Die Diskussion droht auf eine Interpretation in Richtung eines Kleinkrieges zwischen THW und RLN aufgrund persönlicher Aversionen zwischen einzelnen beteiligten Personen hinauszulaufen. Ich denke, das ist der falsche Ansatz. Hier ist mehr im Busch als ein bischen Hahnenkampf. Immerhin sind die Beteiligten auch keine vierzehnjährigen Kinder mehr. Ich weiß nicht, was die süddeutsche Seite damit bezwecken sollte, sich solche massiven Vorwürfe auszudenken. Immerhin geht es hier nicht um irgendeinen firlefanz, sondern um den schlimmsten Vorwurf, den man einem Sportverein machen kann. Ich glaube nicht, daß es dabei nur um einen Rachefeldzug geht.
Die Informanten:
Herr Matheis und auch Herr Nielsen sind offenbar erfahrene Geschäftsleute. Sie wissen also beide, daß sie solche gravierenden Anschuldigen nicht einfach aus dem Blauen heraus abgeben können, ohne Beweise zu haben. Damit würden sie sich nur selber schaden.
Hier muß man unterscheiden zwischen Herrn Matheis, der den Vorgang offenbar intern klären wollte (wie auch immer das dann an die Presse gelangt ist) und Herrn Nielsen, der offen in der Presse von Schiebung spricht.
Herr Nielsen setzt sich damit selbst unter Zugzwang, er muss jetzt belastbare Fakten präsentieren. Kann er das nicht, disqualifiziert er sich selbst. Ich kann mir aber nicht vorstellen daß jemand so leichtsinnig ist, solche Behauptungen aufzustellen, ohne Beweise zu haben.
Wobei auf der anderen Seite jemand, dessen Firma mit über 30 "Flagshipstores" gerade mal 53 Mio. Jahresumsatz(!) erzielt und trotzdem "hohe Millionenbeträge"* in Sportsponsoring pumpt und dabei Trikotwerbung (bei Bröndby) an UNICEF "verschenkt" sowieso, sagen wir mal ...recht risikofreudig... erscheint. (*Zahlen und Zitate von http://www.kasigroup.dk.)
Ich kenne die Margen in der Schmuckbranche nicht, aber wenn man mal (optimistische) 20% Handelsspanne voraussetzt, blieben dann gerade mal 10,6 Mio. übrig für Personal-, Lager-, Logistik- und Betriebskosten. Umgelegt auf mindestens 31 Läden sind das noch nicht mal 350.000 pro Jahr und Shop. Und da sind Infrastrukturmaßnahmen, die auf der Homepage ebenfalls erwähnt werden, noch gar nicht mit drin. Woher da noch millionenschwerer Gewinn kommen soll, den man in Sportsponsoring pumpen kann, ist mir ein bischen schleierhaft.
Nokarabatic:
Ich glaube nicht, daß sich die Verantworlichen in Mannheim aus "Rache" (wofür eigentlich? Dafür, daß der THW vollkommen berechtigterweise auf Erfüllung eines Angestelltenvertrages besteht?) solche Geschütze auffahren. Das kann maximal der Auslöser für das Veröffentlichen der Vorwürfe sein, aber nicht der Grund für die Existenz der Vorwürfe. Und wenn es solche Vorwürfe tatsächlich gibt, müssen sie sowieso öffentlich gemacht werden, damit sie anständig (quasi unter Aufsicht der Öffentlichkeit) aufgeklärt werden können.
Die Argumentationsschiene "Warum hält der nicht die Klappe?" oder "Was mischt der sich ein?"/"Was geht den das an?" kann ich also nicht nachvollziehen. Wenn so etwas im Raum steht, geht das alle an, weil alle davon möglicherweise betroffen sein können. Dies ist keine Sache zwischen THW und SG oder anderen Vereinen alleine.
Schwenkers Justizscheu
Ich gehe davon aus, daß die Sache noch nicht ausgestanden ist. Die "anklagende Seite" wird in den nächsten Tagen die Anwürfe konkretisieren und zu belegen versuchen. Die Dynamik dieses Prozesses lässt gar nichts anderes zu. Kann sie das nicht, ist die Sache heiße Luft und ich würde mir an Schwenkers Stelle überlegen, nicht doch Anzeige zu erstatten.
Es macht mich nachdenklich, daß er das schon kategorisch ausgeschlossen hat. Wenn hier eine (ziemlich massive und für den THW schwerst geschäftsschädigende) Verleumdung vorliegt, dann würde ich als Verleumdeter das schon gerne gerichtlich festgestellt wissen, zumal wenn mein Ruf als Geschäftspartner davon abhinge. Die Frage ist also, weshalb Herr Schwenker eine gerichtliche Auseinandersetzung scheut.
Generell:
Diese Angelegenheit betrifft nicht nur THW und RNL oder SG. Wenn es Bestechungs- und Schiebungsvorwürfe gibt, betreffen sie die gesamte Liga. Auch dann, wenn die konkreten Vorwürfe sich wie bisher nur auf Europapokalspiele beziehen. Es ist damit schließlich nicht gesagt, daß solche Vorgänge sich auf die EC-Spiele beschränken würden.
Wenn die Vorwürfe so wie jetzt auf dem Tisch sind, ist es an den Parteien, sie entweder ordentlich zu belegen oder sie zu entkräften. Die Beweislast liegt dabei zuerst natürlich wie immer beim "Kläger". So lange nur Behauptungen im Raum stehen, ist der THW unbelastet, auch wenn sein Protagonist sich undurchsichtig verhält.
Schden für den Handball?
Die öffentliche Diskussion an sich schadet eigentlich nicht, wenn die Angelegenheit ordentlich und nachvollziehbar aufgeklärt wird. Passiert das, kann sie sogar ein positives Beispiel für transparenten Umgang mit solch schwierigen Themen sein. Dazu muß aber vor allem die HBL dringend an ihren Kommunikationsmechanismen arbeiten.
Eine der beteiligten Seiten schadet aber auf jeden Fall dem Handball. Es muß eben nur noch herausgefunden werden, welche Seite das ist. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten.
Können die Vorwürfe belegt werden, muss die Strafe drakonisch und Beispielhaft ausfallen. Jede Form des Gnadenerweises wäre ein falsches Zeichen. Ein Verein, der versucht Spiele zu verschieben kann auf keinen Fall geduldet werden, egal wie er heißt und egal, in welchem Wettbewerb sich das konkret belegen lassen würde. Das wäre für die HBL nicht tragbar.
Können sie nicht belegt werden, gibt es keine Möglichkeit des Zugriffs auf die RNL, weil diese keine handelnde Partei sind, sondern nur einzelne Personen. Jene Personen müssen dann allerdings die Konsequenzen ziehen und den Hut nehmen, denn neben ihrem persönlichen Reputationsverlust wären sie dann für die HBL und ihre Vereine ebenfalls nicht mehr tragbar.