Beiträge von Zickenbändiger

    Danke für die Blumen!

    1. Im Sommerhalbjahr habe ich drei Trainingseinheiten die Woche. Unter der Woche zweimal 90 Minuten, samstags 120 Minuten, jeweils in einer regulären Halle.

    Inzwischen trainiert auch die Auswahl samstags parallel, bietet in meinen Augen maximal Training auf schwachem E-Jugend Niveau an (zumindest letzte Saison) und stiehlt mir die Kinder. Samstags im Winterhalbjahr kein Mannschaftstraining, sondern - wenn es mit den Spielplänen passt - zwei Stunden Kleingruppentraining (ein bis vier Mädchen) in einer halben Grundschulhalle.

    2. Vor Corona hatten wir in der wD meist genügend Kinder für zwei Mannschaften. Da konnte ich selektieren. Nur haben wir im weiblichen Jugendbereich oberhalb der D-Jugend keine Mannschaft mehr auf Regions-(früher Kreis-)ebene, sondern melden ausschließlich für die beiden höchsten Ligen auf Landesverbandsebene. Da selektiert es sich dann von selbst.

    Ich mache - so oder so - im Januar ein Schnuppertraining mit der "next generation". Vorurteile abbauen aufgrund der Horrorgeschichten über mich aus der E-Jugend. Spaßtraining, aber anstrengend. Da springt erst einmal niemand ab. Die ersten Flüchtlinge habe ich erst, wenn ich danach den Elternabend für "next generation" abhalte. Entweder läuft da Mutti schreiend davon, wenn ich erkläre, was Mindeststandards im Mannschaftssport sind (und leistungsorientiert noch gar nicht anspreche). Dann aber immer wieder zum Schreien, wenn mit offenem Mund meine Spielregeln verfolgt werden und ein halbes Jahr später, wenn ich wen rauswerfe, das Entsetzen, dass ich das ernst gemeint habe mit "in aller Regel zweimal die Woche Training Minimum" oder "es gibt für unentschuldigtes Fehlen beim Training die Gelbe Karte, danach Rot". Oder Mutti kündigt Wochen nach dem Elternabend die Mitgliedschaft, wenn sie hier in der Handballecke meine Firmierung entdeckt und mich als Chauvinistenschwein enttarnt hat.

    Die allerersten Trainingseinheiten ziehe ich das Tempo deutlich an. Dieses Jahr musste ich dann doch mal Wochen später mit Papa konferieren. Töchterlein hatte offenbar kein Talent, womit ich noch leben kann. Mit ihrer ständigen, offen zur Schau getragenen Unlust wollte ich dann aber nicht umgehen müssen. Da habe ich dann wirklich mal die Reißleine gezogen. Im Training habe ich nun zwei, drei potenzielle Jugendnationalspielerinnen und auch deutlich weniger talentierte Kinder. Aber alle Mädchen, die - warum auch immer - keine Lust haben, sind raus. Meine Talente kommen (fast) alle in die Landesauswahl. Die weniger talentierten Kinder landen dann nach zwei Jahren in der C-Jugend, wo es nur eine Trainingsgruppe gibt. Eine Handvoll Landesauswahlspielerinnen, eine Basis an guten Oberligaspielerinnen - da herrscht dann zu Beginn des Altersklassenwechsels wieder Darwin.

    Wenig talentierte Kinder haben es in dem Umfeld sicher nicht ganz leicht, haben aber die Chance nach zwei Jahren D-Jugend fast überall anders jede Mannschaft zu verstärken, weil sie individuell technisch ausgebildet wurden. Alle Mädchen bekommen in der D etwa dieselbe Spielzeit. Gegen schwache Gegner werden die Talente mal diskriminiert, gegen starke Gegner andersherum. Gerade letztes Wochenende haben wir (überraschend) ein Spiel verloren, bei dem ich elf Mädchen zur Verfügung hatte, der Gegner körperlich hoffnungslos überlegen war, wir technisch deutlich besser waren, ich aber vier E-Jugendliche voll eingesetzt habe und das dann nicht gereicht hat. Eltern waren teils grantig... aber blieben still. Meine technisch stärkste Spielerin lasse ich gar nicht mehr in der wD mitspielen, meine überragende Torhüterin hatte ich Sonntag zur wC I mit nach Bremen geschickt, weil sie gebraucht wurde und sie - als wahrscheinlich jüngste Spielerin der Oberliga diese Saison - viel mehr von einem Oberligaspiel hat als gegen eine schwachen D-Jugend Gegner (ihre Spielzeit dort etwa 45 Minuten). Mit beiden Spielerinnen, auf die wir freiwillig verzichteten, hätte der Gegner keine Schnitte gesehen, so mussten dann meine jüngeren und auch schwächeren Spielerinnen mal ihre Grenzen erkennen, wenn die Leistungsträgerinnen mal (letztlich zu dritt) nicht dabei sind.

    Und echt noch was vergessen. Neulich im Einstein bei Albert gelernt.

    Was dem Sushi Fan sein Gari, ist beim Whiskytasting der Kaffee. Um zwischen verschiedenen Fischsorten die Geschmacksknospen auf Null zu stellen, gibt es zwischen zwei Happen eben den eingelegten Ingwer. Zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, man lernt ihn aber zu schätzen. Und beim Tasting neulich stand eine Espressotasse mit Kaffeebohnen auf dem Tisch. Zwischen zwei Proben knusperten wir jeweils eine Kaffeebohne weg. Es funktioniert. Ich weiß nicht, ob auf Weinproben Kaffeebohnen gereicht werden oder nur das olle Weißbrot. Zukünftig daheim jedenfalls kein Tasting mehr ohne Kaffee!

    Und ich kann inzwischen auch noch mehr berichten. Vor dem Besuch in Husum hatte ich natürlich Alberts Sortiment im Internetshop sondiert und war über den Hearach der

    Harris Distillery

    gestoßen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bei Mare TV schon mal einen Bericht über die äußeren Hebriden gesehen habe und die Harris Distillery, die sich den Übergang von Gründung bis zum Verkauf der ersten Whiskyflaschen (Scotch muss rechtlich mindestens drei Jahre reifen, um sich so nennen zu dürfen) mit der Produktion von Gin finanziert haben ("Wir brauchten ein Alleinstellungsmerkmal! Was haben wir hier so? Seetang!"). Im Lager sprach ich Albert auf die allererste Abfüllung an, die er ausdrücklich nur einzeln verkaufte, um möglichst viele Kunden glücklich zu machen und eben nicht einen einzigen Sammler oder Horter.

    "Mich würde ja brennend der Hearach interessieren!"

    "Und Du glaubst, ich habe noch einen auf Lager?"

    Trotz eines stolzen Preises für einen sehr jungen Whisky (fünf Jahre, 46% abv!) war er wohl weggegangen wie warme Semmeln. Just an dem Tag hatte Albert aber eine E-Mail aus dem Ausland erreicht. Ein Stammkunde hatte seinen zurückgestellten Whisky wieder "freigegeben", denn er hatte aus anderer Quelle eine Flasche bezogen. Falls sich ein weitere Aficionado melde, der noch keine Flasche hatte, dann dürfe Albert die Flasche verkaufen, anderenfalls wolle er sie nach seinem Auslandsaufenthalt wenige Tage später zugesandt bekommen. Schwein gehabt.

    Extravagante Flasche, extravagante "Box". Der Alptraum wohl für jeden, der ihn gewerblich verpacken und versenden muss. Ob der Preis gerechtfertigt ist, muss jeder für sich entscheiden. Der allererste legale Whisky von den äußeren Hebriden, eine schöne Geschichte um fünfzig neue Arbeitsplätze in einer wundschönen aber strukturschwache Region. Ein grandioser Whisky. Weich, fruchtig, Honig, Toffee, verrät sich nicht unbedingt als Inselwhisky.

    Sommerferien. Die erste Hälfte aller Ferien gebe ich immer frei. In der zweiten Hälfte soll erscheinen, wer daheim ist, im Übrigen keine Abmeldungen nötig. Gäste willkommen. Trainingsgruppe stets ein Überraschungsei, daher auch kein "reguläres" Training. Diese Saison mit der Neuerung, dass ich auch männliche D dabei habe (s.o.). Also mal Basics, vier Einheiten Sprungwurf von "Null" wie für Anfänger. Und auch da gibt es reichlich Korrekturpotenzial. Danach als Sahnehäubchen zwei Einheiten Sprungwurf über das falsche Bein. "Mit D-Jugendlichen?!" "Wann ist denn das goldene Lernalter?" Abschlussübung Anstoßen von RL nach Außen, Pass/Rückpass in das Zurückstoßen, Abbrechen, Gegenbewegung gegen die Hand, Absprung über Kastenoberteil über das falsche Bein. Sieht schon ganz ordentlich aus, viele bekommen aber noch keine ordentliche Sprunghöhe hin. Dazu später*. Ende vom Lied: Drei meiner talentierten D-Mädels "beherrschen" inzwischen den Sprungwurf über das falsche Bein und setzen ihn im zweiten D-Jugend Jahr taktisch richtig im Spiel bei Durchbruch gegen die Hand ein. Zwei Einheiten Ferientraining außer der Reihe, mehr nicht. Die anderen Mädels üben den Wurf ständig beim Warmwerfen oder Rumdaddeln.

    Die folgende Übungsreihe stammt ursprünglich aus der "handballtraining" von vor rund fünfzundzwanzig Jahren und war genau mit diesem Thema im Heft. Ich habe einige Dinge modifiziert und setze sie auch bei "Einführung Sprungwurf" ein**.

    Zwei Turnmatten als "Landebahn", ein Langkastenoberteil quer, zur Hälfte auf die Matten und dann rangeschoben an die vordere Matte als Absprungbasis. Sicherheitsbestimmungen: Absprung nur mittig vom Kasten, nicht am vorderen oder hinteren Rand. Es geht um Höhe, nicht um Weite.

    - kurzer Anlauf mit Absprung über das falsche Bein vom Kastenoberteil, keine Ball, keine Ausholbewegung

    - Trainer stellt sich auf Wurfarmgegenseite neben die Matten, kurz hinter den Kasten, hält "Schaumgummipommes" als Schranke hin, beim Sprung mit dem Knie des Schwungbeins kräftig den Pommes hochstoßen

    - Trainer stellt sich mit Pommes auf die Wurfarmseite (hatte nur Rechtshänder zum Glück) auf einen Kasten, hält Pommes schräg hoch, Spielerinnen sollen das Ende mit Wurfhand mir korrekter Ausholbewegung kräftig abklatschen.

    Hier wird es schon sehr komplex. Schwungbein weiterhin einsetzen, Wurfarm in die Ausholbewegung, Oberkörperverwringung schon beim Setzen des Fußes auf den Kasten. Und dann nach und nach die "Hüftgegendrehung" zur Wurfarmseite korrigieren. Hier die Kinder einfach mal ausprobieren lassen und ganz viel Geduld. Die Hüftstellung in der Luft zu korrigieren, damit der Oberkörper beim Wurf nicht gegen die Hüfte arbeiten muss, ist nicht ganz leicht. Zum Glück sind es D-Jugendliche und die sind noch lernfähig!

    - s.o., kein Trainer mehr an der Seite, nun Tennisball gegen die Wand werfen

    - Knautschiball oder Softball

    - Handball

    Mit einer im Schnitt sehr talentierten Trainingsgruppe waren wir nach zwei Trainingseinheiten schon recht weit. Seither noch nicht groß vertieft, drei Talente der wD setzen den Wurf schon instinktiv korrekt im Punktspiel ein.

    *Abschlussübung von oben. Richtungswechsel ohne Ball beim Zurückstoßen, Richtungswechsel mit Ball bei der Täuschung und dem Durchbruch gegen die Hand mit Absprung vom falschen Bein. Die Kinder bekommen in dem engen Richtungswechsel nicht genug Druck auf das rechte Bein für eine vernünftige Sprunghöhe. Es sieht alles etwas unbeholfen aus. Korrektur: tief runtergehen, Sprungbein ordentlich beugen und so mehr Kraft sammeln.

    **Ich hatte und habe diese Saison mehrere Gäste wD und E im Training aus verschiedenen Vereinen. Vereinsübergreifend teilweise ein und dasselbe Phänomen. Beim Schwungbein wird nicht das Knie zum Schwungholen eingesetzt... sondern der Hacken.

    Volles Verständnis dafür, wenn ein Trainer Schlagwurf vor Sprungwurf schult und ggf. daher meine Gäste noch keinen Sprungwurf erlernt haben. Als Anfänger und als Fortgeschrittener habe ich teils Sprungwürfe verboten, wenn ich meinte, dass der Schlagwurf noch nicht sitzt. Wenn ich aber Gäste im zweiten D-Jugend Jahr habe und der Grund für einen technisch verheerend schlechten Sprungwurf sein könnte, dass der Sprungwurf noch nicht geschult wurde... doubleyou tee eff haben die denn bis dahin im Training geschult?! E-Jugend Training: JEDES EINZELNE TRAINING zehn Minuten stumpfes Ballern auf den Boden, beide Arme im Wechsel, nach zwanzig Würfen dann Ballern mit Maximalkraft gegen die Wand. Variieren. Auch mit der schwachen Hand. In der D-Jugend JEDES ZWEITE TRAINING. Wo soll denn der Wurf sonst herkommen? Wir erschießen in der D-Jugend beim Beachhandball jeden Gegner vom eigenen Tor aus. Das sind 27 Meter, 7 m mehr als Justus Fischer braucht, um den THW zu erschießen. :devil: In der Regel kassieren wir selbst aber auf einem großen Beachturnier nur ein, zwei Tore vom gegnerischen Torraum aus. Wenn überhaupt.

    Wenn ich zwei E-Jugend Jahre jedes Training zehn klitzekleine Minuten für das Wurftraining aufwende, dann sollte ich spätestens in der D-Jugend auch mal einen ordentlichen Sprungwurf schulen können.

    Zitat

    Eine Halbfeldmanndeckung war in der Überlegung, ist in der mB aber nicht mehr machbar, dafür ist das Spieltempo zu hoch…

    Würde ich so nicht unterschreiben. Wenn Du hier mal recherchierst, gab es in der Jugend Bundesliga mA (vielleicht sogar noch davor, Regionalliga) mal eine Mannschaft, ich meine aus Sachsen, die für drei Dinge in Erinnerung blieb (offenbar nicht für den Vereinsnamen):

    - hautenge Trikots, so dass die Mütter der gegnerischen Mannschaften zu sabbern begannen

    - einen streitbaren, sehr streitbaren Trainer

    - und eben eine Halbfeldmanndeckung, die sie dann in der Herren zunächst in der OL/3. Liga (?) weiterspielten und für unfassbare Ergebnisse sorgten

    Wenn es irgendwo in der Jugend an den Basics hakt... nicht weitermachen und kaschieren, zurück zum E- und D-Jugend Handball. Irgendwer hat damals seine Hausaufgaben nicht gemacht und die müssen nachgeholt werden. Ich erinnere mich dunkel an einen Artikel in der Handballtraining, über zwanzig Jahre her, in dem der Autor und Trainer einer wB Ähnliches beschrieb und sich nicht zu schade war, dann D-Jugend Handball (-Abwehr) zu spielen. Mit Erfolg.

    Offen kommunizieren: Es läuft nicht, es sind Defizite da, die aufgeholt werden müssen, "weitermachen" wäre ein Fehler, wir ändern die Marschroute und drehen den Laden auf Links.

    Zitat

    Wir spielen derzeit wegen der Größe unserer Spieler eine offensive 3:2:1, haben also viele Zweikämpfe zu gewinnen

    Das Problem kenne ich gut. Die 3:2:1 kann ein paar Baustellen überdecken (allerdings nur optisch), die Basics müssen aber stimmen. Ich habe mal mit einer wC das Final6 um die Landesmeisterschaft gespielt. Wir haben auf Halb nahezu alle entscheidenden Zweikämpfe verloren (u.a. gegen Toni Reinemann und Marie Steffen, heute beide Oldenburg). Das war eine interessante Lektion nach der Saison für die nächste Saison. In der Folgesaison habe ich die Prioritäten verschoben. Ganz viel individuelles Abwehrtraining und in der Oberliga wC lange eine Halbfeldmanndeckung gespielt. Den Shitstorm von den Landestrainern, den Eltern und teils den Mädels kannst Du Dir nicht vorstellen. Im November habe ich ein Sabbatical genommen, im Mai waren dann Landesmeisterschaften. Es gab keine einzige Rückraumspielerin im gesamten Turnier, die die Mädchen vor Probleme stellte.

    Meinst Du "defensives Abwehr 1:1" im Gegensatz zu "offensives Abwehr 1:1" oder schlichtweg individuelle Abwehrschulung? Ansonsten steckt oben schon ein kleiner Widerspruch und der Lösungsansatz des Dilemmas. David gegen Goliath lässt sich im Rückwärtsgang nicht lösen. Ich kenne die betroffene Altersklasse nicht, aber "fast kein Spieler" gewinnt Zweikämpfe klingt nach "back to the basics". Führt wohl kein Weg dran vor bei:

    Zickenbändiger
    12. November 2021 um 17:35

    Einträge vom letzten Jahr 25. und 26. November. Mal überfliegen und altersgerecht aufbereiten.

    Willkommen in der Handballecke, jedenfalls beim aktiven Teil der HE! Bitte gerne in Eigeninitiative hier Erfahrungen einstreuen. Traut sich ja leider sonst kaum jemand.

    7 vs. wild. Wir werden ausgesetzt, jeder hat sich unterschiedliches Werkzeug mitnehmen dürfen und am Ende steht ein Regenschutz mit Schlafstätte, eine Feuerstelle, ein Wasserbehälter und jeder hat einen kleinen Nahrungsvorrat. Wenn wir uns die verschiedenen Spielweisen anschauen, werden sie sich Richtung gefestigter Raumdeckung ggf. nur in Nuancen unterscheiden. Und auch ich beobachte immer wieder, dass gerade in der Übergangszeit die Grenzen zwischen Mann- und Raumdeckung verschwimmen, ich das aber auch zum Teil hinnehme. Oben war ich etwas unehrlich. In jungen Jahren habe ich MIR die sinkende Manndeckung nicht zugetraut. Inzwischen bin ich überzeugt, dass auch mein Weg zum Zielt führt.

    Auch in meiner Abwehrkette, die sich nicht an der Ballhöhe orientiert, kommt allmählich die neue Regel dazu "Beschütz die Lücke auf Ballseite... aber nur solange dort Gefahr droht!" Ansonsten darf nicht nur gegen die Ballführerin rausgetreten werden, sondern auf der Nachbarposition (Tippen/Prellen ist abgeschlossen, Ballführerin ist mitten im Zweikampf, Ballführerin fehlt per se der Drang zum Tor), die "Kette" diffundiert Richtung Ballgewinn. Dann können wir wieder mehr Ballhunger entwickeln. Ich hab das Lehrvideo zur sinkenden Manndeckung lange nicht mehr gesehen, würde mich aber sehr wundern, wenn dort nur die defensiven Aufgaben geschult werden und nicht die von Dir geschilderten Ausnahmen.

    Ich führe gerade mit acht talentierten Jungs und vier, fünf Mädchen (meine Auch-C-Jugendlichen) Übergeben/Übernehmen ein. Gegen jede Vernunft/Erfahrung versuche ich das in Grundspielen und lasse die Grundübungen vollständig weg. Macht einerseits viel mehr Spaß und es entstehen schöne Nebenprodukte aus Parallelstoß und Kreuzen-Parallel, auf der anderen Seite natürlich der Schwerpunkt nicht so verdichtet wie in der Grundübung, wenn sklavisch das Kreuz vorgegeben ist. Letztlich ausschlaggebend ist für mich aber die Spielnähe, dass der Ballführer die Chance auf ein Kreuz selbst beurteilt, dass der Nachbar sich Parallel offenhält und durch Beobachtung für Kreuz entscheidet, dessen Gegenspieler wiederum Übergeben/Übernehmen einleitet, nicht weil die Übung es vorgibt, sondern er die Situation richtig erkennt (ich passe hier das Geschlecht den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen im Spiel und Training an :lol: ). Bislang bin ich zufrieden, zwei Einheiten sollen noch folgen. Gilt eigentlich allgemein der Satz: "Je Trainererfahrung, desto Grundspiel"? Ich brauche vielleicht nicht die Sicherheit/Vorhersehbarkeit der Aktionen, um dennoch sinnvoll zu korrigieren.

    Ganz vergessen, malt mates! Bei YouTube unbedingt mal nach ralfydotcom suchen! Der alte Ralfy sitzt in seinem Keller auf der Isle of Man an einem leeren Whiskyfass und rezensiert Whiskyabfüllungen. Und spricht Wahrheiten aus, die der Normalsterbliche nie erfahren würde. Gibt Tipps, die einen sprachlos zurücklassen. Und fegt über die Kommerzialisierung der Branche hinweg wie ein zorniger Orkan. Sein Englisch sollte verständlich sein, eine Handvoll seiner inzwischen >1.000 Reviews sollte sich jeder Whiskyfan geben. Was uns älteren Fans früher die Jackson-Punkte waren, an denen wir unsere Einkäufe orientierten, sind nun Ralfys malt marker.

    Die Gretchenfrage in der D-Jugend:

    Wie gestalte ich den Übergang von der Mann- zur Raumdeckung?

    Die eleganteste Lösung bietet sicher Balljäger mit der "sinkenden Manndeckung". Spannend aber ist, dass den Begriff zwar jeder kennt, ich die Deckungsform aber im Alltag nirgends zu Gesicht bekomme. Und wenn ich mal nachhake, hat sie doch niemand verstanden. Wenn ich in der Manndeckung / extrem offensiver Raumdeckung die Anweisung gebe (Rückraumspieler bekommt Ballbesitz): "Zurücksinken!", weil ich das Prellen VOR der Abwehr provozieren möchte, dann habe ich auch schon gehört, dass das ja wohl eine "sinkende Manndeckung" sein müsse.

    Habe ich aber nie gespielt! Folgende Überlegung: In der offenen / in der Halbfeldmanndeckung hat die Abwehrspielerin den Bezugspunkt Gegenspielerin (immer zwischen Tor und Gegenspielerin agieren), deren Prellhand (bei Mädchen nicht immer die Wurfhand und noch schlimmer häufig nicht die taktisch richtige Hand) und den Bezugspunkt Ball (bei mir: Brust zum Ball, wenn ihn Gegenspielerin nicht hat). Bei der sinkenden Manndeckung kommt die Ballhöhe dazu: Zwischen Tor und Gegenspielerin, ggf. Brust zum Ball UND mindestens auf Ballhöhe zurücksinken. Habe ich bei Aufkommen der sinkenden Manndeckung meinen Mannschaften nicht zugetraut, das vernünftig umzusetzen, so dass ich das Eisen nie angefasst habe. Ich habe allerdings auf Turnieren schon zweimal E oder D-Jugend Jungsmannschaften mit einer Top sinkenden Manndeckung gesehen, dass ich es fast bereue. Fast.

    Angefangen habe ich mit cold turkey. In der Halbzeit umgestellt. Hacken auf den Neuner, die Halben und VM noch zwei Schritte raus und je nachdem, wie sie mit dem Gegner klarkommen, gerne noch weiter raus. Hat immer geklappt, eleganter ist das andere Modell. Ist von der Ausrichtung aber konservativ/defensiver. Und das wiederum entspricht nicht meiner Idee von Deckung.

    Seit Jahren führe ich nun Raumdeckung/Positionsspiel gegen Raumdeckung mit Endlinienball bei Rugbypassregeln ein (keine Pässe nach vorn, nur zur Seite oder nach hinten, an anderer Stellen von mir schon detailliert beschrieben). Jüngst exzessiv, das Aufwärmspiel wird JEDES Training wochen-/MONATELANG gespielt. Zentrale Korrektur: "Ich will die ABWEHRKETTE sehen!" Alle vier oder fünf Spielerinnen in einer Kette. Die Außen eher passiv, laufen ihrer Gegenspielerin NIEMALS entgegen, versperren den Prellweg nach innen (es darf, es muss geprellt werden), nehmen die Gegenspielerin auf und schieben sie im Idealfall über die Außenlinie. Alle Innenverteidigerinnen treten auf ihre Gegenspielerin bei deren Ballannahme raus (Abwehrdreieck!), sinken dann in die ABWEHRKETTE zurück. Verdichten in Ballnähe. In dieser Spielform gibt es dann kein Zurücksinken vor der Ballführerin mehr, die Abwehrkette hat als Bezugspunkt die Angriffsreihe und nicht Nah- oder Fernwurfzone. Ich möchte ausschließlich Raustreten mit Körperkontakt haben und keine Lücke in der Kette öffnen.

    Und mit diesem Konzept der Abwehrkette kann ich die (neu gelernte) Raumdeckung recht gut auf das Punktspiel übertragen. Die Mädels, Halbfeldmanndeckung gewohnt, kommen gar nicht auf die Idee sich an den Rand der Nahwurfzone zu stellen, sondern positionieren sich aus Gewohnheit weit in die Fernwurfzone hinein. Bezugspunkt für die Stellung im Raum ist nicht der (schnelle) Ball sondern die Postition der Nachbarin, wobei die "Kette" nicht mehr eine Linie wie beim Endlinienball ist sondern einer Kurve außerhalb des Neuners entspricht (die Außen auf dem Neuner). Auf den Punkt gebracht: Die Position nicht an der schnelllebigen Ballhöhe auszurichten, sondern im Verbund, als leicht zu bildende Formation, halte ich für einen didaktisch leicht umzusetztenden Schritt. Die taktische Disziplin erlernen die Mädels aktuell schließlich in jedem einzelnen Training bei Aufwärmen. Und da ich tatsächlich überall "sinkende Manndeckung" höre, sie aber nirgends sehe, vielleicht eine überlegenswerte Alternative.

    Offenes Training der GWD Minden A-Jugend

    Teil II

    Ich tue Minden sicher nicht unrecht, wenn ich die Einladung hier mal weitergebe:

    08.11.2023 von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr in der neuen Halle des Besselgymnasiums (Hahler Str. 134, 32427 Minden)

    Diesmal von Leistungskoordinator Lars Halstenberg, Thema "Schlagwurftraining". Ich muss leider passen, mittwochs habe ich selbst Training, hätte aber gerade das Thema gerne mitgenommen.

    Anmeldung erwünscht (aber nicht Voraussetzung): lars.halstenberg[at]gwd-minden.de

    Hat den Vorteil, dass man dann per Mail beim nächsten Mal direkt kontaktiert wird.

    HE Whisytreffen 2023, neunzehn Jahre nach dem Start, ist zu Ende. Mit Micha, Enno und mir immerhin drei Handballeckler am Start, Enno in Begleitung und Micha zweites Ur-Treffen-Mitglied aus 2004. Und "Danke" an die Deutsche Bahn, trotz über eine Stunde Puffer tatsächlich über eine Stunde zu spät...

    Mehr geordnetes Tagesordnungsprogramm als einen Tisch im Einstein zu reservieren, hatten wir nicht. Durch die Speisekarte haben wir uns noch ohne Hilfe durchgefunden und erst einmal den Hunger gestillt. Alles wird frisch zubereitet, die Schnitzel sind weit überdurchschnittlich gut! Der zweite Programmpunkt wäre dann ohne professionelle Anleitung erheblich schwieriger geworden. Wie findet man sich im Schlaraffenland zu Recht? Die zündende Idee war dann "betreutes Trinken" mit Albert, der sich sofort bereit erklärte, uns den Rest des Abends als Safariguide zu dienen. Wir haben einfach mal das letzte offizielle Tasting im Einstein nachgespielt, Nachwuchswhiskysommelier Vincent hatte das Programm noch im Kopf und Albert kredenzte uns fünf drams (1 cl) unterschiedlichster Whiskies. Meine Höhepunkte (genaue Abfüllungen habe ich leider nicht mehr parat):

    - Benriach triple destilled

    - sehr hochprozentiger Glen Allachie

    - Mac Talla Strata (Bowmore, 46%)

    Zu jedem Glas gab es von Albert umfangreiches Hintergrundwissen, so dass uns fast die Köpfe rauchten. Sehr schön auch, dass wir nicht nur was über Destille und Destillate erfahren durften, Albert gab auch viele Infos zu den Masterminds hinter den Whiskies, so dass wir nun wissen, wem wir diese Schätze teils zu verdanken haben (ich verneige mich vor Andrew Symington, Jim McEwan und Billy Walker). Mit dem Tasting war der Abend natürlich noch nicht vorbei, hinterher durften wir in die Schatzkammer des Versandhandels, dort den Showroom und das Lager, wo die Lehrstunde ihre Fortsetzung fand. Drei Whiskyaficionados marschierten dann mit einer Flasche unter dem Arm zurück zum Tisch, mittlerweile waren wir die Letzten.

    Zum (traurigen) Abschluss nahmen wir noch einen hochpreisigen dram vom fantastischen 19jährigen Bladnoch, um auf einen für immer abwesenden Freund zu trinken. Slainte, Ronaldo!

    Danke an Albert, Enno und Micha für einen unvergesslichen Abend! Falls Interesse besteht, nächstes Meeting ggf. 2024 in Bünde/Westfalen. Dazu gerne diesen Thread ein wenig am Leben erhalten.

    Es droht ein handballfreier Samstagnachmittag nach dem morgendlichen Training... die Oberliga C-Jugend Mannschaft hat doch aber ein Trainingsspiel. Im Nachbarbundesland. Und eine meiner D-Jugendlichen soll mitspielen. Samstag gerettet!

    Stand(beim)handball

    Die Heimmannschaft macht sich bereits warm, lange bevor unsere Mädels die Halle betreten. Erst rollen sie über die Blackroll, dann dynamisches Dehnen mit Therabändern - das sieht schon recht professionell aus und unsere C-Jugend ist mit 2:6 Punkten in die Oberligasaison gestartet. Ich bin gespannt. Wenig später dann Parallelstoßkontinuum auf zwei Rückraumpositionen gegen zwei Abwehrspielerinnen. Stoßen, (manchmal) auf den Körperkontakt warten, Rückpass zur anderen Position, hinten anstellen. Die Profieindruckblase droht zu platzen. Die ersten beiden Abwehrspielerinnen überzeugen nicht bei dieser einfachen Übung. Das nächste Paar. Übernächstes Paar. Und so weiter. Bereits jetzt weiß ich, wer das Spiel gewinnen wird, obwohl ich den Gegner noch nie hab spielen sehen.

    Keine einzige Abwehrspielerin nimmt Körperkontakt aus einem sicheren Stand heraus auf. Entweder wird ungestüm in die Rückraumspielerinnen hineingelaufen - im richtigen Leben eine Einladung für eine Täuschung und dann ist der Drops in der Regel auch gelutscht. Oder die Fußstellung ist parallel, unsicher, wackelig. Die jeweilige Abwehrspielerin kämpft jedes einzelne Mal, das Gleichgewicht zu halten. Wollte die Ballführerin tatsächlich durch, wird sie jedenfalls nicht von ihrer eigenen Gegenspielerin gebremst. Das Spiel ist lange offen, am Schluss gewinnt aber die bessere individuelle Schulung deutlich. Und unsere - schon überragende - Kreisläuferin wird zwischenzeitlich immer wieder auf RR eingesetzt, wo sie leichtes Spiel hat. Weniger mit der Finesse einer gelernten Rückraumspielerin als mehr mit Kraft pflügt sie weitestgehend ungehindert durch die Deckung, schüttelt die Gegenspielerinnen geradezu ab.

    3:2:1 Lehrvideo Mindens A-Jugend mit Peter Feddern. Der Klassiker. Irgendwo erklärt Feddern eher beiläufig, dass vor den Körperkontakt ein kurzer Stemmschritt gehört. Kein paralleler unsicherer Stand mehr und es wird auch nicht mehr jede Täuschung automatisch mitgemacht.

    Ich war zum vierten oder fünften Mal in Lübbecke zu Gast und hatte Samstag persönliche Premiere beim Mühlenkreisderby. Beide Mannschaften mit bekannten Gesichtern, sowohl Semisch als auch Katze haben schon für Burgdorf im Tor gestanden, Katze damals zwei Jahre leider nur auf dem Papier.

    Lübbecke startete im ersten Angriff gleich mit einem missglückten Kempa, da war man wohl etwas übermotiviert. Minden zog Richtung Ende der Halbzeit auf sieben Tore davon, so dass ich die Halbzeit etwas früher als die Schiedsrichter einläutete. Dadurch verpasste ich eine spannende Szene Sekunden vor Schluss, als wohl mitten im Lübbecker Wurf von Außen die Mindener Bank den Buzzer betätigte. Ließ sich wohl nicht aufklären, was genau da passiert war. Gab aber den fälligen 7m und 2 Minuten gegen die Bank. Interessanterweise gab das Fachpublikum dem Fanclub die Schuld, da die Trommler denselben Takt wie die Gäste schlugen und das ja wohl als Ansporn nicht funktioniere... Ich sollte öfter mal die Perspektive wechseln und mich häufiger unter die Experten mischen!

    Ich hätte zur zweiten Hälfte (5 Tore rück) nichts mehr auf die Heimmannschaft gesetzt, mit o.g. 4:0 Lauf weckten die Hausherren dann aber das Publikum aus der Schockstarre. Ab dann trug das Publikum die Lübbecker Aufholjagd und wohl dem, der eine alte Katze in der crunch time im Tor hat! Im entscheidenden Moment fand sowohl ein 7m als auch ein Gegenstoß nicht den Weg ins Tor. Wer das Aufwärmen verfolgt hat, hätte dem 7m Schützen allerdings geraten, bei extrem tiefer und breiter Stellung von Katze nicht nach oben zu werfen. Klassiker aus dem TW Handbuch von Hecker/Thiel. Dann verdienter Sieg mit 3 Toren. Ein gelungener Abend.

    Meldefenster für Freitag im Einstein geschlossen, ich habe eben den Zweiertisch auf Dreiertisch hochgerüstet. Spontanbesucher natürlich willkommen, notfalls Campingstuhl mitbringen.

    An alle Whisky- und Rumaficionados: Falls das HE-Whiskyforumstreffen mal weiter in den Süden wandern soll und Ihr eine geeignete Bar habt, dann seid nicht schüchtern! Hier mal bitte melden.

    Ich habe da z.B. gerade den Tipp bekommen, dass sich in Bünde/Westfalen eine mythische Whiskybar versteckt. Ferienwohnung und ein Besuch bei einer Zweitligabegegnung im Mühlenkreis, schon klingt der Aufwand nicht mehr nach komplettem Irrsinn. :lol:

    Eines meiner Lieblingsthemen war immer und seit der letzten Regeländerung mit dem Anwurfkreis wieder aktuell ist die

    Schnelle Mitte.

    Nur konnte ich üben, üben, üben... mehrere Generationen Mädels haben es nie hinbekommen. (In der C-Jugend) Runtergebrochen auf zunächst das Zuspiel, Laufweg mit kleinem Bogen vor der Mittelinie, spätes Umdrehen. Angeschlossen dann langes Kreuzen aus dem Anwurf heraus. Unter dem Strich... ganz viel Zeitverschwendung. Meist scheiterte es bereits an der Torhüterin mit Nebentätigkeit im Streudienst.

    Nun haben wir mal in der D-Jugend (13 Mädchen, 10 Jungs) zwei Wochen Tempospiel (vier Einheiten) auf dem Zettel gehabt. Durch Brückentag und Nachholspiel hatten wir mit etwas zeitlichem Abstand zu dem Block nun zwei Wochen mit je nur einer Einheit. Wiederholung Tempospiel. Weniger in Grundübungen als mehr im Grundspiel 3:3. Zwei, drei oder vier Angriffe in Folge über das gesamte Feld. Fehlwurf > Gegenstoß, Tor > Schnelle Mitte. Vor dem Mittelkreis habe ich mit Gummitellerchen ein Dreieck (ausgerichtet auf passgebenden TW, etwas weniger als die Breite des Anwurfkreises) abgesteckt, das mit kleinem Bogen umlaufen werden soll, um die Ballannahme zu erleichtern.

    Wir sind nach sechs Einheiten mit zwei D-Jugend Teams weiter als ich es durch Grundübungen jemals mit C-Jugend Mannschaften geschafft habe. In der D-Jugend reduziere ich das noch auf stumpfes nach vorn Rennen ohne Auslösehandlung. Je nachdem, wie wir das künftig in Punktspielen hinbekommen, kommt vielleicht noch ein Einlaufen oder ein Postitionswechsel dazu. Aber mit dem bloßen Timing des Anwurfs bin ich schon mal zufrieden. Wie sagt mein Trainerkollege Sven immer: "Spielen lernt man durch spielen."

    Liebes Handballtagebuch!

    Es wird dringend mal wieder Zeit für einen Eintrag, nur benehmen sich alle zur Zeit. Mhhh... fast alle. Vielleicht mal ein Kurzepisodeneintrag.

    Nachricht von Dieter. Ehemaliger Frauenbundesligatrainer und weit und breit der umtriebigste Trainerprivatier, der mit Handball abgeschlossen haben will. Hier mal ein Einsatz als Trainer-Trainer in der zweiten Liga, dort mal ein Wochenendlehrgang, Kurzeinsatz über Ostern beim Turnier in Dänemark als Coach einer C-Jugend... "Ich habe fertig" - nee, is klar. Vor mehreren Wochen war Dieter vom Kreis Wuppertal für einen Kurzlehrgang engagiert worden und hatte diesen akribisch vorbereitet. Anreise am Abend vorher und beim Packen den Laptop vergessen. Für den Perfektionisten eine Vollkatastrophe, für die Jugendtrainer wahrscheinlich die besten Demo-Einheiten ihrer bisherigen Laufbahn. Dennoch bietet Dieter zerknirscht eine kostenlose Wiederholung an, diesmal mit Laptop und Beamer. Und weil auch Kindertrainer unter den Teilnehmern waren, holt er sich für den Zweittermin eben einen Kindertrainer als Referenten dazu.

    Der Lehrgang ist Samstagmorgen. Anreise Freitagnachmittag für das Kulturprogramm. Dieter hatte ein, zwei Konzertvorschläge vorweggeschickt. ZeeBee hatte die Suche etwas erweitert und stößt auf die Delta Bombers im Kulttempel in Oberhausen. Nie gehört, aber dafür gibt es ja YouTube. ZeeBee gibt "Delta" ein und stürzt sich auf den ersten Vorschlag, hört rein und befindet das für gut. Link von dem Konzert an Dieter, der abnickt, ohne aber reinzuhören. Donnerstagabend sucht ZeeBee noch mal die Location und das Konzert der Delta Saints. Findet nichts. Findet die Delta Bombers. Ist irritiert, denn die gesichteten Videos waren doch von den Delta Saints. ZeeBee schwant eine Fehlleistung. Liest was von Rockabilly. F***! Augen zu und durch. Der Kulttempel erweist sich als... schon ein Glücksgriff. Geiler Laden. ZeeBee sichtet das Publikum. Als Metalfan Einiges gewohnt, aber das hier ist... außergewöhnlich. Dieter und ZeeBee sind deutlich untertätowiert, deutlich unterbehutet und fast die einzigen Männer ohne Rockabillyfrisur. Schon der Sideshow-Besuch ist der Eintritt wert. Die Bardame im ersten Stock allein wäre dagegen einen Zehner mehr Eintritt wert gewesen. ZeeBee ist verliebt und bietet an, den gesamten Abend die Getränke zu holen. Musik gibt es auch und die tut jedenfalls nicht weh. Sehr interessanter Abend!

    ***

    Letztes D-Jugend Spiel der Vorrunde. ZeeBee hat voll Kapelle. Toptalent Frida, die gar nicht mehr weibliche D sondern nur männliche D und wC spielt, wird zur Co-Trainerin befördert. Eine Spielerin vom Nachbarverein möchte sich weiterbilden und schaut vorbei. ZeeBee befördert sie ebenfalls zur Co-Trainerin. Zwei rührige C-Jugendliche wollen mit auf die Bank. Co-Trainer Nr. 3 und 4. Mathematisch kommt das mit der Zahl der Offiziellen nicht mehr hin. ZeeBee geht im Geiste das Wochenende durch, Samstag war kein Spiel, Sonntag spielen noch C II und C I. Frida ist nur für C II eingeplant, wird wieder zum Status "Spielerin" und ZeeBee bittet sie, nicht kurzfristig bei der C I auszuhelfen, weil die das dritte Spiel binnen 48 Stunden wäre. Frida grinst, hat nicht vor heute noch Oberliga zu spielen. Spiel ist vorbei, ZeeBee steht an der Bushaltestelle. Handy klingelt. Fridas Mutter, Co-Trainerin der männlichen D, ist sauer. Sehr sauer. Der mD Gegner vom Wochenende, ungeschlagener Tabellendritter, hatte das Punktspiel auf Montag verlegen lassen, weil der beste Spieler sonst gefehlt hätte. Der TVB hatte großzügig zugestimmt, weil Montag, Trainingstag, alle da sein würden. Nun nur nicht mehr Frida, die Sonntag bereits zweimal auf dem Formular stand und als Leistungsträgerin die beiden bisher engen Spiele der Jungs mitentschieden hatte. F***!

    ZeeBee schleicht Montagabend in die Halle. Der Gegner ist im Schnitt recht klein, bis auf den Haupttorschützen ist alles Jungjahrgang. ZeeBee rechnet sich Chancen aus, dass die Bengels es auch ohne Frida hinbekommen. Die bekommt eine große Tafel Sühneschokolade in der Halbzeit. Die Jungs machen es ordentlich, kurz vor Schluss führen sie mit zehn Toren. ZeeBee flüstert Frida zu, dass es vielleicht ganz gut für das Selbstbewusstsein der Jungs sei, wenn sie ohne ihre Hilfe ein Spiel gewinnen. Grinst, ist erleichtert. Das hätte mindestens eine Kiste (Bionade) gekostet. Plötzlich sieht ZeeBee Unheil, großes Unheil kommen. E-Jugend Hyperknuddelmaus Polly stürmt nach Abpfiff zielstrebig über das Feld, Frida fest im Blick. ZeeBee ahnt das Schlimmste. Polly hat entweder die große goldene schwedische Packung gesehen oder war zielsicher der Schokoladenwitterung gefolgt: "Versteck die Schokolade! Versteck die Schokolade!" Zu spät...

    ***

    C-Jugend Landesliga. Vollkommen unbekannter Gegner aus dem südlichsten Zipfel Niedersachsens. Tabellenführer. Eher ein weißes Blatt in der Mädchenhandballszene und hatte am Wochenende zuvor die Zweitvertretung des befreundeten Peiner Vereins zerpflückt. ZeeBee bekommt einen detaillierten Bericht, der nichts Gutes verheißt. Andererseits ist die Zwote ZeeBees Ausbildungsmannschaft auf der Schwelle zum Leistungshandball, also ist hier bad news = good news. Bad news wiederum das Schiedsrichterinnengespann, die sich als komplett Fachfremde an der Pfeife erweisen. ZeeBees Anti-Stress-Drüse schüttet fix Betablocker-Hormone aus, um das Spiel ohne Dauerschäden am Herzen zu überstehen. Funktioniert gut... bis sich das Fachpublikum bemerkbar macht. Drei Elternteile überbieten sich damit, lautstark ihre - nicht immer sicheren - Regelkenntnisse kund zu tun. Und allesamt Väter, die noch nicht so lange in ZeeBee Land weilen. ZeeBee platzt der Kragen, haut einmal dazwischen, als für einen Schlag gegen den Ball im Wurf mehr als der fällige 7m gefordert wird. Wenig später der nächste unqualifizierte deutlich hörbare Beitrag.

    "DAS WAR WEDER NOCH! WENN DU KEINE AHNUNG HAST, EINFACH MAL RUHIG BLEIBEN!"

    Dreißig Jahre Stimmbandtraining zahlen sich aus. Betablocker-Hormone verlieren ihre Wirkung, immerhin höflich geblieben. In der Halbzeit verspricht ZeeBee den Mädchen, dass sie auf der Tribüne bei Papa landen, um ihn bis zum Spielende zu beruhigen, wenn sich die Fußballproleten-Attitüde nicht ändert. Die Mädels mögen mit dieser Information anfangen, was sie sollen. Die Mädels müssen gepetzt haben, denn das Schiedsrichterinnengespann beweist weiterhin keinerlei Regelkenntnis, was nun aber vom Fachpublikum nicht mehr kommentiert wird. Ein wenig Trainerautorität schadet wohl nicht...

    Edith schiebt ein:

    Mittwochabend nach dem Training:

    "Wer von Euch spielt nächsten Dienstag in der Auswahl beim Regionsvergleichsturnier?"

    "Wissen wir noch nicht, erfahren wir am Samstag."

    "HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH?!"

    "Wir sollten uns alle den Dienstag frei halten."

    >>Langes Wochenende mit Feiertag am Dienstag und die Eltern von wer weiß wie vielen Kindern sollen sich mal eben 'den Dienstag freihalten', jedenfalls bis Samstagmittag. Da hat wohl wer die Beziehung zur Erdanziehungskraft verloren...<<

    In Sachen Regionsauswahl wundert sie ZeeBee inzwischen über NICHTS mehr. Das hat nichts, aber auch gar nichts mehr mit der Veranstaltung zu tun, die ZeeBee fünfzehn Jahre als Trainer begleitet hat. Einst gab es eine Sichtung, eine Nachsichtung und dann stand der Kader von 18 Kindern +/-. Heute wird nicht einmal mehr gesichtet, vierzig Kinder stehen Trainingseinheit um Trainingseinheit in der Halle rum und der Einzige, der in Schweiß kommt, ist Papa, der das Kind abgeliefert hat und zeitgleich joggen geht. Schon mehrfach hat ZeeBee seinen Mädchen angeboten, sie von der Alibisportveranstaltung abzumelden. Nun überflüssigerweise auch noch samstags, dem Tag der dritten Mannschaftstrainingseinheit, die ZeeBee nun einstampfen darf.

    Dienstagmorgen in aller früh. Handballmastermind Dirk sammelt ZeeBee am Treffpunkt ein für die Fahrt nach Emmerthal zum Sichtungsturnier. Dirk ist Co-Trainer bei der Talentschmiede aus der Nachbarregion. Und gleich um 10:00 treffen drei von seinen Talenten auf sechs von ZeeBees Talenten. Das muntere Spielchen endet unentschieden. Im positiven Sinne sind die Erkenntnisse dürftig, ZeeBee entdeckt nicht das große bisher unbekannte Talent. Zumindest nicht aus der eigenen Region. Dafür stolpert die ein oder andere Spielerin über den Platz, die ZeeBee gedanklich in einer Sichtungsveranstaltung bereits nach drei Minuten gestrichen hätte. Auf der anderen Seite fehlen mehrere Talente von ZeeBees geheimer Liste, deren Namen wahrscheinlich bei den Auswahltrainern nicht mal bekannt sind. Das ist nicht mehr das Auswahlwesen, das ZeeBee vor dreizehn Jahren verlassen hat.

    Das Regionsvergleichsturnier dient den Landestrainern als "Vorsichtung", auf der talentierte D-Jugendliche schon einmal für eine vorzeitige Berufung in die C-Jugend Stützpunkte gesichtet werden. Jedenfalls gilt das wohl bis zum Abend vor dem Turnier. Während der Veranstaltung macht die Runde, dass keine D-Jugend Talente mehr vorzeitig für regelmäßige Teilnahmen an den Stützpunkten gesichtet vorgesehen seien. Die Landesauswahltrainer erfahren dies vor Ort. Die Veranstaltung ist also von vorne bis hinten Muster ohne Wert. In Sachen Landesauswahl wundert sich ZeeBee inzwischen über NICHTS mehr.


    Dein

    Karsten