Beiträge von Hereticus

    Für die, die es interessiert. Die Reihenfolge der Plätze 9 bis 16 (wird anhand der drei Ergebnisse gegen die anderen Achtelfinalisten aus der Vorrundengruppe ermittelt)

    09. Deutschland 6-0 (+17)
    10. Dänemark 6-0 (+12)
    11. Belarus 2-4 (-10)
    12. Russland 2-4 (-11)
    13. Ägypten 2-4 (-12)
    14. Island 1-5 (-7)
    15. Mazedonien 1-5 (-11)
    16. Brasilien 0-6 (-32)

    Die Plätze 5-8 werden unter den Viertelfinalverlierern genauso ermittelt (werden nur in den WMs vor Olympischen Spielen ausgespielt)

    Deutschland ist übrigens zum dritten Mal WM-Neunter und wurde bei den beiden vorherigen Malen (1974, 2005) jeweils beim nächsten Anlauf Weltmeister ;)

    Dänemark ist zum ersten Mal seit 2005 (WM 13.) bei einem Turnier nicht unter den letzten acht.

    Ob es schon einmal eine europäische Mannschaft geschafft hat, bei zwei aufeinanderfolgenden WM gegen eine (dieselbe) nicht-europäische Nation auszuscheiden, müsste ich jetzt erst nachsehen (wobei das Kriterium auf Qatarslawien ja nur bedingt anzuwenden ist)

    Zählt bei Punktgleichheit am Ende direkter Vergleich oder Torverhältnis?

    Das letzte mal daß bei einer WM die Tordifferenz ausschlaggebend war, war 1993. Seitdem zählt bei jedem Turnier (auch EM) der DV zuerst. Und Kroatien hat übrigens noch gewonnen. Abgesehen davon sieht man doch eh erst am Ende ob es im Hinblick auf den weiteren Verlauf überhaupt attraktiv ist Gruppensieger zu werden...

    Eine ganze Reihe Rekorde wurden mit Gensheimers Wert von 13/8 Toren eingestellt.

    Erst zum vierten Mal gab es acht Siebenmetertore in einem DHB-Länderspiel (1974 URS, 1995 EGY, 2010 AUT, noch nie mehr), und erst zum zweiten Mal hat ein Spieler die alle alleine verwandelt, also acht Siebenmetertore in einem Länderspiel für den DHB erzielt (Mimi Kraus am 05.01.2010 gegen Österreich).

    Daneben hat Uwe Gensheimer außerdem seinen eigenen DHB-Rekord von 13 Treffern in einem WM-Spiel eingestellt, den er erst 2015 im Spiel um Platz Fünf aufgestellt hatte und ist damit auch logischerweise der erste Spieler, der soviele Treffer in zwei aufeinanderfolgenden WM-Spielen für den DHB erzielen konnte. Zudem war es erst das fünfte Mal überhaupt, daß ein DHB-Spieler in einem WM-Spiel mehr als zehn Tore erzielte (a. Musche 11/0 und Sellin 11/3 2015 gegen Saudi-Arabien, Kretzschmar 11/4 1999 gegen Kuba. Musches 11/0 sind ergo auch die meisten Feldtore in einem WM-Spiel).

    Da stellt sich die Frage, ob das nicht sogar die absolute Wunschlösung für einige DHB-Bosse war.

    Der einzige Goldpartner der Reinickendorfer Füchse überträgt jetzt also die WM - zumindest das Spiel in Krefeld vorgestern war geprägt von der Werbung insbesondere der AOK (einer gesetzlichen Krankenkasse!!!) und auch Lidl, beide voll bei den Füchsen im Boot...

    Mir stellt sich da ja eher die Frage, ob man niemanden anderen mehr findet und völlig von Hannings Kontakten abhängig ist.

    Aber immerhin. Ein freier Livestream ist ja angesichts der Ausgangslage noch eine vertretbare Lösung, jedenfalls deutlich besser als das "Einspringen" des Pay TV wie bei der letzten WM, das ich befürchtet hatte.

    Bis vor zwei Jahren gab es doch gar keine Top 3

    Doch natürlich gab es die. In jeder Tabelle mit vier oder mehr Mannschaften gibt es eine "Top 3". Sie waren eben in den letzten Jahren noch nicht so dominant gegenüber dem Rest der Liga wie in dieser Saison, und das ist ja genau das was diese Statistik aussagt. Wenn es drei Mannschaften gibt die sich nur gegenseitig schlagen können und ansonsten in der gesamten Saison nur noch ein, zwei weitere Spiele abgegen halte ich das schon für ein eher schlechtes Zeichen.

    Klar kann man im Vergleich zu Ländern wie Kroatien, Russland, Spanien oder Ungarn noch argumentieren, daß es ja immerhin noch drei sind und nicht seit Jahrzehnten nur einer oder zwei, aber irgendwie ist das ein schwacher Trost, zumal es sich bei den Top 3 auch seit nunmehr schon in der fünften Saison um die selben Vereine handelt, und auch die direkt dahinter wechseln praktisch nur untereinander durch (Füchse plus im Wechsel zwei oder drei aus Burgdorf, MT, SCM, FAG). Das ist unübersehbar die Folge der Gruppen- und Ligasysteme in den Europapokalen, die für eine Zementierung der Verhältnisse in den nationalen Ligen sorgen, weil sie nur wenige und immer die selben an die Fleischtöpfe lassen. Im Fußball kann man das immer gleiche Bild ja schon seit Jahren bewundern und 2018 wird es in Form der Quasi-Europaliga mit so gut wie fixierten Teilnehmern in der reformierten Chhampions League ja noch besser ablesbar sein. Wenn dieses System Bestand haben wird, werden dort auf Jahrzehnte immer die selben Vereine spielen. Im Prinzip ist das in der Spitze ja bereits seit zehn Jahren so. Es mag ja Leute geben die das schön finden (Rummenigge findest es zumindest sehr einträglich, vermutlich zu Recht), ich gehöre nicht dazu.

    Es ist wie gesagt eine Frage, wie man individuell "Spannung" definiert. Wenn es Jahrzehntelang nur um die Frage geht, ob Kiel wieder Meister wird oder doch Flensburg oder Mannheim, ist das aus meiner Sicht nur mäßig spannend. Wenn wir bei einer Situation sind, in der außer diesen Dreien auch Magdeburg, Erlangen, Leipzig und Göppingen (oder beliebige andere, es geht um die Anzahl) eine regelmäßige und realistische Chance haben, am Ende auf Platz 1 (oder wenigstens 2-3) zu stehen, dann reden wir von Spannung. Aber so wie sich die Liga derzeit entwickelt, eher nicht, jedenfalls nicht an der Spitze.

    wenn es Spiele gibt, die Stolpersteine werden können. Sage mal als Beispiel von früher Kiel in Dutenhofen.

    Dies war übrigens auch in dieser Hinrunde das einzige Spiel, das einer der Top 3 gegen einen der restlichen 15 eingebüsst hat. Bilanz Top 3 - Rest-HBL beläuft sich auf 44:1 Siege. Es ist sicher eine Frage, wie man Spannung definiert. Die Spannung innerhalb der Peergruppe ist für die Top 3 sicher sehr hoch, aber im Bezug zum Rest der Liga hat sich die Kluft mit dieser Saison deutlich vergrößert. In den letzten Jahren haben die Top 3 gegen den Rest der Liga immerhin noch regelmässig um die 20 Punkte gelassen (2015/16: 21, 2014/15: 22, 2013/14:20), in dieser Spielzeit erst die oben genannten zwei, dazu hat der Vierte nur gegen die Top 3 verloren und gegen die anderen 14 nur 2 weitere Punkte gelassen. Die Schere zwischen Oben und der Mitte geht in dieser Saison also deutlich weiter auseinander als vorher.

    Für mich ist die inflationäre Benutzung des Wortes "Ladies" für die Nationalmannschaft ziemlich nervig bis peinlich. Wenn ich es richtig erinnere, dann stammt die Bezeichnung aber von Michael Biegler, der seine Spielerinnen seit einigen Monaten so nennt, was ich nicht weiter verwerflich finde. Die Medien (und der DHB) haben das Wort offenbar begierig aufgenommen und benutzen es jetzt permanent.

    Genauso penlich wie dieses badboys, aber in einer Branche, in der Erstligavereine sich selbst als "Tussies", "Die Vipers" [sic!], "Flammen", "Hornissen" und ähnlichem Quatsch bezeichnen, ist "Ladies" ja noch geradezu sympathisch-harmlos.

    Gruppensieger? :lol:

    Ja.

    Zitat

    Am Ende von NED-FRA wurde jedenfalls die Tabelle so gezeigt und Hereticus hat es ja schon etwas weiter oben so geschrieben.


    Tabellen mit hübschen Fähnchen :D

    Aber eigentlich ist das ja nebensächlich. Wichtig ist, daß die Mannschaft durch die anderen beiden Ergebnisse aus einer nicht ganz schlechten Ausgangsposition in die Hauptrunde geht. Der Tag hätte aus DHB-Sicht nur noch besser laufen können, wenn Slowenien statt Spanien reingekomemn wäre (dann hätte Schweden nur einen Punkt mitgebracht, dafür Slowenien zwei)

    Hauptrundengruppe I Göteborg
    Schweden 55:49 3-1
    Serbien 55:53 3-1
    Deutschland 50:49 2-2
    Frankreich 39:38 2-2
    Niederlande 45:47 2-2
    Spanien 42:50 0-4

    10.12. (Samstag)
    Serbien - Deutschland
    Schweden - Niederlande
    Spanien - Frankreich

    12.12. (Montag)
    Spanien - Deutschland
    Serbien - Niederlande
    Schweden - Frankreich

    14.12. (Mittwoch)
    Serbien-Frankreich
    Schweden - Deutschland
    Spanien - Niederlande

    Spanien - Slowenien 30:18, damit Slowenien raus und die Hauptrundengruppe steht fest. Bloß die Reihenfolge und Paarungsfolge damit noch nicht. Deutschland kann nicht mehr Dritter werden (da im ggf. Dreiervergleich mit FRA und NED positive Tordifferenz), aber Gruppensieger bei +2 bis +4 (mit Torzahlen bis 23:19) für NED im letzten Spiel.

    Das tun wir nicht, er spricht nur davon das gerademal Zehntausend-Leute Sky abonniert haben, was schlichtweg nicht stimmt. Aktuelle Quoten sind rund 30.000 bei der EHF-CL. (Letztjähries Viertelfinale THW-Szeged wurde auch schonmal von 90.000 geschaut) Damit aber noch weit vor den Quoten die letztes Jahr noch durch die Premiere League gemacht wurden (ausgenommen Kloppo) und den Golf-Rechten. Sky bezeichnet selber den Handball als ein wichtiges exklusives Recht das direkt nach dem Fußball kommt [auch was die Quoten angeht].

    Man darf die Pay-TV Quoten auch nicht mit dem Free-TV vergleichen, da hier eben ein weitaus kleinerer potenzieller Kreis gegeben ist.

    Daß das höchst widersprüchlich ist was du da schreibst, siehst du beim nochmaligen Lesen vielleicht selbst. Ich schreibe davon, was du mit deinem Beitrag am Ende selbst behauptest. Nicht daß es nur zehntausend sky-Abonnenten gäbe, sondern daß es dort gerade mal einige Zehntausend Handball-Zuschauer (Abonnenten des entsprechenden Pakets) gibt. Das ist eine lächerlich geringe Anzahl, wenn man Reichweiten generieren will. Und glaube mir, die Vereine möchten das gerne in weit größerem Umfang als bisher, die verdienen damit nämlich ihr Geld.

    Und in deinem letzten Satz gibst du deine Position auch gleich selber auf, indem du ja genau meinen Punkt zitierst: der "potentielle Kreis" ist weitaus kleiner als im Free TV, nämlich ungefähr um den Faktor acht (sky erreicht etwa 12% der TV-Haushalte). Somit ist auch die Zahl der Sichtkontakte viel kleiner und die Attraktivität für Sponsoren sinkt analog dazu. Gerade die Vereine, die jetzt häufig bei Sport1 zu sehen sind, werden das auch bald merken. Pay TV ist sicher schön für die, die es sich leisten wollen, aber es ist und bleibt eben Randgruppenbespaßung. Das macht für Fußball vielleicht Sinn, der auch auf vielen anderen Feldern noch Marketingoptionen bietet, aber für alle anderen Sportarten ist das medialer Selbstmord. Der Vertrag spricht einfach die falsche Zielgruppe an, nämlich nur diejenigen, die ohnehin schon dabei sind. Dabei geht es mir nicht im Geringsten um das was ich sehen kann oder was mir gefällt. Ich sehe jetzt auch schon kaum was an (brauche die Zeit ja um hier blablabla abzusondern), und ich könnte es mir auch durchaus leisten 30 Euro im Monat dafür auszugeben, aber ich will persönlich auch schlicht nicht ständig fernsehen. Ich finde nur diesen Schritt so unheimlich kurzsichtig aus Sicht der Liga und ihrer Vereine. Und die Vereine werden das auch in Kürze so sehen, denn die werden bald merken, daß ihre Vermarktungsargumente weniger werden. 30.000 oder 50.000 Zuseher bei einem Spitzenspiel sind doch ein Witz.

    Für die großen Vereine wird es in der Vermarktung weniger und für die kleinen wird es nicht mehr. Das ist der Effekt, den dieser Vertrag für die Clubs absehbar haben wird. Einzelne Spiele werden vielleicht niedrigere Zuschauerzahlen als Hallenbesucher haben. Selbst in der Fußball-Bundesliga gibt es Übertragungen mit gerade Mal 5.000 Zuschauern (kürzlich bei Darmstadt-Leipzig). Wieviele werden dann wohl Balingen-Wetzlar einschalten? 300? 500? Und wie lange wird sky diese Begegnungen dann mit Aufwand produzieren? Genau.

    Zitat von Kleinschreiber

    sie haben bisher nicht erkannt, dass bestimmtes fernsehen mittlerweile nunmal mehr geld kostet[...] selbst wenn du ihnen über sky alles ohne geld anbieten würdest, würden sie immer noch einen grund finden warum grad dies wieder schlecht wäre.

    Und du hast die Beiträge nicht gelesen, die du kritisierst. Es geht nicht darum, daß es etwas kostet, sondern daß die Zielgruppe zu klein ist. sky deckt mit etwa 4,6 Millionen Kunden nur etwa 12 % der etwa 38 Millionen Fernsehhaushalte in Deutschland ab (beide Zahlen laut statista). Daß die Zielgruppe durch die Preispolitik klein gehalten wird, ist auch ein Problem, aber hier bisher gar nicht angesprochen worden.

    Zitat von Lord Vader

    Hatte denn der Handball aktuell ein Reichweiten- oder Präsenzproblem? Ich bin jedenfalls dieser Meinung.

    Geh mal an einem x-beliebigen Ort in Deutschland auf die Straße und frage 100 Menschen, ob sie dir sechs aktuelle Handball-Bundesliga-Vereine nennen können. Außerhalb von Kiel wirst du vermutlich keine zehn Leute finden, die das können und von denen wird die Hälfte TuSEM Essen und "das Lustige mit dem Widewitt oder wie das heißt" nennen. "Ach ja und diese Löwen oder was aus Neckar... Stuttgart sind die dann wohl, hm?" Ein Freund von mir, der jedes Fußspiel ansieht das er kriegen kann und mit dem ich früher u.a. zusammen Handball gespielt habe(!), hat mich neulich angesprochen ob Turu Düsseldorf noch in der Bundesliga spielt. Das ist nicht repräsentativ, aber symptomatisch. Es kennen mehr Menschen draußen skurrile Siebtligafußballclubs als auch nur vier oder fünf Handballvereine. Jede Amateurkickerklitsche, die in den Siebzigern mal im DFB-Pokal gegen den HSV gewonnen hat ist in der Breite heute noch bekannter als der TBV Lemgo. Das ist ein Reichweitenproblem. Effekte über die Nationalmannschaft werden überhaupt nicht aufgegriffen, das ist schon 2007 so gewesen und seither nicht besser geworden. Es gab 2006-2007 eine kleine Hypeblase im Vorfeld der WM, die man aber hat verpuffen lassen. Seitdem dümpelt es jedenfalls nach meiner Wahrnehmung so vor sich hin. Eine teure Webseite mit schlecht funktionierendem Liveticker ist aus meiner Sicht jedenfalls noch lange keine Breitenwirkung. Die lässt sich nur erzielen, indem man permanent in den frequentierten Kanälen präsent ist, so daß sich Namen und Geschichten langfristitg festsetzen können. Und diese Kanäle sind nunmal nicht bei sky sondern bei der ARD und ihren Sendern zu finden.

    Zitat von Lord Vader

    Da wird Hereticus wegen seines Beitrags angeprangert aber seine Kernaussage greift keiner auf.

    Der verschenkte Synergieeffekt mit der Sportschau wird auch nicht beachtet, aber sei's drum. Für die Lesekapazität von Menschen, die schriftliches Hochdeutsch im Internetzeitalter für den Ausdruck lexikalischen "Fachwörterwissens" halten und selber weder die Großschreibung noch Absatzregeln beherrschen, sind meine Texte vielleicht zu geordnet und zu lang. Darum wende ich mich jetzt auch wieder spannenderen Dingen zu, hier ist ja eh alles ausgetauscht. Die sky-Kunden freuen sich (nur die Übertragungsqualität betrachtet, vermutlich zu Recht), die anderen ärgern sich, und Vereine und Liga werden den Tag noch verfluchen, an dem sie diesen Vertrag geschlossen haben.

    Hast du auch ein Idee? Oder nur Kritik?

    Liest Du Beiträge manchmal auch? Oder zitierst Du sie nur des Eindrucks wegen in voller Länge?

    Zitat von Hereticus

    jetzt, wo man es nach zwanzig Jahren oder so endlich wieder in die Sportschau geschafft hat

    Das ist der eigentlich vernünftige Teil des neuen Vertrages, der eine wesentliche und wichtige Grundvoraussetzung für die Repopularisierung schafft (schaffen könnte, wenn es ordentlich umgesetzt wird), nämlich ein "Namedropping" auf breiter Front, Interesse wecken, Identifizierung ermöglichen. Das verstecken der Liveübertragungen im Pay TV macht diesen Gewinn aber im selben Zug wieder zunichte, weil kaum jemand ein Spiel live sehen wird, der vielleicht über die Sportschau dafür interessiert wurde. Das ist in etwa so wie eine Gratisecke Pizza zu verteilen, aber nur jeden Zehnten Kunden in die Pizzeria zu lassen. Also werden sich die Leute wieder abwenden. Das ist auch dann voraussagbar wenn man sich mit Spieltheorie nicht auskennt und darum finde ich diesen Vertrag schlicht dumm. Man schafft ein Potential das man gleich wieder vernichtet. Man müsste das Potential der Flächendeckung durch die ÖR erst einmal für einige Jahre ausschöpfen um den Bekanntheitsgrad der Liga und ihrer Vereine Deutschlandweit (deutlich) auszubauen, und zwar mit

    Zitat von Hereticus

    Übertragungen etwa in den Dritten Programmen oder einem bundesweit empfangbaren Privatsender

    und eben nicht in einem nicht frei empfangbaren verschlüsselten Pay-Sender. Damit verdient man zwar jetzt ein paar Taler, meinetwegen verkauft man auch Übertragungen ins Ausland (was in der Sache abgesehen von den paar Talern die es bringt aber völlig unerheblich ist), aber mittelfristig wird man erstens kein neues Publikum hinzugewinnen und zweitens noch einen Teil des Bestandspublikums damit verprellen. In zwei, drei Jahren wird sky irgendwie am Rande verlautbaren, daß man sich dann doch mehr erhofft hatte und sein Engagement auf das Kontraktminimum eindampfen. In der HBL-Zentrale wird man dann immer noch verlautbaren, ein "Premiumprodukt" zu vertreten, bloß halt eins das bundesweit noch weniger Menschen näher kennen als jetzt. Kurzfristiges Profitstreben führt erfahrungsgemäß eben äußerst selten zu langfristigem Erfolg. This is what will be. Just wait and see.


    Das glaube ich auch, denn in den letzten beiden Jahren hatten die während dem CL Final4 auch nen Promo-Stand in der Lanxess-Arena.

    Das offenbart das ganze Dilemma. Man bemüht sich gar nicht um neues Publikum, sondern badet nur im eigenen Saft. In der Handballhalle brauche ich nicht nach neuem Publikum zu suchen. Die unsinnige Diskussion um die Preise, Qualität, umsonst/nicht umsonst, ob Pay TV ein Fluch oder Segen sei, ist auch so ein Symptom, nämlich eine reine Insiderdebatte, dreht sich aber gar nicht um das eigentliche Thema des Tages.

    Das Problem der HBL ist doch - zumindest meiner Ansicht nach - daß die Bemühungen um mehr Reichweite für Liga und Spiel seit Jahrzehnten maximal untertourig bis überhaupt nicht laufen. Eine Sportart wie Handball mit seiner Geschichte muss in Deutschland eigentlich einen viel höheren Stellenwert und Bekanntheitsgrad (und damit auch um Mehrfaches höhere Vermarktungsmöglichkeiten) haben als es zur Zeit trotz EM-Sieg und Olympiamedaille tatsächlich der Fall ist. Und da muß der Hebel als erstes hin, bevor man ans große Verkaufen denkt.

    Außerhalb der Reichweite der jeweiligen Regionalzeitung und der direkten Handballszene kennt kein Mensch Begriffe wie "MT Melsungen", "HBW Balingen-Weilstetten" oder "TSV Burgdorf". Und sich vor dieser Folie jetzt, wo man es nach zwanzig Jahren oder so endlich wieder in die Sportschau geschafft hat, sich im gleichen Atemzug mit dem Hauptprodukt der Liveübertragungen fast vollständig ins Pay TV zu verabschieden und damit eine mögliche Breitenwirkung zu verschenken wie sie mit Übertragungen etwa in den Dritten Programmen oder einem bundesweit empfangbaren Privatsender gegeben gewesen wäre, ist absolut kontraproduktiv und wird die Liga und damit den Handball in Deutschland insgesamt um Jahre zurückwerfen. Und dabei wird es eben nicht die geringste Rolle spielen, wie attraktiv die Preise und wie toll die Bildqualität bei sky möglicherweise sein werden oder nicht, ob es eine Umsonstkultur gibt oder nicht, das ist nämlich alles überhaupt nicht relevant. Das interessiert die Zehntausend, die das abonnieren. Die Millionen anderen, die man damit nicht mehr erreicht sind auf Jahre bis Jahrzehnte weg. Man frage nach beim Eishockey (oder bei Bert Brecht, siehe oben).

    Wenn irgendwann mal der Tag kommen mag, an dem in Deutschland (und nicht nur im jeweiligen Landkreis) etwa gleich viele Menschen die HSG Wetzlar [19 Jahre Bundesliga] oder MT Melsungen [12 Jahre Bundesliga] kennen wie Westfalia Herne oder Hessen Kassel [je 0 Jahre Bundesliga]... dann kann man anfangen über Pay TV nachzudenken. Vorher ist das keine realistische Option.

    dass ich alle 594 Spiele der HBL sehen kann [...] Alle 594 Spiele live und oder on demand = geil!

    306. Für 594 Spiele müsste die HBL 25 Mannschaften haben (bei normalem Spielplan). However. Der Punkt "Regelmäßige Zusammenfassungen bei den ÖR" ist ein Fortschritt und nur zu begrüßen. Nicht weil es die hier schreibenden handballaffinen Menschen glücklich machen würde, denen das sicher zu wenig ist. Aber weil es erhöhtes Interesse beim "Rest der Welt" wecken kann, was der Sport dringend nötig hätte. Soweit die guten Ansätze. Warum man aber diese Einsicht gleich wieder über Bord schmeißt um die Liveübertragungen dann hinter der Paywall zu verstecken wird mir nicht klar. Die HBL macht exakt den selben Fehler wie die EHF und nimmt ihr eigentliches Produkt aus dem Blickfeld der Sportöffentlichkeit (und, Nein, knapp 5 Millionen Abonnenten sind nicht - und selbst wenn es alles sportaffine wären und jeder Anschluß zwei davon versorgen würde - "die breite Masse" der Sportinteressierten in Deutschland. Es sind vielleicht gerade mal zehn bis zwanzig Prozent derer). Diese Begriffstutzigkeit bei der HBL frappiert mich immer wieder. Was kann jemanden dazu verleiten zu glauben, daß es der HBL bei sky besser gehen wird als der Champions League, die jetzt kaum noch jemand in Deutschland sieht? Das bleibt mir ebenso unverständlich wie die konsequente Mißachtung der kaufmännischen Grundregel daß vor dem Gewinn das Investment steht, sprich es sollte erst einmal nicht darum gehen, sich möglichst teuer an irgendwen zu verkaufen, sondern als erstes mal darum, die Reichweite (wesentlich) zu steigern um eine (viel) höhere Zahl potentieller Konsumenten anzusprechen als bisher. Darauf wartet man irgendwie seit Beginn der 'Professionalisierung' der HBL, aber es drängt sich der Eindruck auf, daß dieses Grundproblem dort entweder gar nicht wahrgenommen oder konsequent ignoriert wird und man jetzt sogar offenbar der Meinung ist, die HBL bekäme bereits viel zu viel mediale Aufmerksamkeit und darum müsse man diese nun tunlichst durch das Abschieben der meisten Livespiele ins Pay TV verringern. Anders ist dieser Deal jedenfalls nicht rational zu erklären. Das Schicksal der DEL sollte doch nun jedem gezeigt haben, daß Pay TV für eine Halb-Randsportart keine Option sein kann. Wenn Zusammenfassungen in der Sportschau laufen, gehören die Livespiele in die Dritten Programme. Das wäre ein kluger Vertrag gewesen. Das jetzige ist ein vollkommen widersprüchliches Konstrukt und wird die HBL noch weiter abseits stellen. Daß die Vereine sich das gefallen lassen, ist mir ein Rätsel. Man kann in Puncto Prinzipien der Produktvermarktung nur immer wieder auf den klugen Bert Brecht verweisen: "Man siehet die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht."