Ich stell mal hier zwei Artikel zum Spitzenspiel der Oberliga Berlin Brandenburg zwischen dem Oranienburger HC und dem HC Neuruppin ein (29:27)
Der doppelte Lehmann
HANDBALL / Schiedsrichter bestraften wohl den Falschen
DIRK BECKER
NEURUPPIN Das Spiel zwischen dem Oranienburger HC und dem Handballclub Neuruppin vom Sonntag – der OHC gewann 29:27 (MAZ berichtete) – sorgt weiterhin für Gesprächsstoff. Nach der Auswertung allen Bildmaterials, das die MAZ–Sportredaktionen Neuruppin und Oranienburg besonders während der tumultartigen Szenen in den letzten Sekunden des Spiels, aufgenommen haben, ist nahezu sicher, dass die Berliner Schiedsrichter Wiesemüller und Wodke im Eifer des Gefechts den falschen Lehmann-Zwilling mit einem Ausschluss bestraft haben. Der Neuruppiner Spieler mit der Nummer 23, Sascha Lehmann, soll nach ihrer Meinung, den Oranienburger Spieler mit der Nummer 10, Martin Siegler, per Kopfstoß verletzt haben. Auf den Bildern ist aber der Spieler Patrick Lehmann bei der Aktion zu sehen.
"Die Schiedsrichter konnten garnicht anders handeln, als den Spieler mit der 23 zu bestrafen", sagte Hans-Joachim Welzer gestern auf Anfrage der MAZ, "sie hätten schließlich ein oder zwei Meter neben dem Geschehen gestanden." Das sieht auf dem Bildmaterial zumindest etwas anders aus. Einer der Unparteiischen steht mit dem Rücken zum Tatort, der andere ist garnicht zu sehen.
"Wenn das stimmt", sagte HCN-Vizepräsident Ralf Osterberg, "zeigt das nur einmal mehr, dass die Schiedsrichter nicht Herr der Lage waren." Osterberg beurteilte besonders ihre Entscheidung über das taktische Foul von Tim Fröhlich Sekunden vor Ende des Spiels als fragwürdig. Mit dem Foul hatte Fröhlich den letzten Angriff des HCN unterbunden, der womöglich zum Ausgleich geführt hätte. Daraufhin brach der Tumult aus. "Fröhlich hat damit grob unsportlich gehandelt", so Osterberg und "hätte zumindest eine Zweiminutenstrafe erhalten müssen." Mit einem Mann weniger wäre es dem Oranienburger HC entschieden schwerer gefallen, den letzten Angriff der Neuruppiner doch noch abzufangen. Das 29:27 war die Folge. "Wenn es sich herausstellt, dass der Spieler Siegler mit dem ganzen angefangen hat (siehe Bildmaterial)", sagte Osterberg zum Schluss, "dann sollte er das mit der Anzeige lassen (siehe nebenstehender Bericht). Das läuft dann auf ein Raufhändel im Sport hinaus, und das Verfahren wird eingestellt." Kopfschütteln auch über dieZweiminuten-Strafe für den Trainer, weil er auf dem Spielfeld stand. "Aber zum Zeitpunkt des Tumultes standen alle möglichen Leute da unten", hatte Osterberg von seinem Platz auf der Tribüne beobachtet.
Wiesemüller und Wodke setzten dem ganzen Theater noch die Krone auf, als sie HCN-Geschäftsführer André Littmann die Rote Karte zeigten. Er habe die Zeitanlage zertrümmert und die beiden Zeitnehmer bedrängt. "Ich habe Timeout beantragt, aber die Zeitnehmer haben die Uhr nicht angehalten. Da habe ich die grüne Karte energischer gezeigt und dabei ist eine Beule im Gerät entstanden", erklärte Littmann gestern. Die Maschine war allerdings weiterhin voll funktionstüchtig, wie ein Test nach Ablauf des Spiels gezeigt habe. Der Handballverband Brandenburg lässt keine Bild- und Videoaufnahmen zu, sodass es für den HC Neuruppin schwer werden wird, die Sachlage zu klären, ob die Schiedsrichter Fehlentscheidungen getroffen haben.
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Strafanzeige nach Kopfstoß
HANDBALL / Martin Siegler zeigt Sascha Lehmann an
STEFAN BLUMBERG
ORANIENBURG Der Ausraster des Neuruppiners Sascha Lehmann am Sonntag im Spiel beim Oranienburger HC hat ein Nachspiel. "Ich werde Strafanzeige stellen", sagt OHC-Rückraummann Martin Siegler, der fünf Sekunden vorm Abpfiff mit einem Kopfstoß von Lehmann außer Gefecht gesetzt wurde. "Ich wollte den kleinen aufgebrachten Neuruppiner Marcin Feliks aus dem Getümmel schieben. Und dann lag ich auch schon auf dem Boden. Mir wurde im Anschluss gesagt, dass es ein Kopfstoß und ein Schlag gegen mich waren", so Siegler.
Das Ende vom Lied: Seine Nase ist einmal komplett gebrochen und an einer anderen Stelle angebrochen. Sascha Lehmann fügte ihm die Verletzung zu. "Er wollte sich hinterher entschuldigen. Aber das ist auch für mich als emotionalen Spieler zu viel des Guten. Mit der Faust zuschlagen ist völlig daneben. Ich habe die Entschuldigung nicht angenommen."
Stattdessen wird der Fall vorm Gericht landen. "Es geht um vorsätzliche Körperverletzung", sagt Thomas Klatt, in Personalunion Rechtsanwalt, OHC-Mitglied, Kreissportbund-Chef und einstiger Spieler des HC Neuruppin. "Lehmann hatte den OHC-Spielern schon im Halbfinale (Landespokal, A.d. R.) gegen unsere zweite Mannschaft Prügel angedroht. Deshalb werte ich seinen Auftritt nicht als Ausrutscher, sondern als programmiertes Verhalten."
Für Klatt kommt die Eskalation auf Neuruppiner Seite nicht von ungefähr: "Wenn schon die Funktionäre wie Geschäftsführer Littmann eine rote Karte erhalten und anschließend ständig auf dem Spielfeld herumtanzen – warum sollen sich dann die Spieler anders benehmen?"
Für Männerwart Hans-Joachim Welzer wird das Spiel bis auf die persönlichen Strafen keine Folgen haben. "Die Ordner waren gleich vor Ort, andere Kräfte bemühten sich, um Ruhe reinzubringen. Schade nur, dass sich die Brandenburger Mannschaften gegenseitig aus dem Meisterschaftsrennen geschossen haben." OHC-Kapitän Ricardo Tourmo: "Aber der Sieg war wichtig fürs Prestige."
Quelle: Maerkische Allgemeine Zeitung