Bauchlandung der HG 85 in Werratal
Tabellenführer gewann 40:27 (19:9) gegen schwache Köthener
Dr. H. Hösler
Der Trip der HG 85 Köthen zur SG Werratal 92 endete mit einer deftigen Niederlage.
War die SG Werratal so stark oder die HG 85 so schwach? Eine Frage, die bei Kantersiegen so alt ist wie der Handball selbst. Und meistens kann man beide Teile zumindest zaghaft bejahen. So auch bei der einseitigen Partie in Werratal. Schon in der ersten Halbzeit bekleckerte sich die HG 85 alles andere als mit Ruhm. Dabei traf sie auf einen ersatzgeschwächten Gegner, der ohne seinen Regisseur Vigindas Petkevicius, den Franzosen Jean-Michel Charloton und Thomas Seiler antreten musste. Nur mit sieben Feldspielern rollte dennoch eine Lawine nach der anderen auf den bedauernswerten Patrick Tuchen und Patrick Schliwa zu, deren Vorderleute dem „ SG- Orkan“ keinen Widerstand bieten konnten. Zu groß waren die Abwehrlücken gegen die körperlich überlegenen Gastgeber, die das zu langsame Agieren der Gäste gnadenlos zu ihrem Vorteil nutzten.
Schon nach acht Minuten führten die Hausherren 6:2, wobei sich Igor Ardan als Gefahrenherd Nr.1 herausschälte. Zwar warf auch Rene Croy seine obligatorischen Tore, aber er konnte mit dem Slowaken diesmal nicht gleichwertig konkurrieren. Vor 800 Zuschauern war nach 22 Minuten beim Stande von 14:5 aus der Sicht der Hausherren bereits eine Vorentscheidung gefallen. Auszeit durch Guido Peter: Eine kurze Mannschaftsbesprechung, dann das gemeinsame Einschwören, bevor das Team wieder Aufstellung nahm und trotzdem weiter nervös spielte und hektische Betriebsamkeit verbreitete, mehr nicht.
Schon jetzt stellte sich eigentlich nur noch die Frage nach der Höhe des Sieges der Werrataler. Von Spannung war nicht mehr die Rede, weil zum einen die Köthener von Anbeginn ohne Selbstvertrauen wie das „Kaninchen vor der Schlange“ standen und zum anderen beide Torhüter erkennen ließen, dass sie nicht den besten Tag erwischt hatten.
In der Defensive war der Favorit hell wach, rannte zeitig zurück. Zum anderen unterband er die Torgefährlichkeit von Kalman Fenyö von der ersten Minute an. Stefan Schröder „beschattete“ ihn über die gesamte Spielzeit und garantierte damit, dass der ansonsten erfolgreichste Schütze der Gäste nur zu 5 Treffern, davon zwei vom Siebenmeterpunkt, kam. Dass die Köthener aus dem Rückraum gegen Werratals hochgewachsenen Mittelblock nicht zu ausreichenden Erfolgen kommen konnten, war schon zu Beginn der Partie zu erkennen. Also gab Guido Peter die taktische Marschroute aus, über die Außen zu Toren zu kommen. Doch diese Taktik hatte, insbesondere auf der rechten Seite, keinen Erfolg. Der schon seit Wochen unter Form spielende HG 85 -Rechtsaußen hatte erneut einen blassen Auftritt und zog sich den Unmut seines Trainers zu. Anders der Rechtsaußen des Tabellenführers Maik Ehrhardt, der sieben Treffer markierte. Christian Rüchhardt spielte völlig wirkungslos ( kein Tor) und sein Nebenmann Vaidas Dilkas stand ihm ebenso harmlos zur Seite. Die Vielzahl der leichten Fehler war erschreckend. So lag die Verantwortung wieder einmal auf Oliver Schoof und Rene Uelsmann. Letzterer war Nutznießer der Freiräume am Kreis, die sich durch die Manndeckung gegen Kalman Fenyö ergaben. Er nutzte sie zu neun Treffern, womit er zum besten Schützen des Gastes avancierte.
Bereits beim Pausentee war der „Langweiler“ für die in allen Belangen überlegenen Gastgeber gelaufen. Von dem 19:9- Rückstand erholte sich die HG 85 während der zweiten Halbzeit nicht mehr, obwohl Guido Peter in der Kabine positives Denken seiner Mannen schürte und damit versuchte, neue Kampfeslust zu wecken. Sein „moralisches Gebet“ erreichte einige seiner Spieler leider nicht. Nach wie vor waren die Angriffsbemühungen mit zu vielen technischen Fehlern behaftet und sowohl die 5:1- als auch die 3:3-Deckungsvariante trug keine Früchte. Die HG 85 zeigte in entscheidenden Situationen Schwächen im Abschluss und blieb in der Defensive ein Schatten ihrer selbst. Technische Fehler taten das ihre dazu. Alles in allem war dies in der Summe zuviel, um Werratal zu gefährden. Mit dem Tempo und der Treffsicherheit der Thüringer kam die HG 85 –Defensive einfach nicht zurecht. Der Gast führte in der 43. Minute uneinholbar 27:15, gestützt auf den gut haltenden Torwart Stefan Schuchardt, der eine Fülle von Bällen abwehren konnte. Das gegnerische „Schreckgespenst“ in Person von Igor Ardan schockte die HG 85 Köthen weiterhin ein ums andere Mal. Am Ende standen 12 Treffer auf seinem Konto, womit er die Tagesbestmarke erzielte. Trotzdem machten die Köthener das Beste aus ihrer spielerischen Unterlegenheit und bemühten sich, die 10-Tore-Differenz nicht weiter anwachsen zu lassen. Immerhin gelang ihr das bis zur 55.Minute, wo es 35:25 stand. Mit weiteren Kontertoren besiegelten schließlich die Hausherren das Schicksal der Bachstädter. Die SG-Abwehr, die wenig Lücken zeigte und dem HG 85 - Angriff damit kaum Spielraum gestattete, liess bis zum Schlusspfiff nur noch zwei HG 85 -Treffer zu. Mit Ausnahme von Oliver Schoof und Rene Uelsmann und im zweiten Abschnitt Steffen Baumgart, fand das HG 85 -Rückraumspiel fast nicht statt, war es über weite Strecken zu statisch, ohne zündende Ideen. Die Werrataler zeigten den Bachstädtern ein ums andere Mal ihre Grenzen auf und gewannen, vielleicht um ein paar Tore zu hoch, letztlich aber völlig verdient.
Nach Spielende fand Guido Peter stocksauer die Erklärung: „ Meine Truppe ist schon in den ersten 20 Minuten nicht aus den Startlöchern gekommen. Was wir eigentlich spielen wollten, spielte der Gegner, nämlich schnell und kombinationssicher. So blieben wir in der ersten Halbzeit blass und ungefährlich und waren in der Abwehr offen wie ein Scheunentor. Mir völlig unverständlich, warum wir so nervös und unkonzentriert zu Werke gingen“.
HG 85: Patrick Schliwa, Patrick Tuchen; Steffen Baumgart 5, Vaidas Dilkas 1 , Kalman Fenyö 5/2 , Philipp Hickethier 1, Thomas Karl, Maik Mischek 1, Francois Peglow, Christian Rüchardt , Oliver Schoof 5 , Rene Uelsmann 9
SG: Schuchardt, Illian, Petkevicius (n.e.), Ehrhardt (7), Martanovic (2), Charloton (n.e.), Seiler (n.e.), Schäfer (5), Ley (1), Schröder (5), Ardan (12), Croy (8/2)
Zweiminutenstrafen: SG 5 ; HG 6 (Vaidas Dilkas 1, Rene Uelsmann 1. Steffen Baumgart 2, Francois Peglow 1, Oliver Schoof 1)
Siebenmeter: SG 2/2 ; HG 2/2