Interview mit HSG-Kapitän Jan Filip
Die HSG Nordhorn erwartet am Sonntag (17 Uhr, Euregium) den TBV Lemgo. Vor dem Verfolgerduell zwischen dem Sechsten und dem Fünften der Handball-Bundesliga sprach GN-Redakteur Frank Hartlef mit HSG-Kapitän Jan Filip.
GN: Herzlichen Glückwunsch! Gegen Melsungen haben Sie Ihr 1200. Bundesliga-Tor geworfen. Können Sie sich bei der Masse überhaupt an ein besonders schönes oder wertvolles Tor erinnern?
Jan Filip: Na ja, so eine große Sache ist das nicht. Und im Handball ist es auch nicht wie im Fußball, wo man vielleicht 20 Tore pro Saison macht. Bei so vielen Toren wie im Handball denkt man da gar nicht groß drüber nach. Aber ein paar wichtige waren bei mir schon dabei.
GN: Zum Beispiel ihr 1200. Treffer. Mit dem haben Sie in Rotenburg gegen Melsungen in der 52. Minute auf 23:25 verkürzt und damit die erfolgreiche Aufholjagd eingeleitet, die im 28:27-Sieg mündete.
Filip: Ja, das war eine wichtige Phase. Es zeigt unsere besondere Moral, dass wir dieses Spiel ohne unseren verletzten Spielmacher Ljubomir Vranjes und trotz zwei Roten Karten noch gedreht haben. Ein Spiel auf diese Art und Weise zu gewinnen, bedeutet mehr, als wenn man es von Anfang an kontrolliert hat.
GN: Aber deswegen lassen Sie es doch wohl nicht regelmäßig so weit kommen, dass Sie erst am Rande einer Niederlage stehen müssen, und dann das Spiel drehen?
Filip: Nein. Solche Spiele verlaufen eng. Und dann entscheiden Kleinigkeiten. Aber wir haben die letzten drei Spiele mit einem Tor gewonnen. Gegen Düsseldorf lagen wir mit sieben Toren zurück und gegen Göppingen lief es auch nicht optimal. Dass wir noch gewonnen haben, ist ein Beleg für unsere tolle Moral. Aber natürlich müssen wir wieder dahin kommen, dass wir gut spielen und die Spiele früher entscheiden.
GN: Am besten schon am Sonntag gegen Lemgo ...
Filip: Natürlich! Mal einen der Großen schlagen - das wäre ganz wichtig für uns.
GN: Zumal die Lemgoer nur zwei Punkte vor der HSG auf Rang fünf rangieren ...
Filip: Und sie haben uns im Hinspiel eine richtige Klatsche verpasst (40:28 im Gerry-Weber-Stadion in Halle, d. Red.). Das ist eine große Motivation für uns, am Sonntag dafür Revanche zu nehmen.
GN: Allerdings spricht die Bilanz für den TBV: Von bislang 13 Bundesligaspielen hat die HSG zehn gegen die Ostwestfalen verloren und nur zwei gewonnen.
Filip: Gegen uns spielen sie besonders gern, weil wir ihnen einfach liegen.
GN: Aber es gibt immer Überraschungen, wie die Niederlage der Kieler in Minden.
Filip: Genau. Es gibt keine leichten Gegner. Jede Mannschaft kann überall verlieren; das macht die Bundesliga so interessant.
GN: Die Kieler und auch einige andere Vereine beklagen mehr, dass ihre Spieler nach der EM kaputt in die Bundesliga-Rückrunde gestartet sind.
Filip: Das kann ich verstehen. Die EM war einie riesige Belastung. Die Spanier oder die Kroaten waren im Halbfinale total kaputt. Jedes Jahr eine WM oder EM, dann die Olympischen Spiele, für die es jetzt auch noch Qualifikationsspiele geben soll. Und auch in der Champions League gibt es viel zu viele Spiele. Die Saison ist viel zu lang. Aber keiner denkt an die Spieler. Keiner kann elf Monate im Jahr Top-Leistungen bringen. Und gerade die Nationalspieler sind es, die in den Vereinen ja auch viel spielen müssen. Da muss auf Dauer etwas passieren und das Programm reduziert werden.
GN: Werfen wir lieber einen Blick in die nähere Zukunft. Die HSG will Daniel Kubes verpflichten; reden Sie Ihrem Freund und Teamkollegen im tschechischen Nationalteam gut zu, von Nettelstedt nach Nordhorn zu wechseln?
Filip: Es ist natürlich mein Wunsch und meine Hoffnung, dass er zu uns kommt. Er passt in unser Konzept, ist stark in der Abwehr, gut bei der zweiten Welle. Er bringt uns weiter. Aber es muss natürlich alles passen. Das ist Sache des Vereins, das mit ihm zu klären.
GN: Einige Ihrer aktuellen Mitspieler tragen sich mit Abwanderungsgedanken. Iwan Ursic wird den Verein verlassen. Versuchen Sie als Kapitän auf Frank Schumann oder Robert Arrhenius Einfluss zu nehmen, und Sie zum Bleiben zu bewegen?
Filip: Dass Iwan geht, ist ein Verlust. Er fehlt uns als Kreisläufer und in der Abwehr. Wenn ,Schu’ auch geht, fehlt noch ein Spieler, der im Mittelblock spielen kann. Robert kann ich nur sagen, er ist wichtig für unsere Mannschaft. Aber wenn er ein gutes Angebot aus Spanien hat, muss er die Entscheidung ganz allein treffen. Das muss jeder Spieler. Aber es wäre schade, wenn er uns verlässt.
Quelle: http://www.hsgnordhorn.de