Das Thema ist fast zu vielschichtig für ein Forum. Aber genau wegen der Vielschichtigkeit kommt unter dem Strich auch ein einfaches Fazit rum: Lasst das. Vollkommen unsinnig. Warum denke ich das?
Die USA sind mit Baseball, Football, Hockey und Basketball gesegnet. Da ist es nicht nur EINE Sportart, wie bei uns der Fussball, die dominiert, also die Konkurrenz ungleich grösser. Man kann sich eben auch nicht einfach "auf die stürzen, die die Hauptsportart eben nicht interessiert" - die haben sich da als Nicht-Footballer eben schon längst eine der anderen Sportarten ausgesucht. Die im Prinzip durchaus noch vorhandenen Restnischen dieser Diktion sind ebenfalls bereits abgesteckt: Lacrosse, Hallenfootball. Da ist kaum noch Nische offen. Die anderen bereits genannten Schwierigkeiten der Fernsehabhängigkeit des US-Sports und Wetterbedingungen wurden bereits genannt.
Das "der richtige Fussball" sich trotzdem mehr und mehr durchsetzt und Eishockey und Basketball in den Zuschauerzahlen überholt hat, hat eine ganz andere Ursache: Die Einwanderer aus Lateinamerika. Würden plötzlich haufenweise Deutsche, Skandinavier und Franzosen in die USA auswandern, dann wäre eventuell auch dieser Weg für Handball offen. Dem ist aber nicht so.
Also in den USA ist Football mittlerweile schon die klare Nr.1, gefolgt von Baseball, was aber gerade von Basketball auf Platz 3 verdrängt wird. Eishockey ist in den USA auch eher eine Randsportart, die nur in Kanada und in den USA nur in einigen traditionellen Wintersport-Gebieten großen Stellenwert genießt. Dass in den USA so viel Sportarten so populär sind, leigt nicht zuletzt auch daran, dass sie traditionell verschiedene Zielgruppen haben: Baseball gilt als Sport der weißen Arbeiterschicht, Football als Sport der Mittelschicht, Basketball wird v.a. von den Schwarzen in den Ghettos gespielt, und Fußball etabliert sich immer mehr als Sport der Latinos. Da hat Handball es natürlich schwer, seine Nische zu finden, denn so viele dänische, norwegische und isländische Einwanderer, die diesen Sport "mitbringen", gibt es eben nicht.
Fußball hat in den USA Basketball und Eishockey nach Zuschauerzahlen überholt? Das halte ich aber für ein Gerücht, Basketball liegt bei Stellenwert und Medienpräsenz meilenweit vor "Soccer", das nach wie vor nur schwer aus seiner Nische rauskommt - da konnten bislang auch noch so viele Beckhams und Red Bulls nichts ändern. Tasächlich hat Fußball in den USA aber ganz woanders an Bedeutung gewonnen: Als Freizeit- und vor allem Kindersport. So ist Fußball mitllerweile noch vor Basket- und Baseball der meistgespielte kindersport, nur entscheiden sich nur wenige davon später für eine Profi-Karriere und landen dann doch beim Football, weil dort die Karrierechacen größer sind.
Was die Chancen der Eroberung des amerikanischen Marktes angeht, bin ich auch sehr skeptisch. Es reicht eben nicht, einfach mal irgendein Turnier oder Spiel dorthin zu verlagern und damit dem Markt zu erobern, zumal etwa die Franzosen das ja schon vor ein paar Jahren versucht haben und grandios gescheitert sind. Umgekehrt sind auch die Versuche der US-Ligen, sich in Europa durchzusetzen, bislang kläglich gescheitert: Von der NFL Europe redet keiner mehr, und Versuche der NBA und NHL, europäische Ligen aufzubauen, stecken seit Jahrzehnten im Planungsstadium fest. Wenn eimem Sport die Tradition und Kultur fehlt, wird es eben ganz schwer, da braucht es Wachstumsimpulse. Basketball z.B. war vor ein paar Jahrzehnten auch noch bei weitem nicht so groß wie heute - erst als in den 90ern Jordan und das Deam Team, später dann Lebron und in Deutschland Nowitzki kamen, nahm die Welt von diesem Sport so richtig Notiz. Sowas bräuchte es eben auch im Handball, aber das wird nicht leicht, denn gerade im Vergleich zum Basketball fehlt diesem Sport eben einfach der Glamour- und Coolness-Faktor, den gerade die Amis am Sport so lieben.