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Farbenfrohes Spiel - SG lässt Füchse Berlin mit 18:26 Toren in ihrem Bau verreckenKaum wieder zu erkennen, präsentierte sich die SG nur 72 Stunden nach der 24:26-Heimpleite gegen Emsdetten. Vor allem nach dem Seitenwechsel machten Keeper Marcel Leclaire und seine Vorderleute gegen die Füchse hinten dicht. Sowohl Abwehrarbeit, als auch kämpferischer Leistung verlieh ein sichtlich zufriedener SG-Coach Heino Kirchhoff das Prädikat "par excellence". Gerade einmal sechs Feldtreffer konnten die im Hinspiel (24:21) noch siegreichen Berliner im SG-Gehäuse unterbringen. Zu wenig, um die Solinger "Krabbel-Gruppe" – nach Rainer Hantuschs zumindest fragwürdigen Disqualifikation betrug das Durchschnittsalter der sechs SG-Angreifer gerade einmal 23 Jahre - ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.
"Von Beginn an das schnelle Paßspiel der Füchse unterbinden", hatte Kirchhoff seinen noch aufrechten acht Feldspielern in den wenigen verbleibenden Trainingseinheiten vor der Partie versucht einzubläuen, "dann haben wir gegen Berlin vielleicht eine Chance." Gegen Emsdetten war die SG noch Opfer ihrer zu offensiven Deckungsformation geworden, gegen die Reinickendorfer sollte aus diesen Fehlern die Konsequenzen gezogen werden. Und dies gelang in recht eindrucksvoller Manier – mit einem überrgenden Zerstörer Mathias Fuchs auf der Deckungsspitze. Vor allem nach dem Seitenwechsel ließen die Hausherren den Tabellenelften förmlich in seinem Fuchsbau verrecken. Doch die Schlüsselszene der Begegnung ereignete sich bereits nach einer Viertelstunde.
Hantusch setzt Füchse-Keeper Carsten Ohle außer Gefecht
Ob mit Absicht oder nicht – die Meinungen klafften weit auseinander. Kirchhoff hielt die Disqualifikation seines bis dahin besten Werfers (drei der ersten vier Treffer) Rainer Hantusch zumindest für "fragwürdig". Die Schiedsrichter jedenfalls unterstellten Absicht und quittierten die Aktion mit Rot. Fakt war: Der Solinger hatte Berlins Torsteher beim Siebenmeter am Kopf erwischt und diesen damit außer Gefecht gesetzt. Und zwar für den Rest des Spieles. "Nach dem Treffer war Carsten völlig weg", berichtete Füchse-Trainer Georgi Swiridenko später, gab aber gleichzeitig Entwarnung, "jetzt geht es ihm schon besser".
Sowohl Swiridenko als auch Kirchhoff waren fortan zum Handeln gezwungen. Youngster Fabian Düllberg rückte für den ausgeschiedenen Hantusch auf die halblinke "Königsposition", Berlins Patrick Ziebert für den ausgeknockten Ohle zwischen die Pfosten. Wenn man so will ein Duell, das das 19-jährige SG-Eigengewächs in der Folge klar zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Mit einem Doppelpack stellte Düllberg binnen 60 Sekunden den Gleichstand nach 4:6-Rückstand (16.) wieder her und sorgte nach dem Pausentee für den ersten Zwei- (11:9.) und Vier-Tore-(14:10) Vorsprung.
Und noch eine Umstellung sollte sich als goldrichtig entpuppen: Gerrie Eylers hatte bei den ersten Würfen der Gäste wenig Fortune, der bereits in der 16. Minute für ihn eingewechselte Leclaire steigerte sich zwischen den SG-Pfosten beinahe minütlich. Am Ende standen für den Chemiekanten 16 teilweise spektakuläre Paraden zu Buche.Schiedsrichter unter Zugzwang
Der Gäste-Coach machte die derbe Niederlage unter anderem an den Schiedsrichtern fest. "Eine solch schwache Angriffsleistung meiner Mannschaft habe ich in dieser Saison noch nicht gesehen", gab Swiridenko nach der Begegnung zwar zu, suchte aber auch gleichzeitig nach einer Entschuldigung, "wir waren ja auch permanent in Unterzahl. Bei einem Zeitstrafenverhältnis von 4:20 Minuten hatten wir keine Chance hier zu gewinnen." Durch die vielleicht überharte Disqualifikation von Hantusch hatten die Unparteiischen sich aber selbst unter Zugzwang gesetzt. Folgerichtig musste Jörg Hok's Griff in den Wurfarm des in Halbzeit zwei bärenstarken SG-Kapitän Seppl Hinze (36.) ebenfalls mit Rot quittiert werden. So auch weitere unsaubere Aktionen gegen extrem zielstrebige Solinger mit vertretbaren Zeitstrafen. Und die doppelte Zeitstrafe (2 + 2) nach wiederholten Reklamieren (59.) durfte sich Berlins Jonathan Rivera auch auf die eigenen (undisziplinierte) Fahnen schreiben.A propos Zielstrebigkeit: Als Düllberg in der 43. Minute nach einem gelungenen Anspiel an Vollstrecker Hinze (16:12) ebenfalls verletzt pausieren musste, stand die SG auf einmal ohne echten Rückraumlinken da. Dirk van Walsem machte jedoch aus dieser Not eine Tugend. Dreimal visierte der designierte Abwehrspezialist das Berliner Gehäuse an, dreimal schlug der Ball im Netz ein. "Dafür konnte Dirk sich auch zwei Jahre lang ausruhen" unkte sein Übungsleiter, freute sich neben van Walsems auch über das "neu gewonnene Selbstvertrauen eines Carsten Lange." Der offenbarte zwar vom Punkt ein wenig "Flattern", setzte aber mit den Treffern zum 18:12 (46.) und 21:13 (50.) vorentscheidende Duftmarken.
Ein Haar in der Suppe fand Kirchhoff im trotz - oder gerade wegen - der widrigen Umstände beinahe sensationell deutlichen Erfolg: Im jugendlichen Übermut einiger Akteure, namentlich der Herren Hinze und Fuchs. Die wollten dem Ganzen schon sechs Minuten vor Ende (23:15) per Kempa-Trick das Sahnehäubchen aufsetzen. Doch stand eines Torerfolges zog sich Fuchs beim missglückten Versuch, besser der anschließend unsanften Landung, einen stark blutenden Cut neben dem rechten Auge zu. "Bei so einem Spielstand und unserer ohnehin dünnen Personaldecke eine absolut überflüssige Aktion" wetterte Kirchhoff. "Aber bis Mittwoch ist das hoffentlich wieder in Ordnung", warnt der Coach schon im gleichen Atemzug vor dem nächsten Heimspiel in bereits 96 Stunden. "Unterschätzt mir Varel bloß niemand, die haben ziemlich lange Kerls im Rückraum, vier Linkshänder und einen ziemlich abgezockten Spielertrainer. Da müssen wir erneut alle Kräfte bündeln."
Die Statistik:
SG Solingen – Füchse Berlin 26:18 (10:9)
SG Solingen: Leclaire (ab 16.), Eylers; Fuchs (1), van Walsem (3), Schumacher, Hinze (5), Borschka (1), Lange (4/1), Deppisch (3), Hantusch (3), Pelzer, Düllberg (6).
Füchse Berlin: Ziebert (ab 15.), Ohle; Pohlack (2), Roemling (4), Mathews (2/2), Detlof (n.e.), Deffke (1), Rivera (2), Hok (2), Schücke, Hartensuer (3/1), Pieper (2).
Schiedsrichter: Jochen Fischer / Ludwig Hetzel (Ludwigshafen)
Zuschauer: 750
Siebenmeter: 4:1 – 3:3 (Hantusch scheitert an Ohle / 15., Lange scheitert zweimal an Ziebert / 36. und 42.)
Zeitstrafen: 4:20 Minuten (Lange, Disqualifikation Hantusch / 15. wegen unsportlichem Verhalten – Pohlack und Rivera / je dreimal, Pieper / zweimal, Deffke, Disqualifikation Hok / 36. nach grobem Foulspiel an Hinze).