Die ausgefallene Partie
Kein Spiel gab es am Samstag Abend in der 2. Handball-Bundesliga für die Fans der HG Oftersheim/Schwetzingen. Spielpartner EHV Aue musste seine Anreise aus dem fernen Sachsen unterbrechen, da ein Spieler während der Fahrt einen Herzinfarkt erlitt und scheinbar noch vor reanimiert werden musste. Das unter Schock stehende EHV-Team kehrte unverrichteter Dinge wieder in die Heimat zurück.
Bei dem so tragisch erkrankten Akteur handelt es sich nach Auskunft von Aues Geschäftsführer Rüdiger Jurke um Norman Rentsch. Der 25-jährige Auszubildende gehört zu den Leistungsträgern des Erzgebirgischen Handballvereins und agiert vorwiegend im linken Rückraumbereich. "Sein Zustand ist momentan stabil, er liegt auf der Intensivstation des Krankenhauses in Öhringen", teilt Jurke mit. Nähere Auskünfte würden ihm die Ärzte zurzeit nicht erteilen.
Stellt sich die Frage, wie ein so jungen Spieler, einen Herzinfarkt erleiden kann. HG-Torhüter Andreas Röll, angehender Karlsruher Mediziner, bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass solch ein Vorfall bei jungen, sportlichen Leuten äußerst selten auftritt, "aber es kann vorkommen, eventuell durch eine angeborene Cholesterin-Erkrankung". Eine Verkrampfung oder ein Thrombus könnte dann, bei ohnehin schon zu engen Arterien sauerstoffreiches Blut am Weiterfließen hindern.
Peter Knapp, Vorsitzender der Fusionshandballer, kann sich noch nicht zum weiteren Procedere bei dieser Spielabsage äußern. Die Verantwortlichen der Deutschen Handball-Bundesliga (HBL) in Dormund, vornehmlich Spielleiter Uwe Stemberg, früher Männerspielwart DHB (Deutscher Handballbund), sind erst heute im Laufe des Tages wieder offiziell zu erreichen. Stemberg managt den Bundesligaspielalltag und begleitet die Vereine auch juristisch, was bedeutet: er fällt in erster Instanz alle relevanten Urteile. Doch nach seiner Aussage werden so gut wie alle seine Schiedssprüche von der einen oder anderen Seite angefochten.
Auch Jurke wünscht erst heute die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Knapp hat vor allem das Problem, dass durch die mehrmalige Verschiebung der Partie gegen die SG Willstätt/Schutterwald im Schwetzinger Terminkalender kaum noch Lücken zu finden sind, so dass ein Datum für eine Neuansetzung schwierig zu finden sei.
Derweil lotet Alexander Kruse, Rechtsbeistand der Oftersheim/Schwetzinger Handballer, die Paragraphen und Statuten in der DHB-Spielordnung aus. Schließlich ist diese ganze Angelegenheit auch mit einigen Kosten verbunden. Mit das kleinste Problem sind die bereits vorbereiteten belegten Brötchen und heiße Bockwürste, aber das Büfett für den VIP-Club und die entgangenen Eintritts- und Bewirtungsgelder stellen einen gewichtigen Posten dar.
Gut funktioniert hat die Telefonaktion, die nach Eintreffen der Schreckensnachricht in der Halle von Hans-Jürgen Winter und Mike Junker, den HG-Organisatoren vor Ort, inszeniert wurde. Kein HG-Spieler musste sich unnötig auf den Weg machen, auch Trainer Wilfried Job wurde kurz vor der Abfahrt aus Hagenbach informiert. Und auch in Zuschauerkreisen verbreitete sich die Nachricht wie bei einem Schneeballsystem. Nur rund 30 Anhänger des Handballsport, darunter zwei, die die lange Fahrt von Aue im PKW bestritten hatten, fanden noch den Weg in die Halle. Auch die Zeitnehmer aus Leutershausen waren im Gegensatz zu den Schiedsrichtern, nicht via Handy von der HBL benachrichtigt worden. Die wenigen Ahnungslosen trösteten sich mit einem der Würstchen und spültem es mit Pils oder Schorle herunter. Gerne hätte die HG auch die Unterstützung von Radio Regenbogen in Anspruch genommen. Doch dort weigerte sich der zuständige Redakteur eine Durchsage über den Spielausfall zu senden. mj
Quelle HG Homepage