
Auch wenn ich meinen Punkt hier schon gemacht habe, vielleicht noch mal ein Bild, welches mir gerade in Facebook als Werbeanzeige in den Feed gebeamt wurde. Mich packt das Ganze auch etwas emotional, da ich in Stralsund, wo Birkner herkommt, aufgewachsen bin.
Man versetze sich mal in die Lage von Steffen Birkner. Falls jemand den Artikel gelesen hat, Wird er zitiert bzw. steht ein Satz wie "war für einen Kommentar nicht zu erreichen"? Gehen wir mal davon aus, dass er von Eggers kontaktiert wurde und wusste, dass was kommt. Der Tag X kommt und er schlägt die Seite auf. Ein leicht übergewichtiger Mann der extrem grimmig in Richtung einer Spielerin schaut und sogar mit der Hand ausholt. Dazu dann dann die Hauptschlagzeile "Halt die Fresse" sowie Unterschlagzeile "Wie der deutsche Sport unter tyrannischen Trainern leidet".
Zunächst einmal das Bild. In dem Moment hatte Birkner vermutlich nicht der im Bild stehenden Spielerin "Halt die Fresse" zugerufen. Entweder er ärgerte sich über eine missglückte Aktion, eine SR-Entscheidung oder etwa ein Jubel über ein Tor und beim Auslösen war der Gesichtzug entsprechend verrutscht.
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Birkner im ersten Moment durch den Kopf ging "Meine Trainerlaufbahn ist vorbei, jetzt kann ich vielleicht in Stralsund in nem Fitnessstudio arbeiten".
Dazu dann die hervorgehobene Unterstellung, dass Blomberg unter seiner Tyrannei leidet. Der Begriff Tyrannei ist ja genau der Cliffhanger von der Fuhrstory. Fuhr mit seinem Kontrollzwang war ein Tyrann.
Eggers ist es scheissegal, dass er mit seinem Artikel, den er sich im Büro an die Tafel mit seinen Highlights pinnt, möglicherweise ein Lebensschicksal beeinflusst. Beirat/Gesellschafterversammlung könnten als TOP aufgrund dieses Artikels die Frage ob man den Trainer noch bei Sponsoren vermitteln kann, diskutiert haben.
Der Algorythmus hat mit diesen Artikel aufgrund meiner Interessen als gesponsorte Spiegelanzeige in den Feed gebeamt. Die Mopo und das Stader Tageblatt sowie die LZ haben der Artikel mit eigenen Bilder weiterverarbeitet. Die Bilder dort zeigen einen normalen Birkner bei der Arbeit.
Arcosh schreibt
"Das große Problem mit "im Eifer des Gefechts" ist ja nicht, dass ein Mensch sich in diesem Moment Beurteilungen ausdenkt, die ihm sonst nie in den Sinn gekommen wären, sondern dass der Mensch ungefiltert all das ausspricht, was er bei einem überlegteren Agieren für sich behalten hätten."
Absolut richtig. Die im Affekt gebrüllten Wörter lassen auf die Geisteshaltung schließen. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass Birkner auf schwule Männer durchaus herabsieht bzw. die sexuelle Orientierung als charakterlichen Mangel ansieht.
Warum? Er kommt aus Stralsund. Sein Heimatverein gehörte früher zur Werft, dem größten Arbeitgeber der Stadt. Ich habe in dieser Werft drei Jahre eine Lehre gemacht. Als 17 jähriger mit langen Haaren bis zum Hintern habe ich mir einige Sprüche anhören müssen a la "jetzt schneiden wir dir mal deine Haare ab". Bei einem Klassentreffen erfuhr ich dass einer meiner Lieblingslehrer der nach Berlin gezogen war, schwul war. Damals wusste das keiner meiner Mitschüler. Der hatte sogar in meiner Erinnerung einen Ehering.
Wenn Birkner also nicht wie ich als Lehrerkind aufgewachsen ist, so ist recht wahrscheinlich, dass in seinem Elternhaus das Thema tabusiert wurde und nicht wie heute das Thema Teil der des Sexualkundeunterrichtes ist bzw. wo selbst die Elterngeneration schon im Sexualunterricht das Thema hatte und somit die Chance groß ist, dass diese eine sexuelle Neigung als unwichtig für den Charakter eines Menschen erachten und es ihrem Kind entsprechend vermitteln.
In Stralsund gab es zur Wendezeit (Birkner ist Wendejahrgang) nur zwei wesentliche Arbeitgeber. Die Werft und die Offizierhochschule der Armee. Das akademische Millieu bestand also aus Lehrern, Ingenieuren und Offizieren.
Es kann aber auch einfach die Umschreibung für "unkonzentrierter Wurf" sein ohne jeglichen Bumms im Arm. Ich habe den Satz früher im Training auch gehört. Der Satz kommt ja aus dem Männersport und wird im Fussball analog verwendet. Eigentlich meint der Satz ja, "du wirfst wie eine Frau", Schwule werden ja in Witzen oder Parodien als Männer dargestellt, die sich wie Frauen geben. Er hat den Satz als Jugendtrainer aufgenommen und nie reflektiert, dass die Floskel politisch nicht mehr tragbar ist.