My two cents... der Niveaubruch liegt meiner Ansicht nach nicht zwischen erster und zweiter Liga, sondern weiter oben. Daher müssen eventuelle Maßnahmen auch dort ansetzen.
Grundsätzlich: KO-Spiele am Saisonende - ob Play Off oder Relegation - waren, sind und bleiben immer Mist. Kurzfristige Spannung fürs Publikum anstelle verläßlicher Planung. Wenn die Ligarunde zu Ende gespielt ist, sollten klare Verhältnisse herrschen. Ich finde es absurd, das Ende eines kompletten Saisonverlaufs an ein, zwei Spielen aufzuhängen. Also, gut daß die Relegation endlich abgeschafft wurde, noch besser - auch wenn hier ein bissl off topic - daß dieser Platz 1-4-Aufstiegs-Play Off-Murks bei den Frauen ebenfalls eingestampft wurde (die Play Offs in der HBF ja leider noch? nicht). Abstiegsrunden (Ligamodus, mehrere Spiele) ließe ich mir noch gefallen (siehe unten), aber mit KO-Spielen nachszutrohhalmen fand ich schon immer fragwürdig. Da ist noch der österreichische Modus besser, dort spielen die letzten vier von oben (HLA) eine Doppelrunde mit den ersten vier von unten, die besten vier sind in der nächsten HLA. Das geht aber natürlich nicht, wenn man so absurde Ligagrößen hat wie wir und seinen Ligaclubs per se schon 34 bzw. 38 Saisonspiele aufhalst (und dann rumbärbelt, daß die Belastung ja so groß und der Terminplan ja so eng wären).
Zahl der Absteiger: Bei einer Riesenliga wie der HBL* sind drei wohl eher das Minimum als zu viele. Daneben sind für 20 Zweitligisten auch drei Aufsteiger der kleinste vertretbare Wert, wie ich finde. Der Niveauunterschied zumindest zwischen den "Bottom Six" der 1.BL und den "Top Six" der 2.BL wird sich durch die vernünftige Einschmelzung der 2.Bundesliga zu einer Staffel in den kommenden Jahren automatisch verringern.
Die Frage ist aber aus meiner Sicht viel eher, ob der größere Niveaugraben sich nicht eher etwa um Platz 12 der 1.Bundesliga befindet als zwischen erster und zweiter Bundesliga. In jedem Fall ist er dort vorhanden, das kann ich auch statistisch belegen. Die "Bottom Six" der HBL holen seit Jahren so gut wie keine Punkte gegen die Top Sechs und nur relativ wenige Zähler aus den Spielen gegen die mittleren Sechs. In der letzten Saison haben die "Bottom Six" der HBL zusammen genau 102 Punkte auf sportlichem Wege geholt, dazu kommt einer aus der abgebrochenen Partie MT-Wetzlar. 60 dieser 102 Punkte haben sie logischerweise in den 30 Partien gegeneinander geholt, das ist ja eine tabellarische Notwendigkeit.
Interessant ist also erstmal, daß diese sechs Clubs in 144 weiteren Spielen gegen den "Rest der Liga" zusammen gerade einmal 42 Zähler eingefahren haben, das ist nur jeder siebte mögliche Punkt. (Zum Vergleich: in der Fußball-BL kamen die unteren sechs Vereine der vergangen Saison nach Zwei-Punkte-Version gerechnet auf 161 Zähler, haben also 101 gegen den Rest der Liga geholt, knapp zweieinhalb mal so viele wie die HBL-Clubs). Von den Restpunkten stammen 35 aus den Spielen gegen die mittleren Sechs (plus einer aus der Wertung MT-Wetzlar), aber gerade mal 7 aus den 72 Partien gegen die Top Sechs, dabei gab es genau zwei Siege - Burgdorf in Göppingen und Ahlen/Hamm am letzten Spieltag im 'Freundschaftsspiel' gegen Flensburg, dies war auch der einzige Heimsieg eines "Bottom"-Clubs gegen einen "Top"-Club in der vergangenen Saison - bei 36 Versuchen.
Und das alles ist sogar eine Steigerung gegenüber der vorherigen Saison 2009/10, da gab es gerade mal ganze vier(!) Pünktchen für die letzten Sechs gegen die ersten Sechs (HBW-THW und ebenfalls Burgdorf gegen FAG, diesmal zu Hause) und nur 33 weitere gegen die mittleren Sechs. 2008/09 waren es mit den insolventen Stralsund und TuSEM dabei ganze 39 Punkte gegen den Rest der Liga, davon aber immerhin 17 gegen die Top 6.
Von der Spitze zur Mitte hin ist der Abstand übrigens lange nicht so deutlich. Die mittleren Sechs holten von ihren 195 gesammelten Punkten (60 natürlich gegeneinander) immerhin 26 gegen "oben", aber satte 109 gegen die letzten Sechs, womit der Abstand gerade zwischen diesen beiden Segmenten besonders deutlich wird.
Ich würde den Vorschlag des Foerdefuchses folgerichtig noch ausbauen und halte die Reduzierung der 1.Bundesliga auf zwölf Teams für die beste Lösung. Es könnten sportlich vielleicht auch 14 sein, aber die Zahl 12 bietet bessere Lösungen bei der Saisonplanung. 14 riecht schon so nach KO-Play Off (... da den Vereinen 13 garantierte Heimspiele zu wenig sein dürften). In einer Zwölferliga kann man dagegen zum Beispiel ganz prima eine Doppelrunde (22 Spiele) mit anschließender Aufteilung in Meister- und Abstiegsrunde (mit Punkteübernahme**, á 6 Teams = je 10 Spiele) vornehmen und hätte damit auch 32 Spieltage (=16 Heimspiele pro Club) , so gut wie das ganze Jahr über Spannung, im letzten Saisonabschnitt oben wie unten so gut wie nur wichtige und publikumswirksame Spiele, die dabei aber keine "Play Offs" im KO-Modus sind. Am Schluß wird oben einer Meister, die letzten beiden steigen ab und gut ist.
Da heulen natürlich die kleinen Vereine auf, aber wenn man die Niveauunterschiede in der HBL nüchtern analysiert, kann man nur zu dem Schluß kommen, daß die Liga zu groß ist und die "Bottom Six" sportlich viel besser in einer Spielklasse mit den Spitzenteams der 2.Bundesliga aufgehoben wären. Wobei die 2.Bundesliga mit jetzt 20 Teams natürlich ebenfalls viel zu groß ist und folgerichtig auch - etwa auf 16 - gekürzt werden sollte/Müsste. Dann hätte man am Ende einen Profibereich mit 28 Mannschaften, dabei eine (aber wirkliche) Eliteliga und eine gute Profi-Anschlußliga, bevor dann der Semiprofibereich mit der Spitze der 3.Liga beginnt, die dann aus den heute zur unteren Hälfte der 2.BL zählenden Mannschaften besteht.
* Die HBL ist seit der Aufstockung 1999 die weltgrößte erste Handball-Liga - kein anderer Verband leistet sich eine 1.Liga mit 18 Vereinen. Der Regelfall sind 10,12 oder 14 Vereine, wenige haben auch 16.
** Für Punkteübernahmen gibt es x Lösungen. Bonuspunkte, Halbierung, Teilübernahme usw. Mir gefällt die Variante "alles geht mit" (wie in Tschechien) am Besten.