Der Tod eines Massenmörders ist sicher nicht zu bedauern. Das Schwein wurde geschlachtet.
[...]
Gegen gewissenlose Mörder muss man manchmal Methoden ergreifen, die man im Grunde ablehnt.Die Seligsprechung von JohannesPaul II. aber, wie vom Threaderöffner getan, als verrückt zu bezeichnen ist respektlos gegenüber den Gläubigen dieser Religion, zu der ich mich auch zähle.
Da ist sie wieder, die Diskrepanz zwischen Jesus und den Christen. Das obige schließt sich schon mal aus... entweder Du duldest/gutheißt/erfreust dich an der gezielten Tötung eines Menschen oder Du bist ein Christ. Beides geht nicht. Euer oberstes Organ hat das übrigens gestern auch in einer Stellungnahme klargestellt:
ZitatStern.de
ein Vatikan-Sprecher [zu den Jubelorgien in den USA, d. Verf.]: "Ein Christ sollte niemals den Tod eines Menschen begrüßen."
Ob Du tatsächlich ein gläubiger Christ bist, weiß ich natürlich nicht, und ich möchte Dich auch nicht persönlich angreifen, aber generell fällt es mir in der jüngeren Vergangenheit auf, daß plötzlich aus allen Ecken Menschen auftauchen, die sich als "Christen" bezeichnen, bzw. diesem Land andichten wollen, ein "christliches" zu sein (dabei waren es doch gerade die großen deutschen Aufklärer, deren Ideen Europa vom Muff des klerikalen Jahrtausends weitgehend befreit haben. Außerdem widerspricht es natürlich unserer Verfassung.). Meist dient diese vorgebliche Identifizierung mit dem Christentum leider nur der Abgrenzung zu den Anhängern anderer Religionen, i.d.R. den Muslimen, und mit der Lehre Jesu' weisen die Aussagen dieser Leute leider nur wenig Schnittmenge auf. Der predigte nämlich gegen Selbstgefälligkeit, Rache und Ausgrenzung von Minderheiten und lehnte sich gegen staatliche Willkürakte auf.
ZitatMichel b.
Diejenigen, die jetzt als moralische Bedenkenträger auftreten sollten sich die Frage stellen, ob sie auch die Schar der Hitler-Attentäter von Elser bis Stauffenberg verurteilen, die allesamt Hitler ohne Verfahren töten wollten?Oder ob die Entführung von Eichmann von Südamerika nach Israel eine legitime Tat nach Völkerrecht war? Oder ob Eichmann in Israel wirklich die Chance auf einen fairen Prozess und einen neutralen Richter hatte?
*sigh* Godwin's Law revisited... naja.
Attentate wie das Staufenberg-Attentat sind Handlungen von Individuen und damit scharf von Handlungen eines Staates abzugrenzen. Der Staat ist ein von einer Gesellschaft erschaffenes und durch sie legitimiertes abstraktes Ordnungselement, dessen Aufgabe es ist, Organe zu unterhalten, die (u.a.) - im Auftrag der Gesellschaft - die Einhaltung der Gesetze überwachen und Verstöße dagegen maßregeln. Der Staat und seine Organe können somit zu keiner Zeit den eigenen Gesetzen zuwider handeln und auch nicht die Auffassung vertreten, daß es Ausnahmen von der Anwendung der Gesetze geben könne.
Eine Einzelperson oder eine Gruppe von Individuen kann das sehr wohl und auch entsprechend handeln. Bei unabhängig handelnden Individuen - wie Staufenberg und Mitverschwörer - kann es eine moralische Ebene geben, auf der das Handeln erklärbar und unter Umständen sogar zu Rechtfertigen sein kann (=> Tötung eines für Massenmord und Unfreiheit verantwortlich gemachten Individuums).
Bei einem Staat und dessen Organen ist diese moralische Ebene aber nicht gegeben, weshalb es keine moralische Rechtfertigung für eine gezielte Tötung im Staatsauftrag (so es denn eine war, was wir niemals verlässlich erfahren werden) geben kann. Der Staat hat vielmehr darauf zu achten, daß die Linie nicht überschritten wird, hinter der es Ausnahmen vom Gesetz geben soll, wenn die Straftat den Individuen besonders verwerflich oder der Täter besonders verabscheuungswürdig erscheint. Wenn der Staat als Handelnder gegen diese Grundsätze selbst verstößt, verliert er, respektive die ihn vertretenden handelnden Individuen als beauftragte Ausführende ("Amtsträger"), die Legitimität. Staaten morden nicht. Sie richten und strafen nach schriftlich fixierten, eindeutigen und allgemeinen (d.h. für Alle - auch Terrorfürsten, Kindermörder, Serienvergewaltiger usw. - in gleicher Weise gültigen) Gesetzen. Es hat einen Grund, warum unabhängige Richter und nicht BILD-Redakteure/-Leser in Strafprozessen vorsitzen.
Akzeptiert die Gesellschaft eines demokratischen Staates Verstöße staatlicher Organe gegen diese Ordnung, riskiert sie, die Kontrolle über den Staat zu verlieren und läuft Gefahr, selbst von ihrem eigenen Staat kontrolliert zu werden. Das nennt man dann Autokratie oder heutzutage vereinfacht landläufig Diktatur.
Eichmann fällt natürlich sofort ein, ich habe ihn aber oben extra herausgelassen, weil ich die Fälle nicht für vergleichbar halte. Im Unterschied zu Bin Laden war Eichmann weder Galdeonsfigur einer Bewegung noch hatte er eine nenneswerte Gefolgschaft. Auch ist er nicht an Ort und Stelle hingerichtet worden. Er bekam tatsächlich einen fairen Prozeß - Israel hat sogar die eigenen Gesetze geändert, um ausländische - namentlich deutsche - Verteidiger vor Gericht auftreten lassen zu können, und diese sogar bezahlt, weil sich kein einziger israelischer Pflichtverteidiger für Eichmann fand. Dieser Prozeß war schon vor 50 Jahren logistisch sehr anspruchsvoll und kann daher natürlich auch als historisches Beispiel dienen, warum man solche Verfahren besser vermeidet.