Razzia: Fahnder filzen Flensburger Sparkasse
Flensburg / sh:z - Die Vorwürfe, die im Raum stehen, sind gravierend: Es geht um Bestechlichkeit, Untreue, Bestechung und Anstiftung zur Untreue. Die Vorwürfe richten sich an Mitarbeiter der Sparkasse und des landesweit größten Immo-bilienhändlers Densch & Schmidt in Flensburg - nicht gegen die SG Flensburg-Handewitt, in deren Geschäftsstelle ebenfalls die Fahnder die Aktenschränke ausräumten.
Betroffene und Agierende halten sich ungewöhnlich bedeckt. Uwe Wick, Sprecher der federführenden Kieler Staatsanwaltschaft, bestätigt lediglich die Durchsuchung und den Ermittlungsansatz. Es gehe um zwei Grundstücksverkäufe aus dem Jahr 2002 unter Beteiligung des Kreditinstituts und einen damit offenbar verbundenen Werbevertrag über 60 000Euro für den Bundesliga-Spitzenreiter.
Die Brisanz liegt in einer Personalie: Frerich Eilts. Er ist sowohl Vorstandsvorsitzender der Flensburger Sparkasse als auch Präsident der SG Flensburg-Handewitt. Auch er will mit Hinweis auf das laufende Verfahren keine großen Erklärungen abgeben. Nur so viel: "Wir sind nach Durchsicht unserer Unterlagen sicher, den Vorwurf der Staatsanwaltschaft entkräften zu können." Sein Aufsichtsratsvorsitzender stärkt ihm dabei den Rücken, Flensburgs Oberbürgermeister Klaus Tscheuschner: "Über die Unschuldsvermutung hinaus bin ich sicher, dass die unterschiedlichen Interessenslagen nicht zu Ungunsten der Sparkasse genutzt wurden."
Immo-bilienmakler Herman Densch ist Handball-Fan und Gründungsmitglied des "Club 100" - ein Zusammenschluss von 200Förderern, ein bedeutender Stein im wirtschaftlichen Fundament der SG Flensburg-Handewitt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er den Verein unterstützt - auch mit Werbeverträgen. "Warum sollte ich Frerich Eilts bestechen wollen? Unser Unternehmen steht so gut da, dass sich die Banken die Klinke in die Hand geben", sagt Densch.
Wirtschaftlich ist bei Densch & Schmidt die Verwertung von Immo-bilien aus Zwangsversteigerungen ein wesentlicher Teil des Geschäfts. Dass Densch & Schmidt öfters mal günstig Immo-bilien erwerben, bei denen die Flensburger Sparkasse Betreiberin des Verfahrens ist, liegt für ihn in der Natur der Sache und ist gelebte Marktwirtschaft. Aber beides zu einem Ermittlungsansatz zu verbinden, hält er für abenteuerlich.
Thorsten Storm, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, ist sehr unglücklich. "Wir wurden durch die Aktion völlig überrascht, sind aber nicht Ziel dieser Ermittlungen", sagt er. Werbeverträge seien bei Vereinen eine Selbstverständlichkeit und lebenswichtig - "bei uns sind das etwa 350 pro Jahr."
Holger Ohlsen
Quelle:
http://www.shz.de/