Dramatische Rettung eines Zuschauers Handball-Oberliga: TVG Großsachsen besiegte SG Nussloch mit 35:21
In der Handball-Oberliga hat der TV Germania Großsachsen die SG Nussloch mit 35:21 (14:11) Toren besiegt. Der Titelanwärter von der Bergstraße ist nach zwei Spieltagen Erster, Aufsteiger Nussloch ist Letzter.
Den meisten Beifall der 800 Zuschauer in der Sachsenhalle erhielten allerdings nicht die siegreichen "Germanen" sondern die Ärzte Dr. Barbara Wagner, Dr. Heinrich Kolbe und Dr. Martin Schmitt sowie ein Weinheimer Notarzt- und ein Rettungsteam des Deutschen Roten Kreuzes, die einen auf der Tribühne zusammengebrochenen älteren Herrn vom Tod ins Leben zurückgeholt hatten.
Das dramatische Geschehen ereignete sich am Samstag um 20.50 Uhr nach 48:23 Spielminten beim Stande von 27:17. Während eines Nusslocher Tempogegenstoßes sprangen zahlreiche Zuschauer auf dem linken Tribühnentrakt plötzlich auf, fuchtelten mit den Armen und riefen um Hilfe. Die beiden Schiedsrichter Andreas Reiser aus Ulm und Heiko Weber aus Giengen erfassten sofort den Ernst der Lage und unterbrachen das Spiel. Kaum war der erste Ruf nach einem Arzt ertönt, schnappte sich Großsachsens Kreisläufer Martin Schmitt das in der Halle installierte AED-Gerät und rannte zu dem leblos auf die Tribühnenbank gebetteten Mann. Schmitt arbeitet seit drei Jahren als Arzt am Kreiskrankenhaus Schwetzingen und schaffte es gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Barbara Wagner und Heinrich Kolbe, den an einer bekannten Herzschwäche leidenden Patienten zu reanimieren. Herzmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung und der Einsatz des automatischen externen Defibrillators führten dazu, dass nach quälend langen fünf Minuten aus der Gruppe der besorgten hallenordner kam: Er hat wieder Puls.
Als nach zehn Minuten der Notarzt eintraf und sich mit den DRK-Mitarbeitern ebenso kompetent um den Patienten kümmerten, machte sich unter den geschockten Zuschauern und erschrockenen Spielern die Hoffnung breit, dass der Mann "vielleicht noch einmal Glück gehabt" haben könnte. Bis der Patient gut versorgt mit einer Rollbahre in den Rettungswagen transportiert wurde, der Hallensprecher die Zuschauer beruhigend informierte und der Applaus für die nervenstarken Retter aufbrandete, verging nochmal eine Viertelstunde.
Um 21.20 Uhr pfiffen die Unparteiischen das Match wieder an, wobei unter den Zuschauern auch einige der Meinung waren, dass man es unter Umständen beim 27:17 hätte bewenden lassen können. "Was bedeutet Handball angesichts eines solchen Geschehens?", hatte sich Schiedsrichter Reiser schon während der unfreiwilligen Pause gefragt und gegenüber der RNZ signalisiert, dass er und sein Kollege mit einem Spielabbruch einverstanden seien, sofern die Mannschaftsführer darin einwilligten.
Der Spielfilm ist schnell erzählt: Nachdem Thomas Zahn Großsachsen mit 1:0 in Führung gebracht hatte, spielten beide Teams bis zum 4:4 (10.) gleich gut. Dann setzten sich die erfahrenen und wurfgewaltigeren Großsachsener mit zwei,drei Toren bis zum 14:11- Halbzeitstand ab. Nussloch spielte am 40. Geburtstag seines Trainers Admir Kalabic mutig und zeitweise frech, konnte de Ausfall der beiden Rückraumschützen Matthias Bitz und Eric Erles aber nicht ganz kompensieren, obwohl Ingo Catak und Peter Masica sich ebenso ins Zeug legten wie der kleine Linksaußen Denni Djozic.
Nach der Pause setzten sich die dann immer sichereren Schützlinge von Trainer Michael Sahm deutlicher ab und profitierten vor allem von einem Parkettverweis für Ernst Mantek, über dessen berechtigung sich jeden Diskussion verbietet. In anderen Sportarten gibts für eine solche Brutalität eine mehrwöchige Sperre. Nach der Unterbrechung lief Marius Jörres zu großer Form auf, und Nussloch stellte die Abwehrarbeit ein.
Stenogramm: 1:0,4:4 (10.),8:5 (15.),10:7 (20.),11:10 (26.),14:11 (Halbzeit),18:13 (37.),27:17 (49.),32:19 (55.),35:21 (Endstand).
TVG Großsachsen: Frohn,Steger - N.Elfner(3),Weissling,Zahn(4),Nüssel(3),Kohl(6),Döringer(2),Otterbeck,D.Sauer(1),Wallenwein(4),Jörres(4),Schmitt(1),F.Sauer(7/6).
SG Nussloch: Weimer,D.Elfner - Catak (2),Heitzler,Gutfleisch,Häfele(2),Mantek(2),Kulikowski(1),Djozic(8/4),C.Müller(1),Masica(2),Merbecks(1),D.Müller(2),Körner.
Rhein-Neckar-Zeitung 21.09.2009
Martin Schmitt reanimiert Zuschauer
Grosssachsen. Ein medizinischer Notfall überschattete das Handballspiel zwischen dem TVG Großsachsen und der SG Nußloch in der Oberliga: Der 35:21-(14:11)-Derbysieg des TVG geriet nach dem Zusammenbruch eines Zuschauers zur Nebensache.
Der Zuschauer aus dem Fanblock der Gäste, der in der 48. Minute mit Verdacht auf einen Herzinfarkt reanimiert werden musste, war auf dem Weg der Besserung, als er um 21.20 Uhr vom Notarzt ins Krankenhaus transportiert wurde. Glücklicherweise hat der TVG mit Martin Schmitt (kleines Bild) einen Arzt in den eigenen Reihen, der zusammen mit anderen zufällig anwesenden Medizinern die Erstversorgung des Patienten mit dem in der Halle vorhandenen und von Thomas Zahn schnellstens herbeigeholten Defibrillator sicherstellte und so möglicherweise Schlimmeres verhinderte. Ein großes Lob an dieser Stelle für das medizinische Fachpersonal, die Ordner des TVG, die für einen reibungslosen Ablauf sorgten, und die 650 Zuschauer in der Halle, die ausnahmslos besonnen reagierten, so dass das Spiel nach Rücksprache mit den Mannschaftsverantwortlichen beider Vereine fortgesetzt werden konnte. Handball gespielt wurde auch. Der Gästetrainer, Admir Kalabic, war mit der ersten Halbzeit seiner Mannschaft zufrieden. "Da haben wir uns an unseren Masterplan gehalten und sehr diszipliniert gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir nach 40 Minuten aufgegeben, das kann natürlich nicht sein". Michael Sahm, Trainer des TVG, war mit der Leistung seines Teams insgesamt einverstanden, selbst wenn die Feinabstimmung nicht immer meisterlich war: "Die Mannschaft hat nervös begonnen; mit der spielerischen Entwicklung, dem Auftreten und dem Zweikampfverhalten kann man zufrieden sein. Wir haben uns nach 40 Minuten durch die Kontertore leicht abgesetzt und ich bin heilfroh, dass wir das erste Heimspiel gewonnen haben". In der Anfangsphase schloss der TVG einige Aktionen überhastet ab, was der SG Nußloch die 3:1-Führung ermöglichte; es sollte jedoch die einzige der Gäste bleiben. Etwa nach zehn Minuten kam Großsachsen besser ins Spiel und zeigte die reifere Spielanlage als die Gäste, die ohne ihren Spielmacher und Ex-Großsachsener Matthias Bitz angetreten waren und nach dem 7:4 (14.) durch Nicolai Elfner ständig dem Rückstand hinterherliefen. Weiter konnte sich der TVG in der ersten Halbzeit nicht absetzen, dafür war die Fehlerquote noch zu hoch, zudem bremsten die Gäste mit ihren langen zeitspielverdächtigen Angriffen geschickt den Großsachsener Spielfluss. Mit dem 14:11 von Marc Nüssel wenige Sekunden vor der Sirene ging es in die Kabinen. Nach Seitenwechsel hielt Denni Djozic mit seinen Strafwürfen die Gäste bis zum 18:15 (39.) im Spiel, doch dann brachen alle Dämme: Die berühmte Großsachsener Abwehr stand nun felsenfest vor dem eingewechselten Johann Steger im Tor, fing fast jeden Nußlocher Angriff ab und die schnellen Außenspieler des TVG, Thomas Zahn und Tobias Wallenwein, liefen einen Konter nach dem anderen bis zum 27:17 (48.), als das Spiel wegen des Notfalls für eine halbe Stunde unterbrochen wurde. Danach war natürlich die Luft etwas raus, die Gäste versuchten sich noch mit einer offenen Deckung, was Marius Jörres mit einem "Hattrick" zum 32:19 (55.) bestrafte. Am Ende war man sich einig, dass der Großsachsener Erfolg beim 35:21 einige Tore zu hoch ausgefallen ist und dass man für das nächste Derby am Samstag gegen Birkenau gerüstet ist. Zu Spielern des Tages wurden auf Seiten des TVG Martin Schmitt und Thomas Zahn gewählt - nicht nur wegen ihres medizinischen Einsatzes. ga TVG Großsachsen: Frohn, Steger; Otterbeck, Weißling, Elfner (3), Kohl (6), Zahn (4), Schmitt (1), D. Sauer (1), F. Sauer (7/6), Wallenwein (4), Döringer (2), Nüssel (3), Jörres (4)
Weinheimer Nachrichten Artikel vom: 21.09.2009
TSV überzeugt als Team
Birkenau. Die "Black Hawks" des TSV Birkenau bezwangen Regionalligaabsteiger VfL Waiblingen im ersten Heimspiel der noch jungen Saison in der Handball-Oberliga mit 35:32 (15:15). Dabei boten die Birkenauer eine weitaus ansprechendere Leistung als zum Auftakt in Kornwestheim.
Den besseren Start erwischten dennoch die Gäste. 0:2 lag der TSV im Hintertreffen, ehe Tomas Lanci das erste Tor für die Gastgeber erzielte. In der Folge netzte Waiblingens Kreisläufer zweimal in Folge völlig freistehend ein. Nach dem 4:6 in der 10. Minute begann Tomas Lanci seine kernigen Rückraumwürfe abzufeuern. Seine vier Tore in Folge und die Paraden von Schlussmann Andreas Fischer ebneten den Weg zum 8:8 (17.). In Unterzahl legte Youngster Simon Spilger Jan-Axel Jost einen Ball zum Kempa auf, den dieser souverän zur ersten Birkenauer Führung verwandelte. Vier Minuten vor Ende der ersten Halbzeit hatten sich die Spieler von Trainer Tonci Peribonio das zwischenzeitliche 14:11 erarbeitet. Diese Führung hatte jedoch nicht lange Bestand. Auch bedingt durch eine Zeitstrafe gegen Birkenau trafen die Gäste bis zur Pause zum 15:15. Nach Wiederanpfiff legte der TSV stets vor, doch der VfL egalisierte postwendend. Dem 20:19 (37.) folgte die stärkste Phase der Hausherren. Ein einfacher Wechsel für Lanci, vier Tore in Folge durch den in Fahrt kommenden Jost und der verwandelte Strafwurf von Spilger ermöglichten das 26:21 (45.). Beim 29:25 erhöhte Waiblingen nun den Druck und versuchte Birkenau durch die doppelte Manndeckung gegen Varak und Jost aus dem Tritt zu bringen. Inkonsequentes Abschlussverhalten sowie eine nun etwas nachlassende TSV-Abwehr machte es den Gästen leicht, auf 29:27 heran zu kommen. Der starke Andreas Fischer hatte bis zu diesem Zeitpunkt 50 Prozent aller auf sein Tor kommenden Würfe pariert! In der Schlussphase bot Rechtsaußen Simon Spilger eine beeindruckende Leistung und erhöhte beinahe im Alleingang auf 35:30, das Spiel war entschieden. Zwar gelang Waiblingen die letzten zwei Treffer, aber als verdienter Sieger verließ die Birkenauer Mannschaft am Ende den Platz. Geschäftsführer Daniel Götz zeigte sich nach dem Schlusspfiff angetan von dem Auftreten der Birkenauer und konstatierte, dass man bei disziplinierter Spielweise auch mit dieser jungen Truppe in der Lage sei, in der Oberliga Paroli bieten zu können. "Ich glaube, dass uns auch Tomas Lanci in dieser Saison noch viel Freude machen wird." ls TSV Birkenau: Fischer, Fritsche; Höhne 1, Junkert 1, List 1, Spilger 6/1, Fremr 2, Varak 4/2, Hoffmann 2, Jost 9, Böhm, Widmann, Lanci 9
Weinheimer Nachrichten Artikel vom: 21.09.2009