Karl, ich verstehe Deine Argumentation sogar, ohne sie zu teilen. Den Vergleich "alles auf rot" finde ich gar nicht so schlecht. Wenn rot kommt, dann war die Entscheidung richtig - aber die Frage, die man sich stellen sollte (und das tust Du) ist, war das Risiko (alternativ schwarz und Totalverlust) gerechtfertigt?
Aber konkret zu Prokop. Die Begründung des DHB dazu ist klar, wurde auch diese Woche mehrfach bestätigt. Ein Trainerwechsel ist immer ein Risiko, fraglich ob der "Neue" funktioniert, fängt teilweise von vorn an, etc. Man war sich mehrheitlich einig, dass man die Probleme und Fehler der EURO 2018 gut analysiert habe und dabei Fehler herausgearbeitet habe, an denen man arbeiten kann. Details kennen wir nicht, aber es gibt ja Fehler, die sind unlösbar und es gibt Fehler und Probleme, an denen kann man arbeiten. Das DHB-Präsidium hat abgewogen und war mehrheitlich der Meinung, dass hier das gemeinsame Arbeiten mehr Sinn macht um mit einem Trainerwechsel unbekannte Risiken einzugehen. Soweit die Erläuterung des DHB.
Ich erinnere daran, dass ein Sigurdsson kritisch gesehen wurde, auch weil er von Hanning kam, und er auch deshalb nur mit einem 3 + 3 - Vertrag ausgestattet wurde. Dumm halt, dass die nur beidseitig mögliche Option von ihm gezogen wurde. Und bisher ist durchaus der Eindruck da, dass im letzten Jahr gut, intensiv und erfolgreich gearbeitet wurde. Bereits jetzt ist ein "Totalversagen" abgewendet, die Chancen Halbfinale sind immer noch realistisch und derzeit die Chancen gut, dass Prokop am Ende sogar gestärkt hervorgeht, gerade weil er das Jahr 2018 überstanden hat und damit in einer Form gewachsen ist, wie es nicht möglich gewesen wäre, wenn EURO 2018 halbwegs durchschnittlich gelaufen wäre.
Und was ich sehr bemerkenswert finde, gerade weil ja gern auf der Präsidiums-Abstimmung mit relativ knappen Mehrheiten rumgeritten wird. Seit der Präsidiumsentscheidung gab es keine negative Stimme aus dem DHB-Vorstand und -Präsidium. Auch die damals "unterlegenen" Präsidiumsmitglieder haben sich der Aufgabe gestellt oder zumindest nicht dagegen gearbeitet. Das war in der Vergangenheit nicht immer so, da wäre immer relativ schnell irgendwo durchgesickert, wer und warum dagegen gestimmt hat. Für mich ist das eine neue Management-Qualität im DHB und sehr positiv: man ist sich einig, EURO 2018 war sch... - man analysiert, bereitet auf, nimmt sich die notwendige Zeit (nicht über Nacht und nicht über Monate), trifft eine Entscheidung, kommuniziert die sofort (damit erst gar keine Gerüchte entstehen können) und setzt konsequent um. Das sind Management- und Führungsqualitäten, die man aus dem Sport eher selten kennt...
Abschließend: ich verstehe jemanden wie Karl, der sachlich darstellt, dass er 2018 das Risiko der Entscheidung zu hoch fand. Karl, ich verstehe aber nicht, wie man die Position haben kann, dass auch bei einem Erfolg (wie auch immer man den definiert, maximal Weltmeister) die Entscheidung trotzdem falsch war.