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Liebes Handballtagebuch!
Seit Jahren fährt unser Verein zu Pfingsten nach Datterode / Hessen zum Turnier. Vor vier Jahren war ich als Neuzugang erstmals dabei. Damals mit drei Mädchen, die wir auf die beiden männlichen E-Jugenden verteilten, dieses Jahr mit dreiundzwanzig Mädchen, vierzehn D und neun E-Jugendliche. Diesmal ging es etwas abgespeckt zum Turnier, die älteren Jugendjahrgänge sollten über Pfingsten lieber den heimischen Markt ankurbeln als die hessischen Brauereien zu subventionieren. Dank persönlicher Verbindungen müssen unsere Jüngsten nicht zelten, die Jungs kommen in einer Grundschule unter, meine Damen besetzen für ein Wochenende einen Kindergarten.
Die erste Nacht. ZeeBee hatte sich wie immer im Keller einquartiert, Co-Trainerin Manon belegte die Küche, die Mädchen teilten sich auf zwei durch eine Trennwand geteilte Räume auf. Manon hatte bereits dreimal das Wort zum Sonntag gesprochen, die D-Jgd. ließ dennoch nichts unversucht, die E-Mädchen wach zu halten. Ich versuchte das nächtliche Treiben oben zu ignorieren. Etwa zwischen 2:00 und 3:00 fingen Trudchen und Lieschen lauthals an zu singen. ZeeBee böse. ZeeBee Zimmer stürmen. ZeeBee frühe Abreise versprechen. Dann war Ruhe. Jedenfalls bis kurz vor sechs, als die E-Jgd. aktiv wurde und sich somit an der D-Jgd. rächte.
Der Samstag war verregnet, wir mussten bis zu unseren Spielen am Sonntag durchhalten. Einige meiner Damen verschwanden auf dem Platz um unsere männliche C-Jgd. bzw. Damen inklusive einiger Mütter anzufeuern, die E-Jgd. zwang ich zur Beteiligung an einer kleinen Wanderung samt Lagerfeuer und Würstchen grillen mit Minis und den Jungs. Unsere beiden nächtlichen Sängerinnen feierten inzwischen ihr Debüt bei den Damen und hatten Kurzeinsätze beim Beachturnier. Zum Glück erzielten sie jeweils nur einen Treffer, der unrechtmäßige Einsatz D-Jugendlicher in der Damen wurde nicht geahndet und unserer 3. Damen wurde der letzte Platz nicht aberkannt. 
Abends stellte sich heraus, dass alle meine Warnungen an männliche D und C, die D-Jgd nicht anzubaggern, vergebens waren. Die Jungs hätten eingesperrt werden müssen, um vor zwei meiner Damen sicher zu sein. 
Die zweite Nacht. Vier Jahre in Folge hat es noch nie eine ruhige Nacht im Kindergarten gegeben. Und dieses Jahr schien sich die Tradition fortzusetzen. Mit einer früheren Heimreise konnte ich nicht drohen, niemand würde vor unserem Bus zur Heimreise antreten und ein oder zwei Sünderinnen mitnehmen. ZeeBee klebt einen Zettel draußen an die Tür zum Schlafsaal der D-Jgd. Eine kurze und freundliche Ansprache, dass wir das Turnier gewinnen wollen, die E-Jgd. unter den vorderen Plätzen landen soll, dass dies mit ein wenig Schlaf einfacher sei und weder Manon und ich nachts das Zimmer der Mädchen betreten würden, um für Ruhe zu sorgen, da ich auf die Reife und Eigenverantwortung der Mädchen vertraute. Von Mitternacht bis kurz nach sechs war absolute Stille.
Ach ja, ich hatte noch auf den Zettel hingewiesen, auf dem oben drüber stand "Morgen spielen nicht:". 
Packen, aufräumen, sauber machen, runter zum Platz. Die Turnierleitung vertröstet uns auf fünf weitere Minuten, bis wir den Spielplan bekommen. Nach viereinhalb Minuten wird die E-Jgd. ausgerufen, sie spiele jetzt.
Erstes Spiel gegen die PSG Peine, die aus unserem Nachbarkreis den Weg hierher gefunden hatte. Ohne aufzuwärmen müssen ZeeBees Horden zum Spiel antreten. Zu acht, eine E und eine D-Jugendliche hatten sich bereits am Abend zuvor die Knöchel verletzt. Obwohl wir fast nur den älteren Jahrgang mit hatten, war Peine uns locker körperlich überlegen. Meine 96er hatten leider nicht dasselbe Futter bekommen wie die 94er.
Den letzten Rest einer Chance raubten wir uns selbst, indem wir uns nicht rechtzeitig auf den etwas matschigen Untergrund und das faktische Prellverbot einstellten. Die beiden Spielgestalterinnen flitzten immer ohne Ball nach vorne und hätten nur mit 20m-Pässen bedient werden können. Verloren. Die beiden anderen Spiele konnten wir dank der gut funktionierenden Manndeckung gewinnen, Platz 2 von 4 für die E-Jgd. 
Die D-Jgd. war selbsternannter Turnierfavorit und sollte den Erfolg von vor zwei Jahren wiederholen. Mit dreizehn gesunden Spielerinnen war an eine zweite Mannschaft nicht zu denken, die Anfängerinnen mussten integriert werden. Kurze Ansprache, heute wird ausnahmsweise ergebnisorientiert gespielt und nicht wie üblich rotiert. Bei zweimal 7 Minuten kann nur noch schwer ein Rückstand aufgeholt werden. Wir hauen wenn möglich einen fünf Tore Vorsprung raus und wechseln dann komplett durch.
Erster Gegner war der Eschweger TSV. Nach sechs Minuten stand es 5:0 für uns, durchgewechselt, Endstand 5:3. Dann folgte das vorgezogene Highlight des Turniers. Die PSG Peine wollte nicht glauben, dass es in der D-Jgd. größere Mädchen gibt als die eigenen. Schon während unseres ersten Spiels bat mich eine Peiner Trainerin, unsere Spielerpässe der Turnierleitung abzugeben. Während des Spiels meckerte der Peiner Tross außerhalb meiner Hörweite, nach dem Spiel meckerten sie, bei der Turnierleitung beschwerten sie sich, meckerten noch während des restlichen Turniers vor sich hin und vertrösteten ihre Mädchen, dass sie das Halbfinale nur nicht erreicht haben, weil sie beschissen worden seien. Ach ja, wir gewannen 6:5. Und liebe Peiner, wißt Ihr was: Ich habe Euch beschissen! Ich habe eine ältere Spielerin eingesetzt! In dem Spiel der E-Jgd. war die kleinste, niedlichste und torungefährlichste Spielerin auf dem Platz eine D-Jugendliche! 
Die beiden weiteren Vorrundenbegegnungen konnten wir ebenfalls gewinnen. Gegen die Manndeckung von Elfershausen taten wir uns auf dem rutschigen Boden etwas schwer, gegen die Anfängermannschaft des Gastgebers Datterode setzte die erste Sieben weitestgehend aus, um kein Tormassaker anzurichten.
Halbfinale gegen den SV Reichensachsen. "Die sind ja knuffig", war mein erster Kommentar. Der Gegner bestand komplett aus dem jüngeren Jahrgang, wir hatten fast überwiegend den einen Kopf größeren älteren Jahrgang dabei. Körperlich weit unterlegen, eine mittelmäßige Deckung und in ihren Angriffsmitteln sehr eingeschränkt, eigentlich eine klare Sache. Aber zum Glück kann man ja immer noch dazulernen. Wir schlossen unsere Angriffe binnen weniger Sekunden ab, hatten in diesem Spiel aber die Seuche. Pfosten, Latte, vorbei, Torwart - zum Glück stand die Abwehr wie schon das gesamte Turnier über wie eine Eins. Der Gegner spielte sich minutenlang den Ball hilflos vor der 1:5 Abwehr hin und her, nach jedem vierten Pass klemmte sich eine Spielerin den Ball unter den Arm, nahm den Kopf runter und rannte in ein sehr kleine und sich schnell schließende Lücke in der Abwehr. Die Turnierregeln sahen offenbar passives Spiel nicht vor, der Ballbesitz lag zu über 80% beim Gegner. Vier Pässe, Freiwurf, vier Pässe, Freiwurf, vier Pässe, Freiwurf usw. Halbzeitstand 1:1.
Keine Wechsel, die erste Mannschaft musste hier noch was richten. Die zweite Halbzeit glich der ersten. Die abgefangenen Bälle verdaddelten wir oder schmissen sie gegen die Pfosten, der Gegner spielte weiter: vier Pässe, Freiwurf, vier Pässe, Freiwurf usw. Hätte sich nicht eine Gegnerin zwei Sekunden vor Schluss ein Herz gefasst und nicht den Kopf runter genommen, um in die Abwehr zu rennen und wie ein Stier zwei meiner Spielerinnen in den Kreis zu schieben, hätte es nach dem Spiel 2:2 gestanden. So aber bekam Reichensachsen noch einen 7m und warf ihn gegen die Latte... Unterkante, Linie, Tor. Eine heulende Mannschaft und bevor ZeeBee trösten konnte, musste er erst mal den zwölfjährigen weiblichen Lynchmob aufhalten, dem man nicht vormachen kann, dass es in Hessen "passives Spiel" nicht gibt. Der Schieri konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Dann eine Runde Trost spenden, Selbstkritik üben wir dann beim nächsten Training.
Ganz ohne Ironie: Taktisch gesehen ein Geniestreich von Reichensachsen, körperlich und technisch weit unterlegen und sich über die Zeit gerettet. 
Zum Spiel um Platz 3 zeigten meine Mädchen aber wieder, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. War die Manndeckung von Elfershausen in der Vorrunde noch ein Problem, überrannten wir den Gegner nun im letzten Turnierspiel, so dass wir nach wenigen Minuten komplett durchwechselten. Der spätere Turniersieger schlug unseren Halbfinalgegner erst im 7m-Werfen, möglicherweise hat heute nicht die beste Mannschaft gewonnen. 
Und zum Schluß noch ein zweiter Gruß an die Verschwörungstheoretiker der PSG Peine: Sucht im Internet mal nach einem Mannschaftsfoto der Kreisauswahl Hannover Jahrgang '94. Da findet Ihr alle Bothfelder "C-Jugendlichen".
Oder lasst es bleiben und heult weiter...
Dein Karsten