Beiträge von BlKW168

    Erstens finde ich immer noch, dass man von den Spanierinnen nicht verlangen kann, sehenden Auges in die schlechtere Ausgangsposition für das weitere Turnier zu rennen.

    Da gebe ich dir uneingeschränkt Recht!


    Aber das gehört im Grunde zu seiner (Kromers) Stellenbeschreibung.

    Ob er nach dem Turnier klare Worte finden wird, ist eine andere Sache.

    Nein!

    Schon die Wahrnehmung und Vorbildwirkung eines Nationaltrainers lassen sich nicht trennen, er steht in dieser Beziehung immer im Fokus der Öffentlichkeit und vor allem auch im Fokus der Aktiven. Das gilt in Bezug auf die Nachhaltigkeit noch viel mehr für den/die Verantwortlichen im Verband!

    " alles schönzureden" - Das gehört zum grundlegenden Anforderungsprofil eines Verantwortlichen in dieser Position.

    Na dann Gute Nacht!

    Wir reden von verschiedenen Dingen:

    Das sehe ich ganz anders.

    Wir haben uns die Mühe gemacht, die Ursachen für die Probleme zu suchen und zu identifizieren. Wir sind dabei ganz grundsätzlich zum gleichen Ergebnis gekommen und suchen jetzt eine Lösung. Für das aktuelle Turnier und auch für die darauf folgenden Monate (und Jahre) gibt es keine schnelle Lösung, dafür ist die Kiste aufgrund des jahrelangen kollektiven Versagens des DHB viel zu verfahren ...

    Was soll in der Zwischenzeit passieren? Soll es solange keine Nationalmannschaft geben? Wir brauchen auch kurzfristige Veränderungen, damit es einen solchen Krampf wie gestern künftig nicht mehr gibt.

    Natürlich hast du recht. Der "normale Betrieb" muss weitergehen. Die aktuellen Nationalspielerinnen sind allerdings die letzten, die wir für die Misere verantwortlich machen können. Es sind schon die Besten der Besten, die wir (von einigen wenigen Ausnahmen - z. B. die Causa Behnke) derzeitig an den Start bringen können. Und Gaugisch sollte unbedingt weitermachen, einen besseren Nationalmannschaftstrainer werden wir auf absehbare Zeit nicht finden, es sei denn, Herbert Müller fällt gleichzeitig beim THC und beim österreichischem Handballverband in Ungnade ...

    Ich sehe nur einen Weg, wie wir aus dieser Sackgasse wieder herauskommen können:

    Ein echtes Umsteuern seitens des DHB wird frühestens nach 5 - 6, wahrscheinlich erst nach etwa 10 Jahren Früchte in Deinem Sinne tragen

    Auch völlig richtig. Aber wir müssen jetzt anfangen, das Problem wahrzunehmen, zu identifizieren und zukunftsträchtige Lösungsansätze zu formulieren. Dafür brauchen wir eine zweigleisige Strategie, die einerseits die aktuellen Akteure im professionellen und semiprofessionellen Bereich einbindet, andererseits den Spielbetrieb in allen Ebenen, vor allen Dingen aber auch im Breitensport in allen Altersklassen möglichst attraktiv gestaltet. Über die Details könnte/müsste man Bücher schreiben, aber eines steht fest: Alle, die Handball für sich verinnerlicht haben, sind jetzt aufgefordert, zusammen zu stehen und den Spielbetrieb in allen Leistungsebenen so gut wie möglich aufrechtzuerhalten. Und von den gut bezahlten Vorständen der Verbände müssen wir jetzt einfordern, das sie endlich die Arbeit beginnen, für die sie vergleichsweise gut bezahlt werden. Dazu gehört neben der Absicherung des laufenden Betriebes vor allen Dingen auch ein belastbares Konzept nicht nur für das Weiterbestehen, sondern auch für ein visionäres Zukunftsbild dieser tollen Mannschaftssportart in allen Facetten von der gemischten E-Jugendmannschaft in Kleinkleckersdorf.bis zur Nationalmannschaft.

    Dieses Signal kann nur von der Verbandsspitze kommen und wäre für mich ein Gradmesser dafür, wie uneigennützig die Hauptakteure ihr persönliches Engagement tatsächlich interpretieren.

    Ganz grundsätzlich finde ich es ausgesprochen ermutigend, dass in diesem Forum quer über alle Positionen eigentlich alle aktiven Kommentatoren mittlerweile offenkundig ein Problembewusstsein entwickelt haben. Diese Tatsache macht Mut, weil das eine neue Qualität darstellt und sich wohltuend von der in den letzten Jahren weitverbreiteten Ignoranz und Arrroganz abhebt.

    Lasst es uns gemeinsam angehen, denn miteinander schaffen wir mehr als gegeneinander!

    Da kannst du lange drauf warten, dass die deutschen Medien irgendwas betreffend die Nationalmannschaft als Farce darstellen,

    Völlig richtig und ich möchte noch einen Aspekt ergänzen, der dieses unsägliche Zusammenspiel von Verbandsspitze und Medien (das in diesem konkreten Sachverhalt ähnliche Dimensionen annimmt wie das Nachrichtenpingpong von Medien und Politik) noch unterstreicht:

    Mit welchen Zielstellungen die Nationalmannschaft in diese EM gegangen ist (Stichwort "Halbfinale"), setze ich mal als weitestgehend bekannt voraus. Dass der Herr Schimon als "Kommentator" dann in der Halbzeitpause des sich anbahnenden Debakels gegen Spanien plötzlich in diesem Zusammenhang das Wort "irgendwann" in's Spiel brachte und wesentliche Zeit dieser kostbaren Sendeminuten damit verbrachte, zu erklären, dass die Verbandsoberen genau das gemeint haben ("Halbfinale"..."irgendwann" ... aber nicht bei diesem Turnier!), war nach meiner Wahrnehmung so offenkundig lanciert, dass ich nunmehr (nicht nur in dieser Hinsicht) das letzte bisschen Respekt verloren habe.

    Ich denke, das zeigt eindeutig, wie geringschätzig die Verantwortlichen auf das gemeine Handballvolk herabschauen. Offensichtlich sind sie der festen Überzeugung, wir können keinen Zusammenhang herstellen zwischen den großspurigen Ansagen im Vorfeld der EM, den tatsächlich gezeigten Leistungen und den dann folgenden peinlichen Ausflüchten, die vom eigentlichen Totalversagen ablenken sollen. Verantwortung übernehmen sieht anders aus ...

    Jetzt wäre der Zeitpunkt für den Austausch von Spielerinnen

    Einen Teil der Nationalspielerinnen austauschen ??? Das wäre der dritte vor dem ersten Schritt getan, übrigens in den letzten Jahren auch schon oft genug praktiziert. Was unter den aktuellen Bedingungen dabei herauskommt ist bekannt, die Ergebnisse bei internationalen Turnieren sprechen da eine deutliche Sprache. Die Probleme sind viel grundsätzlicher.

    Der DHB hat der eigenen Basis die Beine weggedroschen, der Nachwuchs- und Breitenbereich verhungert an der ausgestreckten Hand der DHB-Führungsriege, die dabei den in diesem Bereich immer weniger werdenden Übungsleitern und Helfern auch noch sprichwörtlich die Gurgel zudrückt …

    Dabei ist die Situation gerade für den Frauenhandball kreuzgefährlich, das ohnehin schrumpfende Potential an sportinteressierten und halbwegs begabten Kindern wird derzeit durch den aktuell enorm gepuschten Frauenfußball aufgesogen und das substanziell veränderte Regelwerk im Handball treibt die großgewachsenen Talente verstärkt Richtung Volleyball und andere weniger verletzungsintensive Sportarten.

    Wenn jetzt der DHB nicht sofort intern einen grundsätzlichen Strategiewechsel einleitet und sich darüber hinaus auch zusammen mit der EHF für die notwendigen Regeländerungen einsetzt, die im Wesentlichen in der Rücknahme/Korrektur der irrsinnigen spielbeschleunigenden Rennballregeln bestehen müssten, wird der Handball im Mutterland dieser Sportart recht schnell zu dem, was viele im Frauenhandball jetzt schon zu erkennen glauben: Eine unbedeutende Randsportart mit einem kleinen Häufchen Handballverrückter, denen die Höhenflüge der Verbandsoberen und vielleicht einer Handvoll Profivereine am Allerwertesten vorbeigehen.

    Eine Entwicklung, die im Frauenhandhandball schon begonnen hat (lest noch mal meine ersten Kommentare in diesem Forum zu diesem Thema!!!) und die eher früher als später auch dem Männerhandball nicht erspart bleiben wird. Wo dann in der Perspektive die Talente herkommen sollen, dürfen die Befürworter dieses selbstmörderischen Systems gerne erklären. Sie mögen aber bitte in ihre Überlegungen einbeziehen, dass der aktuell praktizierte Rennball für viele Kinder und Jugendliche im Breitensportbereich nicht (mehr) attraktiv ist und schon aus diesem Grund viele Mannschaften zerfallen bzw. gar nicht erst entstehen. Die aus diesem Dilemma heraus vielerorts gebildeten Spielgemeinschaften sind nur eine temporäre Notlösung, da scheitert es zukünftig schon an den hohen Fahrtkosten, die in dieser Konstellation für jeden Trainingstag (!) von den Eltern oder den Spielern selbst aufgebracht werden müssen. Und wer bisher geglaubt hat, Handball als Leistungssport funktioniert auch ohne massiv vom Verband geförderte Basis im Breitensport, der hat trotz der wiederum desolaten Vorstellung unserer Frauen-Nationalmannschaft offensichtlich immer noch nicht verstanden, dass Mannschaftssport als System im Ganzen grundsätzlich anders zu gestalten ist als Individualsportarten wie Leichtathletik oder Schwimmen. Mannschaftssport als Organisationsstruktur innerhalb eines Sportverbandes betrachtet funktioniert wie ein lebendiges Wesen. Wer wesentliche Teile amputiert oder verkümmern lässt darf sich nicht wundern, wenn der ganze Organismus dahinsiecht und letztendlich seinen Geist aufgibt.

    Gerade zu dem Thema Regeländerungen und Regelinterpretation gäbe es ebenfalls noch viel zu schreiben, denn die korrekte Regelauslegung durch die Unparteiischen hat gerade bei einem solchen Turnier eigentlich Vorbildcharakter. Oder eben auch nicht und schreckt in diesem Fall dann viele potentielle oder schon aktive Neueinsteiger (nicht nur die jungen Sportler, sondern insbesondere auch die Eltern!) wieder ab, denn wenn regelmäßig eine Wahrnehmung von vielen großen und kleinen Ungerechtigkeiten gegeben ist wachsen die Zweifel, ob man wirklich die richtige Sportart gewählt hat, schnell in’s Unermessliche. Dass mangelhafte Schiedsrichterleistungen und die exorbitant gestiegene Verletzungsgefahr in einem direkten Zusammenhang stehen, brauche ich hier sicherlich nicht extra zu erläutern. Dass die Regeländerungen der letzten Jahre hier ebenso eine unrühmliche Rolle spielen haben viele Verantwortliche aber offensichtlich noch nicht wahrgenommen. Dabei ist die in der aktuell von allen oberen Verbandsebenen (national wie international) favorisierte Rennballvariante unseres geliebten und traditionsreichen Handballsports nicht nur aber doch vor allen Dingen auch in dieser Hinsicht nach meiner Überzeugung einer der entscheidenden Sargnägel auf dem Weg in’s Nirvana. Diese in den letzten Jahren vollzogenen Regeländerungen braucht kein Mensch, Handball ist auch so dynamisch genug und die athletische Komponente hatte schon immer einen hohen Stellenwert.

    Ich könnte hier noch viele Argumente bringen, aber die verhaltenen bis abweisenden Reaktionen auf meine bisherigen Ausführungen zu dieser Grundsatzproblematik in diesem Forum lassen mich zögern und zweifeln, ob das wirklich Sinn macht. Dabei betreibe ich diesen nicht erheblichen Aufwand nicht, um hier irgendwen zu ärgern oder gar bloßzustellen. Mich treibt die Sorge und die Angst, dass Handball in absehbarer Zeit keine Rolle mehr spielt im gesellschaftlichen Leben. Und damit auch für die nachfolgenden Generationen als alternative und intelligente Mannschaftssportart verloren geht.

    Wollen wir dem omnipräsenten Fußball wirklich das Spielfeld überlassen?

    Im deutschen Nationalteam nichts Neues. Im Ergebnis der Entwicklung vom Handball zum Rennball bleibt in D die Ausbildung und Förderung von durchschlagskräftigen und treffsicheren Rückraumspielerinnen seit Jahr und Tag auf der Strecke. Die Potentiale der Generation von Shenia Minevskaja und Co. wurden ins Abseits gedrängt, wir schaffen das mit guter Abwehr und schnellen Tempogegenstößen. Notfalls hilft dann, wenn man doch in's ungeliebte Positionsspiel gehen muss, die eine oder andere Ausnahmespielerin, die werden's dann mit Einzelaktionen schon richten.

    Welch' fatale Fehleinschätzung!

    Schon gegen die allenfalls mittelklassigen Polinnen ging das fast in's Auge und alle kommenden Gegnerinnen haben gesehen, dass es reicht, das Spiel von Grijseels und Bölk zu blockieren und schon ist es mit der deutschen Herrlichkeit im Angriff vorbei. Wie man so in's Halbfinale zu kommen glaubt, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Oder auch nur maßlose Selbstüberschätzung. Offensichtlich haben die Verantwortlichen im deutschen Frauenhandball die letzten 10 Jahre nicht verstanden ...

    Solange hier in der Führungsetage des DHB kein grundlegender Philosophie- und Strategiewechsel erfolgt und insbesondere auch im Nachwuchs- und Breitensport an alte Traditionen angeknüpft wird, wird das Mutterland des Handballsports zumindest im Frauenhandball mangels einer ausreichenden Zahl an interessierten und talentierten jungen Spielerinnen immer weiter in die Bedeutungslosigkeit versinken. Ich habe auf dieses Problem schon vor geraumer Zeit und in aller Ausführlichkeit hingewiesen. Da helfen weder große Prämien für utopische Ziele noch ein sich immer schneller drehendes Trainerkarussel. Weder hervorragende und schon gar nicht mäßig talentierte Nationaltrainer haben aktuell eine Chance, mit dieser dünnen Spielerinnendecke irgendetwas zu reißen. Das liegt ausdrücklich nicht an den Spielerinnen, ihr Einsatz ist unter diesen widrigen Bedingungen beispielhaft. Wie gesagt, der Fisch fängt am Kopf an zu stinken ...

    Die Diskussionen hier spiegeln ziemlich genau die Situation
    und damit die Defizite wider, die speziell den deutschen Frauenhandball seit
    vielen Jahren im handballerischen Nirvana verweilen lassen. Zwei grundlegende Probleme
    möchte ich kurz skizzieren (um alles zu beschreiben, wären mehrbändige Romane
    erforderlich):


    Viele Kommentatoren jonglieren und spekulieren hier mit
    Zahlen und Quoten und versuchen verzweifelt, damit die Ergebnisse und ihr Zustandekommen
    zu erklären. Sie verkennen genau wie Verband und Trainerstäbe die Tatsache,
    dass Handball weitaus mehr beschreibt als die Summe individueller Leistungen
    der einzelnen Spieler. Eine solche Betrachtungsweise passt beim Kegeln, Curling
    oder auch in der Biathlonstaffel, wo im Grundsatz die Summe der
    Einzelergebnisse das Mannschaftsergebnis bilden. Handball dagegen bietet
    (analog Basketball, Volleyball, Eishockey etc.) so unendlich viel mehr
    Optionen, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Man muss die Möglichkeiten nur
    erkennen und verinnerlichen. Leider sehe ich gerade hier in Deutschland genau
    das Gegenteil, man verfängt und verirrt sich regelmäßig in den selbst
    auferlegten verbandsstrategischen und spieltaktischen Korsetts und verweigert
    immer hartnäckiger die Selbsterkenntnis der eigenen tiefgründigen
    Unzulänglichkeit.


    Um einen Beleg für meine Position aufzuzeigen verweise ich
    auf das seit vielen Jahren urdeutsche, übrigens auch bei unseren Herren immer
    wieder festzustellende Defizit bei der Torwurfeffektivität. Es ist lange
    bekannt, geändert wird genau nichts, Torwurftraining der Nationalmannschaft (wie
    hier im Forum tatsächlich gefordert!) bringt da keine Linderung, im Gegenteil.
    Die Ursachen liegen viel tiefer, in der Grundausbildung, ich gehe später nochmal
    auf die tatsächlichen Zusammenhänge ein. Wer glaubt, ein Training analog dem Torwandschießen
    im Aktuellen Sportstudio mit 2 (oder 4) Löchern in den Ecken einer Bretterwand
    mit aufgemalter Torsilhouette kann hier irgendetwas zum Positiven verändern,
    hat noch nie selber versucht, in einer entscheidenden Spielsituation den Ball
    an der Torhüterin vorbei in das gegnerische Gebälk zu versenken.


    Die Schlussfolgerungen zu diesem Dilemma darf sich wieder
    jeder selber erarbeiten. Schon vor geraumer Zeit habe ich hier eine Zeit lang
    mit Nachdruck auf diese problematische Entwicklung und ihre Hauptursachen
    hingewiesen: Die Linie von Hörrmann und Co., alle Kraft und alle verfügbaren
    Mittel in den Spitzensport zu stecken, um damit möglichst viel Geld zu
    verdienen, hat auch im deutschen Handball (und nicht nur dort!) seine Spuren
    hinterlassen. Was im Individualsport schon problematisch ist, hat für die Mannschaftssportarten
    auf mittlere und lange Sicht letale Folgen. Der Breitensport als Basis für die
    Suche und vor allen Dingen auch das Finden von Talenten für die Spitzenvereine verhungert
    am ausgestreckten Arm und stirbt im Ergebnis dieser fatalen Strategie einen
    langsamen aber leider endgültigen Tod. Was im gehuderten Profifußball noch mit teuren
    Transfers aus dem Ausland kaschiert werden kann, zeigt in weniger privilegierten
    Sportarten und selbst im Amateurfußball seine todbringende Kausalität:


    Mangels strategischer und monetärer Unterstützung immer weniger
    ehrenamtliches Engagement


    ==> dramatischer Rückgang der Nachwuchsarbeit insbesondere
    im Amateurbereich


    ==> immer weniger Aktive ==> immer weniger Talente


    ==> immer weniger
    Mannschaften ==> immer weniger Ligen


    ==> immer weniger Spiele ==> Notlösung
    Spielgemeinschaften


    ==> immer weniger Regionalderbys ==> immer weniger
    Zuschauerinteresse


    ==> immer weniger Neueinsteiger ==> immer weniger
    Aktive, Trainer etc.


    … usw. usw. ==> Das Siechtum ist unausweichlich und
    mittlerweile wohl auch unumkehrbar.


    Ein weiterer Punkt, den ich hier nur kurz anklingen lassen
    möchte, der aber mindestens genauso wichtig ist: spielsinnentstellende Regeländerungen,
    die unseren Sport zum Rennball haben verkommen lassen mit katastrophalen Folgen
    für die Spielkultur (insbesondere hinsichtlich der Anzahl erfolgversprechender
    Spielsysteme!), bringen noch ein weiteres Problem mit sich: Für nahezu alle
    Positionen einer Mannschaft haben (interessanterweise mehr im Frauen- als im
    Männerhandball!) jetzt bestimmte schnelligkeitsbetonte Spielertypen
    entscheidende Vorteile gegenüber allen anderen, die entweder Athletik trainieren
    bis zum Umfallen, ohne wirklich eine reale Chance zu haben, in dieser Hinsicht
    das Niveau der Ausnahmesprinter je zu erreichen oder gleich aufgeben und
    bestenfalls die Sportart wechseln. Ihre in anderen Bereichen liegenden Stärken
    wie beispielsweise Spielintelligenz, situative Entscheidungskompetenz und vor
    allen Dingen auch Wurfhärte/Wurfpräzision/Wurfcleverness können nicht zu
    Geltung kommen und schon gar nicht weiterentwickelt und in ein Team
    weitergetragen und verinnerlicht werden, solange Sie die geforderten rein
    athletischen Grundparameter nicht erreichen. Die wenigen Ausnahmetalente, denen
    sowohl die athletische als auch die spieltechnische Komponente gleichermaßen
    und im Übermaß gegeben ist, sind viel zu rar gesät, als dass sie in der Breite
    wirksam werden könnten.


    Darüber hinaus ist nach meiner Wahrnehmung in Deutschland
    nicht erst seit Beginn der Ära Gröner sowohl in der Nationalmannschaft als auch
    bei vielen Bundesligateams die Athletik als Auswahlkriterium im Vergleich
    beispielsweise zum Spiel- und Wurfvermögen wirklich extrem überbetont. Andere
    erfolgreiche Handballnationen bauen ihre Spielstrategie in vielerlei Hinsicht
    zumindest in wesentlichen Teilen auf die Potentiale ihrer talentiertesten und
    leistungsstärksten Spielerinnen auf. In Deutschland wird mehrheitlich das
    vermeintlich erfolgversprechendste Spielsystem quasi verordnet und die
    Mannschaften um dieses System herum ausgewählt und aufgestellt. Wenn es im
    Spiel dann nicht läuft (weil man im Verlauf eines Turniers immer ausrechenbarer
    wird!), ist man in seinen taktisch/strategischen Fesseln gelähmt und (nicht nur
    auf der Trainerbank) handlungsunfähig. Immerhin werden dieses Thema und die
    damit zwangsläufig verbundenen Probleme (Stichwort Minevskaja, Behnke und Co.)
    hier im Forum zumindest ansatzweise angesprochen. Der Schritt zur Erkenntnis,
    dass genau dieser Aspekt die Ursache für die in den letzten Jahren mit
    zunehmender Turnierdauer immer enttäuschenderen Verläufe ist, ist eigentlich
    nur ein kleiner.


    Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zunehmende
    Verletzungsintensität. Die mit den Regeländerungen rasant zunehmende Dynamik
    sprengt gerade im Handball mittlerweile alle Grenzen, die Biologie und Physik
    gesetzt haben. Auch wenn die Medizin ebenfalls enorme Fortschritte gemacht hat,
    kann sie dieses Problem nicht einmal ansatzweise lösen. Haben wir wirklich so
    viele begnadete und leidenschaftliche Spielerinnen, dass wir regelmäßig in
    jeder Saison, in jedem Turnier eine erhebliche Zahl auf dem Altar der (scheinbaren)
    Attraktivität opfern? Ist die mittlerweile hemmungslose Rasanz des Rennballs
    wirklich das einzige Element, dass ein allgemeines öffentliches Interesse über
    die Grenzen der Handballfamilie hinaus generiert/garantiert? Ich glaube nicht.


    Was ich auch nicht unerwähnt lassen möchte, weil auch in
    diesem Zusammenhang die Attraktivität und Akzeptanz unserer Sportart zunehmend
    in Frage zu stellen ist:


    Die Schiedsrichterleistungen können gerade auch im
    internationalen Maßstab mit der Entwicklung nicht einmal ansatzweise mithalten.
    Was ich da in den letzten Jahren gesehen habe, ist von wenigen Ausnahmen
    abgesehen so grauenhaft, dass es mir mittlerweile schwerfällt, hier
    ausschließlich an Unvermögen zu glauben. Vielmehr scheinen die vielen
    Regeländerungen und die dazu vorgegebenen Anwendungsempfehlungen bewusst so gestaltet
    zu sein, dass den Schiedsrichtern eine maximale Einflussnahme auf den
    Spielverlauf garantiert ist. Dass es auch im Spitzensportbereich weniger
    talentierte Schiedsrichter gibt, ist unbestritten, aber meiner Meinung nach
    nicht wirklich das Hauptproblem. Ich habe mir in diesem Zusammenhang auch immer
    wieder Spiele angesehen, bei denen ich keine der beiden agierenden Mannschaften
    favorisiere, mein vorstehend beschriebener Eindruck hat sich dabei eher noch
    verstärkt.


    Um wieder zum Thema des organisierten Niedergangs des
    Handballsports in Deutschland zurückzukehren:


    Interessant finde ich auch die Tatsache, dass unsere
    Nationalmannschaft und unsere international spielenden Spitzenteams in ihren
    Ergebnissen regelmäßig diese fatale Entwicklung widerspiegeln, ohne dass die Verbände
    (Bundes- und Landesebene) auch nur ansatzweise reagieren. Genau dieses Problem
    bildet sich auch hier im Forum ab, wo die Mehrzahl die dramatischen Warnsignale
    vollends ignoriert und für den Status quo und ein "weiter so"
    plädiert. Man ordnet regelmäßig wiederkehrende Totalausfälle als Augenblicksversagen
    und nicht als Ergebnis einer systematischen Fehlentwicklung ein und verweigert
    sich strikt auch nur dem Ansatz einer Kurskorrektur. So geht unser einzigartiger
    Sport dahin und letztendlich von der breiten Öffentlichkeit nahezu unbemerkt unter.
    Und das im Mutterland des Handballs!


    Den Spielerinnen unserer Nationalmannschaft wünsche ich noch
    möglichst viele erfolgreiche Spiele. Ich möchte betonen, dass ich ihre Leistungen,
    die sie trotz der widrigen Rahmenbedingungen regelmäßig bringen, durchaus zu
    würdigen weiß. Allen anderen Beteiligten wünsche ich ein unruhig-besinnliches
    Weihnachtsfest und natürlich Gesundheit. Vor allem dort, wo normalerweise Verstand
    und Intelligenz arbeiten.


    PS.


    Der letzte Absatz ist keineswegs bös gemeint. Er ist eher
    als uneigennütziger Weckruf eines alten Handballknochens zu verstehen. Dass das
    nicht nur Begeisterung hervorruft, liegt in der Natur der Sache. Auf die
    Reaktionen warte ich deshalb sehr gespannt…

    Also ich komme auf 4 Schritte, ja deshalb hätte es Freiwurf geben können. Ich nehme an der Blick der Schiedsrichter lag eher im Bereich Wurfarm, Oberkörper, Betreten des Kreises.

    Die oben genannten Beispiele resultieren im Übrigen nicht aus einer unkorrekten Regelanwendung, sondern aus einer falschen Wahrnehmung.

    Also 4 Schritte oder mehr sind ein klarer Regelverstoß der Torschützin, keine falsche Wahrnehmung. Die hatten höchstens die Schiedsrichter, wenn sie ihren Blickwinkel so einrichten, dass der Bereich unterhalb der Knie ausgeblendet wird. So oder so ein irreguläres Tor.

    Mehrer Meter sehe ich nicht. Vielleicht ein Meter bis maximal 1,50m. Der Ball liegt anfangs richtig, dann gibt es eine progressive Strafe gegen die Bank, dabei verlieren die Schiedsrichter den Ausführungsort aus dem Blick.


    Wo der Ball liegt, spielt keine Rolle, entscheidend ist, wo das Foulspiel stattgefunden hat. Wem der richtige Maßstab und der richtige Blickwinkel nicht gegeben ist, der sollte vielleicht die schwarzen Linien auf dem Spielfeld im Bereich zwischen "Tatort" und der Position der Spielerin, die beim betreffenden Freiwurf den Ball zu Conze spielt, in seine Betrachtungen mit einbeziehen. Dann erkannt man die seitliche Verschiebung um 2,5 bis 3 Meter. Übrigens danke für die Bestätigung, dass die Schiedsrichter auch in dieser Situation den richtigen Blickwinkel verloren hatten. Danke auch für den Hinweis, dass die Bank vom HC Leipzig hier offenkundig mit einer Schiedsrichterentscheidung nicht einverstanden war. Weiter unten dazu mehr. Theoretisch kann hier natürlich auch ein Wechselfehler vorgelegen haben, aber für ein solches Szenario finde ich keinerlei Hinweise.

    Aber meine Beobachtungen und Erfahrungen sind genau das Gegenteil. Gerade bei Videoanalysen bei den Lehrgängen werden ähnliche Szenen mit verschiedenen Entscheidungen gezeigt und daraufhin eine gemeinsame Linie erläutert und gefordert.


    Genau das ist Teil des Problems. Dass der Verband mit den Schiedsrichtern regelmäßig Videoanalysen durchführt, weiß ich auch. Aber es trägt augenscheinlich nicht dazu bei, die Zahl der offensichtlichen Fehlentscheidungen wahrnehmbar zu reduzieren.

    Zugute halten würde ich den Schiedsrichtern dass keine der Spielerinnen sich bei den beiden Szenen beschwert hat, das heisst auch die hatten eine ähnliche Wahrnehmung.


    Eine interessante Aussage, ich weiß nur nicht, worauf sie beruht, meine Wahrnehmung von den Vorgängen in der Halle war eine andere. Neben der Intervention von der Bank (s.o.) bleibt noch die langanhaltende Diskussion von Julia Weise mit einem der Schiedsrichter unmittelbar nach Spielschluss.Wenn ich Gestik und Mimik der Spielerin richtig deute, geht es in dieser Auseinandersetzung genau um die Position der Ausführung des letzten Freiwurfes.
    Mal ganz abgesehen davon, dass die Intensität des Protestes der Spielerinnen wohl kaum der richtige Maßstab für die Bewertung der Korrektheit einer Schiedsrichterentscheidung sein sollte. Das wäre eine ganz neue Qualität. Deshalb ...

    Über die Regel(un)kenntnis der Kommentatoren sprechen wir mal nicht.


    wäre ich mit solchen und ähnlichen Unterstellungen etwas zurückhaltender. Solche Schnellschüsse können schnell nach hinten losgehen.

    Welche Szene meinst du genau ? Das Spiel in Neckarsulm ?


    Nicht nur, aber auch. Übrigens habe ich das in dem betreffenden Thread vorhin auch kundgetan.

    Ich habe gerade in den letzten Jahren von der dritten Liga bis zur CL schon zu viele Aktionen live erlebt, wo großzügige Regelinterpretationen eine immer härter werdende Gangart geradezu provozierten und dann nicht selten schwere Verletzungen zur Folge hatten. Laute Schreie und schmerzverzerrte Gesichter gehen mir da zu sehr unter die Haut, als das ich das regungslos und schulterzuckend hinnehmen würde.

    Klar wird Moser seitlich gestoßen und Hendrikse geschubst. Aber weder besonders hart, noch mit böser Absicht. Beide Szenen kommen so in jedem Spiel mehrmals vor.

    dass sind Situationen die beim Handball vorkommen, da es ein Kontaktsport ist. Irgendein grobes Foul habe ich da jetzt nicht gesehen. Für mich ist die Landung beider Spielerinnen eher sehr unglücklich.


    Wer selber leistungsorientiert Handball gespielt hat weiß, dass jedes Stoßen beim Sprungwurf die Landung zu einem unkontrollierbaren Risiko werden lässt. Immer wieder gibt es schwere Verletzungen, die die weitere Karriere in Frage stellen oder gleich beenden. Das Regelwerk ist an dieser Stelle auch recht eindeutig, es muss nur mit aller Konsequenz durchgesetzt werden. Sonst gehen uns irgendwann die Rückraumspielerinnen (und -spieler) aus. Bei unserer Nationalmannschaft (und nicht nur da) ist ja schon jetzt der Notstand ausgebrochen. Wer das gut findet, darf auch weiterhin solche regelwidrigen Aktionen verharmlosen.
    Mir persönlich gefällt die weiter oben angesprochene "Schweizer Variante" der Regelauslegung deutlich besser.

    steht immer häufiger in einem krassen Missverhältnis zu dem
    Anspruch einer professionell ausgeübten Mannschaftssportart und auch zu den von
    den Sportlerinnen angebotenen Leistungen.


    Da das Schiedsrichter- und Regelforum in Bezug auf
    fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen in aktuellen Spielen eher eine
    untergeordnete Rolle spielt, möchte ich bewusst an dieser Stelle mal ein paar
    Fragen aufwerfen, zumal ja auch in der 1. Liga der HBF aktuell die Schiedsrichterleistungen
    heftig in der Diskussion stehen.


    Als Beispiel wähle ich das Spiel HC Leipzig gegen SV Werder
    Bremen von gestern. Gerade weil dieses Spiel für die wichtigen Entscheidungen
    in dieser Liga in dieser Saison eher von untergeordneter Bedeutung ist, stellt
    sich die Frage nach der Ursache für diese krassen Fehlleistungen der Schiedsrichter.
    Obwohl dieses Spiel wie nicht wenige andere auch dazu Anlass geben würde, will
    ich jetzt keinen Roman schreiben sondern konzentriere den Fokus auf zwei
    spielentscheidende Szenen am Ende des Spiels, wo für mich die Fehler des
    Schiedsrichtergespanns so klar und offenkundig sind, dass ich keine
    Interpretationsspielräume sehe:


    Beim 25:26-Anschlusstreffer der Bremerinnen läuft die
    ausführende Spielerin mit dem Ball in der Hand so viele Schritte, dass die
    Finger einer Hand kaum ausreichen, um diese zu zählen. Da sie beim Durchbruch
    an den Kreis bedrängt wurde, wäre hier ein Freiwurf für Bremen die richtige
    Entscheidung gewesen.


    Beim Ausgleich zum 26:26-Endstand wurde vom angreifenden
    Team der Tatort gleich um mehrere Meter von RR auf RM verlegt. Für eine
    Rechtshänderin als ausführende, weil mit Abstand wurfstärkste Spielerin
    (Kompliment für den überzeugenden und sympathischen Auftritt von Conze!) nicht
    ganz ohne Bedeutung. Für die Schiedsrichter offensichtlich nicht …


    Bitte nicht falsch verstehen: Ich ziehe hier nicht in erster
    Linie über die( jungen) Schiedsrichter her, im Gegenteil. Ich ziehe den Hut vor
    jedem Unparteiischen, der sich dieser Herausforderung in unserer dynamischen
    Sportart stellt und mit den zahlreichen mehr oder weniger berechtigten
    Anfeindungen dauerhaft umgehen kann. Ich bin mir auch der Tatsache bewusst,
    dass im Handballsport kein Schiedsrichter der Welt immer richtig entscheidet,
    ich hatte mich an anderer Stelle schon ausführlicher dazu ausgelassen.


    Was mir viel mehr Sorge bereitet ist die Tatsache, dass der Verband
    offensichtlich immer weniger Interesse daran hat, seine Schiedsrichter bei der
    Regelauslegung auf eine einheitliche Linie zu bringen. Das Maß für die
    Konsequenz bei der Durchsetzung der Regeln wird regelmäßig zur
    Verhandlungsmasse und liegt mittlerweile immer häufiger allein in der Hand der
    Schiedsrichter, die mit dieser Tatsache nur überfordert sein können. Jede
    Diskussion zu diesem Thema wird im Keim erstickt, obwohl durch diese
    (vorsätzliche ?) Ignoranz nicht nur etliche Spiele einen Spielausgang erfahren,
    der dem Spielverlauf auf der einen und der korrekten Anwendung des Regelwerkes
    auf der anderen Seite kaum gerecht wird.

    Richtig schlimm wird es, wenn im Ergebnis
    dieser fatalen Entwicklung Spielerinnen so schwer verletzt werden wie am
    vergangenen Wochenende.

    Nach meiner Überzeugung sind die offensichtlichen
    Differenzen zwischen den beiden Führungsspielerinnen einerseits und dem
    amtierenden Nationalcoach auf der anderen Seite nicht allein auf persönliche Differenzen
    zurückzuführen. Die Ursachen liegen viel tiefer und die Folgen sind längst
    nicht nur bei der Nationalmannschaft wahrzunehmen. Ausgangspunkt für die
    zunehmenden Probleme bei der Strukturierung der Mannschaften und ihrer taktischen
    Ausrichtung sind die gravierenden Regeländerungen der letzten Jahre. In der
    Folge mutiert unser geliebter Handballsport insbesondere bei den Frauen (bei
    den Männern dominiert die individuelle Physis nach wie vor in weitaus höherem
    Maß) immer mehr zum Rennball und gerade in der Übergangsphase gibt es gewaltige
    Konflikte zwischen der Grundausbildung nach "Alter Schule" und den
    heutigen Anforderungen im leistungssportlichen Bereich. Die physischen
    Privilegien großer kräftiger Spielerinnen verlieren sich zunehmend und kehren
    sich oft genug sogar in's Gegenteil um. Insbesondere die Verletzungsanfälligkeit
    ist in den letzten Jahren enorm gestiegen und leider sind es oft schwere
    Verletzungen. Die Gesundheit wird hier auf dem Altar der Dynamisierung unserer
    Sportart geopfert, um sie (vermeintlich?) attraktiver, mainstreamgerecht und
    damit zukunftstauglich (???) zu gestalten.


    Man kann diese Entwicklung jetzt gut oder weniger gut
    heißen, im Ergebnis nähern sich Strategie und Taktik immer mehr dem american
    football an, wo dynamische Bewegungen und Durchbrüche im Raum gegenüber dem
    "Vollzug" (touchdown) hinsichtlich Attraktivität und Bedeutung eindeutig
    dominieren. Damit werden besonders bei den Frauen zunehmend schnelle, wendige
    und ausdauernde Spielertypen dominieren, die großen sprung- und wurfgewaltigen
    Rückraumspezialistinnen und in gewissen Umfang auch große kräftige Spielerinnen auf KM geraten zwangsläufig in's Hintertreffen. Selbst wenn
    sie versuchen sich anzupassen, haben sie von wenigen Ausnahmetalenten abgesehen
    kaum eine Chance. Denn sie können die Regeln der Physik nicht außer Kraft setzen.
    F=mxc bedeutet auch hier, dass die im Bewegungsapperat wirkenden Kräfte um so
    höher sind, je mehr Masse um so schneller bewegt wird. Und bei aller Genialität
    der Natur sind der Leistungsfähigkeit von Bändern, Muskeln, Knochen etc.
    Grenzen gesetzt. Ob die Verbandsgewaltigen das bei den Regelreformen
    berücksichtigt haben, wage ich zu bezweifeln.
    Ich finde es schade und sehe es als großen Verlust, wenn im Ergebnis dieser für mich fatalen Entwicklung so sympathische Sportlerinnen wie Kim und Julia in der aktuell praktizierten Version des Handballs ihre Potentiale nicht ausschöpfen können. Die aktuellen Meinungsverschiedenheiten werden nicht die einzigen Konflikte bleiben. Es bleibt abzuwarten, ob der eingeschlagene Weg auch der richtige ist. Ich habe da so meine Zweifel, denn Attraktivität wird nicht nur durch Tempo sondern auch durch Vielfalt gestaltet, und die bleibt nach meiner Wahrnehmung gerade auf der Strecke.

    Das ist für mich mittlerweile nicht mehr nachzuvollziehen. Alles, was man zu diesem Thema aus dem offiziellen Lager (egal ob Trainer, Verein, Kommentatoren oder Presse) hören oder lesen kann ist die Aussage, dass der Angriff eigentlich ganz gut spielt aber die Abwehr einfach zu viele Tore schluckt. Wer den aktuellen THC (egal ob Meisterschaft, DHB-Pokal oder heute wieder EHF-Cup) so wahrnimmt, hat nach meinem Dafürhalten den Blick für das Wesentliche im Handball verloren. Wer so viele klare Chancen liegen lässt (besser gesagt reihenweise kläglich vergibt) und so viele unnötige Ballverluste (unforced errors) produziert, braucht sich nicht zu wundern, wenn er im schnellen Gegenstoß viele einfache Tore kassiert.
    Meine Botschaft an Herbert Müller: Die erfolgreiche Abwehrarbeit beginnt mit dem erfolgreich abgeschlossenen eigenen Angriff!

    Abbingh und Dulfer strahlen jede für sich allein mehr Torgefahr aus als der gesamte deutsche Rückraum zusammengenommen. Und das obwohl die Niederländerinnen nun gerade nicht zu den stärksten Mannschaften Europas gehören, wie man gerade wieder sehen konnte ...
    Woran liegt das nur ... ?( 8o :cool: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

    Kroatien spielt einfach nur Handball und nutzt die Mehrzahl der Torchancen. Was macht Deutschland?
    Ich glaube auch nicht, dass übermäßiger Kräfteverschleiß die Hauptursache darstellt. dann dürfte nicht die halbe Mannschaft fast durchgängig auf der Bank sitzen.

    Wenn ich sehe wie Michelmann zu Gröner schielt, ahne ich, was demnächst kommen könnte.
    Heute übrigens eine gute, unaufgeregte Schiedsrichterleistung. Davon wünsche mir mehr.

    Der Unfug bezog sich auf die spielentscheidenden Fehler, natürlich haben die SR Fehler gemacht, aber definitiv weniger als die Mannschaften und erst recht nicht spielentscheidend.

    In der Schlussphase bei ausgeglichenem Spielstand mit einer unberechtigten Zeitstrafe eine 4 gegen 6 - Konstellation herbeizuführen, hat keinen Einfluss auf den Spielausgang? Offensichtliche Fehlentscheidungen im Spielverlauf mehrheitlich gegen eine Mannschaft haben keinen Einfluss auf das Zweikampfverhalten, auf die psychologische Einstellung der Spielerinnen, auf die Taktik? Ich habe da eine andere Wahrnehmung ...

    Das die deutsche Mannschaft gewaltige Defizite im Aufbauspiel und in der Verwertung klarster Chancen (freie Würfe vom Kreis, beim Tempogegenstoß usw., usw.) hat, ist auch heute wieder mehr als offensichtlich. Das kritisiere ich hier schon lange, nicht erst bei dieser EM. Dieses oft entscheidende Manko rechtfertigt aber nicht teilweise miserable Schiedsrichterleistungen. Da hilft auch billige Polemik nicht.

    Selten so einen Unfug gelesen,


    Gut, dann setze ich gerne noch einen drauf. Auch die betreffende 2 Min.-Strafe gegen Xenia war in meinen Augen mehr als fragwürdig. Solange die Hand nicht aktiv zum Gesicht geführt wird, sondern die Angriffsspielerin in die ausgestreckten Arme läuft und dann zu Boden sinkt, kann man in so einer Situation so ziemlich jede Entscheidung treffen, aber nicht die Abwehrspielerin auf die Bank schicken. Zukünftig sollen die Abwehrspielerinnen sicher Spalier stehen, wenn eine Angreiferin zum Kreis durchbrechen will.

    Im Rahmen der Möglichkeiten ein gutes Spiel der deutschen Mannschaft, immerhin gegen den amtierenden Weltmeister. Die ausschlaggebenden Defizite liegen wieder in der Wurfausbeute aus dem Rückraum und damit auch dem fehlenden Druck auf den Innenblock der gegnerischen Mannschaft. In der ersten Halbzeit konnte das noch durch einige gute Anspiele an den Kreis kompensiert werden, in der zweiten Halbzeit kam da einfach zu wenig. Ohne die zwei Schlagwürfe von KIm hätte das noch viel trauriger ausgesehen.
    Grausam auch anzusehen, wie im Spiel zweier gleichwertiger Mannschaften einige katastrophale Fehlentscheidungen (Tor entschieden nach einem unbedrängten Wurf vom Kreis mit fünfeinhalb Schritten Anlauf, 2 x 2-Min.-Strafen, einmal nach einem Stemmschritt, der notwendig war, um eine Kollision mit dem einlaufenden Außen zu vermeiden, der aber als Vorsatz ausgelegt wurde und einmal für einen harmlosen Blockversuch gegen einen Wurf von der Mittellinie) entscheidenden Einfluss auf das Spielgeschehen nehmen. Den Schiedsrichterinnen unterstelle ich ich dabei Vorsatz. In den beschriebenen Situationen sowieso, da sie eindeutig waren und im Einzelfall selbst das Videostudium nur als Alibi missbraucht wurde. Aber auch bei den 50/50-Entscheidungen wurde deutlich, das Holland ein Heimspiel mit Heimschiedsrichtern hatte.

    Dass die deutsche Mannschaft die Möglichkeit gehabt hätte, diesen Konflikten aus dem Weg zu gehen tröstet nur wenig. So verliert der Handball Zuschauer. Zumindest die, die nur gelegentlich zuschauen und sich nach solchen Spielen und vor allen Dingen nach solchen Schiedsrichterleistungen mit Grausen abwenden.