Liebes Handballtagebuch!
Handball is back!
Nun auch in vollen Zügen. Zunächst hatte ZeeBee im Graubereich von Coronaverordnung und Infektionsschutzgesetz in Paaren auf der grünen Wiese trainieren lassen. Dann in Fünfergruppen. Zeitweilig war Training tatsächlich nur mit juristischer Beratung oder in Personalunion Trainer/Jurist möglich. So amateurhaft unsystematisch, wie die niedersächsische Coranaverordnung gestrickt war, brauchte man zusätzlich auch noch eine Astrologin und einen Schamanen. Nur um sicher zu gehen. Nun trainieren die Mädels in der geliebten Sandkiste. Alle Mädchen sind aus der Zwangspause zurückgekehrt, zwei weitere Talente sind zugelaufen und drei Granaten konnte ZeeBee in der Pause dazugewinnen und unter Vertrag nehmen. Die nächste Saison kann kommen.
Nach mehreren Wochen kommt ZeeBee zu dem Schluss, dass zwei der Mädchen in der zweiten Mannschaft besser aufgehoben wären. D-Jugendliche Marie setzt sich vehement für die Mädchen ein. Sie würde schon seit Jahren mit ihnen zusammen spielen, die Spielerinnen seien doch viel stärker als die Spielerinnen in der zweiten Mannschaft, angesichts mehrerer Neuzugänge/Gastspielerinnen sei das ungerecht... ZeeBee ernennt Marie zum Captain. >>Und? Hast Du sie damit mundtot gekriegt?<<, die macchiavellische Reaktion eines ehemaligen Handballvaters. 
In der Zwischenzeit hat die B-Jugend des Vereins an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Die ein oder andere eigene frühere D-Jugendliche konnte ZeeBee bei Standbilddeutschland.tv bewundern, wie auch ein paar Mädchen, die ZeeBee nach Hannover gelotst hat. Und wenn es Gewinner aus der Pandemie gegeben haben sollte, dann mit Sicherheit die B-Jugend, die sich die Deutsche Meisterschaft gesichert hat. Die Gegner waren sichtlich nicht optimal vorbereitet, wie es nach einer regulären Saison mit Spielbetrieb gewesen wäre. Eine überragende Rückraum Linke und eine großartige Torhüterin reichten fast aus, die gesamte Elite des Landes hinter sich zu lassen.
dafür, was die Mädels aus ihren Möglichkeiten heraus erreicht haben! ZeeBee hätte jede Wette auf den Ausgang der Meisterschaft verloren.
Der Kader steht, die Mädels sind motiviert, die Eltern stehen hinter der Mannschaft, ein Trikotsponsor ist gefunden, das Training ist angelaufen... was soll schon schief gehen? Die Region fordert zur Mannschaftsmeldung auf. Einundvierzig weibliche D-Jugend Mannschaften werden 21/22 ins Rennen geschickt, vier (v-i-e-r!) seien davon so konkurrenzfähig, dass sie in der höchsten von drei Ligen spielen sollen
(Die hohe Kunst der Quali vorweg hat noch nicht in alle Winkel des Gebiets des DHB Einzug gefunden.) ZeeBee schwant Böses. Eine Mikrostaffel mit vier Mannschaften plus zwei unfreiwillige Mannschaften. Eine dreigleisige Daddelliga mit vier Mannschaften plus einundzwanzig Mannschaften, die in der zweithöchsten Liga spielen wollten.
Vorsorglich liest ZeeBee schon mal die Durchführungsbestimmungen:
Spielerinnen dürfen in der männlichen D- und E-Jugend unbegrenzt mitspielen. Komplette Mädchen-Mannschaften dürfen in den männlichen Spielklassen nicht spielen. Zielsetzung ist, möglichst vielen Kindern die Teilnahme am Spielbetrieb zu ermöglichen, nicht Leistungsförderung zu betreiben.
Die Handballregion, die einen Männerhandballbundesligisten im Einzugsbereich hat, scheißt offen auf Leistungssport. Die Dfb enthalten sogar eine persönliche Widmung an ZeeBee, denn bekanntermaßen träumt kein anderer Trainer weit und breit auch nur davon, freiwillig eine Mädchenmannschaft auf Jungs anzusetzen. So ist es damit sogar ausdrücklich eingeräumt, dass es sich um eine rechtswidrige Einzelfallregelung handelt. Immerhin lässt die aktuelle lex zeebee eine ausreichende Lücke. Die letzte Schikane-Regelung sah vor, dass Mädchen in der E und D-Jugend bei den Jungs mitspielen durften. Allerdings nur auf Antrag... ein Willkürvorbehalt des Verbands. Keine Kriterien, keine Maßgaben. "Ihr dürft." "Ihr dürft." "Ihr dürft." "Du willst ja nur Leistungsförderung betreiben, Du darfst nicht!" Die vorletzte Generation, die ZeeBee in der D-Jugend in eine Jungsliga geschickt hat, ist jetzt Deutscher B-Jugend Meister!
ZeeBee sieht sich als unpolitisch an. "No religion! No politics!", heißt es so schön in "Sleepers". Das Fußball EM Spiel Deutschland - Ungarn und das Drumherum bringt eine so außergewöhnliche Melange von Fußball und Politik, dass ZeeBee erstmals in 30 Jahren als Trainer im Training politisch wird. Höherklassiger Damenhandball ist - statistisch gesehen - von der Debatte um ein mehrfarbig ausgeleuchtetes Fußballstadium betroffen. Zeit also, die Mädels zu sensibilisieren:
"ZeeBee wird Euch jetzt ein Beispiel bringen. Das ist ein Märchen, es soll nur etwas verdeutlichen. ZeeBee mag grünhaarige Frauen [großes Erstaunen
]. ZeeBee verliebt sich ausschließlich in grünhaarige Frauen. Das kann man gut finden, das kann einem egal sein, das kann man schlecht finden. Dies sind normale Reaktionen. Man kann aber auch der Meinung sein, dass das widerlich ist, dass das nicht geduldet werden sollte und man was dagegen tun müsse. Solche Menschen nennt man 'intolerante Schweine'. Man weiß aber, dass man in einem großartigen Land lebt, wenn man in der Öffentlichkeit mit seiner grünhaarigen Freundin spazieren gehen kann und das nicht verboten ist.
Wer kann mir sagen, warum es so viel Aufregung um das Stadion heute Abend beim Spiel Deutschland gegen Ungarn gibt?"
Kurzes Brainstorming und eine Überleitung in die wirkliche Welt
"Richtig. Und im Stadion wird der ungarische Präsident sein. Der ist ein intolerantes Schwein. Und man möchte ein Zeichen setzen, dass man in Deutschland einige Dinge anders sieht."
ZeeBee führt aus, dass es nicht ganz ungewöhnlich wäre, wenn die Mädels später mal eine Mannschaftskameradin haben werden, die sich nicht für Männer interessiert und sie das in aller Regel nicht zu stören braucht. Und dass sie sich dann überlegen sollen, wie wohl der richtige Umgang mit der Situation sei, ohne ein intolerantes Schwein zu werden.
Dein Karsten