Zitat
Paul Jonas
Ich finde die Berichterstattung in dieser Sache ziemlich mau, denn das eigentlich interessante nach "Deutschland dabei" ist doch der Grund. Warum erkennt die IHF den Ozanischen Verband nicht an? Gibt es Artikel dazu?
Ja gibt es. Es gab in Ozeanien Schwierigkeiten mit dem Kontinentalverband. Reguläres IHF-Mitglied war ursprünglich die OHF. Da gab es aber so um 2007/8/9 Zoff mit der IHF, und so hat man sich an die Gründung eines Konkurrenzverbandes gemacht, das ist die OCHF. Die IHF führt bis heute die OHF als Mitgliedsverband auf ihrer Homepage, diesen Verband gibt es aber de facto nicht mehr und die OCHF ist tatsächlich kein ordentliches IHF-Mitglied. Aber eben aus diesen Gründen wurde die WM-Qualifikation in Ozeanien in den letzten drei Zyklen (2011, 2013, 2015) unter der Ägide der IHF abgehalten. Und Australien hat sich jedes Mal ordentlich qualifiziert, auch dieses Mal.
Dazu gibt es einen älteren Artikel anlässlich der WM-Qualifikation 2011 auf teamhandballnews.com:
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teamhandballnews.com
In addition to two rival New Zealand Federations there now appears to be two rival Oceania Federations. The Oceania Handball Federation (OHF) was suspended by the IHF two years ago over a dispute with then President Vern Winitana. The recent championships were held by the Oceania Continent Handball Federation (OCHF) and according to the New Zealand Handball Federation this event was sanctioned by the IHF. It should be noted, however, that the IHF does not list either Oceania Federation on its Continental Federation Page and the new regulations proposed for the IHF included a 10 member nation requirement for the establishment of a Continental Federation. If approved this requirement would seem to preclude the establishment of an Oceania Federation.
Ich jedenfalls sehe keine Anzeichen dafür, daß die diesjährige Qualifikation nicht "sanctioned by the IHF" gewesen sein könnte, im Gegenteil, ich postete bereits das Ankündigungsplakat mit dem IHF-Logo und die Bezeichnung "IHF Oceania Worldcup Qualifiers" wird auch nicht vom australischen Verband erfunden worden sein. Weiters werden zum Beispiel die Ozeanien-Qualifikationen zum Super Globe (auch ein IHF-Turnier) auf der IHF-Webseite sogar breit angekündigt (weiter oben bereits verlinkt).
Daß dieses Problem irgendwann einer Lösung bedurfte liegt auf der Hand. Daß man trefflich darüber diskutieren kann, ob Ozeanien den einen Regelplatz bei der WM behalten sollte, ist ebenfalls klar - Australien war fünf Mal in Folge völlig chancenlos WM-Letzter und ist sportlich bei einer WM klar überfordert. Man kann argumentieren, daß hier eine interkontinentale Qualifikation sicher Sinn machen würde. Aber daß man es einfach so aus der kalten Hand macht, wenn die Qualifikationen gespielt sind und alle Teilnehmer feststehen, und mit dem offensichtlichen - weil von der IHF-Spitze in den vergangenen Wochen ja ausführlich öffentlich bejammerten - Grund, daß der "wichtigste TV-Markt" fehlt, ist vollkommen dreist. Und daß der DHB sich nicht entblödet, darüber auch noch Freude und Stolz auszudrücken, anstatt das Profitieren von dieser grob unsportlichen Entscheidung auf Kosten anderer (Stichworte: Sportkameraden, Sportsgeist, Fair Play, Vorbildfunktion) weit von sich zu weisen, ist beschämend.
Was ich überhaupt nicht verstehen kann ist, daß viele Stimmen (User, Facebook, Twitter) auf eine Chance für "unseren (!) Sport" verweisen. Das ist keine Chance für unseren Sport, sondern eine Schande, denn "unser Sport" besteht nicht aus der deutschen Nationalmannschaft und auch nicht aus dem Deutschen Handballbund alleine, sondern aus der Gemeinschaft aller. Eine Chance für unseren Sport wäre gewesen, wenn Bernhard Bauer oder Bob Hanning nach diesem unmoralischen Angebot den Kontakt zu Handball Australia aufgenommen hätten um die Wild Card an das sportlich qualifizierte Team zurückzugeben oder zumindest umstandslos darauf verzichtet hätten. Diese Chance, Größe in der Niederlage zu zeigen ist leider grandios vertan worden. Es ist eine Chance für den DHB, die mangelhafte Entwicklung der Männer-Nationalmannschaft in den letzten Jahren zu verschleiern. Nicht mehr. Ob das der weiteren Entwicklung der Nationalmannschaft in irgendeiner Weise nützt bleibt abzuwarten, dem Ansehen der Sportart nützt es ganz sicher nicht und dem Ansehen der IHF und des Deutschen Handballbundes im Ausland ganz sicher noch viel weniger. Daß einige Nutzer hier überlegen, wie man durch die WM mehr Kinder in die Hallen bekommt, erscheint mir vor den Umständen auch höchst fraglich. Wäre meine Tochter schon in der Lage einer Sportart nachzugehen, würde ich ihr alles Mögliche an Sport empfehlen, aber sich in einer Sportart zu betätigen, in der die grundlegenden Standards an Fairness von den führenden Verbänden so mit Füßen getreten werden, werde ich mir spätestens nach dem gestrigen Tag ernsthaft überlegen.
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TalantGuy96
Im übrigen ist die Begründung mit dem fünften Platz mehr als kontrovers. Der fünfte Platz wurde bei der WM nicht ausgespielt und Ungarn war ebenfalls im Viertelfinale. Natürlich war Deutschland in der Vorrunde besser, aber diese sollte dann nicht entscheiden ob jemand fünfter oder sechster wird.
Es gibt aber Regularien um die Reihenfolge der Viertelfinalausscheider festzulegen, nämlich die Ergebnisse der ausgeschiedenen Mannschaften gegen die anderen drei Achtelfinalisten aus ihrer Gruppe. Danach war Deutschland tatsächlich Fünfter der WM 2013. Das Entscheidende in dieser Frage ist aber, daß die vorherige WM gar kein Qualifikationsmaßstab für die Folgende ist, sondern die dazwischen stattfindende Kontinentalmeisterschaft, und der Nachrücker daraus wäre Island. Aber in Island gibt es halt weniger Fernseher als alleine in Dortmund.