Beiträge von BlKW168

    Was sind das für Schiedsrichter? Wer bezahlt die? Wofür???

    Ein freier Wurf aus Nahdistanz direkt auf den Kopf der Torhüterin wird nicht bestraft. Unglaublich!!! Und das war ja beileibe nicht die einzige einseitige Regelauslegung.

    Wie ich schon mehrfach betont habe: So wird ein Final four zur Farce, egal ob Pokal oder zukünftig auch die Meisterschaft. Da kann man sich nur mit Grausen abwenden ...

    Sollte es stimmen, dass Johanna Stockschläder den THC vorzeitig verlässt, fände ich es zwar schade, aber wundern würde mich es nicht wirklich. Wenn Anspruch und Realität sowohl auf Seiten der Spielerin als auch auf Seiten des Vereins regelmäßig zu weit auseinander liegen, dominiert der Frust vor der Lust. Ob das beim THC gerade in Bezug auf die Außen immer an den Spielerinnen liegt wage ich aber zu bezweifeln. Es ist ja nun nicht gerade das erste Mal, dass sich beim THC junge ambitionierte (National-) Spielerinnen auf Außen totlaufen und sich vom Hoffnungsträger zu Mrs. Chancentod wandeln, man denke nur beispielsweise auch an Alexandra Mazzucco ...

    Ich maße mir nicht an, die Ursachen und Hintergründe hier komplett zu durchschauen. Trainingsmethodik, Spielanlage, Verletzungen, vieles ist möglich und kann einzeln oder in Kombination dazu führen, dass die entsprechenden aussagekräftigen Quoten in der Tendenz eher schlechter als besser werden. Auffällig erscheint es mir aber schon, dass gerade beim THC als dem erfolgreichsten deutschen Frauen-Handballverein der letzten 15 Jahre auf den Außenpositionen nur wenige Spielerinnen wirklich gezündet haben ...

    International dürfte das aber eher Kontraprodutiv sein

    wenn die anderen Nationen im Jugendbereich weiterhin mit schneller Mitte spielen, würde sie die deutschen Juniorinnen und Grund und Boden rennen, weil sie damit überhaupt nicht vertraut wären
    Gleiches gilt für mich dann auch für 'ne A-Nationalmannschaft, die diese Mittel nicht gelernt hat
    spannend auch wenn Spielerinnen Bundesliga und A-Jugend spielen und dann zwischen verschiedenen Regelsystemen wechseln sollen

    Ich habe ja nicht gesagt, dass das einfach zu realisieren wäre, diese Konflikte sind mir durchaus bewusst. Fakt ist aber, dass die enorme Beschleunigung des Spielflusses auch erhebliche Probleme mit sich gebracht hat:

    • Das dominierende Anforderungsprofil für Spitzenspieler hat sich um eine wesentliche Eigenschaft erweitert. Wer jetzt nicht als Dauerläufer mit Pferdelunge und zusätzlichen Reserven für permanente Zwischensprints daherkommt, hat nicht die besten Karten.
    • Diese Fähigkeiten sind aber auch in anderen Mannschaftssportarten (allen voran im viel besser bezahlten Fußball) sehr gefragt, die Konkurrenzsituation spricht hier nicht unbedingt für den Handball
    • Die Gefahr schwerer Verletzungen ist insbesondere für größere und/oder schwerere Spieler enorm gewachsen. Dabei spielen sowohl die grundsätzlich höhere Tempointensität als auch die daraus erwachsende höhere Dauerbelastung speziell des Bewegungsapperates eine entscheidende Rolle.

    Auch auf die Strategie und Taktik hat es einen eher unheilvollen Einfluss: Spielintelligenz hat längst nicht mehr den überragenden Stellenwert. Höher im Kurs stehen jetzt vergleichsweise monotone Ansätze wie "Schnelle Mitte", "Zweite Welle" und "Durchbruch" als finale Abschlusshandlung. Positionsspiel mit Einbeziehung von Kreis und Außen wird gerade in Deutschland da schon fast als leider unvermeidbares Übel angesehen. Würfe aus dem Rückraum werden oft als Einzelaktion ausgeführt und deshalb meist als Notlösung etikettiert. Bestenfalls gibt es als Unterstützung ein paar eingeübte Spielzüge ("Kreuzungen"), deren Grundstruktur jeder gute Trainer in kürzester Zeit gelesen hat und entsprechend unterbinden kann.

    Im Ergebnis trainieren wir schon im Nachwuchsbereich vorrangig die o.g. Spielroutinen und bestimmte Spieler, deren Potentiale eher bei Sprung- und Wurfkraft und weniger bei Schnelligkeit und Ausdauer liegen, verlieren mangels Spaß und Erfolgserlebnis die Lust oder heuern gleich bei der Konkurrenz (bsp.-weise Volleyball oder Basketball) an, wo sie mit ihren Stärken weitaus besser zum Tragen kommen. Vor 40 Jahren wäre das kein großes Problem gewesen, die Freizeitangebote für die Kids waren nach heutigen Maßstäben überschaubar und Sport hatte einen herausragenden Stellenwert. Selbst in kleineren Städten waren die einzelnen Alterklassen oft mit zwei Mannschaften besetzt, schon in mittelgroßen Städten gab es oft mehrere Vereine...

    Heute sieht das ganz anders aus. Um überhaupt noch wenigstens in einzelnen Altersklassen einen Spielbetrieb realisieren zu können, bilden sich zunehmend Spielgemeinschaften, oft genug sogar über Landkreisgrenzen hinweg. Da ist jedes verlorengegangene oder gar nicht erst entdeckte Talent ein höchst schmerzlicher Verlust!

    Ich könnte hier noch seitenweise so weiter schreiben, aber es scheint vergebliche Liebesmüh (das meine ich wörtlich!) zu sein. Alle Argumente habe ich den letzten Jahren schon vorgetragen und ausführlich erläutert. Die Mehrzahl der Meinungsführer hier im Forum geht offenbar immer noch davon aus, dass die Spitzenvereine auf ein unerschöpfliches Reservoir an Nachwuchstalenten zugreifen können, notfalls werden eben Spielerinnen aus dem Ausland verpflichtet. Im Einzelfall mag das sogar seine Berechtigung haben, aber die aktuelle Schwemme bis hinein in die Regionalligen ist nach meiner Überzeugung genauso kontraproduktiv wie die vollkommen überzogenen Regeländerungen zur scheinbar seligmachenden Dynamisierung des Handballspiels. Und sie ist ein klares Indiz für die Tatsache, dass Handball für die Kinder in unserem Land immer mehr an Attraktivität verliert. Wenn wir diese Entwicklung nicht schnellstmöglich umkehren, wird Handball in Deutschland schon bald nicht mehr das sein, was es mal war. Eine Volkssportart ...

    PS.

    Nur der Vollständigkeit halber:

    Spielzeiten, Torgrößen, Spielfelder kann man sicherlich diskutieren, ist aber im Fussball auch durchaus dem Umstand geschuldet, dass es immer schwieriger wird, überhaupt genug Spieler für eine Mannschaft zusammen zu bekommen

    Diese veränderten Grundregeln für den Nachwuchs gibt es im Fußball aber schon sehr lange. Ich habe so manchen Ball in die sogenannten "Knabentore" gedroschen und das entsprechende Spielfeld war quer auf dem "großen" Spielfeld angeordnet. Daran kann ich mich noch gut erinnern, auch wenn das schon deutlich über 50 Jahre zurückliegt ...

    Dann doch noch eine Ergänzung zu der angesprochenen Rücknahme bestimmter Regeländerungen:

    Vielleicht wäre es ja ein Kompromiss, bestimmte Regeln wie die "Schnelle Mitte" nur im Erwachsenenbereich und dort ggf. erst ab einer höheren Leistungsebene (z.B. 3. Liga) zur Geltung zu bringen. Eine solche Differenzierung mag sich auf den ersten Blick abenteuerlich darstellen, ist aber im Grundsatz in verschiedenen Mannschaftssportarten schon lange etabliert. Man denke nur an kleinere Spiefelder und Tore für den jüngeren Fußballnachwuchs oder ganz allgemein auch verkürzte Spielzeiten bei Kindern und Jugendlichen.

    Verkleinerung der Liga hier gleich mit Spott und Beschimpfung belegt, anstatt mal vernünftig darüber zu diskutieren. Was ist das für eine Diskussionskultur?

    Mein Kommentar war weder Spott noch Beschimpfung und das weißt du auch. Ich habe nur mit viel Sarkasmus den Status quo der Diskussion auf den virtuellen Punkt gebracht um zu verdeutlichen, welche Philosophie und welche Konsequenz sich eigentlich hinter diesen Notlösungen verbirgt, wenn wir nicht die eigentlichen Ursachen erkennen, die zu dem immer schneller verlaufenden Niedergang insbesondere des Frauenhandballs führen.

    Meinen Lösungsansatz habe ich hier in den letzten Jahren schon mehrfach ausführlich vorgetragen, dass muss ich hier jetzt im Detail nicht wiederholen. Nur mit einer gezielten und nachhaltigen Förderung von Breiten- und Nachwuchssport haben wir eine Chance, dass wieder mehr junge Menschen in Deutschland Spaß am Handball entdecken. Dazu gehört übrigens auch die Rücknahme einiger Regeländerungen, die Handball zum Rennball gemacht haben. Diese Variante ist für viele potentielle Einsteiger eher abschreckend. Und nur über mehr Breite werden wir in einer Mannschaftssportart auch wieder mehr Spitze generieren. Wenn man das verinnerlicht hat, kann man für eine Übergangszeit auch über Alternativen in der Gestaltung des Ligaspielbetriebs nachdenken.

    Spinnerei bzw. Idee zur Leistungssteigerung:

    Die von BR_98 präsentierte, ggf. leicht modifizierte Version wäre da gar nicht so schlecht. Jedenfalls besser als alles, was auf ein reines Final4 hinausläuft. Mit Final4 hätten wir in einer Spielzeit nämlich 2 Pokalwettbewerbe, aber keine Meisterschaft mehr...

    Zitat:

    "Da geht mir die Reduzierung der 1. Liga noch längst nicht weit genug."

    Mein Vorschlag dazu:

    1. Bundesliga:

    Bietigheim bzw. zukünftig Ludwigsburg

    2. Bundesliga:

    Bensheim/Auerbach

    THC

    Dortmund

    Blomberg/Lippe (mit viel Wohlwollen)

    3. Bundesliga:

    Oldenburg

    Metzingen

    Buxtehude

    usw.

    usw.

    usw.

    Seid ihr noch alle ganz normal im Kopf?

    Der weitere Niedergang ist vorprogrammiert...

    Der einzig wahre Lösungsansatz wurde hier schon genannt:

    HANDBALL ist ein MANNSCHAFTSSPORT!


    Der auch im Frauenhandballforum immer mehr zunehmende Hype um einzelne Ausnahmespielerinnen und Supertalente trägt ja schon wahnhafte Züge.

    Und mit den jedes Jahr auf's neue zusammengewürfelten Legionärstruppen haben wir in der HBF auch alles andere als optimale Rahmenbedingungen auf dem Weg vom ambitionierten Nachwuchstalent zur Nationalspielerin ...

    beim derzeitigen Leistungsstand im Vergleich zu Lott eine leichte "Verschlechterung",

    Das ist sicherlich richtig. Aber bisher haben viele ambitionierte junge Spielerinnen, die zum THC kamen, um sich weiterzuentwickeln und für höhere Aufgaben zu empfehlen, das auch geschafft. Die hier oft gescholtenen Müller-Brüder haben mit Sicherheit daran einen großen Anteil. Viele europäische Spitzenvereine haben sich in den letzten Jahren beim THC bedient und tun es auch weiterhin. Sie haben nicht nur das Geld, sie werden auch hinsichtlich der Qualität der betreffenden Spielerinnen ihre Gründe haben. Dass dann nicht immer alle Blütenträume wahr werden, liegt in der Natur der Sache aber eher nicht beim THC. Auch Kuczora hat die Chance, beim THC weiter an sich zu arbeiten. Deshalb ist ein detaillierter Vergleich aus meiner Sicht erst dann sinnvoll, wenn sie dort die erste Saison absolviert hat!

    Jetzt warten wir mal eine Saison ab. Dann reden wir noch mal über: Abwehrverhalten. Tempospiel. Dynamik. Sprungwurf.

    Siehe oben!

    So oft liege ich mit meiner Miesmacherei nicht daneben

    Das kann man auch anders sehen, wenn man das Verhältnis zwischen Anspruch und Realität anders definiert!

    Reichert ist Ersatz beim THC.

    Wie schlecht sie ist und wie sehr das dem THC (und der ÖNM) schadet, haben wir gestern Abend gesehen...

    Es ist schon erstaunlich, mit welcher Inbrunst hier eine knappe Handvoll Geiferer bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit versucht, den THC und die Müller- Brüder in ein schlechtes Licht zu stellen, selbst wenn sie gerade einen überragenden Erfolg eingefahren haben...

    Offensichtlich haben die für den deutschen Frauenhandball einzigartigen Erfolge, die dieses Team in den letzten 15 Jahren erreicht hat, nachhaltig Spuren hinterlassen!

    Und ja, die Entscheidung des österreichischen Verbandes, Herbert Müller zu diesem Zeitpunkt vom Posten des Nationaltrainers freizustellen ist ungewöhnlich. Aber vielleicht ist man ja zu der Erkenntnis gelangt, dass es einfach nicht reicht, wenn ein herausragender Trainer, der im Ausland hauptamtlich als Clubtrainer arbeitet, den Posten als Trainer der Nationalmannschaft quasi im Nebenjob ausübt. Diese Konstellation wurde vor nicht allzu langer Zeit auch an anderer Stelle abgewählt...

    PS.

    Als Herbert und Helfried Müller damals beim THC übernommen haben, war ich als Fan (und ehemaliger Gegenspieler) von Dago Leukefeld alles andere als begeistert. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich meine große Skepsis überwunden hatte. Aber die Müller-Brüder haben durch Leistung und beispielhaftes und anhaltendes Engagement nicht nur mich überzeugt. Die begeisternden Spiele z.B. gegen den damaligen Krösus Hypo Niederösterreich sind unvergessen...

    Was nichts an der Tatsache ändert, dass ich den Weg des THC und seines Trainergespanns zwar wohlwollend und oft auch begeistert verfolge, mich aber mindestens genauso dem HCL und Zwickau verbunden fühle!

    Welch Ritterschlag für unsere beschauliche Plauderecke.

    Sehr schön! :)

    Von wegen, die "Großkopferten" lesen hier nicht mit... ;)

    Ich wünsche allen, für die Handball der schönste und vielseitigste Mannschaftssport der Welt ist, einen guten Rutsch und ein neues Handballjahr, das nicht nur viele interessante Spiele und viele Erfolge für die Lieblingsmannschaft bringt sondern auch möglichst wenige und nicht so schwere Verletzungen. Mein größter Wunsch ist aber, dass die Verantwortlichen in allen Verbandsebenen dafür die richtigen Entscheidungen treffen und einen Weg einschlagen, der die Attraktivität dieser genialen Sportart für alle Alterklassen in allen Leistungsebenen wieder zurückkehren lässt! :help:

    grausames Niveau.

    Grausames Niveau hat zunehmend auch dieses Forum, wenn deutscher Frauenhandball nur noch dann gut ist, wenn BBM Györ in Hin- und Rückspiel der CL mit mindestens 10 Toren Vorsprung vom Parkett fegt. Und "Gloc" ist nur dann gut, wenn sie dabei mindestens 37 Tore wirft.

    Ich bin bestimmt kein Fan der aktuellen Situation im deutschen Frauenhandball und schon gar nicht seiner momentanen Entwicklungsrichtung, aber dieses permanente Genöle gegen Mannschaften und Spielerinnen geht mir schon auf den Docht. Die können am Wenigsten dafür...

    Die deutsche Mannschaft fand ich (bis auf die letzten beiden Spiele) gar nicht so schlecht. Und man landet am Ende auch dort, wo man derzeit steht. Platz 5-8. Wobei man bei anderer Auslosung sicherlich auch das Viertelfinale hätte verpassen können. Leuchter ein wirklicher Lichtblick. ...

    Bei anderen Spielerinnen zeigt es sich halt, dass da einfach internationale Erfahrung, speziell auch "Championsleague-Niveau" fehlt. Ich bin gespannt, ob sich dort bei Spielerinnen wie Annika Lott in den kommenden Jahren noch etwas tun wird.

    #966 - für mich ein sehr guter Kommentar, aber bei der Aussage im obigen Zitat drängt sich mir schon die Frage auf, wo denn die "internationale Erfahrung" unserer vermeintlichen Leistungsträgerinnen vor allem in den wichtigen Spielen gegen Schweden und Niederlande Früchte getragen hat? Bölk, Grijseels und Smits nahezu ein Totalausfall, Behnke und Schmelzer gerade mal in Ansätzen mit guten, aber nicht herausragenden Leistungen...

    Wenn ich jetzt die Ursachen für den latenten Niedergang des Handballsports im internationalen und insbesondere auch nationalen Bereich suche, der sich (im Gegensatz zum Nachwuchs- und Breitensport, der gerade mehr oder weniger komplett den Bach 'runtergeht) im leistungssportlichen Bereich besonders deutlich im Frauenhandball zeigt, offenbarten sich gerade bei der letzten Frauen-WM viele entscheidende Gründe sehr deutlich:

    Das Interesse am Handball hat in den letzten Jahren gravierend nachgelassen, nicht nur in den in vielen (ehemaligen) Handballhochburgen, sondern auch in der Fläche. Gerade der Nachwuchs- und Breitensport in Deutschland unterliegt derzeit einem nie dagewesenen Kahlschlag mit all seinen negativen Auswirkungen. Ich nenne hier nur das Stichwort „Talentsuche“. Zu dem gesamten Themenkomplex habe ich in diesem Forum schon mehr als genug geschrieben, in den Reihen der arrivierten Handballexperten scheint dieses für eine Mannschaftssportart tödliche Dilemma aber immer noch „tabu“ zu sein. Die ganze Tragödie erinnert mich nicht nur ein bisschen an den Konrad Adenauer zugewiesenen Spruch „Kinder bekommen die Menschen von alleine“. Ein folgenschwerer Irrtum, wie der aktuelle Zustand und vielmehr noch die zukünftig zu erwartende Entwicklung unserer Gesellschaft leider überdeutlich zeigen…

    Zum Zuschauerdilemma wurde hier schon alles beschrieben, das muss ich nicht wiederholen. Das Problem ist offensichtlich, wenn selbst bei einer WM in einem Land, wo man Handball uneingeschränkt als „Nationalsport“ bezeichnen kann, die meisten Spiele bis hin zum Finale vor mehr oder weniger leeren Rängen stattfinden. Die Frage, die sich automatisch stellt: Warum ist das so?

    Das Handballspiel hat sich in den letzten 25 Jahren sehr verändert, viele Regeln wurden „modernisiert“, also scheinbar oder tatsächlich (allein darüber kann man trefflich streiten!) dem aktuellen Zeitgeist angepasst. Seitdem geht in den meisten Ländern das Interesse und auch das Leistungsvermögen spürbar zurück, die in Teilen gegebenen Ausnahmen in Frankreich und Skandinavien allein werden den Handball nicht vor einem weiteren Niedergang retten. Auch hier liegen die wesentlichen Gründe für mich auf der Hand, auch dazu habe ich in diesem Forum eigentlich schon alles geschrieben…

    Die extrem unterschiedliche Bewertung gleichartiger Angriffs-/Abwehraktionen selbst in ein und demselben Spiel mit einem Spektrum von Stürmerfoul bis 7-Meter plus 2-Minuten-Strafe lässt Spieler, Trainer und Zuschauer gleichermaßen verzweifeln und stellt dabei sogar nicht selten auch die Redlichkeit der Unparteiischen in Frage, denn regelmäßig sind die betreffenden (Fehl-) Entscheidungen spielentscheidend.

    Das ist nur ein Beispiel, die Liste der kontraproduktiven Regelvorgaben mit zwangsläufig problematischer bis fragwürdiger Umsetzung im Spiel ließe sich beliebig fortsetzen. Ich nenne da nur beispielhaft die Themen „Schritte“, „Schnelle Mitte“ (mit speziellen Sanktionen in bestimmten Spielsituationen!), „Kreis“ (aktiv/passiv sowohl im Angriff als auch bei der Abwehr), „7-ter Feldspieler“, Festhalten/Ziehen am Trikot, das vorsätzliche Zulassen regelwidriger Aktionen (meist geschönt als „Internationale Härte“ interpretiert!) usw. usw. …

    Dabei sehe ich das Problem im Grundsatz weniger bei den Schiedsrichtern. Die müssen nur umsetzen, was die in erster Linie von kommerziellen Zielen geführten Verbände immer wieder neu ausbrüten. Wer sich dann über das ganz allgemein immer weiter abnehmende Interesse am Handballsport wundert, der hat offensichtlich wenig Empathie für die Wahrnehmung unseres Sports durch die Zuschauer.

    Natürlich will ich nicht in Abrede stellen, dass es nicht den Handball allein betrifft. Den Fußball kann man weitestgehend ausklammern, aber ansonsten ist grundsätzlich zu beobachten, dass viele, auch viele neue Individualsportarten sowohl hinsichtlich des Zuschauerinteresses als auch in der Zahl der Aktiven den meisten Mannschaftssportarten zunehmend den Rang ablaufen, wobei auch hier Sportarten wie Basketball weniger stark betroffen sind als gerade unser geliebter Handballsport. Woran liegt das, an veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in einer zunehmend von digitalen Medien beherrschten Welt, am „Zeitgeist“ der jungen Generation oder vielleicht doch (auch) an der Tatsache, dass sich der Handball von innen heraus selbst zunehmend isoliert, weil die Herausforderungen gerade für viele Neueinsteiger im Nachwuchsbereich durch das aktuelle Regelwerk viel zu hoch gesetzt sind, die Verletzungsgefahr angesichts des heutzutage geforderten deutlich höheren Spieltempos gerade für große Spielerinnen und Spieler deutlich größer geworden ist und nicht zuletzt auch, weil die mediale Präsenz im free-TV-Bereich immer weiter abnimmt?

    Folgende Zusammenhänge liegen für mich jedenfalls klar auf der Hand:

    Weniger mediale Präsenz des Handballs, kompliziertes Regelwerk und daraus folgend viele fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen führen zu nachlassendem Interesse und damit zu verminderter Wahrnehmung durch Eltern und Kinder.

    Im Schul- und Vereinssport spielt Handball immer weniger eine Rolle mit der Folge, dass sich immer weniger sportliche Talente überhaupt mit dem Handballsport auseinandersetzen. Das führt zwangsläufig dazu, dass wir immer weniger Talente haben, erkennen, entwickeln und Potentiale erweitern können.

    Im Ergebnis haben wir schon jetzt immer weniger Ausnahmespieler, eine optimale Förderung ist mangels Konkurrenz gerade in einer Mannschaftssportart nicht möglich. Die Tatsache, dass wir als Mutterland des Handballs schon heute im Vergleich mit den Spitzenmannschaften im Frauenhandball einzelne Positionen in der Nationalmannschaft nicht mehr optimal besetzen können, spricht da Bände.

    Da hilft es nach meiner Überzeugung auch nicht, die wenigen verbliebenen Leistungsträger so schnell wie möglich in’s Ausland zu verhökern, wenn in der Folge das Leistungsniveau der heimischen Spitzenmannschaften mangels Besetzungsalternativen immer weiter absinkt und die Erfolge im internationalen Geschäft von CL und EL zunehmend ausbleiben. Denn das bedeutet, dass den jungen Nachwuchsspielern zunehmend die großen animierenden Vorbilder vor der eigenen Haustür fehlen, dass das Vermarktungsinteresse der Medien mangels Leistung und Erfolg immer weiter abnimmt und so immer weniger Menschen Handball als interessante, sehenswerte Sport wahrnehmen.

    So schließt sich der todbringende Teufelskreis, die Kausalität ist offensichtlich…

    Was wir tun können?

    Erstens den (erst hatte ich „unseren“ geschrieben…) Verbandsfunktionären klar machen, wie selbstzerstörerisch der eingeschlagene Weg der immer stärkeren Kommerzialisierung tatsächlich ist. So schön es scheinen mag, wenn Mannschaften wie Grönland und Paraquay bei einer WM-Endrunde mitspielen dürfen, wenn auf der anderen Seite in den meisten „Kernländern“ des Handballsports das Interesse am Handball in Größenordnungen abnimmt, sind die Prioritäten offensichtlich falsch gesetzt!

    Zweitens im Ergebnis einer solchen Bewusstseinsänderung die Regeln so zu überarbeiten bzw. in Teilen zurückführen, dass Handball nicht nur im professionellen Bereich (scheinbar oder tatsächlich) optimal präsentiert werden kann sondern auch im Nachwuchs- und Breitensport wieder häufiger gern gespielt wird.

    Drittens den Nachwuchs- und Breitensport in der Fläche so zu unterstützen, dass er sich aus eigener Kraft wieder aufrichten und entwickeln kann. Dazu gehört (nicht nur, aber auch), den Verantwortlichen in der Politik klarzumachen, wie wichtig für die Entwicklung unserer Kinder in einer durch zunehmende individuelle Abschottung geprägten Welt Erfahrungen in der aktiven Ausübung von Mannschaftssportarten (Stichwort Team Building oder besser Gemeinschaftsgefühl!) sind. Auf den Vorteil, dass es im Handball sowohl innerhalb als auch außerhalb des leistungssportlichen Bereiches für die Aktiven in der Regel mehr Erfolgserlebnisse gibt als im Fußball, kann man in dem Zusammenhang durchaus mal hinweisen…

    Deswegen sollten wir doch auch ein wenig stolz sein auf einen 6. Platz unserer Nationalmannschaft auch wenn der Anspruch ein anderer ist oder man sich gerne noch weiter platziert hätte.

    Ja, tatsächlich eine versöhnliche Einschätzung von Maikel. Seine Beiträge lese ich immer gern, sie gehören für mich regelmäßig zur großen Gruppe der nachvollziehbaren Meinungsäußerungen, auch wenn ich sie inhaltlich nicht immer uneingeschränkt teile. So habe ich auch hier ein kleines Veto: Stolz könnte man sein (sowohl als Mannschaft als auch als Fan), wenn die erreichte Platzierung das Ergebnis einer Summe von Spielen wäre, bei denen das Team sein Leistungsvermögen ausgeschöpft hat. Da ja (zumindest hier im Handballforum) sicher niemand ernsthaft eine solche Position vertritt, denke ich, dass der Begriff "glücklich" in jeder Hinsicht eher zutreffend ist auf das, was die Frauennationalmannschaft bei dieser WM erreicht hat, auch und gerade in Hinsicht auf die Ausgangsposition für eine mögliche Quali zu den kommenden Olympischen Spielen...

    Mein Lob an das Trainerteam (#536) muss ich ein großes Stück weit revidieren. Vieles, was hier und im TV zum Spiel gegen Schweden gesagt resp. kritisiert wurde, ist richtig.

    Die Schwerpunkte aus meiner Sicht:

    Schweden hat dieses Spiel perfekt vorbereitet, der Matchplan hat 100 Prozent funktioniert, vor allem auch in der Abwehr. Sowohl das Mannschaftgefüge als auch das 1gegen1-Verhalten waren offenkundig bis in’s Detail auf unser Team und seine Führungsspielerinnen eingestellt. Dass Schweden in der 2. Halbzeit in erster Linie den Vorsprung verwaltet hat, verbuche ich mal unter Cleverness.

    Und Deutschland? Mir kam es vor, als hätte der Trainerstab der Mannschaft folgende Marschroute vorgegeben:

    „Wir spielen erst mal so wie immer und dann schauen wir mal, was passiert!“

    Da frage ich mich natürlich auch, welchen „Nährwert“ die beiden Vorbereitungsspiele gegen Schweden für unsere Mannschaft und insbesondere für die Trainer hatten…

    Der zweite wichtige Aspekt ist für mich der Auftritt der Führungsspielerinnen. Insbesondere der Rückraum mit den aktuellen bzw. ehemaligen Legionärinnen Emely Bölk, Alina Grijseels und Xenia Smits stand wie schon so oft in wichtigen Spielen völlig neben sich. Gerade Emely Bölk hat in den letzten Jahren ja eine regelrechte Ladehemmung entwickelt, die sich von Spiel zu Spiel eher verstärkt als löst. Auch die Legionärinnen auf Kreismitte (Julia Behnke und Meike Schmelzer) haben allenfalls eine knapp durchschnittliche, jedenfalls keine herausragende Leistung auf das Parkett gebracht. Natürlich gestehe ich ihnen gerne zu, dass das besonders schwierig ist, wenn der Druck aus dem Rückraum gegen Null geht …

    Für mich steht jedenfalls spätestens seit dem Schwedenspiel fest, dass die nicht zuletzt auch in unseren „Qualitätsmedien“ so extrem ausgeprägte Heroisierung einzelner Spielerinnen (mit entsprechenden Auswirkungen auf die Trainerentscheidungen hinsichtlich Mannschaftsaufstellung und Spielanteilen!) extrem kontraproduktiv ist. Vor allen Dingen dann, wenn das nicht nur bei guten Leistungen während großer Meisterschaften sondern mehr oder weniger permanent auch bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit z.B. im Ligaalltag passiert. Man kann so etwas vielleicht bei verdienstvollen Ausnahmekönnerinnen wie Neagu oder Lunde zelebrieren. Aber bei vergleichsweise jungen Spielerinnen, die ihre unstrittig vorhandenen Potentiale bei Weitem noch nicht ausgeschöpft haben, geht der Schuss offenkundig nach hinten los. Dass die bekannten Lautsprecher unseres hochgelobten Verbandes an diesem Dilemma einen großen Anteil tragen sei diesmal ausnahmsweise nur am Rande erwähnt…

    die Plätze 9-10. wären relevant - der IHF hat aber wohl vergessen, diese Möglichkeit zu berücksichtigen.

    Egal ob Vorsatz, Nachlässigkeit oder Unfähigkeit - diese unglaublichen Defizite in der Struktur der Qualifikationsmodalitäten für die großen Wettbewerbe zeigen mir einmal mehr, dass sich die Verantwortlichen für alles interessieren, nur nicht für wettbewerbsübergreifend faire und sportlich korrekte Abläufe...