Quelle: http://www.hsg-damenhandball.de
BIENEN SCHAFFEN AUFSTIEG
Finale um den Aufstieg in die erste Bundesliga, Frauen: HSG Sulzbach/Leidersbach – Tus Weibern 26:31 (14:19). -
Was war das für ein Spiel. Was für ein Kraftakt. Und was für ein Wechselbad der Gefühle für die 1500 Zuschauer in der Aschaffenburger Unterfrankenhalle. Doch nichts desto trotz: es ist geschafft. Der große Traum und das vorgegebene Ziel sind erreicht. Zwar verloren die HSG-Frauen gegen den TuS Weibern mit 26:31, machten aber trotzdem unter den Augen von viel Prominenz den fünften Aufstieg in Folge perfekt und zogen in die Bel-Etage des Handballs ein.
Vor der Partie war die Stimmung am Kochen. Die HSG wurde von den „Powerbrezeln“ aus Kleinostheim musikalisch in die Halle geleitet, dafür gab es schon vor dem Anpfiff viel Applaus.
Dennoch: die erste Hälfte verlief alles andere als nach dem Geschmack der HSG-Verantwortlichen. Die Gäste aus Weibern agierten sehr konzentriert, wirkten frischer, lockerer und nutzten ihre Chancen besser. Die HSG hingegen war übernervös, vergeigte gleich die ersten fünf Angriffe (ein Fehlpass, zweimal Pfosten, zweimal mitten auf die Torfrau), so dass der TuS in der zwölften Minute erstmals eine Zwei-Tore-Führung erzielte (6:8). Die Gastgeberinnen erzielten zwar den Anschluss, der TuS legte aber wieder vor. Als es in der 24. Minute dann sogar 12:15 stand, reichte es HSG-Trainer Peter David. Er zog die Reißleine und redete seinen Frauen ins Gewissen. Besser wurde es darauf hin nicht, im Gegenteil. Weibern baute seinen Vorsprung auf vier Treffer aus und beim Pausenpfiff gelang ihnen sogar der "Ausgleich": es ging mit 14:19 in die Kabinen.
Was der Coach seinen Mädels dort ins Ohr flüsterte, blieb sein Geheimnis. Fakt war, dass die HSG, die das Hinspiel mit 35:30 gewann, sich erheblich steigern musste. Zunächst sah es aber nicht so aus, denn als der TuS mit 21:14 (34.) führte, schienen alle Träume geplatzt. Die HSG ließ reihenweise beste Chancen aus, und die Zuschauer ahnten böses. Weibern spielte weiter wie aufgedreht. Als Coach Peter David dann Eivor Pala Blöndal für die bis dato unglücklich agierenden "etatmäßigen" Linksaußen brachte, legten die Gastgeberinnen ihre Starrheit ab und bliesen zur Aufholjagd. Unter dem Jubel der Fans holten sie Tor um Tor auf und beim 22:23 (42.) war man wieder im Rennen. Doch Weibern gab nicht auf, noch einmal bäumte sie sich auf, gaben alles. Was dann folgte, war ein reines Kampf- und Nervenspiel. Es wurden hüben wie drüben technische Fehler produziert, die letzten Minuten wurden zur Zerreißprobe. Als aber Spielmacherin Rocsana Negovan per Siebenmeter in der 56. Minute das 26:27 erzielte, atmeten viele auf. Aber vorbei war es immer noch nicht: der Tus gab sich nicht geschlagen und zog mit drei Toren in Folge auf vier Treffer davon. Die Anzeigetafel zeigte 59:29 Minuten, als HSG-Coach David seine Auszeit nahm. Er beschwor seine Mädels ruhig die Zeit herunterzuspielen und den Aufstieg festzuhalten. Trotzdem ging in diesem letzten Angriff - zum Entsetzen aller - ein freier Torwurf neben das Tor. Im Gegenzug markierte der Gast 2 Sekunden vor Schluss das 26:31.
Aber dann endlich: das Spiel war aus, aus, aus. Und da die HSG mehr Auswärtstore (35) erzielt hat, ließen sie mit dem Schlusspfiff all ihren Emotionen frei. Es brachen alle Dämme, die Tränen flossen und Spielerinnen, Verantwortliche und Fans lagen sich in den Armen. Die gesamte Unterfrankenhalle war im wahrsten Sinne des Wortes ein „Bienenschwarm“, die Stimmung war unglaublich.
Als sich die erste Anspannung etwas gelegt hatte, gab es ein tolles "Indoor-Aufstiegs-Feuerwerk".
Dann wurden aus den Reihen der HSG alle Spielerinnen verabschiedet, die in der nächsten Runde nicht mehr dabei sind:
Signa Schjoenning zieht es nach Dänemark zurück. Sie wird ihren Lebensgefährten zurück in ihre Heimat begleiten.
Anna Galinskaja wechselt zum aufstrebenden Regionalligisten VfL Sindelfingen, der auch Piri Bartek unter Vertrag genommen hat.
Marion Chilla will sich mehr ihrer Familie widmen, steht aber für den Notfall zur Verfügung.
Sehr zum Entsetzen vieler Anwesenden wird auch Spielmacherin Rocsana Negovan die HSG nach 2,5 Jahren ebenfalls verlassen. Sie hat sich dazu entschieden, ihren Ehemann zu begleiten, den aus sportlichen und beruflichen Gründen erneut Richtung Gensungen zieht.
Elfa Björk Hreggvidsdottir und Eivor Pala Blöndal begleiten auch ihre Lebensgefährten Einar Holmgeirsson und Alexander Peterson gen Norden (beide wechseln vom TVG nach Flensburg).
Allen diesen Spielerinnen dankt die HSG für ihren Einsatz und wünscht ihnen viel Glück in der Zukunft. Ohne jede einzelne Spielerin wäre diese fantastische Serie nicht möglich gewesen.
Die Neu-Bienen sind bisher: Katja Langkeit (HC Leipzig), Claudia Sondermann (SG Bruchköbel), Judith Kirschig (TGS Walldorf). Nachdem auch heute erfreulicherweise die Zusage vom "Meistertrainer" Peter David für die kommende Runde feststeht, hat Manager Matthias Suffel wenigstens eine Sorge weniger. „Wir sind total glücklich, dass wir so sensationell den Aufstieg in die erste Liga geschafft haben. Es ist uns eine Zentnerlast von den Schultern gefallen. Heute haben wir keine Bestleistung gesehen, aber das war auch verständlich, denn bei diesem Match stand zuviel auf dem Spiel. Trotzdem haben wir eine Riesenserie hingelegt und können darauf sehr stolz sein." Und auf die Frage nach der "nächsten" Mannschaft fügt er ncoh hinzu: "Die Entscheidung von Rocsana Negovan, ihren Mann zu begleiten, ist für uns ein herber Verlust. Es wird sehr schwer sein, sie menschlich und sportlich zu ersetzen. Nichtdestotrotz sind wir mit potenziellen Spielerinnen in Verhandlung und wir hoffen, in den nächsten auch eine Co-Trainerin vorstellen zu können. Natürlich wird die Spielerinnensuche sehr schwer, denn heute haben wir schon den 20. Mai. Doch jetzt wird erstmal gefeiert, dann sehen wir weiter.“
Stimmen zum Spiel:
Peter David (HSG-Trainer): „Wir haben eine gute Runde gespielt, gute Spiele gezeigt und über die Saison tolle Leistung gebracht. Heute spielten die Emotionen eine große Rolle, denn es wurden ja fünf Spielerinnen verabschiedet. Ich weiß selbst, wie schwer so ein Spiel auf Messers Schneide ist, denn gestern hat in Kirchzell nur ein Tor gefehlt. Ich bin aber sehr froh, dass es geklappt hat.“ Auf die Frage nach der nächsten Saison, sagte er: „Meine Entscheidung ist am letzten Mittwoch in Weibern gefallen. Bis dahin war für mich noch alles offen. In der zweiten Liga weiter zu spielen, wäre für uns sehr schwer geworden. Doch hier und jetzt sage ich, dass ich auch nächste Saison dabei bin.“
Jan Reuland (Tus-Trainer): „Ich gratuliere der HSG ganz herzlich zum Aufstieg. Ich glaube zwar, dass es da oben verdammt schwer wird, doch die HSG ist verdient Meister geworden. Unsere Torhüterin hat sich heute enorm gesteigert und ich habe schon in Weibern gesagt, dass wir alles geben werden. Das haben wir heute gemacht und ich bin stolz auf meine Mannschaft. Es war ein Herzschlagfinale.“
Sulzbach/Leidersbach – Weibern 26:31
HSG: Chilla (1. bis 8. Minute), Fenn; Tikhonovitch 3, Schmitt, Hreggvidsdottir, Wörner 1, Grebe 3, Bloendal 2, Halasova 6/4, Negovan 6/1, Galinskaja 3, Schjoenning 2, Jusyte, Giegerich.
Tus: Fink (bei zwei Siebenmeter eingesetzt), Herbst (1. bis 60. Minute); Hoffmann, Etheber 3, D. Salz 1, Pop 3, Grohs, Schmitt, S. Salz 2, Oster 6, Strass 5, Heldrih 2, Mannebach 3, Jux, Kazaki 6/5.
Schiedsrichter: Hock/Heinz (Waiblingen). – Zuschauer:1500 . – Siebenmeter: HSG 7/5 (Galinskaya und Negovan scheiterten an Herbst); Tus 6/5 (Kazaki scheiterte an Fenn). – Zeitstrafen: HSG 2 (zweimal Halasova); Tus 3 (Etheber, S. Salz, Mannebach).
Spielfilm: 0:2 (2. Minute), 3:3 (6.), 6:6 (10.), 9:9 (15.), 10:12 (19.), 12:15 (24.), 14:19 (30.); 15:21 (35.), 17:23 (38.), 21:23 (41.), 22:26 (46.), 24:27 (51.), 26:27 (56.), 26:31 (60.).
PS von mir: dieses "kleine Finale" stand in der Spannung zum "großen Finale" gestern in NICHTS NACH!!!! ich brauche jetzt erstmal ein paar baldrian-tropfen...