WM und Olympiaqualifikation
Schon bei der letzten EM in Frankreich wurde die erste Chance, Ausrichtung eines Quali-Turnieres, leichtfertig verspielt. Mit einem Sieg gegen Ungarn im vorletzten Hauptrundenspiel wäre Deutschland für das Halbfinale in Paris qualifiziert und mit ziemlicher Sicherheit auch für ein Olympia-Quali-Turnier zugelassen gewesen. Zur Erinnerung, Deutschland führt eine Minute vor Schluss mit einem Tor, Eckerle wehrt den Ball ab, aber anstatt den Ball zu sichern, rennt man völlig unverständlich zum Gegenstoß und lässt die ungarische LA ungehindert den Ausgleich erzielen.
Eine spielerische Weiterentwicklung gegenüber der EM gab es bei dieser WM nicht. Dass fast alle Spiele spannend waren, hatte nichts mit Qualität zu tun. Technische Fehler en masse, schlechte Wurfausbeute und eine löchrige Abwehr zeugen eher von einer Verschlechterung. Die Siege, Unentschieden und dass die Niederlagen nicht höher ausfielen, waren meist in erster Linie ein Verdienst von Eckerle, die den direkten Vergleich mit der gegnerischen Torhüterin für sich entschied. Sie hat sich die Note 1 redlich verdient. Auch bei Bölck war eine klare Steigerung zu erkennen. Stolle konnte eigentlich nur in zwei/drei Spielen überzeugen, blieb aber insgesamt weit hinter den Erwartungen zurück. Auf ihrer Position gab es keine wirklichen Alternativen. Warum Maidhof für HR nicht mitgenommen wurde, kann ich immer noch nicht nachvollziehen. Weigel wurde wegen ihrer Abwehrstärke vorgezogen, hatte aber überwiegend ihre Einsatzzeiten im Angriff. Höhepunkt war der Angriff-/Abwehrwechsel bei einem Tempogegenstoß der Norwegerinnen, den diese erfolgreich abschlossen. Was Naidzinavicius im Angriff an Fehlwürfen und technischen Fehlern fabrizierte, war einfach indiskutabel. Einige präzise Pässe aus der Abwehr, die schnelle Gegenstöße einleiteten, und ein paar gelungene Anspiele, das war einfach viel zu wenig. Warum Minevskaja in Brest kaum Einsatzzeiten bekommt, kann man nach diesem Turnier ebenfalls verstehen. 10 Tore aus dem Spiel, davon 4 in Überzahl, zeugen nicht gerade von großer Klasse und noch weniger von Selbstvertrauen, Verantwortung zu übernehmen, hatte auch keine Gefahr ausgestrahlt. Einige gelungene Anspiele konnte sie für sich noch verbuchen, gegenüber standen aber auch einige technische Fehler und unnötige Hinausstellungen. Sieben-Meterwerfen hat sie in Frankreich anscheinend wirklich bis zur Vollendung trainiert und die Quote war schon beeindruckend. Von den Kreisspielerinnen bestach Behnke in erster Linie durch ihre Tempogegenstöße. Aus dem gebundenen Spiel war Schmelzer am Kreis nicht weniger wirkungsvoll. Schulze spielte sowohl in Abwehr als auch im Angriff keine Rolle, hatte kaum Einsatzzeiten. Zieht man bei den Außenspielerinnen die erzielten Tore gegen Australien ab, weil diese gegen so ein Team keine Aussagekraft haben, weil man gegen so einen schwachen Gegner, der höchstens die Qualität einer deutschen Oberligamannschaft hatte, eigentlich keinen Ball verwerfen kann, diese Tore eine Statistik nur verschleiern, kommt man auf ein ernüchterndes Ergebnis: Großman 10/17 minus 5/6 = 5/13 (44%), Lauenroth 27/44 minus 6/6 = 21/38 (55%), Berger 21/39 minus 1/2 = 20/37 (54), Behrend 7/16 minus 5/10 = 2/6 (33%). Behrend sollte laut Vorbericht von Gröner bei diesem Turnier Internationale Erfahrung sammeln, hat sie auch gegen den WM-Letzten Australien gemacht. Danach war das Vertrauen des Bundestrainers in die Spielerin erloschen. Dabei wäre es wichtig gewesen, auch auf dieser Position zu wechseln. Evtl. wäre dann die Quote bei Berger auch besser ausgefallen. Leider wurde der letzte entscheidende Wurf gegen Serbien auch noch von Rechtsaußen versemmelt. Unser vorher so hoch gepriesener Innenblock war in diesem Turnier leider keine Mauer. Viel zu oft hatte er gegen die Kreis- und die Rückraumspielerinnen das Nachsehen. Zum Glück hatten wir aber Eckerle im Tor.
Schade, dass Korea, die den schönsten, schnellsten, attraktivsten, innovativsten Handball spielten, über keine Torhüterin mit internationaler Qualität verfügt. Sie waren auch gegen Deutschland das klar bessere Team, hatten aber das Pech, in den letzten vier Minuten zweimal Aluminium zu treffen, mit einem Siebenmeter an Eckerle zu scheitern und so Deutschland noch zum glücklichen Remis kam. Sehr stark und variabel präsentierte sich überraschend auch Serbien. Gegen Deutschland mussten sie schon einige unverständliche Entscheidungen durch die rumänischen Schiedsrichterinnen wegstecken (rote Karte gegen die Linksaußen, obwohl diese sich gar nicht bewegte, lediglich wie ein TEAMI im Training vor der Linie stand; 2 Minuten gegen Pop-Lazic, weil diese zu Recht reklamierte, dass Zschocke bei der Abwehr im Kreis steht; 2 Minuten gegen Cvijic wegen angeblicher Schauspielerei, im Gegenzug bekommt sie von Zschocke die Hand ins Gesicht – ohne Bestrafung) und hielten ihre Nerven trotzdem in Zaum, vor allem der Trainer blieb ganz ruhig. Nicht gerade üblich bei Balkanmannschaften.
Niederlande fand erst spät ihre stärkste Aufstellung, aber gerade noch rechtzeitig. Gegen Deutschland hatten vor allem Abbingh (3/11) und Polman (2/8) einen gebrauchten Tag. Nach drei Niederlagen gegen Slowenien, Deutschland und Dänemark in Vor- und Hauptrunde noch das Endspiel zu erreichen, ist schon erstaunlich. Die Schwachpunkte Freriks am Kreis und Housheer auf HR wurden danach nicht mehr eingewechselt, van der Heijden bekam nun längere Spielzeit, Abbingh und Polman nahmen wieder Fahrt auf, Wester lief zur Hochform auf und somit wurden die letzten drei Spiele gegen Korea, Halbfinale gegen Russland und Endspiel gegen Spanien, das im Halbfinale Norwegen demontierte, in überzeugender Manier gewonnen. Aber mit drei Niederlagen Weltmeister zu werden, das gab es meines Wissens noch nie.
Viel besser kann man die WM und die Leistung Deutschlands kaum wiedergeben. Danke für den guten Kommentar!!!