Presseerklärung des HSV Hamburg e.V.
30.03.09 - Im Zusammenhang mit den uns bekannt gewordenen Vorwürfen in der sog. „Manipulationsaffäre“ sieht sich der HSV Hamburg e.V. – nach Abstimmung in seinen Gremien – veranlasst, dazu Stellung zu beziehen:
Am vergangenen Freitag hat HSV-Präsident Andreas Rudolph die Gremien des HSV Hamburg ausführlich über seinen Kenntnisstand zur sog. „Manipulationsaffäre“ und über seine Vernehmung durch die Staatsanwaltschaft Kiel unterrichtet. Dies hat die Gremien des HSV Hamburg veranlasst, den Weg an die Öffentlichkeit zu gehen und die Aufklärung der bestehenden Vorwürfe offensiv voranzutreiben und rückhaltlos zu unterstützen.
Der HSV Hamburg ist entsetzt und bestürzt über die sich verdichtenden Indizien, dass es bei Spielen der EHF Manipulationen gegeben haben soll.
Besonders betroffen ist der HSV Hamburg darüber, dass nach den bisher vorliegenden Informationen mit dem THW Kiel ein Verein der Deutschen Handball-Bundesliga in diese Manipulationsvorwürfe verstrickt sein soll; entsprechendes gilt für die angebliche Bestechung des Schiedsrichtergespanns Lemme/Ullrich sowie weitere Spekulationen.
Aus gegebener Veranlassung, insbesondere mit Rücksicht darauf wie der THW Kiel mit den Manipulationsvorwürfen bisher umgegangen ist, fordert der HSV Hamburg den THW Kiel und dessen Gremien hiermit auf, unbedingt ihren Beitrag zur rückhaltlosen Aufklärung der Vorwürfe zu leisten.
Im Übrigen sind wir der Auffassung, dass die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft in guten Händen liegen und der HSV Hamburg selbst alles dazu beigetragen hat, die Ermittlungen sowohl für die Sportgerichtsbarkeit als auch für das strafrechtliche Ermittlungsverfahren transparent zu begleiten.
Außerdem weisen wir darauf hin, dass die Manipulationsvorwürfe in erster Linie das unmittelbare Umfeld des THW Kiel betreffen und durch für ihn verantwortlich handelnde Personen ausgelöst wurden. Deshalb fordern wir den THW Kiel ausdrücklich auf, Verantwortung zu übernehmen und alle fragwürdigen Vorgänge offen zu legen.
Als Beschuldigter im Ermittlungsverfahren sollte Uwe Schwenker bis zur endgültigen Aufklärung seine Ämter sowohl im Verein als auch in der HBL und der EHF ruhen lassen. Das verstehen wir auch als Aufforderung an die Gesellschafter des THW Kiel, die dafür geeigneten Maßnahmen zu ergreifen.
Als Gesellschafter der HBL – auch mit Rücksicht auf die Mitgliedschaft von Andreas Rudolph in deren Aufsichtsrat – weist der HSV Hamburg außerdem darauf hin, dass sich die HBL mit dieser Affäre unseres Erachtens noch nicht ausreichend befasst hat. Hier sehen wir weiteren Aufklärungs- und Handlungsbedarf.
In diesem Zusammenhang halten wir es für angebracht, dass Rainer Witte bis zur endgültigen Aufklärung der Vorwürfe sein Amt als Präsident der HBL ruhen lässt, nachdem er öffentlich eingeräumt hat, in dieser Angelegenheit befangen und mit Uwe Schenker freundschaftlich verbunden zu sein. Diese Erwartung wird insbesondere dadurch begründet, dass Rainer Witte die Angelegenheit offensichtlich vorschnell „zu den Akten gelegt“ hat. Das hat nur Anlass für weitere unnötige Spekulationen gegeben.
Sowohl der deutsche als auch der internationale Handball darf sich nicht durch Medienberichte und daraus ergebende Spekulationen bestimmen lassen. Vielmehr müssen alle Verantwortlichen – Vereine, HBL und EHF – aktiv werden, um die Vorwürfe aufzuklären und Schritte zu notwendigen Strukturveränderungen einzuleiten, damit weiterer Schaden vom Handball abgewendet und der erfreuliche Aufwärtstrend des Handballs nicht weiter gefährdet wird.
Der HSV Hamburg begrüßt in diesem Zusammenhang die eingeleiteten Schritte der EHF im Rahmen der Schiedsrichteransetzungen bei den letzten Champions League–Spielen. Gleiches sollte schnellstmöglich auch bei Partien der Handball-Bundesliga umgesetzt werden. Schiedsrichter sind ein wichtiger Bestandteil unseres Sports, und es sollte alles dafür getan werden, dass zukünftig weitere Manipulationsversuche durch strukturelle Reformen weitestgehend ausgeschlossen werden. Ferner begrüßt der HSV Hamburg die Bemühungen der HBL-Geschäftsführung, im Hinblick auf eventuelle Wettmanipulationen transparent zu agieren.
Mit dieser Presseerklärung wendet sich der HSV Hamburg zugleich an seine Zuschauer, Mitglieder, Förderer und Sponsoren, um für Aufklärung und Unterstützung in dieser Angelegenheit zu werben. Zeitgleich ist an die Vereine der HBL ein Schreiben versandt worden, um auch hier für Unterstützung zu werben.
Abschließend möchten wir mit diesem Vorstoß deutlich machen, dass sich der HSV Hamburg mit allen Gremien und verantwortlich handelnden Personen – insbesondere auch im Hinblick auf Irritationen seitens unserer Sponsoren – von allen Manipulationsversuchen im Handballsport aufs Schärfste distanziert.
Rüdiger Heß Andreas Rudolph
Vors. des Aufsichtsrats Präsident des HSV Hamburg e.V.