Ich gehe mal den Artikel durch:
1. Absatz: Unstrittige Beschreibung des Booms während der WM
2. Absatz: was ist die Geschichte/Narration: da ist vom 'Wundertorwart' die Rede (okay, so wird es ja dargestellt): Vom "Underdog", von "mannschaftlicher Geschlossenheit", von den bezwungenen Spaniern als Ensemble von Ausnahmekönnern, "ehrliche Arbeit" usw.....Tja, genau das ist das massenmediale Narrativ.
3. Absatz: auch alles korrekt - Gegensatz zur Darstellung des Fussballs wird aufgebaut
4. Absatz: Handball als Landsportart, aus der Provinz - genau das Narrativ von Florian Naß (mit seinen nervenden Herkunftsbeschreibungen...da unda fing er an, die sind jetzt grad ganz stolz usw.)
5. Absatz: Ausführung des 4. Absatzes
6. Absatz: hier wird es brenzlig und interessant: "Erfolgsmannschaften als Stellvertreter für eine gesellschaftliche Utopie". Der Denkansatz ist überhaupt nicht neu: siehe Fussballweltmeister 1954 und 1990 - die als Symptome ihre Epoche interpretiert wurden (und das war auch nicht unbedingt schmeichelhaft....
)
Wie sieht es damit jetzt aus?r
7. Absatz: Diagnose: alles 'erkennbar Deutsche' (Einwand im Forum, dass das in anderer Spoetarten genauso ist, ist korrekt - die haben aber grad keine 14 Mio Zuschauer)
8. Absatz: "verklärte Reihenhausvergangenheit der 80er Jahre" - nuja, ganz von der Hand zu weisen, sind solche Beschreibungen ja nicht...(Handball ist nunmal eher 'solide' - diese Selbstbeschreibung als 'bad boys' kann man auch als herrlich selbstironisch interpretieren)
Merkel/Petry-Satz ist im Konjunktiv - vermutlich der Anlass der 'Empörung'. Man hätte auch schreiben können: Wenn Merkel Deutschland ist, ist Handball etwas davor....So isses prägnanter und man hat die Pointe mit der Alternative am Schluss, die schon nen bissel schief ist.
Der Artikel krankt daran, dass er für ein breites Publikum geschrieben ist, das nicht unbedingt die Darstellung der WM und der deutschen Mannschaft detailliert mitbekommen hat. Florian Naß bietet z.B. mit seinen Kommentaren großartiges Nachdenkpotential...
Es ist aber alles schwierig, möchte mal den Facebookkommentar einer Mitarbeiterin eines osteuropäischen Handballverbandes wiedergeben: "die Deutschen haben aber seltsame Siegesfeiern". Das war bezogen auf die Hallensiegesfeier im Berlin - die war in der Tat eine Seltsamkeit, übrigens fast ohne nationale Symbolik (das hätte es in keinem anderen Land gegeben). Der deutsche Nationalismus ist anders, das ist schon lange Konsens - aber massiv vorhanden, da kann man Verbindungen zur Nationalmannschaft durchaus herstellen...(man kann mal gucken unter 'D-Mark-Nationalismus' als TUGEND- und ökonomischer Natioanlismus- die Denkfigur ist zwar älter,aber einfach zu erschließen und übertragbar).
Und ein z.B. Reichmann ist ein zu erklärendes Phänomen...son Spieler ist wirklich nen 'Deutscher' (vom Auftreten her, Tüchtigkeit, Unerschrockenheit. No-name-Mann' der zur Schau getragenen Entschlossenheit usw.)
Eilenbergers kurzer Artikel könnte ein Anlass zum Nachdenken sein, leider wird das verbaut durch diese 'Alternativen-Rhetorik - die dominiert dann ja die Diskussion und Rezeption: Und natürlich: er konnte in dem Rahmen nicht seine ganze Argumentation detailliert entfalten (vermutlich war es eh aber eher eine Gedankenskizze vor seinem Hintergund, den er nicht entfalten konnte)
Edit: Achja - und die Reaktion von Kretschmar: "Vollidiot" - das ist Pegida-Sprech 
(halt die Reaktion eines Primitivlings, der seine völlige Diskursunfähigkeit ja unter Beweis stellt). Son Typ repräsentiert in seiner Dumpfheit (jedenfalls in dieser Sache) für breite Teile der Öffentlichkeit auch den Handball...