Es gäbe ja genug Argument, aber nein, man zieht dieses blöde Sterbeargument, es seien die alten und schwachen und deswegen OK, wo man sicher sein kann, dass man in 3 Sekunden moralisch attackiert wird.
Deine genannten Argumente wären aber auch keine (besseren).
Wir wissen schlicht nicht, wie viele Menschen WIRKLICH infiziert sind. Die Zahlen die gemeldet werden, sind eine verzerrte Darstellung der Wirklichkeit. Da weist das RKI auch regelmäßig drauf hin. Daher ist auch die Zahl der Neuinfektionen nur sehr bedingt aussagefähig, auch wenn sie gerne zitiert wird.
Einzig die Zahl, dass die Kapazitäten in den Krankenhäusern derzeit ausreicht, ist eine valide. Und ich denke, dass sich an dieser einen Zahl in Wahrheit sehr viele politischen Entscheider mit Freigaben oder Einschränkungen orientieren werden.
Die Lockerungen können wegen des zeitlichen Verzuges durch Inkubationszeit, Testung, Testergebnis und Meldung des Befundes schon statistisch keine Auswirkungen haben, weil sie immer mit 3-4 Wochen Zeitverzug in die Statistik einfließen. Daher werden wir erst Mitte/Ende Mai sehen, was die Lockerungen wirklich bewirken.
Ergo: (gute) Argumente gibt es pro Lockerung wenige. Einzig, dass die Sterblichkeit aktuell nicht erheblich signifikant über dem Durchschnitt liegt und wir derzeit noch genügend Krankenhausbetten mit Beatmungsmöglichkeiten zur Verfügung hätten.
Contra: wir haben wenn man ehrlich ist keinen wirklich validen Überblick über die echte Infektionslage. Die Gefahr der akuten Überlastung des Gesundheitssystems bleibt so lange bestehen, wie es keinen Impfstoff in großen Mengen oder ein funktionierendes Behandlungsmittel für Erkrankte gibt. Wir haben in Deutschland bisher (bis auf einzelne regionale Ausnahmen) entweder Glück gehabt oder rechtzeitig massiv gehandelt. Das weiß man ehrlich gesagt auch erst dann, wenn das Virus und seine Verbreitungsmechanismen ausreichend erforscht sind. Das wird aber vermutlich genauso lange dauern, wie die Impfstoffentwicklung.