Nun ja. Ich wollte von fundierten ersten eigenen Erfahrungen berichten, nicht vom Probedurchlauf auf ungewohntem Untergrund.
Und außerdem wollte ich nebenbei Erinnerungen an den Sommer wachrufen.
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Deine Schilderungen sind bestimmt seriös - in erster Linie regen sie mich aber dazu an, über die prozentuale Verteilung der Schlauheit und der Dummheit zwischen Füchsen und Hasen nochmals nachzudenken.
Hmmm... über dem Satz werde ich sicherlich noch die halbe Nacht brüten. Wir schlichten Gemüter haben es nicht so mit Metaphern. 
Als Auswahltrainer sehe ich mich in der Pflicht, meine Jungs gem. RTK auszubilden und wenn möglich noch den ein oder anderen Vereinstrainer zu erreichen. Als Vereinstrainer bin ich in der Pflicht, meinen Mädchen Spaß am Handball zu bieten, sie möglichst vielseitig auszubilden und nebenbei auch noch etwas Erfolg zu haben. Und als Eulenspiegelianer, Skeptiker und Jurist werde ich jede Möglichkeit nutzen, Eingriffe in meine Entscheidungsfreiheit als Trainer zu unterwandern. Wer alles regulieren will, muss mit Querköpfen leben, die gezielt Lücken suchen.
Mit meinen 94er Mädchen habe ich das unverschämte Glück, auch einige Shooter darunter zu haben. Eine defensive Deckung macht uns nichts aus. Der Gegner hat die Wahl der Waffen: Rückraum oder 1:1. Noch sind wir (ich betone noch einmal, ich halte es für reines Glück!) beim Rückraumduell allen mir bekannten gleichaltrigen Mannschaften überlegen. Beim 1:1 leider nicht, aber wir arbeiten daran. 
Und das ist der Kern meiner Handballphilosophie: Die Kinder so auszubilden, dass es keinen Unterschied macht, ob die Abwehr defensiv oder offensiv deckt. Das möchte ich aber niemandem vorschreiben, sondern möchte den Erfolg der vielseitigen Ausbildung vorleben. Dieses "Vormachen" ist meiner Ansicht nach einer der Gründe, warum sich die offensive Abwehr bei uns längst durchgesetzt hat. Seit Jahren dominieren hier die Mannschaften die mD, die auch mit die beste 1:5 Abwehr beherrschen. (Im weiblichen Bereich ist das Niveau leider unterirdisch.)
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Die RTK will Gleichzahl-Situationen in großen Räumen -
Für die E-Jgd. haben sie in Niedersachsen in der Tat dem Keeper verboten, die Mittellinie zu überqueren. Der arme Tropf darf also nicht mal einen 7m werfen.
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bei Überzahl (Du spielst sicherlich mit zwei Kreisläufern und nicht mit vier Rückraumspielern) wird die Abwehr notwendigerweise die Räume am Torkreis verdichten müssen. Ergo der komplett gegenteilige Effekt!
Selbst wenn die Gegner verdichten würden (das hat bislang erst eine Mannschaft getan, s.o.), dann käme mir das entgegen. So erzeuge ich mir Spielsituationen, die ich aus Ausbildungsgründen gerne hätte, die aber im Normalfall "verboten" wären. Vier meiner D-Mädchen lasse ich in der B-Jgd. mitspielen, damit sie mal Erfahrungen gegen eine defensive Abwehr sammeln können.
Wir würden wahrscheinlich eher einen Konsens finden, wenn wir aus demselben Kreis stammen würden. Hier ist die Fleischmauer weitestgehend Geschichte. Es kommt also einer Diskussion über Demokratie zwischen Athenern und Spartanern gleich. Mit völlig verschiedenen "Spielkulturen" der Kinder im Hintergrund kommen wir gewiss nicht auf einen gemeinsamen Nenner.
Ach ja. Diese Saison habe ich bisher bei Spielbeobachtungen in der mD bei uns über ein Dutzend Mannschaften in allen drei Leistungsklassen gesehen. Von den beiden Meisterschaftskandidaten bis zu zwei Anfängermannschaften (diese eher zufällig vor einem eigenen Spiel). Trotz nun verbindlicher offensiver Abwehr - die haben alle mehr oder minder auch gespielt - habe ich noch in keinem Spiel richtige Abwehrarbeit gesehen. Der Trend geht zum "vorm Neuner rumhampeln und den Gegner durchwinken".
Operation gelungen, Torrekorde purzeln...
Edit: Balljäger: Schön, Dich mal wieder zu einem Beitrag provoziert zu haben. 