Ich bin ja nur ein gelegentlicher Beobachter von der Seitenlinie und verfüge nicht über konkrete Kenntnisse der Situation in Ludwigsburg und der Entwicklung dahin. Aber ich bin aus verschiedenen Gründen immer noch Fan des Frauenhandballs, allerdings mit Schwerpunkt Amateurbereich. Und wenn Deutschlands beste Mannschaft vor dem Aus zu stehen scheint, wird das auch mittelbare Auswirkungen "nach unten" haben.
Das Ganze passiert in einer Zeit, in der Deutschlands Fußballerinnen von Erfolg zu Erfolg eilen, riesige Einschaltquoten und große Schlagzeilen produzieren. Dagegen kann der Frauenhandball niemals anstinken, das weiß ich auch. Aber das mögliche Ende des "Bayern München" der Szene wird den Frauenhandball im Kampf um positive Aufmerksamkeit bei Fans, Medien und Sponsoren weiter zumindest nicht voran bringen. Und was das für die Heim-WM heißen könnte, wo man gerade positive Aufmerksamkeit auch in neuen Zielgruppen braucht????
Am Rande mal gefragt: wie ist den der EM-Gewinn der Juniorinnen bei euch so medial verwertet worden? In meiner Heimatzeitung kein Wort davon, obwohl etliche Handballvereine drum herum....
Ich habe noch zwei kleine Anmerkungen, eben von der Seitenlinie:
- für mich scheint das Lizensierungsverfahren im Handball nicht wirklich zu funktionieren. Schon im "Fall Hamburg" fand ich das Vorgehen wenig transparent und sagen wir mal nicht wirklich völlig "unabhängig". Dass jetzt ein Insolvenzverfahren für Ludwigsburg kommt, wenige Wochen nach der Lizenzerteilung, erstaunt mich sehr....
- die beklagte "wirtschaftliche Gesamtlage" wird uns in ihrer Schwierigkeit ja nach allen Prognosen noch etwas erhalten bleiben und auch den gesamten Sport betreffen. Im Verein meiner Enkelin (höhere Amateurliga mit Aufstiegsambitionen) wurde am Wochenende informiert, dass der jahrelange Hauptsponsor zum Jahresende aussteigen will und damit sämtliche Zuwendungen wie Fahrtkosten und kleine Aufwandsentschädigungen mitten in der Saison auf der Kippe stehen. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht! Ich befürchte, dass ist kein Einzelfall. Angesichts der wirtschaftlichen Prognosen sollte man die gesamten Professionalisierungs-Bestrebungen im Frauenhandball vorerst aussetzen. Die taugen für gute Zeiten, aber die haben wir gerade nicht. Dass Vereine demnächst bestraft oder zum Umzug in andere Städte gezwungen werden sollen, weil sie Vorgaben für eine Halle nicht erfüllen können, passt nun wirklich nicht in die Zeit. Ich empfehle zunächst strukturelle Maßnahmen, um Kosten zu senken. Allen voran sollte die 2. Bundesliga nicht mehr einteilig sein.