveübertragung der Beerdigung des Papstes verkraften.

    Normalerweise hält man sich bei der Grabrede ja zurück, wenn es um kritische Töne geht. Bei derart exponierten Persönlichkeiten darf man aber gerne auch auf die Schattenseiten blicken. Das fehlt in der Tat ein wenig bei unseren Medien.

    Ich bin kein Katholik und kann mit diesem ganzen Pomp nix anfangen, da lobe ich mir meine bescheidene evangelische Kirche um die Ecke. Die Eroberung Roms durch die Trauergemeinde ist mit normaölen Maßstäben nicht zu erklären, aber das ist die 2000-jährige Geschichte der Religion ja auch nicht.

    Olaf, du sprichst mir aus der Seele!
    Wer das nicht sehen will, der braucht diese Sender halt einfach nicht einzuschalten!

    Gemeinsam sind wir stark!

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    Original von InesK

    Olaf, du sprichst mir aus der Seele!
    Wer das nicht sehen will, der braucht diese Sender halt einfach nicht einzuschalten!

    Das Standardargument für schlechtes Programm. Kann ich nicht unterschreiben. Wenn auf der Hälfte der von mir empfangenen Sender die gleiche kritiklose Dauerpapsthuldigungssuppe angerührt wird, nervt das schon gewaltig! Habe mir schon fast das Daumengelenk ausgekugelt vom ständigen Wegschalten. ;)

    Phunky: Es wird doch auf alles gewettet heutzutage. Also warum nicht auch auf den Papst? Ich weiss allerdings nicht auf wen ich setzen würde. ;)

    Hier nochmal ein Link zum Thema einseitige Berichterstattung:
    http://www.bildblog.de/?p=527

    Gruß Jan

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    Original von Waldorf

    Der Papst hat durch seine Lehren dafür gesorgt, dass es vor allem im HIV-verseuchten Afrika immer mehr Jugend gibt. Wenn auch statistisch gesehen nicht allzu lange...

    Es geht doch nur - und das ist die Tradition des Vatikans - um Machterhaltung, indem man das Volk dumm hält. Und um schöde Kohle! Wie im Mittelalter!


    Genau, hätte auch aus meiner Feder kommen können!!!

    Denke auch, das wenn man das Gute und Schlechte, was dieser (schon immer) alte Mann bewirkt hat, gegeneinander halten würde, das er dann gar nicht zu gut abschneiden würde wie in dieser Lobhudelei der Medien!!!

    Wieso hat der Papst bzw. der Vatikan noch so eine Macht, in einer Zeit, in der wir Atome spalten, und Sonden durchs All schicken.
    Selbst junge und intelligente Menschen scheinen diesen Führerkult zu brauchen!?!

    Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen! ( Helmut Schmidt)


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    Original von Magnus
    Wieso hat der Papst bzw. der Vatikan noch so eine Macht, in einer Zeit, in der wir Atome spalten, und Sonden durchs All schicken.

    Weil der Vatikan der wohl reichste "Staat" der Erde ist! Allein der weltweite Immobilienbesitz geht in die Billionen. Und Geld ist Macht! Wenn der Vatikan über Jahrhunderte eines gelernt hat, ist es Macht einzusetzen und überall die Finger drinzuhaben.

    Zitat

    Original von Waldorf
    Weil der Vatikan der wohl reichste "Staat" der Erde ist! Allein der weltweite Immobilienbesitz geht in die Billionen. Und Geld ist Macht! Wenn der Vatikan über Jahrhunderte eines gelernt hat, ist es Macht einzusetzen und überall die Finger drinzuhaben.

    Und das schöne daran, fast alles davon ist geklaut.

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    Original von Phunky
    Und das schöne daran, fast alles davon ist geklaut.

    Aber clever ist das! Die reichste "Firma" der Welt bekommt noch freiwillig Spenden und Steuern von einer Millarde Menschen! Hut ab! Eigentlich gehört der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaft jährlich dem Vatikan verliehen!

    Allein der Schachzug, einen Polen auf den Thron zu hieven, um zu helfen, den gottlosen Kommunismus zu beseitigen und damit neue Märkte zu erschließen, ist aller Ehren wert.

    Mal sehen, wo die Wahlmänner jetzt den größten schlafenden Markt sehen. Vielleicht wird ja ein Chinese neuer Papst. :lol: Oder einer, der mit der Drogenmafia in Kolumbien gut kann...

    ohoh, Helge, lass das man hier nicht die Bildzeitung lesen. Wenn ich mir den bildblog so durchlese, paßt Du genau in die Zielgruppe für den Verlierer des Tages.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

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    Original von Tester

    Na gut, in Polen hat der Papst natürlich den patriotischen Bonus. Der Papst als Popstar.

    Mich würde aber auch mal interessieren, was er für die Jugend getan haben soll. Mir fällt da höchstens ein, was er nicht getan hat. Aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren.


    Ich meine mich zu erinnern, mal nen Bericht gesehen zu haben (fragt mich aber nicht wann und wo) in dem versucht wurde, die Popularität des Papstes bei den Jugendlichen (und nicht nur bei denen in den "Entwicklungsländern", sondern besonders auch in den "reichen" Ländern) zu erklären.
    Ergebnis: Eigentlich niemand konnte sich mit seinen Moralvorstellungen etc. identifizieren, was aber alle bewundert haben und gut fanden war seine Standfestigkeit bei diesem Thema.
    Da inzwischen von kaum irgendwo noch Grenzen gesetzt werden ist eine Orientierung schwierig - und genau hier wurde es als wohltuend empfunden, auch mal einen "Reibungspunkt" oder eine kritische Meinung zu dem Thema präsentiert zu bekommen, die sich vor allem über viele Jahre nicht geändert hat (und nicht wie bei Meinungen von Politikern sich nach jeder Meinungsumfrage um 180Grad gedreht hat).

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    Original von Sepp
    Der unvergleiche Wiglaf Droste zum Thema:

    http://www.taz.de/pt/2005/04/05/a0249.nf/text

    Und noch einmal - diesmal von Mathias Bröckers:

    http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19833/1.html

    Dem ist nichts hinzuzufügen ...


    Absolut lesenswerte Kommentare, besonders der in der TAZ!!

    Scheint mal wieder so zu sein, das die TAZ sich "gott sein Dank" auch nicht von dieser Massenhypnose anstecken läßt!!!

    Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen! ( Helmut Schmidt)