Fehler und fehlende Cleverness kosten Bären den Sieg
HANDBALL: Erstligist TSG Ketsch verliert gegen den mitabstiegsbedrohten BVB Borussia Dortmund knapp mit 27:29 (14:13)
© Schwetzinger Zeitung - 07.11.2005 Von unserem Redaktionsmitglied Steffi Lang
Einen herben Dämpfer hat es für die TSG Ketsch im Abstiegskampf der 1. Handball-Bundesliga der Frauen am Samstag vor 800 Zuschauern in der Ketscher Neurotthalle gegeben. Die Bären verloren ein weiteres Vier-Punkte-Spiel um den Verbleib im deutschen Oberhaus gegen die mitabstiegsbedrohten Borussinnen aus Dortmund mit 27:29 (14:13) und stehen somit noch mehr unter Zugzwang. "Heute muss ein Sieg her, da hilft alles nichts", brachte TSG-Abteilungsleiter Franz Lemberger am Samstag vor dem Anpfiff noch einmal den Stellenwert der Partie auf den Punkt - doch die Ketscher Sieben blieb ohne Zähler.
Es war die erwartet kampfbetonte Partie, in der sich die Bären die Niederlage im Grunde genommen selbst zuzuschreiben hatten. Zu viele Fehler im Angriff und in der Abwehr machten am Samstag den Unterschied - und mehr Fauxpas leistete sich die TSG. Die hatte mit einem Blitzstart in den ersten zehn Minuten für Stimmung auf der Tribüne gesorgt, während die Borussinnen wohl mit ihren Gedanken noch beim Aufwärmen waren. Wenige Fehler, schnelles und flüssiges Spiel nach vorne und eine kompakte Abwehr waren die Gründe dafür, dass sich Ketsch mit 8:2 absetzte (10.). Danach zog BVB-Coach Thomas Happe die Reißleine, stellte seine Damen - darunter auch die Ex-Ketscherin Nadine Härdter, die mit viel Applaus an alter Wirkungsstätte begrüßt wurde und sechs Treffer erzielte - neu ein und ließ sie in der Abwehr defensiver agieren. Dies war für die Ketscherinnen, die sich nun vor allem in der Offensive viele kleine Fehler leisteten, Gift. Das Ergebnis: Dortmund glich zum 9:9 aus (20.). Allerdings war bei den Gelb-Schwarzen auch nicht alles Gold, was glänzte. Auch sie leisteten sich im Spielaufbau in dieser so wichtigen Partie zahlreiche so genannte leichte Fehler. Doch Ketsch schlug daraus keinen Profit. Wohl hatte Ketsch beim 12:9 (22.) wieder drei Treffer vorgelegt, doch bis zur Pause schossen sich die Borussen wieder auf 13:14 heran.
In der zweiten Hälfte war es ein offener Schlagabtausch, in dem Dortmund allerdings cleverer agierte. Die TSG hingegen nahm sich durch eigene Fehler die Chance, das Spiel für sich zu entscheiden. Beim 17:16 (35.) lag die Happe-Sieben erstmals in Front - einen TSG-Fehlpass hatte die 14-fache Torschützin Michaela Seiffert mit einem Tor aus dem Rückraum eiskalt abgestraft. Allerdings schafften es auch die Borussinnen nicht, sich abzusetzen, und so war die Partie bis zum 21:21 (44.) und 23:23 (47.) weiter ausgeglichen. Doch eine Spielerin machte in dieser Phase dann den Unterschied: Rückraumakteurin Zusanna Hrabovska. Sie traf zum 20:20, 21:20 und 22:21 und nutzte dabei Abwehrlücken. Danach brachte sie ihre Farben mit einem Doppelpack zum 24:23 (48.) und 25:23 (50.) auf die Siegerstraße.
Anders wie ihr Gegenüber Thomas Happe in der ersten Halbzeit, zog TSG-Trainerin Karin Euler in dieser prekären Situation nicht die Handbremse in Form einer Auszeit. Viele der Zuschauer hingegen hätten die grüne Karte gerne auf dem Zeitnehmertisch gesehen. Doch das Spiel lief weiter - und Ketsch rannte ins offene Messer. Einem TSG-Ballverlust folgte das Dortmunder 26:23 per Siebenmeter und ein weiterer Fehler im Aufbau ging dem 27:23 durch Nadine Härdter voraus (53.). Das sollte die Vorentscheidung gewesen sein. Dass die Bären nach dem 24:29 noch einmal heran kamen, lag auch an zwei Zeitstrafen gegen die Gäste: Kreisläuferin Birte Tesch und Zusanna Hrabovska mussten jeweils für zwei Minuten auf die Bank.
"Etwas mehr Cleverness seitens meiner Mannschaft und eine gute Zusanna Hrabovska zur Mitte der zweiten Halbzeit machte den Unterschied und führte uns zum Sieg. Ich bin froh, hier in Ketsch gewonnen zu haben", war BVB-Coach Thomas Happe hernach erleichtert über den wichtigen dritten Saisonsieg. TSG-Trainerin Karin Euler hingegen haderte mit den Fehlern im Angriff und in der Abwehr. "Mir fällt es schwer, zu diesem Spiel etwas zu sagen, denn ich bin maßlos enttäuscht. Ich hätte die Auszeit beim 23:25 nehmen sollen, doch ich dachte, dass wir den Anschlusstreffer machen", ging sie auch mit sich selbst in die Kritik und trauerte der vergebenen Chance nach: "Das wäre heute die halbe Miete gewesen", sagte sie mit Blick auf den Klassenerhalt, der jetzt wieder weiter in die Ferne gerückt ist.
TSG: Arndt, Mahr (31. bis 51.); Ullrich (2), Kuhn (4), Merkel (6/5), Augsburg (2), Trunk (1), Wörner (3), Garcia Almendaris (5), Gubernatis, Huber, Ju. Löbich.
BVB: Van der Wal, Reiner; Härdter (6), Hrabovska (5), Lipan, Lorenz, Seiffert (14/6), Brandes, Lütz (1), Glathe, Brückmann (2), Kliewe, Tesch (1), Bensch.
Schiedsrichter: Biaesch/Sattler (Bad Soden/Oberursel). - Zuschauer: 800. - Siebenmeter: 5/5:7/6. - Zeitstrafen: 2:8 Minuten. - Beste Spielerinnen: Garcia Almendaris - Seiffert, Hrabovska.
Spielstationen: 1:0, 4:1, 6:1, 8:2, 8:6, 9:7, 9:9, 12:9, 14:13 (HZ), 15:13, 15:15, 16:17, 20:20, 23:23, 23:25, 23:27, 24:29, 26:29.