so wens interessiert , hab hier mal zwei artikel vom reutlingern generalanzeiger:
Pfullingen - Göppingen 24:31 - VfL in allen Belangen unterlegen. Zweite Halbzeit ein Armutszeugnis. Zwei Rot-verdächtige Frisch-Auf-Fouls nur mit Zeitstrafen geahndet
Stubentiger statt Löwe
VON MICHAEL GRIMM
PFULLINGEN. Das Fauchen des Pfullinger Löwen auf der Einstimmungs-CD vor dem Einmarsch der Bundesliga-Handballer dauerte erheblich länger als sonst, Trainer Eckard Nothdurft stand beim Abklatschen so nahe an der Zuschertribüne wie nie zuvor, und Kapitän Holger Breitenbacher führte sein Team bis tief hinein in die Göppinger Spielertraube. Ein spektakulärer Auftritt. Was danach bei der 24:31 (14:15)-Pleite gegen Frisch Auf geschah, vor allem in der zweiten Halbzeit, war ein Armutszeugnis.
An einem Tiefpunkt angelangt: Holger Breitenbacher und das Pfullinger Team. FOTO: NIETHAMMER
An einem Tiefpunkt angelangt: Holger Breitenbacher und das Pfullinger Team.
FOTO: NIETHAMMER
Kein Pfullinger Löwe sprang durch den Feuerreifen, die Mannschaft präsentierte sich wie ein erschöpfter Stubentiger nach einer misslungenen Mäusejagd. Das VfL-Team zeigte keine Krallen, machte kaum Anstalten, sich ernsthaft zu wehren und ergab sich schließlich seinem Schicksal. Mit sieben Toren Unterschied zu verlieren, zeugt nicht von einem besonderen Willensakt.
»Wenn wir so weiter spielen, dann wird es ganz bitter für uns«, sagte Björn Navarin, der die Partie glänzend begonnen hatte, um dann fast in der Versenkung zu verschwinden. »Göppingen hatte die bessere Abwehr, den besseren Torwart und war besser im Angriff«, brachte Breitenbacher das in Hälfte zwei einseitig verlaufende Derby auf den Punkt. In allen Belangen unterlegen: Der VfL wird mächtig zu beißen haben, will er dem Abstieg entrinnen.
Vielleicht wäre die Begegnung spannender verlaufen, wenn die Gastgeber nach ihrer 14:13-Führung nicht durch Navarin mit einem Siebenmeter gescheitert wären, Alexander Stevic nach dem Göppinger Ausgleich nicht einen Fehlpass produziert und damit die Gäste-Führung eingeleitet hätte. »Wir könnten mit zwei Toren Vorsprung in die Halbzeit gehen. Statt dessen steht es 14:15«, schimpfte Nothdurft.
Es sollte noch schlimmer kommen, weil Vladimir Temelkov (31.) einen Tempogegenstoß unbedrängt neben das Tor setzte. Göppingen bedankte sich, nutzte auch die folgenden Situation und erhöhte auf 18:14 (35.). »Da war die Kuh schon vom Eis«, meinte Nothdurft nach der Partie, in der sich die Hausherren fortan einen Fehler nach dem anderen leisteten und zudem Torwart Kai Hüter kein Land sah. Der am Auge erkrankte Tobias Heger wird schmerzlich vermisst.
Dann ging der 43-jährige Wolfgang Bayer ins VfL-Tor - er sollte in der Schluss-Viertelstunde immerhin fünf Bälle abwehren, was Respekt abverlangt. Seinen Vorderleuten schien der Torwart-Tausch aber keinen Mut zu machen. Anders als vor vier Wochen gegen Minden-Hannover, als der VfL 19:22 im Rückstand lag und sich noch ein 23:23 erkämpfte, ging an diesem Samstagabend kein Ruck durch die Mannschaft. Eine ganz bittere Erkenntnis.
Ein bisschen von Glück reden konnten die Göppinger aber auch. Zwei Fouls, nach denen auch die rote Karte hätte gezückt werden können, wurden nur mit Zwei-Minuten-Strafen geahndet. Beim ersten Mal rammte Bruno Souza seine Schulter in den Tempogegenstoß von Alexander Trost (23.). Beim zweiten Mal wurde VfL-Kreisläufer Axel Kromer von Michael Schweikardt beim Wurf im Gesicht getroffen. »Das war vorsätzlich«, gab Kromer zu Protokoll. (GEA)
und noch dies:
Handball-Bundesliga - VfL-Lage immer düsterer
Kollektives Versagen
PFULLINGEN. Die Lage beim Handball-Bundesligisten VfL Pfullingen sieht immer düsterer aus. Es ist diese scheinbare Aussichtslosigkeit, die sich immer mehr breit macht, dass die Mannschaft im Abstiegskampf bestehen könnte. Sie wird den Klassenverbleib nicht schaffen, jedenfalls nicht in dieser Form wie beim 24:31-Debakel gegen Frisch Auf Göppingen. Der VfL dürfte deshalb schon heilfroh sein, wenn am 34. Spieltag in der Tabelle zwei Klubs hinter ihm stehen. Dann ginge es als 16. immerhin in die Relegation. Ein Wunschdenken.
Dass den Pfullingern gegen Top-Teams in der Regel die Bälle um die Ohren fliegen, ist klar und wird auch stets verziehen. Dass aber auch gegen eine Mannschaft wie Frisch Auf in der zweiten Halbzeit ein Klassenunterschied zu Tage tritt, stimmt nachdenklich. 1:11 Punkte lautet die jüngste Bilanz.
Dass die Pfullinger Spieler in ihrem individuellen Können Nachteile gegenüber der Konkurrenz haben, ist in den vergangenen beiden Erstliga-Jahren durch Geschlossenheit zum richtigen Zeitpunkt kompensiert worden. Doch zurzeit versagt auch das Kollektiv, gegen Göppingen wurde ein bedingungsloses Aufbäumen vermisst. Das muss sich ändern, und zwar schleunigst.
Auf Bettel-Tour
»Pfullingen war für uns ein Aufbaugegegner», verteilte Göppingens elffacher Torschütze Dragos Oprea einen Seitenhieb auf den württembergischen Rivalen. »Alleine kämpfen reicht nicht aus, wir haben zu wenig Qualitäts-Merkmale«, sagte VfL-Trainer Eckard Nothdurft - und fügte lange nach Spielschluss ernüchternd an: »Wir haben erkennen müssen, dass nicht Pech im Spiel war, sondern dass Göppingen einfach besser war.« Was ist zu tun? »Ich glaube nicht, dass es für komplexe Probleme einfache Antworten gibt«, meinte der Coach.
Nothdurft dürfte wahrscheinlich mit Kusshand jede Verstärkung in den kleinsten Kader der Liga integrieren, die ihm der Verein zur Verfügung stellt. »Wir sind aber momentan finanziell dazu nicht in der Lage. Das ist auch keine Schande oder unehrenhaft. Es ist einfach so«, sagte der Pfullinger Coach.
Die Klub-Verantwortlichen wissen um den Ernst der Lage und befinden sich erneut auf Bettel-Tour, um aus dem Dilemma zu kommen. Bis jetzt hat die Vereinsspitze aber weitgehend auf Granit gebissen. Auch deshalb, weil für den einen oder anderen Sponsor die Schmerzgrenze erreicht ist. (gri)