Beiträge von steinchen

    Versuch eines mitgereisten Vaters über die Fahrt nach Esbjerg, Dänemark aus einem anderen Blickwinkel zu berichten

    Es sollte das erste internationale Turnier der weiblichen D-Jugend des TUS Bothfeld werden. Alle waren gespannt, die Spannung begann bereits Wochen vorher, eingeleitet durch mehrere Elternabende, an denen es vieles zu besprechen gab.
    Welche Eltern fahren mit?
    Was muss mitgenommen?
    Wer tauscht Kronen oder wie das dänische Geld auch heißen mag?
    Beteiligen sich die anderen Eltern an den Fahrtkosten?
    Schlafen die Eltern mit bei den Kindern in der Schule (bloß das nicht!!)?
    Wo kommt das fehlende fünfte Auto her?
    Alles wurde einverständlich geklärt, Karsten (Heiner B.) besorgte Taschengeld für die Kinder in Kronen, einige Eltern besorgten sich ein kleines Häuschen in Ribe, nur 40 (!!, dazu später mehr) Kilometer von Esbjerg entfernt, Ladelisten wurde vorbesprochen, Besatzungen festgelegt, Abmarschzeiten berechnet, Proviant gebunkert.
    Alle Kinder wollten mit und konnten Befreiungen von ihren Schulen erwirken, aber wie erklär ich meinem Arbeitgeber, dass ich einen Tag frei bekommen möchte?
    Freitag früh, Treffpunkt 9 Uhr Hintzehof! Der Elbtunnel drohte als großes, nein kleines Nadelöhr nach Norden, der frühe Vogel fängt den Fisch oder Wurm. Alle waren pünktlich, nur das Gepäck von Leonie fehlte, kam doch noch kurz vor der Abfahrt per Fahrradkurier, die Sachen wurde verpackt, gestapelt, gestopft, bis nix mehr rein ging in die Limousinen und nix übrig war. Zum Glück hat
    a) Karsten eine liebe Mutter und die
    b) ein Einsehen mit den monatelangen Öffi-Fahrten ihres Sohnes mit Bällen und Gepäck und
    c) Karsten nun ein tolles neues rotes Auto.

    Also ab nach Norden, in offene disziplinierter Kolonne, Richtgeschwindigkeit 140 oder 150 km/h oder doch mehr. Unwetter über Hamburg, Geschwindigkeit gefühlt 25 km/h, Elbtunnel kein Problem, danach Tanken an der Autobahn, vereinbarte Pinkelpause! Passieren der Grenze ohne Formalitäten, das ist Europa!
    Danach erste Probleme, irritiertes reflexartiges Handeln, weil der Hintermann rechts blinkt (nach dem Überholen), hektisches Abfahren von der BAB. Verlust der einzelnen Kolonnenmitglieder, weil alle irgendwann einem Hinweisschild nach Ribe folgten (viele Wege führen nach Ribe und Rom!) Beim telefonischen und körperlichen Einfangen des neuen roten Autos mit Karsten und 3 Handballerinnen drinnen, die sich natürlich nicht um den Weg kümmerten, gab es den allseits bekannten Ausspruch: Welchen Laster sollen wir überholen, den vor uns oder den hinter uns! (nachzulesen auch in der Handballecke).
    Vor Ribe das magische Zusammenführen aller Beteiligten dank wundersamer Eingebungen. Kurz Einchecken in dem netten kleinen Häuschen in einer „hyggeligen“ Ferienanlage (Ribe-Ferie). Wie sich später herausstellte mit Grillmöglichkeit und deutschem Fernsehprogrammen. Die anderen Bewohner der Anlage hatten schon die Panik in den Augen, ob der turbulenten Mädchenpower, die den Platz und Kinderspielplatz in einem schnellen Gegenstoß eroberte. Doch es dauerte ja nur kurze Zeit, dann trat wieder Ruhe ein und es ging endlich weiter nach Esbjerg. Ankunft nicht vor 16 Uhr war die schriftliche Vorgabe gewesen. Zum Glück hatte Uwe ein funktionierendes Navi, das sich gut in Dänemark aus-, und nicht nur die Autobahnen und Bundesstraßen kannte, so dass wir nach einigen Sackgassen und Feldwegen und Fragen an die Ureinwohner und dem ersten Begegnen der Peiner Combo in Ihren Autos die Halle fanden. Als wir knapp nach 15 Uhr eintrafen waren wir fast die letzten, so sollte das Turnier aber nicht weiter gehen. Hier stieß auch die Vorhut bestehend aus Alex mit Eltern und Janina zur Mannschaft.
    Erste Infos, Einchecken, Formalitäten, Begrüßungsgeld, Weiterfahrt zur Schlaf-Schule. Nette kleine Schule mit netten Klassenzimmern. Nachbarn waren die Peiner, auch nett! Ausladen des reichlichen Gepäcks, Einrichten der Schlafplätze mit Isomatten, Luftmatratzen, Schlafsäcken und überdimensionierte Kuscheltieren, wer kuschelt neben wem, „Schnarcht jemand?“
    Mit den Eltern zurück zur Haupthalle zum Abendessen, Marken Ausgabe, Abschied von den Eltern, „Gute Nacht“ sagen, morgen früh treffen erst in der Halle, da Peine fahren kann, nett! (Erst wenn du in Esbjerg bist, weißt du wie groß Esbjerg ist! Altes dänisches Sprichwort, frei übersetzt).
    Die Eltern erkundeten Ribe by nicht, älteste Stadt Dänemarks, ehemalige Hafenstadt ohne Wasserzugang, Kirchturm von 52 m geschätzter Höhe, stellten fest, dass es sogar in Dänemark Restaurants gibt mit partiell verwirrten Bedienungen, und hoffen inständig, dass der gemeine Däne überhaupt kein Wort deutsch versteht! Am nächsten morgen früh wecken, die geschulten Scouts fanden einen dänischen Lecker-Bäcker und es wurde ausgiebig gefrühstückt. Jeder hatte was mitgebracht, der eine mehr, der andere weniger, der wiederum andere Erdnußbutter, crunchy mit Stücken.

    Auf zur Halle, viel zu früh da, was sind schon 40 km. Die Peiner brachten die Bothfelderinnen, alle Kinder hatten so den Weg in die Halle gefunden. und waren fit. Die Halle wirkte äußerlich niedrig und irgendwie niedlich, sie war in den Untergrund gebaut, hoffentlich spielen die Kinder nicht unterirdisch! Die Spannung stieg, die anderen Mannschaften wirkten viel größer, reifer, zielstrebiger. Zumindest die Eltern der norwegischen Mannschaft, die mit Kuhglocken (sind wir in Bayern?), etlichen norwegischen Fahnen (würden wir uns das trauen?) lautstark ihre Mannschaften (gleich 2, wie sich später herausstellte) auftraten, mit Gesängen wie „Euer Team“ oder „Eier-Sieg“ oder so ähnlich. Na dann mal Prost.
    Zu den Handballspielen verweise ich auf den Bericht des Trainers. Hier nur soviel:
    Ich fand das Spiel der Nordeuropäer recht gerecht, da jedes Mädchen den Ball haben sollte bevor ein Torwurf auch nur angedacht wurde, es wurde von links nach rechts und zurück gespielt, nicht offensiv eher bedacht. Schön für unsere Mädchen.
    Auszeiten durften nicht genommen werden, wären aber überhaupt kein Problem gewesen, das war ja trainiert worden.
    Karsten ließ nicht in Unterzahl spielen!
    Nachdem Kathi die gegnerische Torhüterin aus Versehen abgeschossen hatte, warf sie nicht in das leere Tor, sondern legte den Ball ab; das fand ich sehr fair!
    Die Schiedsrichter pfiffen deutlich, wobei die internationalen Zeichen wohl eher undeutlich herüber kamen, es gab gerechterweise Zeitstrafen selbst für Spielerinnen, die damit überhaupt nicht gerechnet hatten.
    Im entscheidenden 3. Gruppenspiel wurden die Norweger endlich ruhiger.
    Das Engagement der Mädchen wurde unterstützt durch das großzügige Sponsoring von literweisem Mineralwasser (das war aus Hannover mitgebracht und in alle Kofferräume verteilt worden), ebenso reichlich eingekaufte Früchte, wie Äpfel und Bananen.
    Darüber hinaus konnten sich die Kinder und Erwachsenen Getränke (war das wirklich Kaffee?), dänische Süßigkeiten, dänische Pölser im Brötchen kaufen, super!

    Zwischendurch wollten die mitgereisten Mütter plötzlich „Shopping“ gehen; da fiel mir die Hasseröder Werbung mit dem Hund ein! Man kann in Dänemark wirklich einkaufen! Esbjerg hat einen netten Platz mit beheizten Sonnenschirmen auf dem man schön warten, lecker essen und Bier trinken kann.

    Erster Tag, drei Spiele, drei Siege, Gruppenerster! Morgen erst um 8.35 Uhr weiterspielen!
    Diesmal Fahrt in die Schlafschule mit zu wenigen Autos, also zu sechst mit Musik (Billy Talent (KKP- Kinder-Kuschel-Punk), Kim Frank, Element of Crime) entlang dem Esbjerg-Fjord in die untergehende Sonne mit toller Stimmung den anderen folgen und bloß nicht den Anschluss verlieren! Abends sollte Disco sein, dazu liegen mir keine Informationen vor, wie sich Karsten oder Manon betragen haben, bei den Mädchen gab es im Vorwege sowieso keine Bedenken, da ja auch die vielen fußballspielenden Jungen auf sie aufpassen konnten.

    Am Pfingstsonntag, einem hohen christlichen Feiertag, Wecken um FÜNF Uhr, das heißt: kleiner Zeiger auf der 5, großer Zeiger auf der 12! Brötchen, Frühstück, Autofahren, was sind schon 40 km!! Mädchen abholen, die Schlafschule war leer! Eine nette dänische Aufpasserin hielt die Stellung, die Kinder waren beim Frühstück. Warten! Alle hatten die Disco gut überstanden. Weiter zur Halle von gestern, aber wieder auf einem neuen Weg, „Danke Navi“, nur nicht den Vorfahrer verlieren, wieder zu sechst, wieder Musik, Stimmung müde aber gut!
    Erstes Spiel gegen kleine Däninnen. Sieg! Danach Stärkung bei, 3- mal darf man raten: Mac Doof in Dänemark, die mitgenommen Mannschaftskasse wurde verfuttert!
    Halbfinal gegen die 1. Mannschaft der weiter oben beschriebenen Norweger, wieder Kuhglocken, Fahnen, Musik, Gesänge norwegisch sprechender Eltern, eben ein internationales Turnier. Aber auch diesmal kein („Eier“) Sieg trotz zwischenzeitlicher Führung für die Norweger, der Turnaround zu unseren Gunsten in den letzten Minuten, crunchy!
    Als Belohnung wollte die Beate später „die Heidi“ machen und sie machte die Heidi, mit viel Drama und Emotions, aber ohne Competition!
    Also Endspiel gegen Peine, die sich mit uns freuten!
    Nun galt es eine bis dato völlig unbekannte neue Halle in dem unübersichtlichen Esbjerg zu finden, schafft es das Navi? Schon nach 2 Kilometern die Sicherheit, hier soll der Show-Down stattfinden!
    Die Halle miefig, muffig! Durchgeschwitzte Körper männlicher und weiblicher handballspielender Jugendlicher aus verschiedenen Ländern! In diesem Kessel finden alle Endspiele statt. Bei den Vorspielen gab es jeweils Unterstützung durch die deutschen Zuschauer für die gut vertretenen deutschen Mannschaften, egal wie sie hießen: „Dach und Wand aus Klempnerhand“ oder „Bofrost“, egal, alle wurden unterstützt und bejubelt mit: „Deutschland, Deutschland“, „Auswärtssieg“.
    Beim Endspiel Bothfeld versus Peine wurde diese Unterstützung allerdings problematisch. Aber plötzlich riefen die Dänen, Norweger und Deutschen „Bothfeld, Bothfeld!“ Unsere Mädchen hatten so viele Fans gewonnen, da konnte man das Spiel ruhig verlieren („Verlieren ist genauso wie Gewinnen, nur anders herum“ Handball-Regel Nr. ?? siehe dort). Obwohl zum Ende der ersten Halbzeit ein Unentschieden heraus gekämpft worden war. Doch dann kam der Einbruch, die Mädchen waren stehend k.o. Mit letzter Energie gab es nach dem Spiel ein gemeinsames Humba-Humba (dokumentiert als Video auf der home-page der Jahn-Younsters) und die Zuschauer waren wieder irritiert.
    Abends Siegerehrung in der zentralen Halle, davor Essen (laut Aussage wieder nicht toll) für folgende tolle Mannschaft:
    Kathrin das Küken leider auf Zwischen-Abschiedstour, Paula plant alternativ Zukunft als Ergotherapeutin für die Mannschaft, z.B.: für Lotti mit zahllosen Verletzungen an Körper und Nase, Jule mit spontanem Freiwurfhammer, die wurfgewaltige Leonie mit mehreren Überraschungs-Kullertoren, Julia Marina mit nur anfänglichen Einschußproblemen auf die dänische Torgröße, Janina erzielte 3 wichtige Tore, erfüllte die Tor-Vorgabe aber nicht ganz, Naemie’s linkshändige Laufwege führten direkt zu vielen Toren, Alex hielt alle Gegner vom Tor weg und den Mundschutz zwischen den Zähnen, die neue Leonie (Theo) hielt mit viel Einsatz, was zu halten war und mehr (ohne Rücksicht auf die neue Hose!). Kaddi spielte tapfer, aber mal wieder angeschlagen, aus ihrem Schnupfen war ein Husten geworden.

    Am nächsten Morgen Abholen der Mädchen, Einpacken, Aufräumen, Nichts vergessen! Abschlußfoto. Verabschieden von den Peinern, „Ihr könnt nach Hause fahr’n!“, man wird sich sicher wiedersehen.
    Nächster Treffpunkt am Hintzehof! Rückfahrt in Kolonne, Rückbank überraschend ruhig, Tricks wie Susanne von LC nicht erforderlich.
    „Kämpfer kämpfen, müde Kämpfer schlafen!“
    Elbtunnel kein Problem (die westliche Röhre ist einfach kürzer!), Rast in den Harburger Bergen, endlich wieder Berge nach dem flachen Dänemark. Weiter verhaltene förmlich spritreproduzierende Fahrt bis Hannover. Ankunft Hintzehof. Kinder wach, Ball raus, zur Abwechslung ein FUSSBALL-Spiel! Dort Dank an die Eltern für heroischen Einsatz, an die Kinder für Superspiele, an den Trainer für erfolgreiche Erfüllung der Ziele. Ein letztes Humba-Humba, die einheimischen Anwohner verwirrt. Dann Übergabe des Pokals an die Neuentdeckung und Torfrau des Turniers Leonie. Nordisches Abklatschen der Eltern mit den Kindern. Abschied!
    Ein wirklich gelungener erfolgreicher Auslandseinsatz!

    Klaus Peter Krüger

    Lies das Buch, es ist super witzig geschrieben und man lernt Hape mal von einer ganz anderen,manchmal sehr nachdenklichen Seite kennen. Im Fernsehen ist er immer der Urkomische,im Buch ein "Normalo" der auf der Suche nach sich selbst und nach dem Sinn seines Lebens ist.

    Ich habs gefressen !