Die Qualität einzelner Mannschaften sinkt auf den ersten Blick vielleicht, aber nicht die der Sportart als solche.
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Schau dir mal die Umsätze an, die in den Ligen mit Salary Cap generiert werden und vor allem auch ihre Entwicklung in den letzten 20 Jahren. Da sind alle anderen Sportligen meilenweit von weg... Die Attraktivität einer Sportliga hängt auch von der Ausgeglichenheit ab. Dinge wie Draw Picks sorgen dann für eine gewisse Fluktuation, auch die Luxussteuer bringt die kleinen näher an die Großen...
1. Die Qualität der einzelnen Sportler bleibt erhalten. Aber 1 Kiel plus 1 Minden ergibt ungefähr 2 Lemgo, und ob die (spielerische) Qualität nicht im Ganzen sinkt, wenn es viele mittelgute anstatt einiger starker Mannschaften gibt, mag ich bezweifeln. Die Spannung wird steigen, das kann andererseits jeder Sportart nur gut tun.
2. Luxussteuer ist aber nur etwas für Ligen, in denen es auch etwas abzugeben gibt. Das Problem beim Handball ist ja nicht, daß wie in den US-Profiligen einige sehr viel Geld und andere nur ziemlich viel Geld zur Verfügung haben - sondern daß einige überhaupt etwas Geld haben und andere so gut wie keines oder sogar dauerhaft im roten Bereich wirtschaften. Das bringt also nicht sehr viel. Ob ein vorgeschriebener Salary Cap etwas bewirken würde bezweifle ich auch - dann findet man eben andere Mittel, dem Spieler etwas Gutes zuteil werden zu lassen. In der Fußball-Bundesliga gab es anfangs auch ein Salary Cap (1.200 DM
), das regelmäßig irgendwie umgangen wurde, sei es durch "Jobs" mit Nullstundenpräsenz oder schlicht Bargeld in Plastiktüten.
Das einzige, was dem finanziellen Problem im (deutschen) Handball abhelfen wird ist meiner Meinung nach die tatsächliche rationelle Einsicht, daß das Rad in den vergangenen ca. zehn Jahren auf der Basis viel zu überzogener Erwartungen eines WM-Booms überdreht worden ist und man v.a. die Kosten nun wieder senken muß (weil die Einnahmen sich nun mal nur sehr schwer erhöhen lassen, worauf ja auch alle diese verzweifelten Versuche der "Attraktivitätssteigerung" Bohmanns abheben), und das fängt natürlich bei der Spielerentlohnung an und hört bei der parallelen Existenz von Sportdirektor, Manager, GmbH-Geschäftsführer und e.V.-Vereinsgremien nebeneinander auf. Aber so lange es selbst in der Ligaleitung Leute gibt, die dem Luftschloß nachjagen, daß aus Handball eines Tages ein "kleiner Fußball" wird, wird die Ratio wohl nicht obsiegen. Dieser verzweifelte Aktionismus mit Finalspielen, Play Off-Modus und Stadionspielen lässt jedenfalls für die nächsten Jahre nichts Gutes vermuten.
Morgen ist übrigens die Ligatagung mit der Beratung über die vorgeschlagenen Play Off-Spiele. Man darf also gespannt sein, ob wir in dieser Hinsicht in 24 Stunden schlauer sind.