Immer noch aktuell, das alte sgl thema.
Keine Kohle: Rote Teufel streiken
HANDBALL: Spielerboykott bei der SGL / Pankofer will weg
Von unserem Mitarbeiter Michael Wilkening
Mit 23:13-Punkten und Rang vier gehörten die Handballer der SG Leutershausen in der zweiten Bundesliga in der Hinrunde zu den positiven Überraschungen. Die junge Truppe von Uwe Rahn wollte in der Rückserie die höher eingeschätzten Mannschaften weiter ärgern - so lautete zumindest die Devise der sportlichen Leitung zum Jahreswechsel. Doch davon ist im Augenblick keine Rede mehr, denn die Schlagzeilen bei den Bergsträßern werden einmal mehr von den Finanzen und zusätzlich von einem Spielerboykott geprägt.
Eigentlich sollten die Roten Teufel den Übungsbetrieb und die Vorbereitung auf den Rückrundenauftakt am 28. Januar in Eisenach am Montag vergangener Woche aufnehmen, doch die Heinrich-Beck-Halle in Leutershausen blieb an jenem Abend ebenso leer wie die komplette Folgewoche. Grund: Erneut wartete die Bundesliga-Truppe auf vertraglich zugesicherte Gehälter und wollte die Zahlungen durch den "Trainingsstreik" beschleunigen. "Wir haben am Samstag mit den Spielern geredet, Lösungsvorschläge unterbreitet und ich glaube, dass wir wieder das Vertrauen der Spieler gewonnen haben", erklärt Abteilungsleiter Gerd Schmitt, der die Aktion der Mannschaft nicht nachvollziehen kann: "Am Ende schneiden sich die Jungs doch ins eigene Fleisch, wenn sie körperlich nicht fit sind und nicht ihre eigentliche Leistung bringen können."
Am Mittwoch fand schließlich die erste Trainingseinheit statt. Und während die Mannen um Kapitän Oliver Glock ihr Pensum abspulten, nahm Daniel Pankofer auf einer Bank in der Halle Platz und beobachtete seine (ehemaligen) Kollegen. Der Rechtshänder, erst zu Saisonbeginn an die Bergstraße gewechselt, hat seinen Vertrag mit der SGL gekündigt und würde lieber heute als morgen zu Zweitliga-Tabellenführer HBW Balingen-Weilstetten wechseln. Dabei berufen sich Pankofer und sein Berater darauf, dass die Leutershausener durch die Nichtzahlung der Gehälter vertragsbrüchig geworden seien. Eine Version, die Schmitt bestreitet: "Wir lassen gerade juristisch prüfen, ob wir uns etwas vorwerfen lassen müssen, aber ich gehe nicht davon aus." Das Klima ist jedenfalls nicht zum Besten bestellt und die Laune der Verantwortlichen dürfte sich in den nächsten Monaten nicht bessern. Denn neben Pankofer stehen zur kommenden Saison die Talente aus der eigenen Schmiede vor dem Absprung. Zumindest laufen die Verträge von Matthias Lenz und Philipp Schulz aus. Schulz wird sich dieser Tage jedoch erst einmal einer Meniskus-OP unterziehen. Gerüchten zufolge soll der Abwehrspezialist vom TV Großwallstadt umworben sein, was aber wohl nicht den Tatsachen entspricht. Vielmehr war der Erstligist an Frantisek Sulc interessiert. Doch da das TVG-Talent Daniel Brack seine Abwanderungsgedanken beiseite geschoben hat, ist das kein Thema mehr.
Derlei Botschaften lösen bei Uwe Rahn dennoch keine Jubelstürme aus, schließlich droht dem Coach der Roten Teufel der Verlust des Mannschaft-Gerippes, das er seit zwei Jahren aufgebaut hat. Gerüchten, er stehe mit Liga-Rivale TSG Friesenheim in Kontakt, weist der Coach von sich: "Da ist nichts dran, die SGL ist für mich wie für viele Personen im Umfeld eine Herzensangelegenheit." Und die Bindung geht soweit, dass der Übungsleiter seit Monaten unentgeltlich arbeitet. Ewig dürfte die Treue Rahns aber nicht andauern. "Die Marketing-Seite ist in der Vergangenheit nicht im gleichen Maße mit der sportlichen Entwicklung mitgewachsen, da muss sich etwas ändern", sagt Rahn.
© Mannheimer Morgen - 21.01.2006