Beiträge von Leutnant

    Zitat

    Original von Theoitetos


    doch wohl eher für die Mannschaften, den Handball (meine Meinung), ich will mich doch auf dem Spielfeld nicht selbst darstellen, ganz im Gegenteil am Rande, ohne groß aufzufallen und nur dann in Szene treten müssen wenn es nicht vermeidbar ist, ansonsten solln die zwei Mannschaften Handball spielen und das für das Publikum und auch für mich als SR anschaulich


    Da verstehst du mich falsch. Selbstverständlich pfeiffe ich für ein attraktives Handballspiel also im Endeffekt für die Mannschaften. Aber Scheidsrichter sein ist mein hobby, also bekleide ich diese Position nur für mich.
    Wenn ich beispielsweise einer normalen Erwerbsarbeit nach gehe, arbeite ich ja auch z. B. für den Chef oder meine Kunden, obwohl ich in erster Linie für mich selbst arbeite um meine Bedürfnise zu befriedigen. Mit Schiedsrichten befiedige ich halt mein Bedürfnis nach Freizeitbeschäftigung.

    Selbstverständlich erwarte ich von einem Beobachter Anpassungsfähigkeit. Und ich wollte meine Kritik auch in diesem Sinne verstanden haben. Handball hat sich verändert und das erfordert auch eine Anpassung der Beobachter. Aber prinzipiell sind wir als SR für unsere Leistung verantwortlich und Beobachter sind quasi das "Salz in der Suppe". Ihr Einfluß ist auf Verbandsebene durch die geringe Anzahlt der Beobachtungen sehr hoch. Deswegen heißt es nunmal nicht, dass zwangsläufig die Besten Aufsteigen und die Schlechstesten absteigen. Aber die Kontrollinstanz "Beobachter" ist schon das Wichtigste.
    Nur es sollte sich keiner fertig machen, wenn er nicht aufsteigt, obwohl er eine positive Wahrnehmung von sich selbst hat und man sollte sich eben nicht über 2 aberkannte Punkte Gedanken machen, weil es nunmal normal ist.
    Man ist Schiedsrichter im Endeffekt nur für sich selbst. Und dementsprechend ist es wirklich das Entscheidende eine eigene Linie zu pfeiffen. Wenn man aber eine Schrirkarriere bis in höchste Kreise anstrebt, gehört nunmal ein bissl kuscheln auch dazu.

    Wie gesagt, ich habe niemanden auffordern wollen nach dem Beobachter zu pfeiffen. Wenn ich aber weiß, ich habe einen Beobachter, der es gerne sieht,wenn man mal ein Auge zu drückt, macht man das halt. Genauso bestraft man halt konsequenter, wenn man von einem "harten Hund" beobachtet wird. Ich denke, prinzipiell kann man seinen Stil sowieso nicht verstellen, da man nunmal intuitiv pfeifft. Man kann seinen Stil höchstens umstellen und das dauert ein paar Spielzeiten (bei uns zwei).

    Also möchte ich nicht in der Richtung verstanden werden, dass man nur für den Beobachter pfeifft, da man dadurch selbstverständlich auch unnatürlich wirkt. Es ist aber sicherlich ein Unterschied, ob man drei mal oder 10 mal beobachtet wird. Denn bei dreimal wird die Wichtigkeit der einzelnen Beobachtung nunmal expotentiell erhöht.
    Oder anders gesprochen: Einmal vergeigt bedeutet Saison vergeigt (siehe mein Beispiel)!

    Es geht weniger darum, wer uns beobachtet hat :), als vielmehr um die Schwierigkeit nur seinen Stil zu pfeifen, wenn man aufsteigen möchte. Und ich denke, der schwierigste Schritt, ist immer der Erste. Man muss sich also erstmal von der "breiten Masse" abheben.
    Ich möchte mich auch nur bedingt rechtfertigen (oder mich als ungerechtfertigt behandelt darstellen), da wir mittlerweile auch anders pfeifen als damals. Dementsprechend tragen wir dem auch Rechnung. Es ist aber extrem auffällig, wie unterschiedlich Beobachter sind und das das sehr auffällig damit korreliert, in welcher Klasse sie selbst pfeifen bzw. gepfiffen haben.

    Wobei man ehrlicher Weise sagen muß, dass ich das gemütliche Zusammensein nach unserem Lehrgang im Verband besonders liebe...

    Besonders unsere Beobachter sind dann der beliebte Anlaufpunkt für jeden Schieri der gerne aufsteigen möchte. :) Aber letztendlich gehört auch das zu jeder Bewertungssituation und ist menschlich sicherlich verständlich.

    Um aber zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: Wir haben in unserer ersten Verbandsligasaison 2001/2002 einen ziemlich harten Stil gepfiffen. Wir bekamen die erste Beobachtung dafür auch nur positives Feedback mit 77 Punkten und einer 4 bei Progressivität. Das war damals in VL bei uns die Höchsbewertung. Bei der nächsten Beobachtung haben wir genauso gepfiffen und wir haben uns nach dem Spiel gratuliert, da wir uns sicher waren, wieder locker ein Siebziger Spiel gepfiffen zu haben. Der Beobachter war selbst SR und pfeifft mittlerweile IHF- Kader. Zumindest begann sein Auswertungsgespräch mit der Aussage (die wir nie wieder vergessen werden):
    "Jungs, ihr habt zwar regelkonform gepfiffen aber nicht schön!" ...

    Zwei Minuten Schweigen unsererseits...

    Dann erklärte er uns gut 14 bis 15 Situationen, die wir nicht pfeiffen sollten, da sie einfach niemand sonst (Zuschauer, Beobachter...wer auch immer) sehen könne. Naja, um die Geschichte ab zu kürzen, wir waren vollkommen schockiert, haben dann gut eine Stunde mit ihm über die ganzen Situationen diskutiert und bekamen dann 60 Punkte. Wir hätten 64 gebraucht um aufzusteigen...

    Wie ihr euch vorstellen könnt, war dieser Erfahrung für ein Jungschiedsrichterpaar (damals 18 und 20 Jahre alt) ziemlich frustrierend und ich gebe zu, das wir seit dem schon darauf achten, welcher Beobachter uns beobachtet und dann auch mit danach pfeiffen.

    Also persönlich finde ich es nicht unangenehm, dass Handball schneller geworden ist. Eigentlich hasse ich es als Schiedsrichter sogar, wenn ich solche langsamen Spiele mit Ergebnissen von 13: 10 pfeifen muß, da das gelegentlich meine geistige Abwesenheit fördert :).
    Ausserdem wird Handball ein ganzes Stück langsamer, wenn man gezielt auf eine halbwegs korrekte Ausführung des Anwurfes achtet. Und Spiele in denen es ständig zu Tempogegenstößen kommt, setzen ja eine hervorragende Abwehr (sie muß ja die Bälle erobern) voraus. Und es ist doch höchst selten, dass dies in mehr als 5- 10 Fällen pro Spiel der Fall ist.
    Die einzige Folge die sich direkt für Schiedsrichter ergibt, ist eigentlich eine minimale körperliche Fitness. D. h. wer zumindest höherklassig als Kreis- oder Bezirkseben pfeifen möchte, muss halt in den sauren Apfel beißen und vielleicht ein bis zweimal die Woche laufen gehen. Da ich persönlich allerdings mittlerweile schiedsrichten als "meinen" Sport betrachte, fällt es mir auch nicht schwer dafür zu trainieren.
    :hi: :hi: :hi:

    MfG Jan