Beiträge von artmai

    Melsungen gewinnt leider etwas glücklich gegen eine kämpferisch starke TUSEM-Mannschaft. Vielleicht gab die etwas bessere Leistung von Mario Kelentric im Melsunger Tor den Ausschlag.

    Was ich mir für die nächste Saison wünsche (ist ja bald Weihnachten): Dass 4 Schritte endgültig erlaubt werden, dann brauch ich mich nicht mehr über die Schiris aufregen. Vielleicht hat man es ja auf Ruckel-TV gesehen, Vuckovic kann gar nicht ohne vier Schritte auskommen, leider war es den Schiris egal.

    Mit Wut im Bauch

    NRZ Essen, 13.11.2008, SABINE HANNEN

    HANDBALL. Tusem bestreitet heute das erste Heimspiel nach der Insolvenz gegen Melsungen. Kapitän Casanova noch an Bord.

    Unsichere Zeiten beim Tusem. Nachdem die Essener Handballer erneut vor einem finanziellen Scherbenhaufen stehen und mit dem Zwangsabstieg schon am zehnten Spieltag konfrontiert wurden, entwickelte sich fast automatisch bei den meisten Spielern das Gefühl "Ich will hier weg." Fluchtgedanken wurden noch verstärkt, nachdem die neue Geschäftsführung den Rotstift ansetzte und das neue Angebot an Spieler und Trainer drastisch reduzierte. Doch leichter gesagt als getan. Vor dem heutigen Heimspiel gegen Melsungen (19.30 Uhr, Sporthalle am Hallo) tritt der Tusem bis auf die bekannten Ausnahmen Eijlers und Schmidt komplett an.

    Wie lange noch, fragt man sich. Doch die Jobs in der Handballszene liegen auch nicht gerade auf der Straße. Sergio Casanova zum Beispiel gibt zu: "Man muss fast darauf warten, dass sich jemand verletzt und sich ganz kurzfrisitig was ergibt. Ansonsten wird es schwer. Denn den meisten Vereinen geht es finanziell nicht gerade gut."

    Beim Gespräch mit der NRZ sagt der Spanier offen: "Ich fühle mich total verarscht und ich habe ein solche Wut. Doch ich kann sie nicht mehr an dem auslassen, der uns das eingebrockt hat. Den bekommen wir nicht mehr zu fassen." Und die neuen Geschäftsführer könnten ja ga nicht anders handeln. "Sie trifft keine Schuld."

    Das Insolvenzgeld ist inzwischen geflossen. Dafür hat Insolvenzverwalter Jens Schmittmann kurzfristig gesorgt. Das Juni-Gehalt und eine Aufstiegs-prämie stehen bei ihm noch aus. Nur gut, dass Casanova etwas auf die hohe Kante gelegt hatte. Davon musste er leben. Künftig soll er sich mit 40 Prozent von dem begnügen, was er einmal verdient hat.

    Insolvenzgeld ist geflossen

    Doch das alleine ist nicht das ausschlaggebende Problem. "Ich sehe noch keine deutliche sportliche Perspektive oder ein Konzept. Ich fände es aber demotivierend, wenn sich ein Verein mit diesem großen Namen über Jahre mit einem zweitklassigen Anspruch zufrieden geben würde."

    Dann ist mit ihm nicht mehr zu rechnen. Obwohl sich Sergio Casanova nach fast fünf Jahren in Essen nur ungern umorientieren würde. "Ich fühle mich wohl hier. Meine Frau auch." Aber als Ernährer der demnächst vierköpfigen Familie trägt er eine große Verantwortung. "Ich warte jetzt noch ab. Ich kann mir vorstellen, bis zum Ende der Saison durchzuziehen."

    Obwohl die Ergebnisse aus Essener Sicht nicht mehr zählen, kann Casanova nicht anders, als trotzdem ehrgeizig zu bleiben. Wie man gegen Gummersbach gesehen hat. "Ich traue uns in der jetzigen Zusammensetzung zu, dass wir noch ein paar Siege holen."

    In der Zwischenzeit bemüht er sich, Ruhe zu bewahren. Was einem gebürtigen Spanier nicht immer ganz leicht fällt. "Ich muss mich dazu zwingen." Und er muss Geduld haben. Was fast genau so schwer ist. Fest steht nur: je eher Klarheit herrscht, wie es mit dem Tusem weitergeht, desto besser.

    Weichenstellung

    Handball, WAZ 12.11.2008, Von Thomas Richter

    Heute Abend entscheidet das Tusem-Präsidium, ob der Hauptverein eine Lizenz für die kommende Saison in der 2. Bundesliga bei der HBL beantragen soll. Der neue Geschäftsführer Niels Ellwanger stellt das Konzept vor

    Der eine bleibt, der andere grübelt noch: Während Spieler Ben Schütte (l.) seine Bereitschaft zum Weitermachen signalisiert hat, ist sich Trainer Kristof Szargiej noch nicht sicher.

    Der Tusem wird am heutigen Donnerstagabend eine wichtige Weiche in Richtung Zukunft stellen: Auf einer Sitzung des Hauptverein-Präsidiums wird Dr. Niels Ellwanger, der neue Geschäftsführer des Tusem, sein Konzept zur Konsolidierung vorstellen und eine mögliche Zukunft der Mannschaft in der 2. Bundesliga aufzeigen. Befindet das elfköpfige Gremium dieses Konzept für schlüssig, dann wird der Verein fristgerecht zum 1. Dezember bei der Handball-Bundesliga (HBL) eine Zweitliga-Lizenz für die Saison 2009/10 beantragen.

    "Unser Manager Stefan Hecker und ich werden zum einen die bisher getroffenen Maßnahmen, aber auch den Business-Plan für die nächste Saison vorstellen. Wir wollen aufzeigen, welche Risiken damit verbunden sind, aber auch welche Perspektiven wir haben", erklärte Ellwanger im gestrigen Gespräch mit der WAZ. Klar sei, so der Geschäftsführer, dass neben den bereits gewechselten Gerrie Eijlers und Aljoscha Schmidt (siehe Infokasten) weitere Leistungsträger den Verein verlassen werden. "Wir haben mit jedem Spieler ein Einzelgespräch geführt, dabei konnten wir ihnen wirtschaftlich und sportlich leider kein attraktives Angebot machen", berichtet Ellwanger.

    Trotzdem hofft er, dass die Mannschaft die kommenden, schwierigen Monate übersteht. Denn sollten auch noch wichtige Kräfte wie Sergio Ruiz Casanova, Jörg Lützelberger oder Barna Putics den Tusem verlassen, müsste der Kader mit weiteren Spielern aus dem klubeigenen Verbandsliga-Aufgebot aufgefüllt werden. Die Folgen wären mit aller Wahrscheinlichkeit haushohe Niederlagen und Gegentor-Zahlen jenseits der 50er-Marke. In jedem Spiel!

    "Wir wollen mit unserem Konzept den Spielern, Zuschauern und möglichen Sponsoren aber ein Licht am Ende des Tunnels aufzeigen, für das es sich nun zu kämpfen lohnt", stellt der Geschäftsführer klar. Für das Heimspiel am morgigen Freitag (19.30 Uhr, Hallo) gegen Melsungen rechnet Ellwanger mit 1000 Zuschauern. Eine optimistische Schätzung. Doch Ellwanger habe aus dem Umfeld des Vereins bislang viel Zustimmung für den geplanten Neuaufbau erhalten. "Außerdem ist unsere Mannschaft noch fast komplett zusammen. Und was sie zu leisten vermag, hat sie ja gegen Gummersbach bewiesen", sagt Ellwanger. Zudem könne sie wegen des bereits feststehenden Abstiegs völlig ohne Druck aufspielen.

    Auch Ulrich Gaißmayer wird als Präsident des Hauptvereins an der heutigen Sitzung teilnehmen. "Wir haben alle den Fehler gemacht, dass wir nach dem Zwangsabstieg sofort wieder zurück in Bundesliga wollten - koste es, was es wolle", nennt er einen der Gründe für die neuerliche Krise. Grundsätzlich unterstütze er die Bemühungen, eine Zukunft zumindest in der 2. Bundesliga zu sichern. Ob dies machbar ist, müsse aber ein Stück weit auch der heutige Abend zeigen.

    Trainer Kristof Szargiej hat über seine Zukunft beim Tusem indes immer noch nicht entschieden. Sicher ist, dass er zum 1. Dezember seinen Job als Außendienst-Mitarbeiter bei den Stadtwerken aufnehmen wird. Dieser Beruf sei mit den Trainer-Aufgaben aber nur bedingt und nur mit der Erlaubnis des Arbeitgebers zu koordinieren. "Ich muss dabei auch an meine Familie denken", stellt Szargiej klar.

    Auch der Coach plädiert dafür, diese Saison "durchzuziehen", um in der nächsten in der 2. Bundesliga einen Neuanfang wagen zu können. Aus seiner Sicht sei dies nämlich die letzte Chance, den Tusem im Profi-Handball zu halten. "Bei der Insolvenz 2005 hat der Name Tusem einige hässliche Kratzer abbekommen, jetzt wirkt das Ganze wie ein Totalschaden", so Szargiej. Und dieser sei nur noch dann zu reparieren, wenn mittelfristig die Perspektive stimme.

    Szargiej: Das trifft mitten ins Herz

    NRZ, Handball, 05.11.2008, SABINE HANNEN

    Tusem-Trainer maßlos enttäuscht nach erneutem Zwangsabstieg. Schmidt und Eijlers schon auf dem Sprung.

    An Schlaf war im Tusem-Lager nicht zu denken nach dem denkwürdigen Dienstag, an dem der Traditionsverein zum zweiten Mal innerhalb von nur drei Jahren zum Abstieg aus der Handball-Bundesliga gezwungen wurde. Wieder pleite, wieder "Ausverkauf" von Spielern, wieder von unten anfangen.

    Für Trainer Kristof Szargiej und die Spieler Evars Klesniks, Sergio Casanova, Ben Schütte ist es besonders bitter - sie erleben den Untergang mit dem Ex-Meister und Europapokalsiegers ein weiteres Mal. "Das trifft mich mitten ins Herz", sagt Kristof Sazargiej mit leiser Stimme.

    Mit wem es weitergeht - das ist noch nicht abzusehen. Aber bereits jetzt sind mit Flügelflitzer Aljoscha Schmidt und Torwart Gerrie Eijlers zwei Akteure auf dem Sprung. Schmidt hat ein Angebot von GWD Minden, Eijlers wird von Balingen-Weilstetten heftig umworben. Das machten beide Spieler in gestrigen ersten Gesprächen mit der neuen Geschäftsführung auch deutlich.

    Ob beide noch - zum bedeutungslos gewordenen - Auswärtsspiel am kommenden Sonntag (17 Uhr) gegen den VfL Gummersbach in der Kölner Arena auflaufen werden für den Tusem ist fraglich.

    Auch mit Sergio Casanova, Barna Putics und Jörg Lützelberger wurde schon gesprochen. Ob sie sich anders orientieren, steht noch nicht fest.

    Trainer Kristof Szargiej liegen auch mehrere Angebote vor, auch eines aus der Bundesliga. "Ich habe meine Familie hier. Ich muss das erst mit ihr besprechen und auch mit den Stadtwerken sprechen," so der Trainer.

    Warten auf ein Konzept

    Grundsätzlich wäre er aber auch bereit, dem Tusem wieder einmal aus der Patsche zu helfen. Es kommt auf das neue sportliche Konzept an. Fest steht für ihn aber auch: Selbst nach dem Zwangsabstieg in die Zweite Bundesliga wird es nicht reichen, ausschließlich auf Talente aus der Region und Nachwuchsspieler zu bauen. "Die Liga soll eingleisig werden. Dafür muss man mindestens den achten Platz erreichen. Da braucht man auch gestandene Spieler dazu", gibt der ehemalige Nationalspieler zu bedenken.

    Nicht nur er bedauert es, dass in den letzten Jahren so viel versäumt wurde, um einen gescheiten Unterbau zu etablieren. "Doch dafür ist es nie wirklich zu spät. Endlich scheinen Leute hier zu sein, die auch kompetent sind."

    An den Rest der Saison will er lieber noch nicht denken. Die Vorstellung, permanent vorgeführt zu werden, macht ihn bitter. "Das wird eine große Zumutung für alle, die da noch durch müssen. So verbrennt man Leute. Normalerweise müssten sich jetzt schon Psychologen darum kümmern."

    Auf das Gummersbachspiel müssen sich dennoch alle zwingen, sich einzustellen. Szargiej sieht das bei aller Verbitterung auch immer professionell. "Man muss das vernünftig zu Ende bringen. Es ist ja auch eine Chance, sich für einen anderen Verein zu empfehlen."

    Der Abstieg ist perfekt

    WAZ Essen, 04.11.2008

    Von Rolf Hantel und Ralf Ritter

    Die Tusem HSB hat gestern Insolvenzantrag gestellt und steht nach dem 10. Spieltag als Absteiger aus der 1. Bundesliga fest. Ein Schuldenberg von erschreckendem Ausmaß

    DIE KRISE BEIM TUSEM

    Nun ist es gewiss: Der finanziell angeschlagene Tusem hat Insolvenzantrag gestellt. Dem Handball-Bundesligisten blieb keine andere Wahl, weil die Schulden zu einem Berg von 1,5 Mio. Euro angewachsen sind. Eine monatliche Unterdeckung von 100 000 Euro seit dieser Saison. Allein die kurzfristigen Verbindlichkeiten betragen rund eine Million Euro - unglaublich.

    Die Handball-Fans sind entsetzt und schütteln rat- und verständnislos den Kopf. Wie konnte das passieren? Hat man denn nichts gelernt aus der Erfahrung? Bereits 2005 hatte es auf der Margrethenhöhe einen folgenschweren Finanzcrash gegeben. Damals musste der frisch gekürte Europapokalsieger aus Essen die Handball-Bundesliga verlassen und wurde nach 25 Jahren Erstklassigkeit in die Regionalliga verbannt.

    Damals war die Situation eine andere. Kaum jemand hatte mit einem solchen Gau gerechnet. Nicht unter Klaus Schorn. Der auch im Beruf erfolgreiche Manager hatte die Handball-Profis über Jahrzehnte erfolgreich geführt, ohne dass jemals von einem Engpass die Rede war. Und doch begann Schorns Lebenswerk bereits unter dessen Ägide zu bröckeln. Als die generöse "Post AG" als Großsponsor 2003 plötzlich die Zuwendungen erheblich reduzierte, wurden die Zeiten schwierig.

    Der Tusem lieferte zwar weiterhin sportliche Spitzenleistungen, doch honoriert wurde es nicht. Weder von Sponsoren, noch von den Fans, die nur allzu selten die Tribünen füllten. Als ein vermeintlicher Gönner aus Oberhausen auftauchte und Millionen versprach, witterte der Tusem seine Chance. Doch der potente Partner erwies sich als Betrüger. Er zahlte nicht einen Cent und ist in diesem Jahr dafür auch rechtskräftig verurteilt worden.

    Es waren mitunter unglückliche Umstände, die damals zum Zwangsabstieg führten. Heute aber liegen die Dinge offenbar anders.

    Als Horst-Gerhard Edelmeier die Geschätfsführer im Juli 2005 die neue Tusem HSB übernahm, verbreitete er Aufbruchsstimmung. "Wir müssen Seriosität beweisen, gegenüber Sponsoren, Spielern und Fans", sagte er damals.

    Drei große Partner aus Erstliga-Zeiten, RWE, Stadtwerke und Sparkasse, hielten dem Klub die Treue und blieben zwei weitere Jahre unvermindert am Ball. Vor dem Start in die Regionalliga verkündete Edelmeier stolz, der Tusem habe einen ordentlichen Etat, "deutlich im sechsstelligen Bereich." Aber das Füllhorn könne man nicht ausschütten.

    Doch genau das ist offenbar geschehen.

    Das "Schmerzensgeld" für die gestandenen Erstliga-Spieler (Schmetz, Casanova, Klesniks, Dragunski) war spitze, wie zu hören ist. Und wenn es stimmt, was gemunkelt wird, dass der Tusem trotz seines Top-Etats damals die Regionalliga-Saison mit einer sechsstelligen Unterdeckung abgeschlossen hat, dann ist das nicht unbegreiflich.

    Und es wurden weitere Fehler gemacht, die der sportliche Aufstieg kaschierte. Der vertrag mit Trainer Ion Bondar wurde erst verlängert, und wenig später bekam Bondar den Laufpass. Für ihn heuerte Jens Pfänder an und musste ebenfalls vorzeitig gehen. Ihn ersetzte Krizstof Szargiej, der schließlich in diesem Jahr per Relegation den Klassenerhalt schaffte. Spieler wurden zwischenzeitlich geschasst, andere wiederum blieben auf der Gehaltsliste, obwohl sie keine Rolle mehr spielten.

    Das alles kostete Geld. Der Tusem lebte über seine Verhältnisse. Folge: Im Schnitt gab es eine monatliche Unterdeckung von 50 000 Euro, in dieser Saison betrug sie monatlich 100 000 Euro. Am Ende stand ein Schuldenberg von kurzfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von fast einer Million Euro.

    Jetzt muss wieder ein Neuanfang her, und positive Signale gab es auch von den Großsponsoren: Für diese Saison hätten sie ihre Unterstützung zugesichert, sagte Niels Ellwanger gestern, und bereits heute gingen die Gespräche weiter für die Zukunft. Für die Saison bis 2010. In der 2. Liga - es wäre nun das Optimum. Zumindest für den Tusem.

    Bei alledem frage ich mich, was der Edelmeier da eigentlich in der Geschäftsstelle gemacht hat, wenn er denn mal da war. :pillepalle: Kaffee gesoffen und den Bäcker von nebenan reich gemacht (auch wenn der zugegebenermaßen gute Plätzchen backt :D )?

    Mal ganz ehrlich, das hätte jeder Amateur bzw. Student im 2. Semester besser hinbekommen. Am Anfang hat er den TUSEM gerettet, nachdem dieser ganze Mist mit Weinerplan war. Aber dann hat er den Verein bzw. die Spielbetriebs-GmbH umso schneller gegen die Wand gefahren, als es andere je gekonnt hätten. :wall:

    Mal ne Frage an die Juristen hier: Kann man Edelmeier trotz seines Rücktritts vom Posten des Geschäftsführers eigentlich noch irgendwie haftbar machen (Insolvenzverschleppung, etc.) ?

    Vor der Entscheidung

    Essen, 23.10.2008, Von Ralf Ritter

    Noch gibt es keine klare Ansage zur Zukunft des Erstligisten. Doch vieles deutet darauf hin, dass ein Neuanfang in der 2. Liga unter neuer Führung angestrebt wird. Eine Analyse

    DIE KRISE BEIM TUSEM

    Sie tanzten und lächelten einfach weiter, die jungen Cheerleader, kurz vor dem Pokalspiel des Tusem gegen Wetzlar. Dabei gaben den Takt die Anhänger auf den Tribünen der Halle Margarethenhöhe mit rhythmischem Klatschen vor - die Musik streikte.

    Eine Randnotiz nur, in diesen Tagen aber symptomatisch für die dramatische Situation beim Noch-Erstligisten: Nur die treuesten Fans, die 500, die die junge Mannschaft am Mittwochabend trotz des Pokal-Debakels (20:32) gegen Wetzlar hochleben ließen, sorgen noch für Krach mit positivem Klang. Ansonsten herrscht Funkstille und Krisenstimmung auf allen Ebenen: Finanziell steht die Tusem HSB vor dem Kollaps, sportlich ist das Team in dieser dünnen Besetzung selbst gegen einen Abstiegskandidaten wie Wetzlar absolut chancenlos. Weiterhin fehlt es an klaren Ansagen, wie - und ob - es weitergeht. In der nächsten Woche.

    In dieser Woche nämlich, so versicherte Geschäftsführer Horst-Gerhard Edelmeier, werde es "auf gar keinen Fall einen Insolvenzantrag" geben. Er selbst aber ist offenbar nicht mehr gewillt und in der Lage, dem Tusem zu helfen - und er scheint bereit, Platz zu machen für einen Neuanfang. "Ich hänge nicht an meinem Stuhl", sagte er der WAZ. Gesamtvereins-Präsident Ulrich Gaißmayer, der am Freitag in Essen erwartet wird, hatte bereits erklärt, dass man einen "neuen Mann" schon im Auge habe. Als Topkandidat gilt Niels Ellwanger, der mit Klaus Schorn die Nachwuchs- und Amateurabteilung des Vereins erfolgreich verantwortet.

    Bezeichnend für die Zustände eines führungslosen Tusem: Es war die Mannschaft, die seit zwei Monaten auf ihr Gehalt wartet, die den dafür hauptverantwortlichen Geschäftsführer nach der Partie in die Kabine bat, um wenigstens über den Stand der Dinge informiert zu werden. "Wir werden absolut im Unklaren gelassen", monierte Spieler Aljoscha Schmidt direkt nach dem Pokal-Aus einmal mehr, und auch nach Edelmeiers Kurz-Auftritt war keiner schlauer: Erst Anfang nächster Woche, berichtete Trainer Kristof Szargiej aus der Kabine, könne Edelmeier etwas sagen.

    Am Wochenende sollen, ja, müssen Entscheidungen fallen. Vieles deutet darauf hin, dass Edelmeier sein Amt zur Verfügung stellt und der Klub, sollte nicht doch kurzfristig genug Geld für eine Rettung aufgetrieben werden, eine Insolvenz der Spielbetriebsgesellschaft anstrebt - mit dem Kalkül, unter neuer Führung neue (und alte) Sponsoren zu gewinnen. So hat Manager Stefan Hecker nach eigenen Angaben einige Sponsoren in der Hinterhand. Ziel dürfte sein, die Saison trotz Insolvenz zu Ende zu spielen. Der Tusem würde dann zwar als Zwangsabsteiger feststehen, könnte aber - im Optimalfall - in der kommenden Saison in der 2. Liga einen Neuanfang starten. "Ich gehe davon aus, dass wir uns in der 2. Liga gesund stoßen müssen", so Stephan Krebietke, der Sportliche Leiter, vielsagend. Mit neuem Konzept, neuer Struktur: "Die Verantwortung muss auf mehrere Schultern verteilt werden."

    Ob die Rechnung aufgeht, ist freilich offen, es bleiben viele Fragen. Neben der rein finanziellen auch diese: Mit welcher Mannschaft könnte ein insolventer Tusem noch 25 (!) Erstliga-Spiele bestreiten, in denen es um nichts mehr ginge - aber die Spieler bezahlt werden müssen? Schließlich sollen dem Tusem bis Jahresende 400 000 Euro fehlen, insgesamt eine Millionen Euro.

    Längst gibt es konkrete Anfragen, Torwart Gerrie Eijlers, Barna Putics, Sergio Ruiz Casanova und Aljoscha Schmidt dürften auf der Wunschliste anderer Klubs stehen. Im Insolvenzfall, räumt Krebietke ein, "würden wir sicher nicht jeden halten können".

    Quelle: WAZ

    Spieler werden weiter vertröstet

    Handball, 23.10.2008, SABINE HANNEN

    Am Sonntag soll in einer Sitzung Nägel mit Köpfen gemacht werden beim Tusem. Insolvenz immer wahrscheinlicher.

    Sie hatten nicht mit ihm gerechnet. Tagelang kein Bild kein Ton von Horst-Gerhard Edelmeier, Geschäftsführer des insolvenzbedrohten Essener Handball-Bundesligisten Tusem. Und das, obwohl der Baum bereits lichterloh brennt. Gläubiger, Finanzamt, Krankenkassen und die HBL (Handball-Bundesliga) - sie alle sitzen dem Traditionsverein im Nacken. Und die Uhr tickt unerbittlich und unaufhörlich. Bis zum Wochenende muss und soll die Entscheiung fallen, ob Horst-Gerhard Edelmeier weitermacht, der Verein in die Insolvenz geht, Spieler gehalten werden können.

    Ansprache in der Kabine

    Wenige Minuten nach dem deprimierenden Aus mit 20:32 im DHB-Pokal gegen Kellerkind HSG Wetzlar nutzte Sergio Casanova, stellvertretender Mannschaftsführer die Gelegenheit und forderte Edelmeier auf, in die Kabine zu kommen und endlich mit der Mannschaft zu sprechen, die einen völlig verunsicherten Eindruck machte.

    Mit hochrotem Gesicht, wie immer den rot-weißen Vereinsschal um den Hals gehängt, kam Edelmeier dieser Aufforderung nach. Viel schlauer waren die Spieler hinterher auch nicht. Sie wurden einmal mehr vertröstet. Eine Insolvenz wird es nach den Worten Edelmeiers in dieser Woche nicht mehr geben. Am Sonntag ist die alles entscheidende Sitzung des Aufsichtsrates geplant. Danach soll endlich Klarheit herrschen über die drängenden personellen und finanziellen Fragen.

    Edelmeier bemühte sich sichtlich, einen souveränen und noch immer zuversichtlichen Ton anzuschlagen. Doch den kann keiner mehr hören, weil er zunehmend unglaubwürdig klingt. Immerhin erklärte Edelmeier erstmals öffentlich gegenüber der NRZ: "Ich klebe nicht an meinem Stuhl. Wenn es gewünscht wird, nehme ich meinen Hut." Um dann noch nachzuschieben: "Wenn andere meinen, dass sie es besser machen können, dann bitteschön."

    Von dem 65-jährigen Geschäftsmann ist offenbar keine Initiative mehr zu erwarten, was die Einberufung einer von der HBL schon letzte Woche angeregten "Elefantenrunde" angeht. "Was soll ich bei der Stadt anrufen und den Oberbürgermeister fragen, ob er Geld für uns hat. Die Stadt hat ja auch nix."

    Wenn überhaupt, meinte Edelmeier, könnten nur noch die drei Top-Sponsoren Sparkasse, RWE und Stadtwerke kurzfristig aus der großen Klemme helfen. Doch auch daran mag kaum jemand noch glauben. Denn die Tusem-Treuen hatten schon in der letzten Woche abgewunken, ihr bisheriges Engagement nochmals auszuweiten.

    Samstag gegen Minden

    Edelmeier selbst betonte, er persönlich könne jetzt nichts mehr machen. "Alle Zahlen liegen jetzt den wichtigsten Leuten vor. Man muss abwarten, wer bei der Stange bleibt."

    Das gilt sicher auch für die Spieler im Tusem-Trikot. Noch wollen sie bis zum Wochenende warten und am Samstag im Heimspiel gegen Minden (15 Uhr, am Hallo) antreten. Doch danach könnte alles ganz schnell gehen und Trainer Kristof Szargiej noch größere Aufstellungsprobleme bekommen.

    Dafür, dass Samstag überhaupt am Hallo gespielt werden kann, sorgen dem Tusem eng verbundene Freunde und Geschäftsleute. Sie übernahmen die Kosten für Hallensprecher, Miete und Bewirtung. Um künftig Geld zu sparen, sollen einige Bundesligaspiele in der Sporthalle Margarethenhöhe ausgetragen werden. Dadurch spart man allein für die Verlegung des Hallenbodens 2500 E. "Wir müssen jetzt improvisieren und einsparen, wo es nur geht", so Manager Stefan Hecker, der ab der kommenden Woche mit einer besseren Krisenbewältigung rechnet. "Wir werden alles versuchen, um einen völligen Neuanfang möglich zu machen, mit einem ganz anderen Konzept."

    Quelle: NRZ

    Aus dem TUSEM-Outsider-Forum:

    Zitat

    Barna ist krank. Hat ne Grippe. Ist vom Coach nach Hause geschickt worden um am WE wieder fit zu sein.


    Das habe ich heute auch auf der Tribübe mitbekommen.

    Ich schreibe hier lieber nicht im Klartext, was ich von diesem Typen halte, sonst bekomme ich Probleme mit dem Strafgesetzbuch. Es ist eine absolute Frechheit zu behaupten, dass er sich um seine Firmen kümmern müsse, DAS wusste er auch schon vorher.

    Ich hoffe ja, dass sowas wie eine Durchgriffshaftung auch bei Herrn Edelmeier in Frage kommt. Dann steht das Finanzamt vor der Tür und will von ihm persönlich Kohle sehen.

    EDIT: Wie ich aus einer unbestätigten Quelle erfahren habe, sollen die Spieler heute morgen die Freigabe zum Wechsel bekommen haben.

    Handball-Bundesliga: Tusem Essen: Krisensitzung bei der HBL

    Eine Lizenzierungskommission beschäftigte sich am Montag stundenlang mit dem Fall Tusem. Die Zukunft des angeschlagenen Handball-Bundesligisten bleibt ungewiss. Potenzielle neue Sponsoren warten auf klare Ansagen. Andere Klubs melden längst Interesse an Spielern an.

    Vier potenzielle neue Sponsoren hat Tusem-Manager Stefan Hecker sozusagen sicher "an der Hand". Mittelständische Firmen, die bereit sind, dem Tusem in der Zukunft zu helfen als Mitglied eines Sponsoren-Pools, den Hecker aufbauen will.

    Aber wie diese Zukunft aussieht, ist ungewiss - und natürlich unterschreibt niemand einen Vertrag, bevor nicht klar ist, "in welche Richtung es geht", so Hecker.

    Der Manager selbst kann zur drohenden Insolvenz und zum angedachten "Runden Tisch" mit hochrangigen Vereins-, Stadt- und Sponsoren-Vertretern "nicht viel sagen, weil ich nichts Genaues weiß".

    Die Handball-Bundesliga (HBL) hat unterdessen die nächste Phase im Fall Tusem eingeläutet - so muss man es wohl sehen, wenn sich die Lizenzierungskommission am Montag in Dortmund bis in den Abend mit dem Fall Tusem beschäftigte, so HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann auf WAZ-Anfrage.
    Alle Handlungs-Möglichkeiten bei einer Insolvenz

    In der Sitzung nahmen neben Bohmann die Kommissionsmitglieder Rolf Nottmeier, von Beruf Vorsitzender Richter am Arbeitsgericht Minden, und Wirtschaftsprüfer Siegfried Friedrich teil. Ergebnisse konnte Bohmann noch nicht nennen. Aber es dürfte klar sein, dass die HBL alle Handlungs-Möglichkeiten bei einer Insolvenz erörterte.

    Der Tusem stünde dann als Zwangsabsteiger fest, darüber hinaus gäbe es mehrere denkbare Varianten. Die Beste wäre noch: Der Tusem spielt die Saison zu Ende und kann in Liga zwei neu starten.

    Doch dafür müsste der Klub finanziell, aber auch sportlich eine Perspektive darstellen können. Trainer Kristof Szargiej machte gegenüber der WAZ keinen Hehl daraus, dass längst andere Vereine Interesse an "zwei, drei Spielern" zeigten. "Das spukt bei manchen natürlich auch im Kopf rum", sagt Szargiej, dessen Team am Mittwoch im DHB-Pokal gegen Wetzlar (19.30, Margarethenhöhe) gefordert ist. (rari)

    Quelle: WAZ online

    Zitat

    Original von Karl
    Artmai schreibt:

    Wie sieht denn da die Gesellschafterstruktur aus? (aus der isolierten Funktion als GF ergibt sich nunja per se keine dominierende Stellung)

    Zitat von hier: Dragunski geht

    "Horst-Gerhard Edelmeier (61), auf der Margarethenhöhe zu Hause, Freund von Klaus Schorn und sogar um ein paar Ecken mit ihm verwandt, hatte dem Tusem schon geholfen, als die finanzielle Situation sich zuspitzte. Anfang April zum Europapokal-Halbfinale gegen Astrachan tauchte der Namenszug "Cartridge World", eine Edelmeier-Firma, auf den Trikots auf... Er wird Geschäftsführer und Gesellschafter der HSB mit einem Anteil von 37 Prozent. Ebenfalls beteiligt werden der Verein Tusem Essen (26 %) und Manfred Radachowski (37 %), ein persönlicher Vertrauter Edelmeiers. Jens Wachowitz, Bürokraft unter Klaus Schorn, ist als Prokurist vorgesehen, der sich um das Tagesgeschäft kümmert. "

    Noch Fragen ?

    Das Problem ist halt die Führungsstruktur der TUSEM HSB GmbH (Spielbetriebsgesellschaft). Dort sitzt als Allein-Geschäftsführer der Herr Edelmeier, der vor Jahren den Verein mit privatem Geld unterstützt hat - vor (z. B. bei Europacup-Reisen) und nach dem Zwangsabstieg (als Sponsor).

    Leider führt dieser Herr Edelmeier hauptberuflich einen eigenen Laden (zur Info: hxxp://http://www.ocp.de), ist viel unterwegs und managt den TUSEM so nebenbei. Er ist auch der Einzige, der Kenntnis von den Zahlen hat. Da er niemanden neben sich duldet (siehe Klaus Schorn vorher, die Geschichte wiederholt sich im Resultat leider), tauchen jetzt alle Wahrheiten und Zahlen nur bruchstückhaft auf.

    Des weiteren lief die Sponsorenakquise eher nach dem Motto: Warum kommt ihr nicht zu mir ? Mit direkter Ansprache bei Kandidaten kann da nicht allzuviel gelaufen sein. Ist ja auch nicht jedermanns Sache, aber dann muss ich halt solche Aufgaben delegieren.

    Ich glaube auch, dass mit einer direkten Ansprache in Essen und Umgebung (Mülheim, Oberhausen, Duisburg, Bochum) Geld zu bekommen wäre, nur muss man da die richtigen Leute hinschicken.

    Ich befürchte, dass es wahrscheinlich trotz der letzten Rettungsbemühungen so aussehen wird, dass Insolvenz angemeldet werden muss, da sich mit Sicherheit keiner der potentiellen Sponsoren, so sie denn Stefan Hecker Zusagen gemacht haben, mit dieser vorhandenen Struktur zufrieden gibt.

    Endstand 40-24 für die Flensen.
    War zu erwarten, wenn jetzt die Management-Combo nicht irgendwie gegensteuert, dann geht das TUSEM-Schiff unter. Aber das ist deren Aufgabe, nicht die der Fans. Geld sollte ja durch die Siniak-Freistellung vorhanden sein, aber wer würde jetzt dem TUSEM weiterhelfen können, da Mitläufer nicht gefragt sind.
    Es rächt sich jetzt, mit einem Kader anzutreten, der bei weitem nicht BuLi-tauglich ist, weder qualitativ noch quantitativ. Und es soll mir keiner kommen, die Spiele gegen die Mannschaften von unten kommen noch.
    Alle drei Heimspiele gegen Großwallstadt, Berlin und Göppingen mussten nicht verloren werden, da war keine Übermannschaft dabei. Traurig, was im Moment da passiert.

    EDIT: Nachdem ich jetzt die erste Hälfte auf Ruckel-TV gesehen habe, ist mir fast schlecht geworden. Die ersten 8-9 Minuten waren ja ok, aber was dann auf das Tor von Beutler gekommen ist, entsprach ja eher Zweitliga-Niveau, der lacht sich wahrscheilich jetzt noch über die halbhohen Würfe kaputt. Und die versuchten Kreisanspiele bei 3 Abwehrspielern um den KL sieht man in der Oberliga besser. Echt traurig. Auch müsste man Versakovs mal sagen, dass man auch auf das Tor werfen kann.

    Wenn man dann noch sieht, wer da auf der Bank saß, muss man sich fragen, ob die U21 nicht in der falschen Liga gemeldet ist :rolleyes:
    Sind die Verantwortlichen wirklich der Meinung, mit dieser Truppe den Klassenerhalt zu schaffen ?

    Es darf nicht wahr sein...da wird sich der Stefan Hecker aber freuen, dass man ihm mehr als Felsen in den Weg legt auf der Suche nach neuen Sponsoren :nein:


    Wenn man ganz ehrlich ist, dann wäre alles andere als ein Sieg für Lemgo mit 10 Toren Differenz eine Überraschung. Ich befürchte sogar, dass mit der Abwehrleistung des TUSEM vom letzten Samstag die Lemgoer eher die 50 Tore knacken können.