Hallo TCLIP!
Von Deinem kritischen Rundumschlag fühle ich mich mal angesprochen, einige der von Dir zitierten Schlagworte stammen ja aus meinem letzten Beitrag. Dazu kann ich nur sagen, dass ich niemandem meine Gedanken und Forderungen aufdränge. Wen meine Aussagen interessieren, der mag sie lesen und für sich bewerten und darf sie selbstverständlich auch für richtig oder falsch, wichtig oder unangemessen halten. Ob eine verbale Grätsche, so wie Du sie hier formulierst, der Sache weiterhilft, lasse ich mal dahingestellt sein. Deine Einschätzung der Situation und Deine Interpretation meiner Ausführungen teile ich jedenfalls nicht. Dafür habe ich mehrere Gründe:
Fußball ist die unbestrittene Nr. 1, ja und vor allem eine Männerdomäne. Und genau das ist die Chance gerade für den Frauenhandball, denn beim weiblichen Geschlecht ist die Sucht, mit dem Fuß vor den Ball zu treten, noch längst nicht so verbreitet.
Meine Sorge um den Breitensport als Basis für den Handball im Allgemeinen und für den Leistungssport in den Bundesligen und in der Nationalmannschaft im Besonderen bezieht sich übrigens gerade nicht nur auf den Frauenhandball sondern auf den gesamten sportlichen Bereich. Das hast Du offensichtlich nicht so verstanden, vielleicht habe ich mich auch missverständlich ausgedrückt. Auf jeden Fall sehe ich ohne eine neue Qualität bei der aktiven nachhaltigen Förderung und Unterstützung des Breitensports durch die Verbände für unseren Sport sowohl im Männer- als auch im Frauenbereich mittelfristig keine Zukunft. Dafür ist das komplexe Spielklassensystem als Basis des Spielbetriebs viel zu sensibel.
So wie du es beschreibst ("… dass die sportarten am besten fahren, die sich mit ihrer "position"arrangieren …) mag es bei Sportarten wie Dart oder Gwichtheben funktionieren, diese kann man notfalls auch alleine ausüben. Handball im Wettspielbetrieb funktioniert so nicht und die Zersetzung von unten nach oben hat schon längst begonnen. Wenn Du meinst, Dich mit dieser Situation arrangieren zu müssen (genauso wie mit aktuellen Missständen wie dem Schiedsrichterunwesen oder der dilettantischen Medienpräsenz), na dann Gute Nacht. Wenn die noch bestehenden Hochburgen (Lemgo gehört sicherlich dazu) sich dieser Wahrnehmung verschließen, mag Handball dort sicher von innen heraus trotzdem noch eine ganze Weile funktionieren. Wer die Zeichen der Zeit aber nicht erkennt, schaufelt sich über kurz oder lang sein eigenes Grab. Da habe ich grundsätzlich eine ganz andere Meinung als Du. Wer in erster Linie an sich selber denkt, vor Allem, wenn es ihm noch vergleichsweise gut geht, mag ja das Aufbegehren der "Kleinen" als Bedrohung empfinden. So ist es aber nicht gemeint, schon gar nicht als Erpressung. Dass Du es so empfindest, ist bezeichnend. Wer nicht gerne teilt, merkt auch nicht, wenn ihm jemand helfen will indem er auf alle bedrohende Gefahren hinweist. Es lässt sich auch schwerlich damit erklären, dass die Pragmatiker scheinbar die Realisten sind und alle Anderen romantische Träumer mit angeblich rückständigem Grundverständnis. Es geht an dieser Stelle vielmehr um eine ganz grundsätzliche Frage: Schauen wir dem Laissez-faire der Verbände weiter tatenlos zu oder krempeln wir die Ärmel hoch und tun etwas dafür, dass der Handball wieder die Position einnehmen kann, die er vor nicht allzu langer Zeit schon längst innehatte? Es geht mitnichten darum, irgendwelchen Traumbildern längst vergangener Zeiten nachzuhängen. Es geht nur darum, dem Handball die Basis wiederzugeben, die er braucht, um in Deutschland überhaupt langfristig existieren zu können. Und das Unterstützung von außen (egal ob Politik, Verwaltung oder Sponsoren) nur dann besonders reichlich gewährt wird, wenn man sich mucksmäuschenstill verhält und heile Welt spielt, halte ich auch für ein Gerücht.
Noch etwas: Ich finde es ehrlich gesagt weder fair noch der Sache dienlich, wenn die Darstellung einer gegenteiligen Meinung in der Form praktiziert wird, dass man sich einige wenige Argumente herauspickt, die sich (vielleicht nur scheinbar) leicht wiederlegen lassen und man damit dann die Grundaussage des Kontrahenten komplett in Frage stellt oder wie hier praktiziert sogar als der Sache in höchstem Maße abträglich darstellt ohne auf die tatsächliche Kernaussage (wir brauchen eine viel bessere Unterstützung des Breitensports durch die Verbände) auch nur ansatzweise einzugehen. Das ist aus meiner Sicht kein guter Stil, aber natürlich darf das hier jeder so handhaben wie er möchte, ich suche da keine Konfrontation. Vielmehr suche ich Mitstreiter, die hinsichtlich der problematischen Situation des Handballs in Deutschland eine ähnliche Wahrnehmung haben und das Schlimmste verhindern wollen.
Gottseidank stehe ich hier im Forum offensichtlich nicht allein, es gibt in den verschiedenen Threads der letzten Jahre einige Beiträge, die ganz ähnliche Forderungen formulieren. Wenn ich dort z.B. lese dass es für den Nachwuchs nur eine Chance gibt: "Fördern, fördern, fördern", dann macht mir das auch wieder Mut.
Ich wünsche allen Handballfreunden, allen Handballverrückten und allen Handballsüchtigen ein schönes besinnliches Weihnachtsfest. Und ich hoffe und wünsche, dass meine pessimistischen Denkansätze nicht so wie befürchtet zum Tragen kommen. Darüber hinaus wünsche ich uns allen eine spannende möglichst erfolgreiche und verletzungsfreie Handball-WM der Männer und Bundesligasaison der Frauen! 