Ich habe beide Hefte jetzt vor mir und wage mal eine Art Test.
HM kostet 5 Euro und bietet dafür 92 Seiten (ohne Umschlag und den 8seitigen Anzeigenbeihefter), von denen allerdings 11 mit ganzseitiger Fototapete, 10 mit ganzseitigen und 4,5 mit halbseitigen Anzeigen belegt sind. Bleiben 66,5 Seiten Inhalt (großzügig gezählt ohne kleinere Anzeigen etc. Teamfotos sind natürlich hier nicht mitgezählt). Es liegt ein Wendekalender (Saisonkalender) bei.
Das alte HM-Problem auch dieses Jahr. Analyse gleich null. Die 18 Vereine werden auf insgesamt sechs Seiten mit je einer 2/3 hohen Drittelspalte abgefrühstückt. (Bei der bekannten Zeilenhöhe und Schriftart des HM also etwa 1/2 Drittelspalte in Normalsatz). In den 30-40 Drittelzeilen pro Club finden naturgemäß nur Anekdötchen Platz. Zu den spannenden Themen Fusionssaison 2.Liga und neue 3.Liga hat man zusammengezählt gerade mal zwei Seiten zusammenbekommen. Für ein Fachmagazin ist das nicht nur schwach, sondern eigentlich peinlich.
Der sonderhefttypische Teil (Teamfotos, Kader, Clubinfos) ist wie immer etwas knapp gehalten. An Statistik gibt es nur eine Zehn-Jahres-Bilanz des Vereins. Spielerstatistiken (BL-Einsätze/Tore usw.) fehlanzeige. Dafür sind alle Großsponsoren der einzelnen Clubs sauber aufgelistet... Statistik zur Bundesliga kommt auf einer Doppelseite. Die Ewige Tabelle kommt in der (im Print leider üblichen) verkürzten 1977er Variante daher und listet TSB Flensburg eigenwilligerweise einzeln. Vorjahrestabellen nur 1.Bundesliga. Ausland/Europacup komplett fehlanzeige.
Redaktioneller Teil: Die Texte lesen sich wie gewohnt recht gut (nicht unbedingt Feuilleton, aber flüssig und ansprechend), sind aber wie gesagt viel zu kurz und zu wenige. Was zudem Meldungen über KD Petersens Trainereinsatz bei Turbine Potsdam oder den Workshop für Kinderhandball (sicher eine gute Sache) in einem Bundesliga-Sonderheft zu suchen haben, erschließt sich mir nicht. Es gibt immerhin eine kurze Abhandlung über die neuen Regeln und Auslegungen.
Fazit HM:
Mit 5 Euronen viel zu teuer. Damit kostet es fast soviel wie das kicker-Fußball-Sonderheft (5,50). Dieses bietet allerdings auf 244 Seiten (ohne Umschlag, inklusive auch einigem an Werbung) Infos satt. Beim HM bekommt man dafür 92 (66 effektive) Seiten mit knappen Basisinfos und sehr wenig Hintergrundinformation. Was könnte das für ein exzellentes Knallerheft sein, wenn die Redaktion nur mehr (viel mehr) von den eigentlich ganz guten Texten liefern würde. So ist es aber, vor allem gemessen an dem völlig überzogenen Preis, leider nur ein Knallfröschchen.
Sport Bild schlägt sich fürs erste Mal wacker. Das Heft ist eine dünnere 1:1-Kopie des Fußball-Heftes und bietet 96 Seiten ohne Umschlag für 3,50. Davon sind zwei Seiten Gewinnspiel (immerhin ist ein Auto zu gewinnen und schwer ist es auch nicht), nur sechs ganzseitige Werbung und vier Fototapete. Als Ausgleich für die wenigen Ganzseiter gibt es allerdings eine 1/12-Werbeanzeige auf jeder zweiten Seite.
Das Feature mit Titelboy Hens ist streng genommen platzverschwendung (zwei Seiten Körpervermessung mit Zentimetermaß). Peter Gerfen (Ex--Hildesheim) kommt mit einem kleinen Bericht über seine Depression zu medialer Präsenz, das überrascht ein bischen.
Der Sonderhefttypische Teil ist eine 1:1-Kopie des Fußball-Heftes aus dem selben Haus. Eine Seite mit Teamfoto und Teamanalyse (4 Spalten von etwa 2/5 Höhe). Dazu ein Einspalter pro Team über einen einzelnen Spieler. Clubinfos sind spärlich, enthalten aber wenige Fehler (Friesenheims Vereinshomepage etwa wird zur Fan-Club-Page degradiert). Zu jedem Club gibt es ein Kurzinterview mit dem Trainer. Spieler werden mit Portraitfoto und Individualstatistik auf einer Seite pro Club präsentiert. Dafür fehlt eine Kaderliste als Schnellübersicht. Teamspielplan und Anfahrtsinfos zur Halle (mit Google Earth-Bild; hübsch aber pretty sinnlos) sind auch enthalten. Ligastatistiken kommen auch hier auf nur einer Doppelseite. Die Ewige Tabelle (ebenfalls erst ab 1977) listet auch hier TSB Flensburg einzeln (s.HM), und TuS N-Lübbecke taucht zweimal auf (Bilanz 2009/10 separat, da ist wohl was beim nachtragen schiefgelaufen). TV Willstätt heißt hier HR Ortenau obwohl der Verein mit diesem Namen nicht in der 1.BL spielte. Das sind aber wohl zu vernachlässigende Kleinfehler.
Der redaktionelle Teil ist SportBild-typisch, also eher knapp, Zitatengespickt und griffig. Liest sich nicht so schön wie das HM, bietet aber mehr Information. Erhard Wunderlichs Teamanalysen sind dabei genauso gefällig wie vorhersehbar (das kann aber freilich auch an der gewissen Berechenbarkeit der Liga liegen). Manko ist das völlige Fehlen der 2.Bundesliga, auch Auslandstabellen/Europacup usw. kommen nicht vor. Der Fokus liegt komplett auf der HBL 1.
Fazit SB:
Ausbaufähig. Der Preis ist in Ordnung, dafür gibt es vergleichsweise viel Info. Das Layout ist SportBild-typisch, wenn man schon mal eine reguläre SB oder ein SB-Fußballheft in der Hand gehabt hat, kennt man sich sofort aus. Die Chance bei dem Heft mit dieser Mordsauflage liegt darin, daß es Aufmerksamkeit erzeugen kann. Es dürfte ein paar Seiten mehr haben und vor allem im vorderen Teil mehr Infos bieten (Hauptsächlich besteht dieser aus Personalitydisplay. Interviews mit Brand, Kretzschmar, Kraus, etwas seichte Features über Hens und Gislasson). Etwas mehr allgemeine Information zur Liga wäre wünschenswert gewesen. Ich würde für den Anfang mal eine gute 3 geben.
So, nun fehlt das HW-Heft ja noch, aber da dort ja wohl keine großartigen Änderungen zu erwarten sein werden, wird es vermutlich trotz der auffällig hohen Fehlerquote immer noch der Handball-Platzhirsch bleiben. Es sei denn, der kicker entschließt sich, seine Handballhefte wiederzubeleben. Dann käme vermutlich mal richtig Wind rein.