Papst liegt im Sterben

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    Original von Tester
    Sicherlich hat der Mann nicht nur Mist gebaut. Ich bin jedoch leider der Meinung, daß, wenn man Bilanz zieht, das Negative überwiegt.

    Was da überwiegt, will ich gar nicht beurteilen.

    Mich nervt einfach nur unendlich, dass die vielen Schattenseiten in den angeblich unabhängigen Medien nicht einmal ansatzweise angerissen wurden und dieser Mensch selbst von ansonsten kritischen Medien glorifiziert wurde. Das nenne ich Propaganda! Reinste Propaganda in Deutschland, in dem es eigentlich nie wieder gesteuerte Propaganda geben sollte. Das macht mich sehr sehr nachdenklich!

    Einzig die taz provozierte mit dem Titel "Kommt der Papst in den Himmel?"

  • Aus meiner Sicht ist das was mit dem sterbenden alten Mann und auch hinterher mit seiner Leiche gemacht wurde, schlicht wiederlich. Man muss sich nur mal ansehen, wie die "gläubigen" Romtouristen in der Kapelle die Leiche eines alten Mannes mit Ihren Handykameras fotografieren... ein absolut entwürdigendes Schauspiel, auch wenn der Tote im Leben kein guter Mensch war.

    Wenn es also einen Himmel geben sollte und die Zulassungsbedingungen die wären, die uns so immer vermittelt wurden, als wir noch klein waren, dann käme Prof. Dr.Dr. Wojtyla sicher nicht da rein.

    Seine sehr seltsame Auffassung der Grundwerte des Jehoschua von Nazareth, (lat. Jesus, der ja rechts vom Herrn sitzt) würden dies verhindern.

    Nächstenliebe : Es ist nicht sehr lieb, dem Nächsten nahezulegen, dass er sich nicht vor tödlichen und hochansteckenden Krankheiten (wie AIDS, Syphillis, etc.) und sozialem Elend (durch Überbevölkerung) schützen soll.

    Toleranz : Prof.Dr.Dr.Wojtyla bestärkte die Katholiken zum Beispiel darin, Homosexualität als Widernatürliches Übel zu verdammen und Homosexuelle dementsprechend aus ihrer Gemeinschaft auszuschliessen (Es sei denn, der Schwule ist selbst Priester und seine Sexualpartner sind jünger als 15 - ist Michael Jackson eigentlich Katholik ??). Aber auch viele andere Randgruppen oder Linienabweichler werden vom heiligen Stuhl heute noch als suspekt angesehen. Die Scheiterhaufen der Inquisition brennen in den Köpfen vieler Katholiken heute noch und Wojtyla hat das Feuer eher noch angefacht als es zu löschen versucht (wie zum Beispiel sein Vor-Vor-Vorgänger Johannes XXIII.).

    Gleichberechtigung : Jesus höchstselbst traute den Frauen etwas zu. Wer war die erste Person, der der Auferstandene Jesus erschienen ist ? Na? Richtig : Maria Magdalena, die Ex-Hure, die er in den Kreis seiner Jünger aufnahm und die bereits seit dem 2.Jh. als Apostel(in) von der Kirche behuldigt wird. Prof.Dr.Dr. Wojtyla war dagegen eher der Ansicht, dass Frauen nur Gebärmaschinen (siehe seine Haltung zur Geburtenkontrolle) ohne zuzuerkennenden eignen Willen (Abtreibungsfrage) sind, die auch im Gemeindeleben der Katholiken nur die Rolle der Kuchentante zu spielen haben (Abhlehnung der Anerkennung weiblicher Würdenträger innerhalb der RKK).

    So, was hat er dann alles gutes getan ? Soll ja auch ein bischen was sein.

    Beitrag zur Überwindung des Sozialismus in Europa :
    Nun ja. Als Bischof und Kardinal in Krakau - also als Bürger Polens - war Prof.Dr.Dr.Wojtyla eher ein stiller Vertreter des Wiederstandes. Erst in seiner Rolle als Oberhaupt und Regierungschef eines fremden Staates (!) - und somit auch nicht mehr als Bürger Polens, sondern in einer für das polnische Regime unangreifbaren politischen Position im Ausland - begab er sich in offene Opposition zum Regime seines Herkunftslandes. Das wiederum ist nicht unbedingt etwas besonderes, viele seiner zeitgenössischen Amtskollegen waren schon lange offen Gegner der Sozialistischen Regimes (Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Jimmy Carter, Rambo Reagan, Maggie Thatcher... alles Antikommunisten, keiner davon heilig).
    Der Beitrag war wohl eher symbolischer Natur und mag für die Moral der Wiederständler in Polen eine wichtige Rolle gespielt haben, die ausschlaggebende Persönlichkeit für den Fall des Ostblocks war nicht Karol Wojtylla, sondern Michail Gorbatschow.

    Förderung des Dialogs zwischen den Religionen :
    Man hätte sich mal lieber um einen Dialog mit Frauen oder AIDS-Waisen kümmern sollen, als sich mit den anderen Betonköpfen, deren Philosophie genau die gleiche menschenverachtende Scheiße enthält wie die des Katholizismus, einen Tee zu trinken und dazu nett in die Kamera zu lächeln. Ich habe ausserdem nie ein Wort der Mahnung oder des Bedauerns aus dem Munde des Herrn Wojtyla gehört, als nach dem 11.9.2001 die weltweite Hetzjagd auf Muslime begann, die bis heute andauert.

    Schuldeingeständis der Kirche zu den Vorgängen im Krieg (Mea Culpa) :
    Hätte er sich auch schenken können, 55 Jahre danach wusste sowieso jeder, dass auch Katholiken und die Institution der Katholischen Kirche genauso Dreck am Stecken hatte wie viele andere, die in dieser Zeit in Mitteleuropa Funktionsträger waren. Zudem war das Ganze auch noch so formuliert, dass nun wirklich niemand sich angesprochen fühlen musste.

    Fazit : Es wurde Zeit, dass er endlich weg ist. Für die Welt wäre es sowieso besser, man würde an der Stelle des Vatikan einen Stadtpark erinrichten und aufhören, schon Kleinstkindern Wundermärchen vom lieben Onkel Jesus zu erzählen. Trotzdem ist die Position zu wichtig um sie zu ignorieren, also wäre es sehr schön, wenn mal jemand auf den Trohn käme, der die Kirche wirklich von innen aufräumt.

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    Original von Waldorf
    Mich nervt einfach nur unendlich, dass die vielen Schattenseiten in den angeblich unabhängigen Medien nicht einmal ansatzweise angerissen wurden und dieser Mensch selbst von ansonsten kritischen Medien glorifiziert wurde. Das nenne ich Propaganda! Reinste Propaganda in Deutschland, in dem es eigentlich nie wieder gesteuerte Propaganda geben sollte. Das macht mich sehr sehr nachdenklich!
    [...]

    Mich auch. Es fiel ja auch schon bei dem ein oder anderen Kriegseinsatz auf (Bosnien, Kosovo), dass kritische Anmerkungen nicht erlaubt waren. Mich stimmt es deshalb nachdenklich, weil meines Erachtens der kritische und unabhängige Journalismus eine der größten kulturellen Erungenschaften des freien Europas ist.
    Und dies gibt man preis und zu allem Übel auch noch vollkommen ohne Not.

    • Offizieller Beitrag

    Das geht ja schon so weit, dass der geneigten Leserschaft selbst die Rituale der Beisetzung nicht zugemutet werden.

    Ein Kollege von mir - er arbeitet bei eine großen Zeitung, die sich stets als unabhängig würdigt und aufgrund des Verbreitungsgebiets eher protestantischer Prägung ist - sollte in einem Artikel darlegen, wie die Einbalsamierung des Leichnams vonstatten geht.

    Er recherchierte stundenlang akribisch, rief Hinz und Kunz an und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass die Leiche aufgehängt und an verschiedenen Stellen aufgeschnitten wird, so dass sie restlos ausbluten kann. Danach wird eine Flüssigkeit eingespritzt, die die Verwesung verhindert.

    Der Chefredakteur zensierte. Man verzichtete darauf, darzulegen, was Einbalsamierung bedeutet. Die katholische Leserschaft könnte angesichts dieser schrecklichen Details Abos kündigen, so das Argument. Als ob die Zeitung für die uralten Betattungspraktiken verantwortlich wäre...

    • Offizieller Beitrag
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    Original von Waldorf
    Er recherchierte stundenlang akribisch, rief Hinz und Kunz an und kam schließlich zu dem Ergebnis, dass die Leiche aufgehängt und an verschiedenen Stellen aufgeschnitten wird, so dass sie restlos ausbluten kann. Danach wird eine Flüssigkeit eingespritzt, die die Verwesung verhindert.

    Darüber kann man sich auch in anderen großen Online-Medien gut informieren :D - die haben scheinbar keine katholisches Leserschaft, auf die man Rücksicht nehmen muss :D

    http://www.n-tv.de/355426.html beschreibt die Geschichte des Einbalsamierens.

    http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,349778,00.html beschreibt, wie es bei den Päpsten geht/ ging.

    Zitat


    Das Verfahren sei im Wesentlichen dasselbe wie vor Jahrzehnten, nur dass die Pumpen heute stärker seien: "Man öffnet die Arterien am Hals und in der Schenkelbeuge, zieht das Blut hinaus und injiziert gleichzeitig über die Venen eine präparierende Flüssigkeit, eine 15-prozentige Formalinlösung."

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    Original von Waldorf

    Was da überwiegt, will ich gar nicht beurteilen.

    Mich nervt einfach nur unendlich, dass die vielen Schattenseiten in den angeblich unabhängigen Medien nicht einmal ansatzweise angerissen wurden und dieser Mensch selbst von ansonsten kritischen Medien glorifiziert wurde. Das nenne ich Propaganda! Reinste Propaganda in Deutschland, in dem es eigentlich nie wieder gesteuerte Propaganda geben sollte. Das macht mich sehr sehr nachdenklich!

    Einzig die taz provozierte mit dem Titel "Kommt der Papst in den Himmel?"

    Oh ja, das ist wirklich eine Zumutung. Ich habe in den letzten Tagen deshalb fast jeden Bericht zum Thema Papst gleich weggedrückt.

    Man sollte auch nicht vergessen, daß der Papst als Mensch wie jeder andere auf die Welt kommt. Nur weil er sich dann an die Spitze der katholischen Kirche hochgearbeitet hat, wird er plötzlich heilig, unangreifbar, ja sogar unfehlbar. Der Papst ist nichts weiter als ein Mensch, daran ändert auch die Tatsache nichts, daß er auf dem Thron der Mafia Gottes sitzt. Folglich muß seine Arbeit bzw. er selbst als Person der Öffentlichkeit auch nach den selben Maßstäben wie z.B. ein Politiker beurteilt werden.

    Ist zwar ein anderes Thema, aber prinzipiell stellt es das gleiche Problem dar: Nach dem 11.09.01 wurde seitens unserer Volkszertreter die bedingungslose Soldarität mit Amerika ausgerufen, wodurch die USA ebenfalls einen Status der Unangreifbarkeit erhielten. Hat man es gewagt, sie dennoch zu kritisieren, wurde man sogleich mit dem Etikett "antiamerikanisch" versehen. Genauso gilt man als Kritiker des Vatikan schnell als religionsfeindlich.

    Zum Thema Präparation des Leichnams: Der Papst als Schlachtplatte und das Herz geht nach Polen. Das wirkt schon ziemlich makaber! :/:

    Einmal editiert, zuletzt von Tester (6. April 2005 um 12:29)

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    Original von Waldorf

    :pillepalle: Wo leben wir eigentlich?

    Was ist daran denn schlimm ? Jeder muslimische Schüler bekommt schulfrei, wenn sie einen Feiertag in ihrer Religion haben. Wenn denen das gestattet ist, jawohl auch denen die jetzt als Katholiken um ihren Papst trauern und wenn sie wirklich nach Rom fliegen, ist das für mich nichts was in irgendeiner Form verwerflich wäre, wenn sie dafür frei bekommen.

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    Original von Waldorf

    Irgendwie erinnern mich Art und Umfang der Berichterstattung über den Papst an den Führerkult des "Tausendjährigen Reiches". Mir schaudert!

    Man kann es auch dramatisieren ...

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    Original von Jenny
    Was ist daran denn schlimm ? Jeder muslimische Schüler bekommt schulfrei, wenn sie einen Feiertag in ihrer Religion haben. Wenn denen das gestattet ist, jawohl auch denen die jetzt als Katholiken um ihren Papst trauern und wenn sie wirklich nach Rom fliegen, ist das für mich nichts was in irgendeiner Form verwerflich wäre, wenn sie dafür frei bekommen.

    Weil es in Deutschland eigentlich eine strikte Trennung von Kirche und Staat geben sollte! Wenn es sich um Schule ausschließlich katholischer Trägerschaft handelt, ist es was anderes. Aber dem Direktor einer staatlichen Schule, der für das Betrauern des Papstes frei gibt, gehört m.E. ein Disziplinarverfahren an den Hals gehängt!

    Wo ist die Grenze? Gibt es frei wenn Leute wie Gorbatschov, die der Welt wirklich Frieden gebracht und nicht nur davon geredet haben, den Löffel abgeben?

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    Original von Jenny
    Jeder muslimische Schüler bekommt schulfrei, wenn sie einen Feiertag in ihrer Religion haben.

    Stimmt - und jeder katholische Schüler zB in Niedersachsen an einem katholischen Feiertag, der in Niedersachsen nicht allgemeiner Feiertag ist.

    Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass der Tag nach dem Tod des Papstes zum katholischen Feiertag erklärt wurde - aber vielleicht habe ich das nur übersehen.

  • Ich halte auch nich viel von den ganzen Berichterstattung und bekomme das :kotzen:, wenn ich sehe ,wie hier schon gesagt wurde, die Leute "geil" darauf sind Fotos von einem Toten zu machen und sich diese am besten hinterher noch ins Wohnzimmer hängen oder so aber ich hab auch schon Sendungen gesehen, die kritisch hinterfragen warum vor allem so viele Jugendliche diesen Papst anscheinend so verehren ...

  • Liebe Trauergemeinde, dass diese Spezialsender 24 Stunden live und in Farbe vom Siechtum über den Tod bis zur Aufbahrung berichten, ist doch in Ordnung. Für sowas gibt es diese Sender. ARD und ZDF brauchen das nicht, aber da selbst Hochzeiten alternder Herrschaften live übertragen werden, kann man sicherlich auch eine Liveübertragung der Beerdigung des Papstes verkraften.

    Normalerweise hält man sich bei der Grabrede ja zurück, wenn es um kritische Töne geht. Bei derart exponierten Persönlichkeiten darf man aber gerne auch auf die Schattenseiten blicken. Das fehlt in der Tat ein wenig bei unseren Medien.

    Ich bin kein Katholik und kann mit diesem ganzen Pomp nix anfangen, da lobe ich mir meine bescheidene evangelische Kirche um die Ecke. Die Eroberung Roms durch die Trauergemeinde ist mit normaölen Maßstäben nicht zu erklären, aber das ist die 2000-jährige Geschichte der Religion ja auch nicht.

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)

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    Original von Jenny
    aber ich hab auch schon Sendungen gesehen, die kritisch hinterfragen warum vor allem so viele Jugendliche diesen Papst anscheinend so verehren ...

    Da ich die Sendungen nicht gesehen habe und ich das Phänomen nicht verstehe, und auch hier in dem Thread auf Nachfrage, was denn der Papst so viel für "die Jugend" getan habe, nicht weiter geantwortet wird ... haben die Sendungen denn etwas herausbekommen, warum "die Jugend" ihn so verehrt?

    • Offizieller Beitrag

    Und eben dieser Kult wird von den Medien forciert. Mir wird schon ganz übel, wenn ich daran denke, dass mit Sicherheit noch tausend Sondersendungen zur Beisetzung folgen werden.

    Es ist ein Mensch gestorben, der zweifelsohne eine wichtige Person der Zeitgeschichte war und Menschen bewegt hat.

    Aber es ist ein Mensch gestorben, kein göttliches unfehlbares Wesen, das in seinem Leben ausschließlich Gutes getan hat und niemals einen Fehler begangen hat. Das kam zumindest am Samstag, Sonntag und Montag in keinem Medium rüber. Mich erinnerte das an die "Gleichschaltung" im dritten Reich. Glorifizierung eines Menschen zum gottgleichen Wesen und Zensur! Und das in Deutschland! Bah!

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    Original von Steini
    Natürlich ist es nie schön, wenn jemand stirbt. Aber mich hat sein Tod nicht sonderlich getroffen, weil der Papst ein Mensch wie jeder andere für mich war.


    Wie schön, zu ersten Mal bin ich mit einem SG Fan auf einer Linie!
    Steni, ich kann Dir uneingeschränkt zustimmen!!!

    Auch die Beiträge von Waldorf zu diesem Thread kann ich nur unterstützen.

    Allerdings Frage ich mich auch, was so ein Thema hier in einem Handballforum verloren hat???!!!! ?(

    Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen! ( Helmut Schmidt)


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    Original von Magnus
    Allerdings Frage ich mich auch, was so ein Thema hier in einem Handballforum verloren hat???!!!! ?(

    Das Schöne an der HE ist ja, dass sie kein reines Handballforum ist. Man kann hier sehr gut auch über andere Themen diskutieren, wovon glücklicherweise auch rege Gebrauch gemacht wird. Das Thema steht nicht von ungefähr in "Off-Topic"!

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    Krakau - Wenn man in Polen junge Leute fragt, was der Papst für sie bedeutet, kommt häufig die kurze Antwort: "Alles." Hakt man nach, kommt meist nicht viel mehr. Fragt man sie, warum sie zu den Totenmessen gehen und stundenlang den Rosenkranz oder den Kreuzweg beten, so bekommt man zu hören: "Weil wir ihn lieben." Was sie an ihm lieben, darüber sagen sie nicht viel.

    Ihnen geht es wie vielen Polen. Sie glaubten ihm, ohne seine Lehre zu kennen. Sie verehrten ihn, ohne seine Moral zu befolgen. Sie applaudierten ihm, hatten jedoch Sex vor der Ehe und die Antibabypille in der Tasche. Sie waren fasziniert, ohne wirklich Gründe nennen zu können. "Wir beklatschten ein Bild, ohne seine Worte ernst zu nehmen", schrieb die junge polnische Autorin Dorota Maslowska, 22, ("Schneeweiß und Russenrot") in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".


    aus: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,349829,00.html

    Vielleicht kann ja mal der eine oder andere Jugendliche, der hier gesagt hat, dass der Papst viel für die Jugend getan hat, dazu etwas mehr sagen ... würde mich schon mal interessieren.

    Magnus: Wir diskutieren hier doch viele Dinge, die nichts mit Handball zu tun haben - sei es Whisky, Bier oder Chauvinismus ... warum nicht auch den Papst?

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    Original von Waldorf
    Und eben dieser Kult wird von den Medien forciert. Mir wird schon ganz übel, wenn ich daran denke, dass mit Sicherheit noch tausend Sondersendungen zur Beisetzung folgen werden.

    Es ist ein Mensch gestorben, der zweifelsohne eine wichtige Person der Zeitgeschichte war und Menschen bewegt hat.

    Aber es ist ein Mensch gestorben, kein göttliches unfehlbares Wesen, das in seinem Leben ausschließlich Gutes getan hat und niemals einen Fehler begangen hat. Das kam zumindest am Samstag, Sonntag und Montag in keinem Medium rüber. Mich erinnerte das an die "Gleichschaltung" im dritten Reich. Glorifizierung eines Menschen zum gottgleichen Wesen und Zensur! Und das in Deutschland! Bah!

    Aber ein Wesen, das mit dem von einer breiten Öffentlichkeit sowie anscheinend bedauerlicherweise auch den (un)abhängigen Medien akzeptierten Anspruch ausgestattet ist, unfehlbar zu sein. Auch wenn er sich diesen Status nicht selbst auferlegt hat, dieser hat schließlich Tradition. Allgemein bekomme ich Bauchschmerzen, wenn Menschen (auch politische Führer, nicht nur religiöse) derart vergöttert werden.

    Die unabhängigen Medien gelten ja gemeinhin als wichtiger Bestandteil der Demokratie. Da stellt sich die Frage, ob entweder dieser Begiff von Demokratie überarbeitet werden muß, oder ob unsere offiziell demokratischen Staaten sich in diesem Punkt wirklich überhaupt noch demokratisch nennen dürfen. Sind solche Sender wie Fox in Amerika (der ältesten Demokratie) wirklich viel besser als das iranische Staatsfernsehen?

    Noch was, bekommt denn ein Anhänger des tibetischen Buddhismus schulfrei, wenn der Dalai Lama das Zeitliche segnet? ?(