Beiträge von Luke_Skywalker

    n'abend allerseits,

    ich habe nun die letzten wochen die diskussionen über die lizenzerteilung in dormagen als "passives" mitglied verfolgt.

    zunächst freut es mich natürlich für dormagen, die region und insbesondere die fans, dass der profihandball in dormagen erhalten bleibt.

    doch je länger ich darüber nachdenke bleibt bei aller freude ein nachhaltig bitterer geschmack. wenn ich richtig informiert bin, hat der dhc doch insolvenz wegen vorhandener bzw. drohender zahlungsunfähigkeit sowie wegen überschuldung beantragt. unzweifelhaft ist doch, dass eben diese gründe zum zeitpunkt der beantragung der lizenz bestand hatten. wenn ich nun die lizenzierungsrichtlinien (lzr) der hbl bemühe steht dort unmissverständlich, dass eine lizenzerteilung (und das gilt ja für alle ligen der hbl) ausgeschlossen ist, wenn die liquiditätsläge und die vermögenslage negativ sind und das ist bei insolvenzen ja gemeinhin der fall.

    in der teleologischen betrachtung der vorgenannten regelung wird aus meiner sicht insbesondere das ziel verfolgt schaden vom deutschen ligahandball fern zu halten um nicht zu einer schmuddelliga (was ja teilweise zumindest der DEL anhaftet) zu verkommen. völlig zu recht wird die wichtigkeit der prüfungshandlungen im rahmen der lizenzierung in den lzr ausdrücklich hervorgehoben. nicht zuletzt wird natürlich die chancengleichheit im (handball-)sport durch finanzhasardeure eheblich verzerrt. wenn ein verein im jahresverlauf beispielsweise 300.000 euro mehr ausgibt als er einnimmt (und sich dadurch eine unterbilanz ergibt und die liquidität gefährdet ist) bedeutet das vereinfacht gerechnet drei gute spieler zu beschäftigen, die unter kaufmännisch vernünftigen gesichtspunkten nicht eingekauft worden wären und dem verein "zusätzlich" zur verfügung stehen.

    soviel zunächst zu der rein formalen betrachtung und ihren wirkungen.


    jetzt kann man ja noch argumentieren, dass das schiedsgericht eine salomonische entscheidung getroffen hat, die einerseits niemanden belastet und den dhc nicht zwei mal bestraft (zwangsabstieg in die 2. liga und sofortiges durchreichen in die 3. liga).

    zu dem zweiten punkt muss ich leider feststellen; das ist schmerzhaft und schade, aber formal ist es so. wenn jemand mit 120 km/h in der stadt unterwegs ist wird er ja auch mit führerscheinentzug, bußgeld und Punkten bestraft.

    zu dem ersten punkt muss ich sagen, dass eine ganze reihe an vereinen mittel- oder unmittelbar durch die entscheidung des schiedsgerichtes belastet werden.

    nehmen wir mal die hsg ahlen-hamm und die tsg lu.-friesenheim. die hsg hat am 13.05. eine kleine packung vom dhc bekommen und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie bei ihrem restprogramm noch auf platz 16 vorrücken können um die relegation zu erreichen, das gleiche gilt für die tsg. hier drückt sich die angesprochene wettbewerbsverzerrung ebenfalls deutlich aus.

    schauen wir in liga 2 wird es noch spannender. in der nordstaffel stehen der dessau-roßlauer hv 06 und er tsv altenholz punktgleich auf 11 und 12 (ich meine der wilhelmshavener hv hat keine lizenz beantragt sodass der 11. platz zur relegation berechtigt), beide haben ein klasse saison gespielt und eine der beiden mannschaften wird - durch den aus meiner sicht formal nicht richtigen abstieg des dhc in die 2. liga - um die möglichkeit der relegation gebracht. das gleiche gilt für die südstaffel. die hsg saarlouis und der ehv aue haben eine bärenstarke saison (aue wohl nur in der 2. halbserie) gespielt und stehen punktgleich auf 10 und 11, auch sie werden um die möglichkeit der relegation gebracht. ich möchte hier jetzt nicht die diskussion über die sinnhaftigkeit oder -losigkeit der eingleisigen 2. liga lostreten, fand es aber gut, dass durch eine bis montag geplante "erweiterte" relegation in den 2. ligen auch das offensichtlich unterschiedliche - und dadurch auch verzerrende - leistungsniveau der nord- und südstaffel ein wenig ausgeglichen wird.

    wenn wir uns nun noch die belastung der allgemeinheit durch insolvenzgeld u.ä. (was maxx ja bereits am 17.05. hier andiskutiert hat) anschaue, bekomme ich ein schlechtes gefühl da man hier auch schnell bei 200.000 euro und mehr angelangt. die argumentation, dass beispielsweise die spieler für solche fälle ja beiträge bezahlt haben zieht eben nicht, da genau dieser fall im deutschen handball durch eine solide führung der vereine vermieden werden soll. dieses ziel wird durch den schiedsspruch konterkariert.

    wie gesagt, ich freue mich alle dhc'ler finde aber trotzdem den schiedspruch falsch weil der auch falsche impulse setzt und das ziel eines wirtschaftlichen sauberen handballsports verwässert.

    daneben gibt es neben dem handballsport eine ganze reihe verlierer die ihren verein wirtschaftlich im griff haben, nicht abgehoben sind und dafür von der hbl - zumindest gefühlt - bestraft werden. bei allem gebotenen respekt vor dem schiedsgericht hätte ich mir eine konsequente auslegung der lzr für den handballsport in deutschland gewünscht, denn wir haben in der vergangenheit mehr als einmal die folgen von missmanagement und wirtschaftlichem übermut erlebt. die entscheidung motiviert den ein oder anderen zu fahrlässigen handlungen da sich ja offensichtlich immer ein hintertürchen auftut weil eben der spezielle fall nicht explizit geregelt ist. die ersten entscheidungen der lizenzierungskommission und der hbl fand ich hingegen konsequent und folgerichtig, schade, dass diese richtige betrachtung nicht gewürdigt wurde.