Etwa zweieinhalb Jahre lang habe ich meiner wE den Sprungwurf komplett verboten. Aus folgenden Gründen:
- In der gesamten Zeit habe ich keine einzige E-Jugendliche bei den Gegnern gesehen, die auch nur annähernd so was ähnliches wie einen Sprungwurf beherrschte. Standardbeispiel Freiwurf: Große, kräftige Spielerin läuft auf die Dreiermauer zu, hüpft 10 cm und stößt den Ball Richtung Tor (häufig sogar schräg von unten nach oben). Auch beim Absprung vom Sechser wird der Ball selbst von den größten Talenten (weiblich) nur aus Schulterhöhe gestoßen.
- In der mE springen die Jungs wie die Wilden. Dass in vielen Fällen der Schlagwurf die wesentlich schlauere Variante wäre, das kommt den Bengels nicht in den Sinn. Wie auch, Schlagwurf ist fast aus dem Repertoire gestrichen.
- Bevor ich fliegen lerne, sollte ich gehen können.
- Wenn sich erst mal eine verheerende Wurftechnik eingeschliffen hat, bekommt der Trainer sie nur schwer wieder raus.
Einziger mir aufgefallener Nachteil durch mein Sprungwurfverbot: Meinen Mädels fehlte die Option "Absprung vom Sechser" um sich aus dem Zugriff der Abwehr zu befreien. Ansonsten hatten wir keinerlei Nachteile. Die einzigen beiden defensiven Deckungen diese Saison konnten wir mit Schlagwürfen und Gegenstößen knacken.
Inzwischen bin ich bei der vierten Spielerin angelangt, mit der ich Sprungwurf übe. Erst wenn sie einen vernünftigen Schlagwurf beherrschen, sehe ich einen Sinn in der Weiterentwicklung des Wurfrepertoires. Indiz ist, wenn sie Aufsetzer bis zur Hallendecke schaffen. Dann habe ich mit der Einführung begonnen, im Spiel sollen sie zunächst nur die Freiwürfe als Sprungwurf üben, dann auch unter Bedrängnis in der Nahwurfzone, letztens dann freie Entscheidung.
Aus einem Artikel der "ht" zur Einführung des Sprungwurfs über das falsche Bein habe ich mir die Methodik entliehen.
1.) "Hoppserschritt" (kein Anlauf) über Kastenoberteil / Stepper - wie beim Hoppserlauf, abdrücken mit den Sprungbein und Schwung holen mit dem anderen; über den Kasten rüber, von der anderen Seite wieder zurück, usw.
Bei der Landung auf weiche Landung achten (leises Aufkommen, abgefedert durch Aufkommen auf Ballen, dann nachgeben)
2.) wie 1.) Mit dem Knie des Schwungbeins soll ein vom Trainer gehaltener Ball herausgestoßen werden.
Es muß der Spielerin natürlich klargemacht werden, dass mit einem solchen Schwungholen mit dem Knie die Gegenspielerin weit genug weg sein muß. (Daher das Üben zunächst bei Freiwürfen.)
3.) Nun mit Abklatschen beim Trainer am höchsten Punkt. Wurfarm fast ganz gestreckt!
Auf Oberkörperverwringung achten, die Wurfarmgegenschulter wird nach vorn gedreht.
4. ) wie 3., jetzt mit Ball in der Hand (zur Vereinfachung weicher Miniball oder kleiner Ball
Wichtig: Durchschwingen des Wurfarms! Bei Zurückziehen des Arms gibt es Balanceprobleme und die Spielerin landet regelmäßig auf dem Hintern.
5.) Nun mit Wurf - weiterhin kleiner oder weicher Ball
Die Würfe sollten erst allesamt nach unten gehen.
6.) Wurf mit Ballgröße 1, Wurfziel nach und nach auch weiter oben ansetzen.
7.) Kasten / Stepper weglassen
Je nach Fortschritt zwischendurch den Anlauf mit zwei drei Schritten einführen.
Insbesondere bei Mädchen darauf achten, dass der Wurfarm gestreckt ist und der Sprung nicht bloß ein Hüpfer wird. Wenn die Abwurfhöhe beim Sprungwurf unterhalb der beim Schlagwurf liegt, kann ich mir das Hüpfen sparen.