"Stehen trotzdem voll hinter dem Commando"
05.03.2007 - - GWD-Kapitän Arne Niemeyer bricht nach Rauchbomben-Zwischenfall Lanze für junge Fans / Ratka nach Spielschluss heiser
Minden (much). Viel Qualm um nichts - oder hat Handball-Bundesligist ein ernsthaftes Problem mit seinen jungen Fans vom "Commando 1924"? Beim Freitags-Spiel gegen die HBW Balingen-Weilstetten jedenfalls sorgte offenbar ein Einzelner mit einer folgenreichen Aktion dafür, dass die Partie nach der Pause mit zehnminütiger Unterbrechung begann und der Commando-Block geräumt wurde.
Von Michael Lorenz
In der Halbzeitpause wurde im unteren Bereich des A-Blocks, in dem die junge Fan-Gruppierung für Stimmung sorgt, eine Rauchbombe gezündet. Der daraufhin herbeigerufene Ordnungsdienst räumte den unteren A-Block, womit dieser nach der Pause nahezu verwaist war.
Die Aktion war nicht die erste, die das Commando in Verruf brachte. Offenbar ist es den vernünftigen Kräften der Gruppierung noch immer nicht gelungen, die wenigen Krawallbrüder zu eliminieren, die mit Aktionen wie dieser der Gruppe Bärendienste erweisen. GWD droht nun eine Geldstrafe
Auflösung der Gruppe kein Thema
Am Mittwoch wollen sich die Jugendlichen treffen und beratschlagen, was zu tun ist - bis dahin gibt es keine offizielle Stellungnahme. Nur so viel: Eine Auflösung der Gruppe, die bereits zur Debatte stand, wird es wohl nicht geben. Die unbestreitbaren Verdienste, die sich die jungen Fans um die Stimmung in der Kampa-Halle erworben haben, wollen sie sich offenbar nicht von derartigen Aktionen Einzelner zerstören lassen.
Großer Fürsprecher des Commandos ist GWD-Manager Horst Bredemeier: "Natürlich ist so eine Aktion großer Mist, wir müssen über Hallenverbote nachdenken. Aber insgesamt bringen die Jungs uns viel mehr als dass sie uns schaden."
GWD-Kapitän Arne Niemeyer schlägt ähnliche Töne an: "Wir als Mannschaft und ich als Mannschaftsführer stehen voll hinter dem Commando, auch wenn sie dieses Mal etwas über die Stränge geschlagen haben. Die Aktion war keine gute, aber an sich sind es tolle Fans, um die uns die anderen Bundesligateams beneiden. Wir brauchen das Commando, wie wir das ganze Publikum brauchen."
Handball gespielt wurde auch, allerdings nicht besonders gut. Nach dem 27:25-Arbeitssieg der Grün-Weißen im Kellerduell gegen Balingen war Bredemeier zwar zufrieden mit den so wichtigen Punkten. "Aber wie viele dieser Herzinfarkt-Spiele wollen die mir eigentlich noch antun? Warum können wir einen Gegner wie Balingen nicht sicherer schlagen?" fragte "Hotti" nach der Partie mehr sich selbst.
Auf der Presekonferenz nach der Partie erklärte GWD-Coach Richard Ratka mit heiserer Stimme: "Man hört mir an, wie ich gelitten habe. Der Sieg war so ungemein wichtig. Beide Teams haben viele technische Fehler begangen, aber das hat sich die Waage gehalten. Das Spiel war kein Handball-Highlight, gegen stärkere Gegner hätten wir mit dieser Leistung möglicherweise nicht gewonnen."
Balingens Trainerfuchs Dr. Rolf Brack hatte versucht, mit einer aus dem Eishockey-Sport bekannten Taktik zum Erfolg zu kommen: "Wir haben mit zwei Angriffsblöcken gespielt, die sich jeweils nach 15 Minuten abgelöst haben. Mit dieser Taktik wollten wir den kleineren, aber feineren Kader von GWD müde spielen. Das hat aber nicht so recht geklappt. Die Mindener haben aber abgeklärt gespielt und das Tempo bestimmt. Wir hingegen haben kein Tempo in unser Spiel bekommen."
Zum starken Auftritt des isländischen Spielmachers Snorri Gudjonsson, der nach der Pause nach dem 13:16-Zwischenstand zum Mindener Matchwinner avancierte, erklärte Ratka: "Nach so einer Weltmeisterschaft, wie Snorri sie gespielt hat, muss man ihm einfach ein bis zwei schlechte Spiele zugestehen. Heute hat er Verantwortung übernommen."
"Schäppi": Haben uns eines Besseren besonnen
Mindens Halbrechter Moritz Schäpsmeier, der im ersten Abschnitt mit vier Toren am Stück dafür sorgte, dass Minden von 4:7 auf 8:7 vorbei zog, meinte nach dem Spiel: "Eigentlich wussten wir vor dem Spiel, dass wir in so einer Partie über den Kampf kommen müssen. Aber einige von uns merken das offenbar erst, wenn die Partie schlecht läuft. Zum Glück haben wir uns noch eines Besseren besonnen und das Spiel gedreht." Die Ausgangslage für GWD Minden ist mit nun fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze besser denn je in dieser Serie.
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