selten so einen Käse gelesen!!!
Hast du in der Bayernliga die Chance den THW Kiel oder Barcelona zugelost zu bekommen?
Weisst du wie viele Zuschauer Drott bei seinen Ligaspielen hat? (vielleicht freut man sich in Drott über 850 Zuschauer wie anderswo über 10.000 - 15.000)
Kennst du die Kapazität der Halle in Drott?
Das ist ja alles nicht so schwierig herauszufinden. Die Kapazität der Halmstad Arena, in der dieses Spiel (ein nicht ganz unspektakuläres 35:35 übrigens) stattgefunden hat liegt bei 3.836 Zuschauern, die Auslastung lag also nur bei tatsächlich enttäuschenden 22%. HK Drott hat in der Elitserie in dieser Saison bisher einen Schnitt von 1.153 (der Ligaschnitt liegt bei 1.757). Man freut sich über 850 Zuschauer bei einem Champions League-Spiel also nicht besonders. Für einen elffachen schwedischen Meister wäre das auch ein bischen merkwürdig. Allerdings ist ein international weitgehend namenloser Gegner wie Ciudad de Logroño, der dazu noch mit dem (nicht nur) in Schweden vermutlich nichtssagenden Sponsornamen "Naturhouse La Rioja" auftritt, im Mutterland des Hallenhandballs vielleicht auch nicht so ganz der Inbegriff eines Publikumsmagneten. Gegen Flensburg waren immerhin doppelt soviele Zuschauer da (offiziell 1.709), gegen Hamburg mögen es vielleicht noch ein paar mehr werden.
Um nicht falsch verstanden zu werden: ich bin der Erste, der bei der Abschaffung der Gruppenspiele applaudieren würde. Sportlich betrachtet halte ich das für ein unangemessen aufgeblasenes Gebilde, das die Kleineren sportlich benachteiligt (da die "Großen" sich naturgemäß umso eher durchsetzen werden, desto mehr Spiele sie dafür zur Verfügung haben) und so den Hauptcharakter von Europapokalspielen (Überraschungen!, eine gewisse Exotik, aber im Grunde ein Zusatz(!)geschäft zur eigentlichen Hauptsache "Nationale Meisterschaft" zu sein) zunichte macht - weil es keine Überraschungen mehr gibt, durch die Regelmäßigkeit der immer gleichen Begegnungen auch die Exotik verloren geht, aber der Wettbewerb in seiner wahrgenommenen Bedeutung trotzdem die nationalen Meisterschaften immer mehr überflügelt und diese damit zu Champions League-Qualifikationsrunden verkommen lässt, was meiner Meinung nach nicht so sein sollte.
Trotzdem ist die Aussage, die Gruppenphase wäre kein Publikumsmagnet, eben nur bedingt und nur bezogen auf die Perspektive bestimmter Teilnehmer richtig, denn bei anderen zieht sie ganz wunderbar. Dinamo Minsk hatte gestern in einem Spiel ein mehrfaches(!) an Zuschauern wie in einer ganzen Saison in der weißrussischen Liga (weil die Ligaspiele in einer vielleicht 200 Nasen fassenden Turnhalle ausgetragen werden und kaum jemanden interessieren: Szenenfotos vom Spitzenspiel gegen SKA (i.e. Meister gegen Pokalsieger), so eine Halle kriegst du in der Bayernliga ganz sicher nicht genehmigt
). Überhaupt ist die Teilnahme an Europapokalspielen für Teams wie Dinamo oder SKA Minsk praktisch die einzige Existenzberechtigung, weil die nationalen und transnationalen Wettbewerbe (z.B. Baltic Handball League) an denen sie sonst teilnehmen weitgehend sportliche Lachnummern oder studentische Bewegungstherapiestunden sind, die kaum jemanden hinter dem Ofen hervorlocken.
Die Situation mit der Gruppenphase ist also paradox. Die "kleinen" haben nur dadurch eine Chance, sicher zwei- bis dreimal größere Einnahmen zu machen, wenn Kiel oder Barcelona kommen, aber sie fliegen um so sicherer raus je mehr Gruppenspiele sie spielen müssen/dürfen. Andersherum kommen die "Großen" (dazu zähle ich mal pauschal auch alle Bundesligisten) fast sicher sportlich durch, müssen dafür aber Spiele gegen Gegner, welche die eigene Anhängerschaft nicht als besonders attraktiv empfindet (wobei Zagreb - der Aufhänger dieser Diskussion - ja noch gar nicht zu den unattraktivsten Namen gehört) und damit weniger Zuschauer in Kauf nehmen. Die Situation ist derzeit nun mal so, daß mit Ausnahme von sieben, acht Clubs aus Sicht der Bundesliga fast alle internationalen Gegner nur noch zweit- bis drittklassig sind.
Also was tun? Wie immer, gelassen bleiben, nächste Reform abwarten. Irgendwann wird es ein stufiges Auf-/Abstiegssystem geben in dem es in der Champions League Achtergruppen geben wird, aber Vereine wie Porto, Halmstad oder Wacker Thun nicht mehr mitspielen dürfen ohne im Vorjahr mindestens den EHF-Cup gewonnen zu haben. Nur eine Prognose, aber die darf man gerne mal im Hinterkopf behalten.