Unerwartete Mehrausgaben
Die Tusem HSB gesteht erstmals öffentlich "finanzielle Probleme" ein, jedoch sind Geschäftsführer Edelmeier und Hauptvereins-Präsident Gaißmayer felsenfest davon überzeugt, dass die schwierige Situation gemeistert wird
Der 29. Februar ist ein entscheidendes Datum für die Tusem-Handballer. An jenem Freitag muss bis spätestens 23.59 Uhr der Lizenzantrag für die kommende Saison bei der HBL in Dortmund vorliegen. Derzeit arbeiten die Verantwortlichen mit Hochdruck daran, ein ebenso schlüssiges wie tragfähiges Finanzkonzept zu erstellen. Ob das gelingt, wird sich im Laufe der nächsten Tage zeigen. Denn die Gerüchte von neuerlichen Finanzproblemen beim Traditionsklub, die schon seit Wochen die Runde machen, erhielten nun erstmals eine Bestätigung von offizieller Seite. Im Etat wird bis zum Saisonende wohl ein Loch klaffen.
Die Statuten wollen es so, dass nicht die Tusem HSB, sondern der Hauptverein die Lizenz für die neue Spielzeit beantragen muss. "Und unser elfköpfiges Präsidium wird eine genaue Einschätzung vornehmen, ob die Risiken für die kommende Saison zu tragen sind", erklärt Tusem-Präsident Ulrich Gaißmayer, fügt aber sofort mit Optimismus in der Stimme hinzu: "Ich bin mir sicher, dass es zu schultern ist."
Auf der letzten Sitzung des HSB-Aufsichtsrates, dem Gaißmayer als Vorsitzender angehört, sollen alle Zahlen auf den Tisch gekommen sein. Und Gaißmayer ließ durchblicken, dass die Tusem HSB für die Deckung aller Ausgaben in dieser Spielzeit wohl mehr Geld als erwartet benötigt. Konkrete Summen wollte er öffentlich nicht nennen.
Gründe für nicht eingeplante Mehrausgaben gibt es mehrere. Erstens: Die Tusem HSB verlor den Rechtsstreit mit Ion Bondar und musste sich mit dem ehemaligen Trainer finanziell vergleichen. Laut WAZ-Infos handelte es sich dabei um eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich.
Zweitens: Bondars Nachfolger Jens Pfänder sortierte in der Hinrunde der Saison 07/08 in Halldor Sigfusson und Eryk Kaluzinski zwei Spieler mit laufenden Verträgen aus dem Erstliga-Kader aus. Beide verließen kurz darauf den Verein, mussten jeweils finanziell abgefunden werden. Drittens: Auch der lange verletzte Spieler Dennis Tenberken erstritt vor Gericht die Zahlung ausstehender Gelder.
Viertens: Der Zuschauer-Zuspruch erfüllte nicht von Beginn an die Erwartungen. So sahen den Sieg gegen das mit zahlreichen Weltmeistern bestückte Aufgebot der Rhein-Neckar Löwen im vergangenen September nur 2200 Zuschauer am Hallo. In der Woche darauf folgte dann der absolute Tiefpunkt, als beim Auftritt des Champions-League-Teilnehmers Flensburg-Handewitt gerade einmal 1800 Besucher kamen. Inzwischen haben sich die Zahlen aber gebessert. Das Heimspiel gegen Magdeburg im Dezember war überraschend ausverkauft. Und auch beim wichtigen Heimerfolg vor zwei Wochen über Minden füllten immerhin 2700 Fans die Tribünen. Nun hoffen die Verantwortlichen, dass bei den kommenden "Abstiegs-Endspielen" der Zuspruch unverändert hoch bleibt. Das nächste steigt am morgigen Samstag (15 Uhr, am Hallo) gegen den Wilhelmshavener HV. Stephan Krebietke, der Sportliche Leiter des Tusem, hofft auf mindestens 2600 Fans.
Dass die Stadtwerke als einer der Hauptsponsoren bereits in der Hinrunde eine Summe in sechsstelliger Höhe "nachschießen" mussten, um den Betrieb am Laufen zu halten, bestritt Tusem-Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier auf WAZ-Anfrage vehement. Er räumte zwar finanzielle Probleme ein, ist aber felsenfest davon überzeugt, diese lösen zu können. Dabei vertraut er auf die wichtigsten Tusem-Geldgeber (Sparkasse, Stadtwerke, RWE) sowie den inzwischen 70 Mitglieder umfassenden "Business-Klub". Zudem werden laut Tusem-Präsident Gaißmayer derzeit "weitere, aussichtsreiche Gespräche geführt".
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