Beiträge von Zickenbändiger

    Ich schulde noch die - vorläufige - Auflösung zu dem oben erwähnten Justizthriller. Das Sportgericht des Handballverbands Niedersachsen/Bremen hat entschieden:

    - Der Strafbescheid gegen mich (zwei Jahre Sperre als Trainer, € 1.000,- Geldstrafe, Aberkennung C- und B-Lizenz, Aberkennung des Regionsehrenbriefs) wird aufgehoben.

    - Der Antrag auf Verlängerung der (höchstmöglichen!) Sperre von zwei auf vier Jahre wird verworfen.

    Die Rechtsmittelfrist läuft diese Woche ab, die Handballregion Hannover kann noch in die Berufung ziehen. In der Zwischenzeit liegen die ausgesprochenen Strafen einvernehmlich "auf Eis", würden es im Falle einer Berufung immer noch, bzw. im Falle des Verstreichens der Berufungsfrist wäre die Sache dann endgültig vom Tisch. Jedenfalls bis zum nächsten Versuch mir eins auszuwischen.

    Schwarz auf Weiß: Die Satzung der Handballregion Hannover verfügt über keinerlei Verankerung einer Strafbefugnis. Weder können Mitgliedsvereine bestraft werden, erst recht nicht deren Mitglieder oder Mitarbeiter, die schon nicht Mitglieder des Verbands sind. Die Trainerordnung als nachrangige Ordnung und nicht von Satzungsrang allein genüge nicht.

    Die Ehrungsordnung gäbe es zwar prinzipiell her, meinen Regionsehrenbrief wieder abzuerkennen. Vor 2001 müsse ich ihn mir aber wohl verdient haben. Nach 2001 ist kein so gravierendes Fehlverhalten erkennbar, ihn mir wieder abzuerkennen. (Zwischen den Zeilen: Auch wenn der Vogel ein Lump sein mag.)

    Mein Einspruchsverfahren wurde unter "1." abgehandelt. Der verworfene Antrag (d.h. der Antrag war unzulässig [quasi gefangener Wurf aus dem Rückraum]), meine Sperre zu verdoppeln, hätte dann wohl unter "2." behandelt werden müssen. Womöglich war der Antrag, die höchtmögliche Strafe gar noch zu verdoppeln, so absurd, dass es im Urteil kein "2." mehr gibt. Oder der Punkt wurde schlichtweg vergessen. Da aber der Ausgangsbescheid aufgehoben wurde, kann die Strafe darin nicht mehr verdoppelt werden.

    Sobald das Urteil rechtskräftig ist, hat der Verband dann wirklich positive Kenntnis von der Rechtslage, dass alle Strafbescheide der Vergangenheit satzungswidrig waren. Alle zukünftigen Bescheide bis zum Eintragung der Reparatur der Satzung in das Vereinsregister werden satzungswidrig sein. Wir reden nicht nur von Sperren von Spielern oder Trainern, sondern von sämtlichen Geldstrafen, von fehlendem Ordnungsdienst (€ 10,-) bis hin zu zehn fehlende Schiedsrichter des Pflichtkontingents und € 1.000,- Strafe. Wir vertreten die Rechtsauffassung, dass jeder Strafbescheid ab jetzt bis zur Änderung im Vereinsregister zumindest versuchter Betrug ist. Inwieweit (rechtskräftige) Bescheide aus der Vergangenheit zu einem Rückerstattungsanspruch führen, haben wir noch nicht bis zum Ende durchdacht. Zum Einen hatte man ja die Möglichkeit des Einspruchs verstreichen lassen, zum Anderen war der Verband vom Landesverband schon vor zwei, drei Jahren auf den Misstand hingewiesen worden. (Einige Verbände in Niedersachsen hatten reagiert, andere nicht.) Man war schon länger bösgläubig, was die Wirksamkeit der Strafen angeht.

    Ich gehe davon aus, dass die Geldstrafen einen nicht unerheblichen Teil des Etats des Verbands ausmachen. Dreimal hatten wir der Handballregion die Möglichkeit eingeräumt, sich die Sache noch mal zu überlegen und ein so verheerendes Urteil überflüssig zu machen. Dreimal war man nicht gewillt, klein beizugeben und hat diese Vendetta eines einzelnen Vorstandsmitglieds über die Interessen des Verbands gestellt. Bin auf die nächste Hauptversammlung gespannt...

    Mein Dank gilt meinem Kollegen und Anwalt Lothar. Natürlich bin ich qualifiziert, einen solchen Einspruch selbst zu verfassen. Ich hätte mich aber einerseits hoffungslos in Erklärungen, wüsten Beschimpfungen und subtilen Beleidigungen verzettelt. Und für die vielen so filigranen Nadelstiche andererseits, die Lothar in seinen Schriftsätze verteilt hat, dazu fehlt es mir an der jahrelangen Erfahrung im Umgang mit dem Vereinsrecht.

    Bei Einsprüchen gegen Strafbescheide der Handballregion Hannover hilft vorläufig der Hinweis auf: VSpG K1 2022-08

    ZeeBee chauffiert die Mädels als Fanclub zum Spiel der C-Jugend in einen Nachbarort. Plötzliche Aufregung auf der Rückbank. Ein Handy fehlt. Aufgeregtes Suchen und Wühlen. Nichts. ZeeBee ruft Papa an, gibt das Handy nach hinten. Mama soll von zu Hause aus das fehlende Smartphone orten. ZeeBee rollt auf den Parkplatz vor der Halle. Mama hat einen Standort gefunden, das teure Gerät ist - wenig überraschend - im Grundtvigsvej in Elling.

    "Das ist hier."

    Große Verwunderung.

    "Wer hat das Handy denn vor uns hier zur Halle gefahren?!"

    ZeeBee fängt bitterlich an zu weinen.

    Während des Turniers hat ZeeBee nicht viel Zeit für sich. Ein schöner Ort zum Abschalten ist das Rund der Arena Nord auf der Tribüne, zwei Spielfelder im Blick mit der Auswahl, eines der Spiele anzuschauen.

    "Frohe Ostern!"

    Trainerlegende und mehrfacher Turnersieger Olaf schlendert über die Tribüne. Spricht ZeeBee auf einen zwölf Jahre alten Tagebucheintrag zum Turnier an. ZeeBee kann sich vage erinnern. Gibt es also doch Tagebuchleser in der Handballecke.

    Im Viertelfinale wartet Redbergslid 2. Die fiebern sicher einem Halbfinale gegen ihre erste Mannschaft entgegen, die im selben Turnierbaum spielt. Die Schwedinnen waren ein Gruppenvierter, hatten in vier Begegnungen nicht viel weniger Tore als der TVB geworfen und verfügten über ein nur knapp negatives Torverhältnis. Soweit die warnende Statistik, ZeeBee hatte es verweigert im B-Pokal Videostudium zu betreiben. Redbergslid verfügt über eine körperlich sehr starke Rückraumspielerin, die zwischen links und rechts hin und her wechselt. Die Mädels bekommen sie zunehmend besser in den Griff und spielen souverän eine drei Tore Führung heraus. Obwohl ZeeBee nicht den Fehler macht nun bunt durchzuwechseln, entgleitet plötzlich das Spiel, fünf Minuten vor Schluss liegt der TVB mit einem Tor zurück. Die kräftige Rückraum Linke setzt zum Durchbruch an, pflügt mit fünf Schritten zum Torkreis, legt auf die Mitte ab, 13:15 und noch viereinhalb Minuten zu spielen. Die Passgeberin läuft zurück in die Deckung, gratuliert ihrer Nachbarin... und übersieht dabei, dass ihre Gegenspielerin Neele, die geheimste aller Geheimwaffen, den Ball bekommt. Gerade als Redbergslid Neele als "ungefährlich" abgestempelt hat, nutzt diese die Unaufmerksamkeit ihrer körperlich übermächtigen Gegenspielerin und verwandelt per Sprungwurf. Der schwedische Trainer tobt. Ein Tor Rückstand. Rückraum Links setzt wieder zum Durchbruch an, Halbrechts Josie nimmt sie beherzt an und bekommt den nach vor gerichteten Ellenbogen ab - Offensivfoul. Im Gegenzug nimmt Josie einen Abpraller auf und erzielt den Ausgleich.

    Dann folgt das Kuriosum des Turniers. Unmittelbar nach dem Anwurf schmeißen die Gegner den Ball ins Seitenaus. Es gibt Einwurf für den TVB. Handballpapa Ingo nimmt außerhalb des Feldes den Ball auf, ist der fachlichen Zeichensprache des Sports noch nicht ganz mächtig und will Gutes tun, wirft den Ball ins Feld, führt quasi den Einwurf aus. Der landet im gegenüberliegenden Seitenaus. Einwurf in die andere Richtung. Ingo protestiert lautstark, die Schiedsrichterin lässt die Zeit anhalten... und lässt Ingos Einwurf gelten. 15:15, 3 1/2 Minuten zu spielen, erstaunlicher Ballbesitz Redbergslid. Memo an mich selbst: Ingo instruieren, den nächsten Wurf in das Tor zu setzen....

    Tor Schweden, im Gegenzug 7m Tor TVB. 16:16. Zwei Minuten zu spielen, Carlotta hält, Ballbesitz. Kurzpass, Kurzpass, 20m Pass Neele auf Josie... 17:16! Immer wieder agiert die sehr offensive 1:5 Deckung im Innenblock ähnlich der nie trainierten sinkenden Manndeckung, sinkt zu dritt mit dem Ball zurück und verdichtet das Zentrum, schwärmt dann aber bei nächster Gelegenheit wieder aus. Carlotta hält zweimal spektakulär und sichert den Vorsprung. In der letzten Minute schraubt sich Katharina noch mal durch die Deckung, erzielt den zwei Tore Vorsprung, den Anschlusstreffer Sekunden vor Schluss nehmen die Mädels lächelnd hin. Halbfinale.

    ZeeBee verlässt die Sportstätte, vor der Halle unterhalten sich zwei schwedische Mütter.

    "Very good game, congratulations!"

    "Takk skal du ha! Hvor er dere fra?"

    Die Damen aus Göteborg verjagen sich, wundern sich, dass der deutsche Trainer Schwedisch spreche. Memo an mich selbst: Mein Norwegisch unbedingt aufpolieren...

    Die C I scheitert im Viertelfinale deutlich am späteren finnischen Finalisten Pargas, die im Finale wiederum von Norwegerinnen deutlich die Grenzen aufgezeigt bekommen. Die zweite C-Jugend schafft es immerhin ins Halbfinale des B-Pokals, muss dort aber die Segel streichen.

    Rückkehr zur Bangsbrohalle.

    "Vorhin hatten wir Redbergslid 2. Nun spielen wir gegen deren erste Mannschaft."

    Große Augen, Skepsis. Allerdings erweckt beim Warmwerfen der erste Eindruck keine Furcht. Die Torhüterin ist in der falschen Sportart unterwegs, sollte vielleicht mehr was Richtung Tanz unternehmen. Der erste Schlagwurf trifft bereits das Tor, zumindest Frida hat in den letzten sechs Trainingswochen Vorbereitung auf das Turnier die Marschroute verinnerlicht. Über 8:3 und Halbzeitstand 12:6 ist das Finale schon fast erreicht, ZeeBee kann munter durchwechseln. Durch den bunten Personaltausch kommen die Schwedinnen noch mal auf vier Tore heran, ZeeBee rotiert wieder etwas zurück und die Mädels erreichen im tosenden Lärm der beiden C-Jugend Teams das Finale. Gegen den Wunschgegner Norderstedt.

    Ostermontag 8:00. Anpfiff des B-Pokalfinals. Josies linke Wurfarmschulter ist grün und blau vom Viertelfinale, hat das Halbfinale ausgesetzt.

    "Ich kann meinen Arm nicht heben und nicht werfen."

    ZeeBee hat die starke Rückraum Linke von Norderstedt im Hinterkopf. Und die völlig neuen Optionen der IHF Regeln anstelle des deutschen Regelkorsetts.

    "Kannst Du Abwehr spielen?"

    Erstaunte Blicke.

    "Ich kann nicht werfen!"

    "Ob Du Abwehr spielen kannst?"

    Also Spezialistenwechsel auf Halb Rechts. ZeeBee schlürft seinen Kaffee am Spielfeldrand. Alsbald zeigen die Videoaufnahmen den "Alfred-stance", verschränkte Arme, etwas breitbeinig, die Schultern leicht nach hinten gezogen, grimmiges Gesicht, über Haakjöringsköd und Rosenzucht sinnierend. Das erste Gegentor fällt deutlich zu leicht, Pass-Rückpass und Josie schaut nur hinterher. Linh gleicht mit unnachahmlich dynamischem Antritt aus. Die starke Rückraum Linke wackelt Josie aus, geht gegen die Hand vorbei, Treffer zählt aber nicht. ZeeBee nutzt den Spezialistenwechsel zur Korrektur. Ab dann sieht die Schlüsselspielerin Norderstedts auf Rückraum Links keine Schnitte mehr, Angriff für Angriff wird sie von der angeschlagenen Josie abgekocht. Als ZeeBees Linkspfote in der ersten Halbzeit dann schmerzbedingt aufgibt, ist das Spiel in den Köpfen längst entschieden. Halbzeitstand 10:3, durch wilde Wechselei endet die Partie moderat 17:12. Die beiden C-Jugend Mannschaften verwandeln das Spielfeld in ein Tollhaus und verjagen erst einmal die nachfolgenenden männliche D Finalisten. ZeeBee bekommt einen Pokal in die Hand gedrückt, Martin vierzehn Sporttaschen... das muss die Siegerehrung gewesen sein. In guter Tradition geht der Pokal an die mvp. Und da Torhüterin und Geburtstagskind am frühen Morgen schon beschenkt worden ist, bekommt Links Außen Kanone Linh das gute Stück.

    Daheim in Hannover auf dem Parkplatz:

    "Glückwunsch!"

    "Herzlichen Glückwunsch!"

    "Glückwunsch!"

    "War nur der B-Pokal..."

    Am nächsten Morgen an der Tankstelle.

    Haare. Überall Haare. Noch mehr Haare...


    Dein

    Karsten

    In der K.O. Runde steht als Erstes der Heimverein auf dem Spielplan. Die dritte Mannschaft des Heimvereins. ZeeBee erlebt ein déja vu. Da war doch was?

    Zitat

    Die Mannschaft von FFI 3 ist nicht nur eine Anfängermannschaft, sie ist es natürlich auch nicht gewohnt, dass die gegnerische Abwehr auf Balljagd geht. Die heimischen Gegner stehen am Torkreis, bohren in der Nase und warten, bis irgendwann geworfen wird. ZeeBee sieht nach zwei Minuten die Katastrophe kommen, geht zur dänischen Trainerin und informiert, dass die stärkste Formation auf der Bank sitzt und dort bleibt. Der erste dänische Vater kommt zu ZeeBee und beschwert sich erbost über die unverschämte Spielweise. Der Schieri bittet um eine Mäßigung der (körperlosen) Abwehr. ZeeBee beordert die Mädels in eine Raumdeckung zurück. Der Mittelblock positioniert sich auf 11m, die Änderung bringt... nichts. Aus Erfahrung weiß ZeeBee, dass selbst ein Prellgegenstoßverbot keine Verbesserung nach sich ziehen wird. Das Publikum wird immer wütender, ZeeBee geht davon aus, dass vor der Unterkunft bereits brennende Kreuze errichtet werden. Der Schieri wird grantig, fordert ZeeBee auf, die Mädels auf 7m zurückzuschicken und beißt auf Granit. Er würde ja auch nicht der ersten Mannschaft des Gastgebers aufgeben, außerhalb des Neuners zu verteidigen, weil die deutschen Mannschaften es nicht anders kennen. Es folgt die erste Slapstickhinausstellung. Die Spielerin ist perplex und schaut ZeeBee fragend an. Sollte der Schieri nun seine Linie fortsetzen, überlegt ZeeBee mal richtig spielen zu lassen. Eine Anfängermannschaft auf einem großen internationalen Turnier... Schuld ist der Trainer aus Deutschland.

    In der Halbzeit ein Versuch der Deeskalation. ZeeBee weist nun auch den Schieri darauf hin, dass die stärkste Formation noch auf der Bank sitzt. Das vermag den jungen Schieri nicht zu beeindrucken. Der wiederum appelliert an den Ausbildungsauftrag, ZeeBee müsse die Mädels doch früher oder später ohnehin auf die 6:0 Deckung vorbereiten. Das ist der ganz falsche Knopf, ZeeBee schaltet reflexartig in den Hyperarroganzmodus um und erklärt, dass er wisse, was er tue. Der Unparteiische ist skeptisch: "So... you are one of the best?" Deeskalation misslungen. Augen zu und durch, die kleinste und jüngste Formation bleibt auf dem Spielfeld. Die Gegenstoßtore pfeift der Schieri resigniert leise, während der dänischen Angriffe animiert er das Publikum zum Klatschen. Inzwischen bejubelt ZeeBees Bank jede gelungene Aktion der kleinen Däninnen, insbesondere die beiden Tore. 23:2 und keine Leistungsträgerin hat auch nur auf dem Feld gestanden. Im Publikum wechseln die dänischen Schimpftiraden zu Englisch, damit ZeeBee das Gezeter auch ja versteht. Ducken, raus aus der Halle. Die C-Jugend gewinnt parallel ebenfalls deutlich und zieht auch in die A-Finalrunde ein.

    In der Vorrunde hat FFI 3 in vier Spielen ganze 13 Tore geworfen. Würde sich die Geschichte wiederholen? Die faulen Tomaten? Brennende Kreuze vor der Unterkunft? Ein Pferdekopf in ZeeBees Bett? Bereits im letzten Jahr hat ZeeBee gedanklich vorgebeugt, dass sich ein solches Drama nicht wiederholen würde. Trotz dreißig Jahre Erfahrung ist nichts in der Trickkiste gewesen, was es dem bösen deutschen Trainer ermöglicht, nicht als Arsch oder Arrogantling aus der Situation herauszukommen. Nach stundenlangem Kopfzerbrechen aber die Lösung! Sie findet sich weit outside the box. Was würde wohl Buddha tun?

    ZeeBee lässt die stärkstmögliche Formation erst einmal auf der Bank. Die anderen Mädels bekommen den Auftrag, auf Ansage hin "Dänemark" zu spielen. Ein, zwei Abwehrphasen passiert noch nichts Spektakuläres, aber auch ohne die stärkste Fraktion auf dem Feld ist der Gegner vollkommen überfordert, insbesondere mit der Manndeckung. Dann die Ansage "Dänemark!" Die Mädels erobern den Pass. "Zurückgeben!" Die ersten drei Ostergeschenke sehen noch nach Versehen aus. Verstolpert, verfangen, nicht unter Kontrolle gebracht. Den zurückgespielten Freiwurf pfeift der Schieri zurück und lässt ihn wiederholen. Dann kommen die ersten Rückpässe zum Gegner endlich erkennbar als gezielte Pässe rüber. Die kleinen Mädels des Gegners sind perplex, nehmen die Geschenke aber dankend an. Im Laufe der ersten Halbzeit entwickeln beide Teams eine gewisse Routine und der dänische Angriff fordert schon den Ball zurück. Rausgeprellte oder weggeworfene Bälle werden behalten, alle abgefangenen Pässe werden zurückgeschenkt. Nach einem abgefangenen Ball wird die Abwehrspielerin in Ballbesitz sofort festgemacht. "Ihr bekommt den Ball doch eh zurück!"

    Halbzeitpfiff. Kompletter Wechsel auf die stärkste Formation. Es werden nun viel mehr Ostergeschenke vorhergesehen. ZeeBee zu Linh: "Nimm bitte etwa 50% der Kraft aus dem Wurf, damit die Torhüterin nicht aus der Halle läuft und sich versteckt!"

    Die Linksaußen hält sich an die Vorgabe, hat aber sichtliche Mühe mit ihrer Aufgabe. Wie immer sollen die Mädels gegen eine Anfängermannschaft köperlos spielen, allenfalls im Neuner ihre Aufgabe nicht vergessen und dort dann tatsächlich stoppen. FFI kommt nur nie in den Neuner. 20:1 statt eines möglichen 40:0. Nahezu dasselbe Ergebnis wie im Vorjahr. Keine grimmige Trainerin, keine Tränen, keine bösen dänischen Eltern... Danke Buddha! Und Danke an den anderen Vogel. Andere Wange hinhalten und so. Vielleicht haben diese Ideen ja doch was für sich.

    Wie immer nutzt ZeeBee ein solches Turnier für Beobachtungen und Fortbildung. Was fällt auf? Die Abstandsregeln wird über Ostern aufgehoben. Es gibt deutlich mehr Zeitstrafen als gelbe Karten und es gibt verdammt wenig Zeitstrafen. Bis es dazu kommt, muss schon fast Blut fließen oder äußere Extremitäten einen neuen Winkel bekommen haben bzw. ganz fehlen. In der D-Jugend wird - unabhängig von der Formation - nahezu nirgends sauber verteidigt. Schubsen, Klammern, Schubsen, Klammern, Schubsen... ZeeBee kriegt das Kotzen. In der Vorrunde hat zumindest Täby im Angriff lehrbuchreife technische Einzelaktionen gezeigt und die wird ZeeBee noch einmal im Video analysieren. Ansonsten ist der Ausbildungsstand der gegnerischen Mädels in der Abwehr durch die Bank weg erbärm... mit deutlich Luft nach oben.

    Die K.O. Runde des B-Cups der wD findet überwiegend in ein und derselben Halle statt. ZeeBee hat seinen Mädels versprochen, dass sie anhand der Vorrundenergebnisse und der Tatsache, dass sie die einzige Todesgruppe hatten, die wahrscheinlich stärkste Mannschaft des B-Cups sind. Vor einer Begegnung in der neuen Heimhalle spielt in einem Parallelspiel der HT Norderstedt. In hübschen pinken Leibchen. Und zerpflückt einen Gegner, wie sie in der K.O. Runde alle Gegner zerpflücken. Körperlich und technisch starke Rückraum Links. Starke Linkspfote auf Rückraum Rechts. Winzig kleine aber äußerst flinke Spielmacherin. ZeeBee kennt den Turnierbaum nicht auswendig, aber DAS wäre ein netter Finalgegner.

    Die C II findet sich zunehmend besser als Mannschaft zusammen, stellt sich immer mehr auf die ungewohnte Peeke ein und erreicht das Halbfinale. Ehemaliger Bundesligatrainer und Turnierinterimscoach Dieter hat mit der C I die Vorrunde dominiert und fährt nun zum Achtelfinale. ZeeBee bekommt den Auftrag, sich den möglichen Viertelfinalgegner AMTV anzuschauen. ZeeBee holt sich einen Kaffee, pflanzt sich in die Badmintonhalle und zückt das digitale Notizbuch. Aufstellung Hamburg, Deckungsformation, Auffälligkeiten individuell vorne wie hinten... Nach wenigen Minuten löscht ZeeBee die Einträge und notiert doch lieber die Details der finnischen Mannschaft von Pargas. Zwei überragende Spielerinnen auf RL und RM, keine Linkshänderin, eine 3:2:1 mit ein paar Schwachstellen. ZeeBee ist zufrieden, die C I erreicht das Viertelfinale gegen Pargas und ZeeBee erstattet Bericht.

    Viertelfinale der D-Jugend.

    Fortsetzung folgt.

    Liebes Handballtagebuch!

    Haare. Noch mehr Haare. Überall Haare. ZeeBee saugt den Kleinbus einen Tag nach Rückkehr vom Rödspätte Cup. Für einen normalen PKW würde Staubsaugen für 1 Euro genügen. ZeeBee hat bereits 3 Euro aufgewandt und es sind immer noch lange Haare da, die sich an die Fußmatten klingen wie Peeke an den Ball. Bedeutet Frühjahr die Mauser für D-Jugendliche? Chips- und Keksrückstände. Krümmelkaugummmikrümel. Schokoladenflecke auf den Polstern. Memo an mich selbst: Nächstes Jahr mieten wir einen Viehtransporter und kärchern ihn hinterher einfach aus.

    Donnerstagmorgen 6:50. ZeeBee rollt auf dem Parkplatz ein. Um 7:00 geht es los bis fast an die Nordspitze Dänemarks. Es gibt sicher nähere Turniere, Frederikshavn bietet das größte Hallenturnier des Landes und vor allem internationale Teilnehmer. 31 Mannschaften in der weibliche D. Die beiden C-Jugend Teams müssen sich in einem 70er Teilnehmerfeld behaupten. ZeeBee muss zwei Absagen hinnehmen, Neuzugang Josie springt ein und vom befreundeten Verein aus der Grafschaft Bentheim stößt Linh hinzu, die sich jüngst vorerst für die Landesauswahl qualifiziert hat. Große Fußstapfen sind zu füllen, Captain/Kreisläuferin/Abwehrchefin Bam Bam ist privat verhindert. Trainerkollege Tim hat aus der Grafschaft noch fünf weitere seiner C-Jugendlichen mitgebracht, anderenfalls könnte die C-Jugend mit lediglich einem Team mit rund 16 Spielerinnen antreten. Fast pünktlich setzt sich die Karawane aus fünf Kleinbussen und einem PKW in Bewegung. Der Etat für die Aktion liegt bei rund € 10.000,- für drei Mannschaften.

    Vor dem Elbtunnel ist voller Stopp. Nichts geht mehr. Zwei Polizeiwagen bahnen sich durch die Blechlawine Richtung Tunnel. Mehr als nur die üblichen Probleme am Nadelöhr? Handballpapa Martin hört Radio und weiß mehr. Arschlöcher kleben auf der Straße. Nicht mit Demselbigen sondern mit den Händen. ZeeBee durchsucht seine Reisetasche nach seinem Flammenwerfer. Vergessen?! Also keine Röstarschlöcher und stattdessen Däumchendrehen. Die Autobahn füllt sich allmählich mit Spaziergängern, die ein oder andere Pinkelpause findet nicht auf einer dafür vorgesehenen Raststätte statt. Zwei Polizeikleinbusse fahren vom Eingang des Elbtunnels auf einem gesperrten Teil der Straße in entgegengesetzter Richtung weg. Sicher um Nachschub an Wattebäuschchen zu holen, denn mit dem Standardvorrat aus den Fahrzeugen sind die Straßenkleberisten wohl schon beworfen worden.

    Nach etwa zwanzig Minuten ein ungewöhnlicher aber willkommener Anblick. Ein resoluter junger Mann, den mannigfaltigen Tätowierungen auf beiden Armen nach Fußballprofi, marschiert zielstrebig Richtung Wurzel allen Übels. In seinen Händen ein beachtliches Stemmeisen. Endlich jemand mit Zivilcourage! Vorne am Tunnel ist aber sicher einiges an Polizeipräsenz.

    "Den sehen wir heute nicht wieder."

    Eine Viertelstunde später erscheint der Volksheld wieder und wandert in Richtung seines Wagens. Ohne Stemmeisen. ZeeBee malt sich aus, in welcher Körperöffnung das Teil nun hoffenlich steckt. Mist, Olivenöl als Gleitmittel hätte ZeeBee dem Herren in die Hand drücken können. Weniger für ein wohligeres Gefühl beim Weg nach drinnen als mehr für etwas mehr pädagogische Tiefe... Nach wohl anderthalb bis zwei Stunden ist der Spuk endlich vorbei, die Fahrt endet dann doch irgendwie in Frederikshavn. Abends wird die D-Jugend noch in ZeeBees angemietetem Ferienhaus vom Grill gespeist. Zu ganz später Stunde ist dann endlich Feierabend.

    8:35 Auftakt in das Turnier. C I und II spielen parallel bzw. auswärts, der Fanclub für die D ist entsprechend klein und nur mit Familie besetzt. Letztes Jahr war im A-Pokal schon in dem Viertelfinale Schluss. Nach Videostudium stellte sich später heraus, dass das Kampfgericht ein Tor zum Unentschieden unterschlagen hatte, bzw. ZeeBee hatte durch ungeschickte Personalentscheidungen die Niederlage heraufbeschworen. Dieses Jahr also mal Halbfinale des A-Pokals? Gegner ist zuerst die einzige andere deutsche Mannschaft in der ansonsten wundervoll bunt zusammengewürfelten Vorrundengruppe. Es spielt der Regionsmeister Hannover/Weser/Leine gegen Fredenbeck, den Regionsmeister Weser/Elbe. Perfekter Auftakt! Der Gegner ist gut, der TVB hält jedoch ebenbürtig dagegen. Fredenbeck im Wesentlichen über Zwillinge im Rückraum erfolgreich, der TVB verteilt die Tore etwas besser. Und hinten ist ja noch Carlotta, die Fredenbeck vier 7m abnimmt und einen Claim auf die beste Torhüterin der D-Jugend Konkurrenz steckt. Halbzeit 9:9, beide Teams schenken sich nichts. In der zweiten Hälfte macht sich dann allmählich die hannoversche Hallennot bezahlt. Im Winterhalbjahr beginnt jedes einzelne Training mit einer Viertelstunde Training auf dem Gang. Und da wird eben 1:1 trainiert. Rückraumspielerinnen Katharina und Frida entgleiten wieder und wieder ihren Gegenspielerinnen, rund vier Minuten vor Schluss sind es vier Tore Vorsprung. ZeeBee denkt über munteres Durchwechseln nach, denn einige Mädchen haben - ausnahmsweise - noch überhaupt nicht gespielt. Allerdings versäumt es ZeeBee in der crunch time auf Altherrenhandball-Modus umzustellen. Vorne läuft plötzlich nichts mehr zusammen und hinten lassen sich die Mädels tief in den Neuner drängen, verteidigen diesen aber nicht mit Klauen und Zähnen... Unentschieden! Die Nachbereitung ergibt keine Kardinalfehler in der crunch time abgesehen vom fehlenden Bummelmodus, allerdings hätte ZeeBee in der ersten Halbzeit früher in der Abwehr umstellen müssen. Bleiben noch drei Gruppenspiele für den Einzug in den A-Cup.

    Die Norwergerinnen von Glassverket IF haben wenig entgegenzusetzen (16:4) und ZeeBee kann bunt durchwechseln. Hatte ZeeBee Gastspielerin Linh im ersten Spiel noch auf Vorne Mitte und am Kreis eingesetzt, weil sie von der körperlichen Präsenz am ehesten die fehlende Bam Bam ersetzen kann, entpuppt sie sich nun auf Links Außen als Geheimwaffe und Naturgewalt. Selten hat ZeeBee in drei Jahrzehnten auf Außen eine solche Wucht und Dynamik gesehen. Die Chancen auf den A-Pokal steigen. ZeeBee verbringt die gesamte Nacht mit Videogucken von D- und C-Jugend Spielen. Am nächsten Morgen sieht sich das Team das zweite Spiel im sich herausbildenden Dreikampf um den Einzug in den A-Pokal an, Fredenbeck gegen die Schwedinnen von Täby II. Letztere hatte ZeeBee schon im Video ansehen können und war beeindruckt. Sehr schnelles Umschaltspiel, drei verschiedene Abwehrformationen in der ersten Halbzeit und dann Wechsel auf 7:6 Überzahl mit Rückraum Rechts wechselweise im Tor und im Angriff. Auch Fredenbeck muss sich mit dem Überzahlangriff in der zweiten Halbzeit auseinandersetzen, da die Schwedinnen knapp zurückliegen. Der Coup geht auf, 14:14 und ein Endspiel um Platz 1 oder Einzug in den Spaßpokal abends um 20:50.

    Die Mädels haben bis Spiel Nr. 3 um 17:20 rund sechs Stunden Freizeit. Geplant ist ein Ausflug zum Strand.

    "Wir würden aber lieber alle hier in der Halle bleiben!"

    Die Arena Nord bietet sechs Spielfelder, eine Cafeteria, einen Sportshop, Slush Ice, also reichlich Unterhaltung für die jungen Damen. ZeeBee hat aber das Große und Ganze im Blick, versammelt die Schar von 14 Spielerinnen auf dem Parkplatz an einem Geländer.

    "Hühnerspiel!"

    "Häh?"

    "Da ist die Stange!"

    Vierzehn Mädchen versammeln sich auf dem Geländer.

    "Wollt Ihr in den A-Pokal?!"

    "Jaaa!"

    "Wollt Ihr in den A-Pokal?!"

    "JAAAAAAAAAAAAAAA!"

    "Geht doch. Ich habe eben mit der Trainerin von Täby gesprochen. Wisst Ihr, wie die sich jetzt auf unser Spiel vorbereiten?!"

    "???"

    "Die fahren jetzt mit der Mannschaft raus auf eine Weide und schubsen dort die Kälber um. Dann schubsen sie alle Kühe um. Und zum Schluss schubsen sie den Bullen um! Und ihr wollt jetzt stundenlang in der muffigen Halle rumsitzen, Euch nicht bewegen, am Handy rumdaddeln und Euch so auf das entscheidende Spiel vorbereiten?"

    "?%#*µ°@"

    Martin und ZeeBee chauffieren die Mädels zum Hafen von Saeby, direkt neben dem Hafen ist ein Strand.

    Jara: "Schubsen die wirklich Kühe um?"

    ZeeBee: "Schafe. Kühe klingt nur beeindruckender."

    Die Mädels toben im flachen Wasser, auf einer Sandbank, suchen Strandgut, bauen menschliche Pyramiden. ZeeBee hasst es, immer Recht zu haben.

    Kurz vor halb sechs in Frederikshavn gegen die Lokalmatadorinnen von Saeby HK. ZeeBee hat die Mädels sechs Wochen lang auf Positionsangriff gegen defensive Deckungsreihen vorbereitet. 15:8 und alle Spielerinnen kommen zum Einsatz.

    Rund eine Stunde vor dem entscheidenden Spiel es geht zur Ravnshöjhallen. In SpielerPlus hatte ZeeBee den Hallennamen über die Adresssuche gefunden und eingegeben. Ein einer Sporthalle nicht unähnliches Gebäude ist an der angegebenen Adresse. Parkplatz leer, Gebäude abgeschlossen. Keine Sporthalle weit und breit, lediglich in einer Stichstraße ist eine Halle zu sehen. Diese entpuppt sich allerdings als Spielort vom dritten Gruppenspiel und ist definitiv nicht die Richtige. Google maps bestätigt aber SpielerPlus. Erst der Straßenname ergibt eine andere Adresse. Im Nachbarort. ZeeBee ist bedient und tritt auf das Gaspedal.

    Mit Verspätung machen sich die Mädchen im Gang der Ravnshöjhalle warm. Täby II ist längs dort. ZeeBee hält noch einen pep talk vor der Halle in der Kälte, dann geht es auch schon los. Täby II kann im Vergleich zum Unentschieden vom Morgen noch ein paar Schippen drauf legen, gegen die Urgewalt aus dem Rückraum sehen ZeeBees Mädels keine Schnitte. Die einzigen echten Aufreger des Spiels sind die abwechselnden Beschwerden beider Bänke beim Kampfgericht. Die vollkommen überforderten beiden tumben Teenies lassen jeden einzelnen Treffer gelten und achten nicht auf die Entscheidungen des Schieris, ob der Treffer tatsächlich auch zählt. Und kein Schieri im Turnier notiert die Tore. 13:20 - es geht morgen im B-Pokal weiter. Die C I gewinnt souverän ihre Gruppe, die zusammengewürftelte C II macht ebenfalls im B-Pokal weiter. Wenig tröstlich: Zum zweiten Mal in Folge verliert der TVB das einzige Vorrundenspiel gegen den späteren Turniersieger.

    Fortsetzung folgt.

    Trainingsgäste der letzten sechs, sieben Wochen hätten sich verwundert die Augen gerieben. Der Prophet der extrem offensiven Deckung im Kinderhandball lässt 6:0 decken!? Jedes Training!? Fokus liegt aber auf dem Angriff, es muss wohl wieder Ostern vor der Tür stehen, wir haben mit der wD die gesamte Saison ausschließlich ausbildungsorientiert trainiert, nahezu Null Taktiktraining. Nun bereiten wir uns auf den Rödspätte Cup in Frederikshavn vor. Ein paar Wochen sicher erfolgs-, irgendwie aber auch zukunftsorientiert. Ein echtes skandinavisches Turnier, nicht die Eurosportringvariante weiter südlich mit einem deutschen Turnier auf dänischem Boden. :lol:

    Dänemarktraining - gegen 6:0 mit einer D-Jugend

    ... heißt es nun zum dritten Mal in Hannover (einmal leider 2020 vergebens) in der D-Jugend. In der Vorrunde haben wir es einmal mit Deutschland, einmal Dänemark, einmal mit Schweden und einmal mit Norwegen zu tun. Jackpot! Also vermutlich 1x 1:5 und 3x 6:0. Mein Gedanke: Wir bereiten uns sechs Wochen lang auf die Skandinavier vor... bereiten die sich aber wirklich auf uns vor? Der Trainingsaufwand plötzlich eine offensive Deckung zu simulieren dürfte erheblich größer sein als unser Training. Meine Comedy-6:0 dürfte wesentlich realitätsnäher sein, als was die Kollegen in Skandinavien als ballklauend hinstellen können.

    Wir kennen die Umstellung von Angriff gegen Manndeckung auf Angriff gegen Raumdeckung. Die Mädels prellen plötzlich wie wild quer vor der Wand, die in der letzten Saison dort noch nicht gestanden hat. Noch krasser sicher, wenn die Wand nicht am Neuner sondern am Sechser steht.

    Also kein Geprelle vor einer Raumdeckung kennen wir schon. Gegen 6:0 müssen wir uns aber noch mehr einfallen lassen. (Es gibt Kinder, die können das mit Prellen gegen eine enge Raumdeckung, auch gegen eine 6:0, lösen. Denen darf ich das Prellen nicht verbieten!)

    Ballannahme im Stand, losprellen, Hindernis erkennen, hochgucken, passen, alles wieder von vorn - davon haben wir uns natürlich lange schon verabschieden müssen, als die erste 1:5 Deckung vor uns stand. Nun werden die Gegner unmittelbar am Torkreis stehen. Alles, was uns entgegenläuft, können wir lösen, die Mauer hingegen nicht. Wir brauchen:

    - Würfe/Torgefahr aus der Fernwurfzone/eingangs der Nahwurfzone und vor allem durch/über die Deckung

    - Passgeschwindigkeit, um die Abwehr seitlich zu bewegen

    - Stoßen tief in den Bereich hinein, durch den wir normalerweise nur durchrennen, um den Ball im Tor abzulegen: den 9m

    Passtraining

    Anstelle einer Abwehrspielerin lege ich mir fünf Matten in den Neuner. Halb, Mitte, Halb mit der schmalen Seite Richtung Tor, die Außen mit der breiten Seite zum Tor. Abstände zwischen allen Matten gleich. Vor jede Matte eine Angreiferin.

    Durchspielen, stoßen, immer eine halbe Mattenlänge in die Tiefe, Zurückstoßen. Die Außen sollen außen überlaufen, abstoppen, den Ball nach hinten nehmen, tippen, Richtungswechsel, torgefährlich wieder nach innen stoßen. Die Details:

    - halbe Mattenlänge in die Tiefe

    - torgefährlich bedeutet: Fußspitze Stemmbein zeigt zum Tor, Nasenspitze zeigt zum Tor, Wurfarmgegenschulter zeigt zum Tor, Pass NIEMALS in der Rückwärtsbewegung

    - sofort zurückstoßen: rückwärts/seitwärts/bereit für den Rückpass (halbes "U" laufen)

    - Passempfängerin startet, wenn der Passarm der Passgeberin oben ist

    - Laufweg des Stoßens nicht eng an den Matten vorbei sondern mit Sicherheitsabstand (zu beiden Matten in den Lücken) - als Trainer ggf. auf die Matte mit Schaumgummipommes stellen und alle Passanten bedrohen

    - Außen mit flüssigem Richtungswechsel, zweimal torgefährlich machen und beim Wechsel nach innen wirklich eine Drohung aufbauen, um Halb zu binden

    Und weil wir es längst vorbereitet haben: Handgelenkspässe

    - zunächst nur mit der Wurfhand

    - Torgefahr allein durch Laufrichtung/-geschwindigkeit/Blickrichtung Tor

    - KEINE HANDGELENKSPÄSSE IN DER FERNWURFZONE, nur wenn Abwehrspielerin Nr. 2 (in der Praxis dann) mit gebunden wird

    - Passempfängerin hat kein Startsignal mehr, muss den Pass antizipieren und starten

    - wer es sich zutraut, Pass auch mit der Nichtwurfhand

    Damit es nicht zu langweilig wird:

    - Richtungswechsel einbauen

    - Expresspässe Außen-Mitte, Halb-Halb, Mitte-Außen

    - für Profis: Mitte verlagert mal, ferne Nachbarin folgt

    Sodann erleben wir, dass nach und nach die Passgeschwindigkeit steigt, die Passfrequenz insgesamt steigt, es immer flüssiger wird und wirklich nett anzuschauen ist. :cool: Und wir spielen dann 6:6 mit simulierter 6:0 Deckung... und erkennen nichts vom Passtraining wieder. :nein: Im richtigen Leben liegen da keine Mattenrum, da steht ein Handballmensch. Meist sogar sechs.

    Wenn die Passgeschwindigkeit allmählich was taugt, stelle ich zur Deko eine Spielerin auf jede Matte. Nur so. Die macht dort nichts und sieht einfach nur hübsch aus. O.k., sie muss seilspringen. Aber wir haben jetzt für die Optik die spielnahe Situation mit immerhin fünf echten Handballmenschen in der Deckung.

    Würfe mit Abwehrspielerin vor der Werferin

    Das beliebte deutsche Kinderspiel Ball-in-das-Tor-Tragen wird in Skandinavien nicht funktionieren. Wir müssen also wohl oder übel mal aus der Fernwurfzone werfen - für die meisten Mädels ein Alptraum. Wenn man doch nur jede einzelne Woche 10 Minuten stumpfes Ballern auf den Boden/gegen die Wand geübt hätte! Wie nützlich! Wir ballern einmal die Woche 10 Minuten auf den Boden/gegen die Wand.

    Bis auf zwei Spielerinnen alle Mädels auf Linienaußen, Blickrichtung zum Gegenstoß. Auf RL/RM ein Hütchen. Erste Spielerin der Schlange jeweils ohne Ball. Zunächst die beiden kleinsten Spielerinnen in der Deckung auf 6m, dürfen maximal einen Schritt raus, sollen blocken, dürfen nicht springen, sollen vor dem Wurfarm für den Block. Auf der einen Seite startet Spielerin ohne Ball, läuft um das Hütchen rum, Richtungswechsel, auf das Tor zu, Pass von Nr. 2 in der Schlange, Torwurf über Block/am Block vorbei. Ich nehme mir nur rund sechs Wochen Zeit für die Vorbereitung und BESCHRÄNKE ES DAHER AUF SCHLAGWÜRFE. Sprungwurf mit Wahl der richtigen Distanz zum Gegner erspare ich mir, würde ich mir allenfalls für das wöchentliche Kleingruppentraining aufheben, wenn ich eine geeignete Kandidatin hätte.

    - Ballannahme, kein Tippen, nur ein Schritt in den Neuner (Stemmschritt oder auch ohne)

    - der Block wird nach und nach größer besetzt

    - die Anlaufrichtung variieren

    - größerer Block, plötzlich muss auch mal der Wurf variiert werden

    - Körpertäuschung als Vorbereitung des Wurfs keineswegs verboten

    Mit dem Pass auf die Werferin startetet die andere Seite gegenüber. Varianten:

    - nun Parallelstoß mit RM, Wurf gegen defensive Spielerin

    - mit der Ballannahme und ohne Torgefahr Pass auf RM, Rückpass, Wurf gegen defensive Spielerin

    - beide bekommen einen Abwehrspielerin und bekommen je einmal die Wahl Wurf oder Pass, kein Rückpass mehr auf RM erlaubt

    - RL/RR macht sich torgefährlich, passt auf RM, stößt zurück, bekommt Rückpass, Wurf gegen defensive Spielerin

    Letztes Jahr sind wir bei einer Niederlage (knapp gegen späteren Turniersieger) in einer Fünfergruppe auf Platz 2 in den A-Pokal bekommen (Peeke erst ab C-Jugend, also weitestgehend Chancengleichheit). Niederlage gegen den Turniersieger verbocke ich durch Unterschätzung des Gegners nach dem Einwerfen (also Arroganz) und dämliche Personalentscheidungen danach. Knappes Ausscheiden im Viertelfinale gegen die einzige offensiv deckende skandinavische D-Jugend verbocke ich durch dämliche Personalentscheidung. Dieses Jahr vielleicht also weiser und dann ins Halbfinale.

    Fortsetzung folgt. Über solidsport.com (kostenpflichtig) ist das gesamte Turnier live zu streamen.

    Es gibt Neuigkeiten. Das Sportgericht hat einen rechtlichen Hinweis erteilt, also eine Voreinschätzung mitgeteilt:

    - Die angedachte Mediation wird wohl doch nicht nötig sein.

    - Die angedachte mündliche Verhandlung wird ebenfalls nicht nötig sein.

    - Nachdem die Parteien noch mal zum richterlichen Hinweis Stellung genommen haben werden, wird eine schriftliche Entscheidung ergehen, falls es die Parteien noch so wünschen.

    - Das Gericht wird sich der Rechtsauffassung meines Anwalts Lothar anschließen.

    - Der Einspruch sollte Erfolg haben, der Antrag auf Verlängerung der höchstmöglichen Sperre von zwei Jahren hingegen nicht.

    Im Urteil werden Dinge stehen, welche den Verband auf Monate hinweg verfolgen und behindern werden. Strategisch klug wäre, seinen Bescheid zurückzunehmen, sich ins stille Kämmerlein zu verziehen, die eigene Satzung zu reparieren und möglichst schnell darüber abstimmen zu lassen. Oder man zieht das noch durch zwei Sportgerichtsinstanzen, die Welt liest bei handballrecht.de mit und wenn am Schluss etwas anderes herauskommt, als nun angedeutet wird, geht es bei der staatlichen Gerichtsbarkeit weiter, wie es das Gericht schon mal vorhergesehen hatte.

    "Jugendlicher Leichtsinn und Alkohol im Spiel"

    Frechheit! Unverschämtheit! Ich bin an einem Mittwoch im zarten Alter von 30 Jahren unter meinem alter ego beigetreten. Mittwochs pflege ich weder jugendlich noch leichtsinnig zu sein. :lol:

    Zwanzig Jahre hat sich keine Spielerin und kein Elternteil daran gestört. Die Zeiten ändern sich. Vielleicht muss ich mit der Zeit gehen?

    "Schlampendompteur"?

    Hab ich erwähnt, dass ich Anthony Jeselnik Fan bin?

    Uhhhhh... da hat wohl wer schlecht geschlafen:

    Und ich habe Mütter mit Sinn für Humor so gern dabei... :cool:

    Wenn ich den Auftrag bekomme, bekommt der Bursche von mir einen Brief und eine Rechnung. Dessen Verein wird informiert, dass sie den Bengel zu Auswärtsfahrten in die Halle im Salzweg bis zum Sankt Nimmerleinstag nicht mehr mitzubringen brauchen.

    Sozialstunden fände ich super... finde nur keine Anspruchsgrundlage dafür.

    @mein Lord: Zur Zeit Stillstand. Sobald sich was bewegt, einfach ins Tagebuch schauen. (Der Landesverband liest dort übrigens mit.)

    Wir reden normalerweise von maximal rund € 40,- bis € 50,-.

    Ich spekuliere mal, dass strafrechtlich auch bei Anzeige nicht viel passieren würde. Früher oder später wird die Sache eingestellt.

    Natürlich bin ich gefragt worden, was denn zivilrechtlich im Skat sei.

    - Herausgabeanspruch

    Hat sich erledigt, Ball ist ja wieder beim Eigentümer

    - Unterlassungsanspruch

    Mit viel, viel Phantasie könnte man diesen Weg gehen. Ich lasse mich beauftragen, schick dem Bengel eine strafbewehrte Unterlassungserklärung, dass er es zukünftig unterlassen wird, einen Ball des Spielers Max Mustermann zu klauen, anderenfalls eine Vertragsstrafe zahlen muss, deren Höhe in das Ermessen des zuständigen Gerichts gestellt wird. Plus meine Rechnung. :devil: Er muss unterschreiben und fristgerecht zurückschicken. Anderenfalls beantrage ich eine einstweilige Verfügung, dass der Bursche es zukünftig zu unterlassen hat, den Ball von Max Mustermann zu klauen.


    Meiner Erfahrung haben die Gerichte aber Besseres zu tun, als sich mit Kinderkacke zu befassen. Also kommt der Bengel mit versuchtem Diebstahl ungestraft davon. Hätte er allerdings mal in jüngerer Vergangen ein Vorstandsmitglied seines Regionalverbandes vor Gericht gezerrt und... sagen wir... dem Jugendwart gerichtlich verbieten lassen, ehrverletztende Lügen in der Öffentlichkeit über ihn zu verbreiten, wäre er längst für zwei Jahre bei Sicherheitsverwahrung des Spielerpasses gesperrt und hätte € 1.000,- Strafe zu zahlen, in analoger Anwendung der Trainerordnung, um irgendwas an Regelwerk zu finden. :cool:

    Edith sagt: Es könnte einen Hebel geben. Besitzer hat Hausrecht. Verein war Mieter der Halle, also Besitzer. Verein muss zukünftig keine Kriminellen in der Halle dulden. Und wenn der Verein ein Hausverbot ausspricht, das nicht selbst machen möchte, sondern, sagen wir, einen Anwalt einschaltet, bekommt Junior mit dem Hausverbot auch eine Rechnung... :smokin:

    Ein nicht alltäglicher Fall bei uns in der Halle. Ein B-Jugendlicher aus Nienburg versucht nach dem Punktspiel den Spielball zu klauen. Fliegt erst auf, als mit Polizei gedroht wird und der Trainer einer Taschenkontrolle zustimmt. Der sicher versehentlich eingesteckte Ball befand sich in der Tasche, in einer Plastiktüte, umwickelt von einer Jacke. :lol:

    Strafrechtlich soll wohl nichts unternommen werden. Der Staffelleiter meint, er könne nichts machen, verweist auf den Zivilrechtsweg (?).

    Jetzt kommt Ihr. :cool: Für einen Eintrag ins Spielprotokoll war es zu spät.

    Liebes Handballtagebuch!

    ZeeBee liegt - vorläufig - nicht auf Eis. Und darf - vorläufig - als Handballtrainer tätig sein. Und tut - wie immer - Dinge, die niemand sonst tut.

    Sonntagnachmittag, Auswärtsspiel in Celle mit der wC II. Celle ist Tabellenletzter mit Null Punkten aus der Hinrunde. Hinspielergebnis war 38:22. Der sportliche Wert des Spiels war... überschaubar für beide Seiten.

    Die Haupttorschützin aus dem Hinspiel hat ZeeBee längst aus dem Kader geworfen, die spielt nun Oberliga in der ersten Mannschaft. ZeeBee streicht für das Spiel die vier aktuellen Haupttorschützinnen aus dem Kader und füllt mit zwei D-Jugendlichen auf. Eine hat C-Jugend Premiere. Nach Absage einer weiteren C-Jugendlichen liegt die Mannschaft nun bei halbe/halbe C- und D-Jugend, davon drei aus dem jüngeren Jahrgang. Sollte doch irgendwie ein spannendes Spiel konstruierbar sein.

    Vor dem Spiel mahnt ZeeBee, dass trotz des klaren Hinspielergebnisses sich die Mädels einen Auswärtssieg in der aktuellen Zusammensetzung schwer erkämpfen müssen. Außerdem würden die Eltern im Falle einer Niederlage vor der Halle ein - stabiles - Kreuz aufstellen und Nägel ranschaffen.

    Der Plan geht auf, das Spiel wird zunächst keine klare Angelegenheit. Ohne die Leistungsträgerinnen werden alle Schwächen schonungslos aufgedeckt. Der Angriff ist zwar deutlich agiler als die gegnerische Mannschaft, den Mädels fehlt aber jegliche Geduld. Beagles mahnende Worte als Frauennationaltrainer hallen durch ZeeBees Hirn: "Halbe Chance? Noch zwei Pässe!"

    Und genau als abschreckendes Beispiel agiert der Angriff. Pass - wühlen - Freiwurf - Pass - wühlen - Freiwurf - wühlen. Schnelle Auftakthandlungen, kleine Bewegungsvorteile, dann in der Umarmung der Deckung. Eigentlich haben die Celler Mädchen längst ihren Spielraum aufgebraucht und müssten mal zwei Minuten Pausen bekommen. Und wieder hängt sich eine Abwehrspielerin von hinten an eine D-Jugendliche. Wieder gibt es nur Freiwurf. ZeeBee poltert laut. Pfiff, Timeout, der erfahrene Schieri schlendert zur Bank, ZeeBee springt auf und bemängelt, dass stets von hinten gehalten würde. Kurzer Austausch, Schieri gelobt Besserung, Spiel geht weiter. Souverän!

    Zur Halbzeit liegen die Mädels mit drei Toren hinten, das Spiel endet mit minus Sieben. Celles Trainerin bedankt sich ernsthaft für die Punkte, ZeeBee tritt den Gang in die Kabine an. Die Mädels sind... not amused. ZeeBee erklärt, dass das Spiel so einen sportlichen Sinn hatte, dass reichlich Lektionen gewonnen werden konnten und dass mit Siegen von 16, 18, 20 oder mehr Toren Differenz niemand etwas lernen würde und nur darum gehe es hier. Unverständnis von allen Seiten. Torhüterin und Captain Lia äußert ihren Unmut, dass sie jedenfalls nichts gelernt habe und sich bloß von allen im Stich gelassen gefühlt habe. ZeeBee umarmt Lia, entschuldigt sich für den nun stimmungsarmen Restabend und kündigt an, dass dieselbe Taktik auch gegen den Tabellenvorletzten anstehen wird.

    "Sind die sauer!" ZeeBee tritt grinsend vor der Halle zu den Eltern. Leichtes Grummeln, alles schaut zu Boden, niemand kommentiert das Spiel. Eine Dame und ein Teenager gesellen sich zu ZeeBee, stellen sich als Einheimische vor, die allerdings in Hannover die weibliche D-Jugend der SGM trainierten und fragen nach einem Trainingsspiel. ZeeBee ist konsterniert, M. spielt zwei Klassen tiefer in der untersten Liga.

    "Dann sehen wir uns ja morgen um elf bei Euch."

    ???

    "Ihr spielt um 11:00 gegen I. Ich hatte ohnehin vor, mir das Spiel anzusehen."

    ???

    "Ist gegen den Tabellenletzten vielleicht nicht repräsentativ, aber früher habe ich es diese Saison nicht geschafft, mir Eure Mannschaft mal anzuschauen."

    (ZeeBees Kalender ist voll mit Scoutingterminen.)

    Man verabredet sich für Sonntagmittag, ein Trainingsspiel zu besprechen. ZeeBee hat eine Sperre von zwei Jahren bekommen, weil er sich ein Trainingsspiel gegen L. ergaunern wollte. L. spielt in der untersten Liga und bürstet dort Anfängermannschaften weg. M. spielt in einer Parallelstaffel, bürstet dort Anfängermannschaften weg, hat ein noch horrenderes Torverhältnis als L. - und bittet um ein Trainingsspiel!

    >>Es gibt doch einen Gott!<<

    ZeeBee betritt mittags mit etwas Verspätung die Halle in M. Eine Mutter eilt von der Tribüne zum Kaffeestand.

    "Ich ertrage das nicht länger!"

    >>Was? Zwei Anfängermannschaften in der untersten Liga?<<

    Die Anzeigetafel zeigt 12:0 in der elften Minute an. ZeeBee nimmt auf der Tribüne Platz und gewinnt einen ersten Eindruck. Bei I. spielen sieben kleine Mäuse, die, kaum in der gegnerischen Hälfte angekommen, schon wieder den Ball verlieren. Prellgegenstoß folgt auf Prellgegenstoß. M. dagegen hat vier überdurchschnittlich große Mädchen in der Mannschaft, geschätzt alle Vier größer als ZeeBees längste Spielerin. Darunter auch eine talentierte Linkshänderin.

    >>Klar. Die Mannschaft hätte ich auch in die unterste Liga gemeldet. Ist ja fast noch eine E-Jugend.<< :pillepalle:

    TTO kurz vor der Halbzeit. Erstmals kann ZeeBee einen Blick auf die restliche Mannschaft von der Bank werfen. Auch bei M. gibt es fast ein halbes Dutzend kleiner Mäuse. Halbzeitstand 25:1.

    >>Dann kommen ja in der zweiten Hälfte endlich mal die Lütten zum Zuge.<<

    Es wird experimentiert mit 5:6, 4:6, dann wieder 6:6. Nur eins ändert sich nicht. Die großen Leistungsträgerinnen bleiben mit kurzen Pausen auf dem Spielfeld und schießen I. in die Steinzeit zurück. Die Mäuse bevölkern im Wesentlichen die Bank, sind Lückenfüller. Der Gästetrainer ist keine Hilfe für seine Zwerge. Seine Mannschaft wird hochgradig verarscht von einem Verein, der locker zwei Ligen hätte höher melden können, halbherzig wird Unterzahl gespielt, deren Anfängerinnen bleiben auch bei 25:1 auf der Bank... und statt seine Mädels aufzubauen, meckert der Train... Übungsleiter in einer Tour. ZeeBee sucht die Tribüne nach Wurfgeschossen ab.

    Das Spiel endet 42:1. ZeeBee ist drauf und dran das Trainingsspiel der Trainerin von M. ** *** ***** ** ********. ZeeBee schlendert von der Tribüne zur Seitenauslinie.

    "Das war dann doch etwas deutlich. Aber so konnten wir unseren schwächeren Spielerinnen mehr Einsatzzeiten geben."

    >>Aha... Hinspiel 33:1, nun 42:1... Respekt! ****** *** ********* ************* ********** ** *******!<<

    "Ich habe gestern auch gegen den Tabellenletzten gespielt. Ich habe meine vier stärksten Spielerinnen zu Hause gelassen. Und verloren...

    Unter der Woche ist es bei uns schlecht, wir bereiten uns allmählich im Training auf ein Turnier in Dänemark vor. Gerne bei Euch am 18.03., da ist im Hallenplan noch eine Lücke und Ihr seid an dem Tag spielfrei."

    ZeeBee klatscht in Gedanken mit seinem Bruder Elwood ab.

    >>We're on a mission from God!<<


    Dein

    Karsten

    Es gibt tatsächlich - kleine - Neuigkeiten.

    Der Vorsitzende des Sportgerichts hat sich bei meinem Anwalt Lothar Frowein gemeldet. Er hält das Verfahren für verzwickt und würde sogar eine mündliche Verhandlung anberaumen (die ganz große Ausnahme in der Praxis der Verbände). Außerdem biete das Verfahren so viel Konfliktpotenzial, dass nicht nur der Instanzenzug bis zum DHB wahrscheinlich sei, es könnte hinterher noch vor das Zivilgericht gehen (unterschreibe ich...).

    Also kommt der sehr sinnvolle Vorschlag, dass sich die Parteivertreter einmal informell mit dem Vorsitzenden zusammen setzen, eine abkürzende Lösung zu finden. Wir haben natürlich zugestimmt. Reaktion des Verbands kenne ich noch nicht.

    Ich hatte vorab angeboten, als ich das sportpolitische Konfliktfeld dank Lothar erkannt habe, dass ich einen Verweis hinnehme, der Regionsehrenbrief aberkannt bleibt und ich symbolisch € 100,- an die Talentförderung des Verbandes spende. Keine Reaktion. Lothar hat empfohlen, den Strafbescheid zurückzunehmen, damit das Satzungsdilemma im stillen Kämmerlein geklärt werden könnte, statt bei handballrecht.de besprochen. Keine Reaktion.

    In Ermangelung von Neuigkeiten, ein kleiner Exkurs:

    Der Trainerhalunke hat versucht, sich ein Trainingsspiel mit seinen zwölfjährigen Mädchen gegen eine andere Mannschaft zu erschleichen, die in voller Kenntnis ihrer wahren Spielstärke zwei Ligen zu niedrig gemeldet wurde (s.o.). Dazu sollte eine andere Mannschaft zu ihrem Rückspiel nicht antreten und diese Mannschaft dann wie durch Geisterhand durch eine wesentlich stärkere Mannschaft ersetzt werden. Es war nie der Plan das Spielprotokoll zu manipulieren und falsche Namen einzutragen (wäre ja schön doof, das zieht ja eine Sperre von mindestens einem Jahr nach sich :lol: ), sondern es sollten ganz ehrlich die Namen von neun oder zehn für diesen Verein nicht spielberechtigte Spielerinnen aufgelistet werden. Kosten: € 30,- je Spielerin, plus ggf. € 30,- für fehlende Spielausweise. Der mögliche Schaden? Die zwei Punkte wären an die übertölpelte Mannschaft gegangen, allerdings wäre das Spiel mit 0:0 Toren gewertet worden, so dass in der Trophäensammlung des Trainers dann 20+ Tore Differenz gefehlt hätten. Deswegen vielleicht das ganze Brimborium? Die Tathandlung: ein kurzes Gespräch mit dem potenziellen Mitverschwörer, eine erläuternde E-Mail und ein Telefonat, in dem die Idee dann letztlich lachend verworfen wurde.

    Die rechtliche Auseinandersetzung in Kurzform:

    § 12 Trainerordnung DHB [Pflichtverletzung, Sanktionen, Verjährung]

    (1) Trainer*innen und Übungsleiter*innen sind im besonderen Maße verpflichtet, die Grundregeln des Fairplay und des sportlichen Verhaltens innerhalb und außerhalb der Sportstätten zu beachten.

    (2) Ein Verstoß gegen Abs. 1 liegt insbesondere vor, wenn der/die Trainer*in bzw. Übungsleiter*in

    b) durch sein/ihr Verhalten das Ansehen des Handballsports gefährdet oder schädigt,

    d) durch sein/ihr Verhalten die Vorbildfunktion für Jugendliche verletzt,

    So der Vorwurf. Was ist eigentlich mit Trainern, die ihre Talente wissentlich zwei Ligen zu tief melden, Anfängermannschaften wegbürsten und sich von den Eltern für die erfolgreiche Trainerarbeit abfeiern lassen? Sind das Vorbilder?

    Problem Nr. 1

    Für viele Delikte ist im Strafrecht auch geregelt, dass schon der Versuch strafbar ist. Die ausdrückliche Regelung ist aber Voraussetzung für eine Bestrafung. Die Trainerordnung kennt keinen Versuchstatbestand.

    Problem Nr. 2

    Selbst wenn der Versuch strafbar wäre, ein Versuch bedeutet das unmittelbare Ansetzen zur Tatausführung (Schütze schießt auf Opfer, verfehlt dieses. Bankräuber lässt die Beute noch in der Bank fallen und flieht.) Ist das Versuchsstadium erreicht, wenn der Trainerhalunke mit seinem teuflischen Plan auf taube Ohren stößt, er aber ohne den anderen Trainer nichts beschicken kann?

    Problem Nr. 3

    Wie kann das Ansehen des Handballsports gefährdet oder geschädigt werden, wenn sich zwei Trainer unterhalten, zwischen ihnen eine Mail geschickt wird und sie einmal miteinander telefonieren und die Öffentlichkeit vollkommen außen vor ist? Wie kann der Trainer seine Vorbildfunktion gegenüber Jugendlichen verletzen, wenn diese nicht mal eingeweiht sind und nichts mitbekommen?

    § 12 Trainerordnung

    (3) Bei einem Verstoß gegen Abs. 1 und 2 können der DHB-Vorstand, die betreffenden DHB-Ligaverbände und/oder die Präsidien/Vorstände der Verbände/Bezirke/Kreise, die die Lizenz ausgestellt oder verlängert haben oder in deren Verbandsbereich der/die Trainer*in gegenwärtig tätig ist oder zur Zeit des Fehlverhaltens tätig war, folgende Strafen verhängen:

    a) Verweis

    b) Geldstrafe von 25,00 € bis 5.000,00 € unter Vereinshaftung

    c) befristetes Verbot zur Ausübung der Trainer- bzw. Übungsleitertätigkeit (Sperre) bis zur Höchstdauer von zwei Jahren,

    d) Entziehung der Trainer- bzw. Übungsleiterlizenz.

    Die Strafen a) bis d) können auch nebeneinander verhängt werden.

    Problem Nr. 4

    Die Strafbefugnis liegt bei den Verbandsvorständen. Der Strafbescheid wurde von zwei (von sechs) Vorstandsmitgliedern der Handballregion Hannover Weser Leine unterschrieben und datiert vom 27.12.2022. Auch auf Nachfrage wurde bisher kein Protokoll einer ordentlichen oder außerordentlichen Vorstandsversammlung (Heiligabend?) mit einem entsprechenden mehrheitlichen Vorstandsbeschluss vorgelegt.


    § 18 Rechtsordnung DHB [Weitergehende Bestrafung]

    (1) Hält die Spielleitende Stelle ihre Strafgewalt nicht für ausreichend, hat sie die Höchstsperre auszusprechen und unverzüglich bei der zuständigen Rechtsinstanz einen Antrag auf weitergehend Bestrafung zu stellen.

    Problem Nr. 5

    Im Raum ist ein Antrag auf weitergehende Bestrafung, also die Höchststrafe von zwei Jahren Sperre zu verlängern. Diese Befugnis bezieht sich aber nicht auf die Trainerordnung, sondern auf § 17 Rechtsordnung. Und dort ist die Strafbefugnis der Spielleitenden Stelle für - grob gesagt - alles, was die Schiedsrichter in das Spielprotokoll eintragen, geregelt. Und nichts über wildgewordene Trainer mit Weltherrschaftsübernahmephantasien.

    Der Strafbescheid hätte mit Mehrheitsbeschluss vom Vorstand ergehen müssen. Ein solcher Beschluss wurde nicht nachgewiesen. Der Antrag auf weitergehende Bestrafung wiederum hätte von der Spielleitenden Stelle gestellt werden müssen. Wurde er nicht, ist auch im Hinblick auf Straftatbestände aus der Trainerordnung unzulässig.

    Problem Nr. 6

    Ausgesprochene Strafen:

    - Entzug von C- und B-Lizenz (mehr geht nur, wenn A-Lizenz vorhanden)

    - Geldstrafe von € 1.000,- (o.k., im Skat sind € 5.000,-)

    - Sperre als Trainer für 2 Jahre (mehr geht nicht)

    - Antrag auf Verlängerung der Sperre über 2 Jahre hinaus (hatte ich es nicht gerade eben gesagt: MEHR GEHT NICHT!)

    Angenommen, der Trainerhalunke hätte den Plan in die Tat umgesetzt... Wenn der - nicht mal ansatzweise konkretisierte - Versuch bereits drakonische Strafen nach sich führt, wie will man dann den "echten" Täter noch bestrafen? Federn, teeren, vierteilen? Welche Strafe hebt man sich auf für den Schläger, Kinderschänder, Schierimörder? Pfählen, enthaupten, Techno hören lassen?

    Und dann wird es allmählich wirklich kniffelig:

    § 4 Satzung Handballregion Hannover Weser Leine e.V. (Erwerb der Mitgliedschaft)

    1.) Die HR HWL hat

    a) ordentliche Mitglieder

    b) außerordentliche Mitglieder

    c) Ehrenmitglieder

    2.) Ordentliche Mitglieder sind die den Handballsport betreibenden Mitgliedsvereine des HVN, die die Mitgliedschaft in der HR HWL schriftlich beantragt haben.

    3.) Außerordentliche Mitglieder können natürliche und jurisitische Personen durch Aufnahmeantrag werden.

    4.) Die Ehrenmitgliedschaft (...)

    Problem Nr. 7

    Der Verband kann - unter gewissen Umständen - seine Mitglieder bestrafen...

    Ich bin mir sicher, dass ich kein Mitgliedsverein bin. Ich bin mir auch sicher, dass ich nie einen Antrag auf außerordentliche Mitgliedschaft gestellt habe. Ob ich mir mit einer Tätigkeit als Auswahltrainer von '95 bis '10, bis heute wahrscheinlich Rekord, die Ehrenmitgliedschaft verdient habe, kann dahinstehen. Ich bin nicht Ehrenmitglied.

    Ende der Diskussion... oder doch nicht? Denkbar wäre, dass wir eine Verkettung haben. Der Verband regelt in der Satzung, dass er seine Mitglieder, nämlich Vereine, bestrafen kann, darüber hinaus auch Vereinsmitglieder der Sportvereine, wenn die wiederum in der Satzung eine solche Verkettung genau geregelt haben. Es hat sich aber niemand die Mühe gemacht zu recherchieren, in welchem Verein ich Mitglied bin...

    Ups:

    § 7 Satzung Handballregion Hannover Weser Leine [Pflichten der Mitglieder]

    3. Die Vereine unterwerfen sich bei eigenen Verstößen oder Verstößen ihrer Mitglieder der Sanktionsgewalt der HR HWL, die im Rahmen der Satzungen und Ordnungen der übergeordneten Verbände verhängt werden.

    Damit sind dann schon mal alle natürlichen Personen ausgeklammert. Moment! Ich bin eine natürliche Person!

    Und dann wirklich Ende der Diskussion:

    § 28 Satzung HR HWL [Schlussbestimmungen]

    1.) Die Ordnungen des HVN sind für die HR HWL sinngemäß anzuwenden.

    Problem Nr. 8

    Abgesehen davon, dass keine natürliche Person bestraft werden kann, muss sich die Strafgewalt im Vereinsrecht aus der Satzung ergeben und zwar klar und transparent. Strafen müssen in der Satzung verankert sein. Jedes Vereinsmitglied muss beim Blick in die Satzung erkennen können, was ihm ggf. bei Verstößen droht.

    Schlussbestimmungen? Ernsthaft? Ein kryptischer Verweis auf Ordnungen des übergeordneten Verbands? Keine Fundstelle? Keine Angabe, in welcher Fassung? Das war's? Angenommen, beim Landesverband rauchen sie plötzlich alle Crack. Und erlassen ein Dopinggebot. Und ich lasse meine Spielerinnen ungedopt spielen. Das absurde Beispiel ist nicht so absurd wie die Annahme, dass die Handballregion mit einem solchen vagen Hinweis irgendwelche Strafen aussprechen darf.

    Problem Nr. 9

    Ohne Strafbefugnis aus der Satzung kann der Verband sich auf den Kopf stellen, wenn eine Mannschaft in nicht regelkonformen Trikots aufläuft, ein Spieler den Schieri ausknockt, ein Verein sein Schierisoll nicht erfüllt. Nur bestrafen kann er nicht. Wir haben vor dem Einspruchsverfahren höflich darauf hingewiesen, dass spätestens ab der Schwarz auf Weiß Abfassung im Urteil die Region mit ihren Strafbescheiden das Geschäftszimmer tapezieren kann. Gar nicht auszumalen, wenn ein Verein auf die Idee kommt, Strafgelder zurückzufordern. Wir haben noch im Verfahren die Tür offen gelassen: "Nehmt den Bescheid zurück, repariert die Satzung, lasst darüber in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abstimmen, lasst die Satzungsänderung in das Vereinregister eintragen und die Sache geht nicht an die Öffentlichkeit." Ab dann wäre jede ausgesprochene Geldstrafe mindestens versuchter Betrug.

    Nicht? Wir führen das Verfahren durch? Macht Sinn. "Wenn verlieren, dann verliere wie ein Bundy!"

    Trotzdem fand ich "unsere" Ausbildung früher besser als die Ausbildung von heute !

    Man muss auch nicht immer alles bis ins kleinste Detail vorgeben . Lasst den Kindern doch auch mal einen "gewissen Freiraum" .

    Ich erinnere mich nicht mehr, ob die Ausbildung der Abwehr zu meiner Zeit im Kinderhandball besser war. Allerdings kann ich mich auch nicht konkret erinnern, jemals gezieltes Abwehrtraining genossen zu haben.

    Wenn aber vorgeschrieben wird, dass die Kinder in großen Räumen verteidigen sollen, dann werden die Voraussetzungen anspruchsvoller. Dann trennt sich bei den Trainern die Spreu vom Weizen: gar keine Deckung oder Wrestling auf der einen Seite und Ballgewinn oder Mattsetzen des Angriffs auf der anderen Seite. Die individuelle Mangelausbildung kann nicht mehr so leicht im Kollektiv der Fleischmauer kaschiert werden ("The higher the monkey climbs, the more he reveals" Runrig). Daher tue ich mich schwer damit zu sagen, "früher waren die Kinder in der Abwehr besser ausgebildet". Ich unterschreibe aber, dass "früher Defizite in der individuellen Abwehr weniger auffielen". Für das Auge des Laien war dann die Deckung halt früher im Schnitt erfolgreicher, wenn es keine Basketballergebnisse gab.

    Heute gibt es ja auch für jeden Pups Kontakt eine Strafe, da bleiben die Spieler(innen) halt mal lazy in der Abwehr und der Angriff kann ohne grosse Gegenwehr durchlaufen ?(

    Hmmmm... wir bekommen immer die Schieris vom MMA ab. Verwarnung gibt es erst bei Blutlache, herumliegendem Körperteil oder bewusstloser Angreiferin. Alles andere: Freiwurf.

    So ist es halt , wenn man wie heutzutage, in der E und D Jugend kein vernünftiges Abwehrverhalten mehr lernt . Bei den ganzen Vorgaben aber auch kein Wunder

    Ich kann nicht feststellen, dass die Richtlinien die Kindertrainer schlechter gemacht hätten. Ich kann aber feststellen, dass bei uns vor zwanzig Jahren noch der ein oder andere Trainer mit Ahnung aktiv war. Davon finde ich heutzutage immer weniger.