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Liebes Handballtagebuch!
Irgendein Adventssonntag im Dezember. Man schreibt das Jahr 2006. Der letzte Spieltag der Hinrunde steht an, ZeeBee hat gleich drei Mannschaften zu betreuen. 09:30 wE, 10:30 wD I und 14:00 wD II. Und ZeeBees Auto hat kein TÜV mehr, die Straßenbahnfahrt bedeutet, den Wecker noch weiter in die Nacht hineinzuprogrammieren. Hauptsache keine Weihnachtslieder als Weckruf... 
Ungefrühstückt und ohne Plan über die Fahrzeiten schlurft ZeeBee aus dem Haus. Lieber eine Viertelstunde längere Fahrzeit einplanen, beim hannoverschen Nahverkehr ist immer eine Überraschung bei der Anbindung drin. Treffen ist um 8:45, ZeeBee trifft gegen 8:10 an der verschlossenen Halle ein.
Kurze Zeit später hält ein Wagen mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz, die Insassen verlassen fluchtartig das Auto, stürzen in Richtung Halle, erblicken den ratlos dreinschauenden ZeeBee, bremsen ab. Hilde hat morgens zu Hause Anpfiffzeit mit Treffen verwechselt und eine streng handballgläubige Familie zu Verkehrssündern gemacht. Für weitere zehn Minuten Wartezeit steigt ZeeBee in die Familienkutsche. Drei Trainer und eine E-Jugendliche fragen sich, wer zum Teufel die Anpfiffzeiten festlegt.
Die ein oder andere E-Jugendliche hat die Woche über nicht das Training besucht und ZeeBees Anrufbeantworter ist ausgeschaltet gewesen. Furchtbar viele Mädchen haben sich für das Spiel gegen den TSV H. angekündigt, ob weitere Damen kommen würden - ZeeBee hat keinen blassen Schimmer. Immer mehr kleine Handballerinnen strömen in die Halle. Über zwanzig sind schon an ZeeBee vorbeigezogen. ZeeBee wird blass, die Trikots reichen nur für vierzehn. Ups, da war der überpünktliche Gegner dazwischen.
ZeeBee beginnt mit dem Ausfüllen des Spielformulars. Sieben, acht, neun, zehn... bei vierzehn Spielerinnen enden die Kästchen - und zum Glück auch der Ansturm von Mädchen. Glück gehabt! 
Die E-Mädchen spielen in der Vorrunde in zwei Parallelstaffeln die Zusammensetzung der Rückrunde aus. ZeeBees Mädchen sind von Platz drei nicht mehr zu verdrängen. Die obere Klasse ist erreicht, es geht um nichts. Nicht ganz. Nach einer Niederlage gegen den haushohen Favoriten und einer Niederlage wegen geburtstagsfeierbedingter Unterbesetzung ist noch ein wenig Ehre zu verteidigen. Der gegnerische Verein pflegt eine rustikalere Spielweise und pfeifen würde eine A-Jugendliche in ihrem Schieri-Debüt. Es konnte also noch lustig werden. 
H. hat wohl die Stilrichtung gewechselt, von Judo keine Spur. Ein faires Handballspiel nimmt seinen Lauf. Und ZeeBee lernt wieder eine Menge hinzu. Zwischen letzter Woche und heute sind die Handballregeln maßgeblich geändert worden. Den Ball rausprellen zählt nunmehr zu den verbotenen technischen Mitteln.
Erstaunlich, welch Überblick man als Schieri bei einem Bewegungsradius von einem Meter hat.
ZeeBees Mädchen gewinnen das Spiel deutlich. Obwohl sie zig Fouls für Herausprellen des Balles abgepfiffen bekommen haben... 
ZeeBees Fortgeschrittene spielen unmittelbar danach. Die Mädchen machen sich selbständig warm, die Co-Trainerin füllt das Formular aus, wer bringt ZeeBee einen Kaffee? Freudig begrüßt ZeeBee die gleichaltrige Trainerin vom SVW O. Die ist ebenfalls seit Jahren als Trainerin aktiv und ist eine alte Bekannte. Vorwurfsvoll weist sie auf das letzte Ergebnis hin und ZeeBee muss sich für das 41:1 die Woche davor rechtfertigen. Ihre Mädels möge ZeeBee ein wenig verschonen, sie habe mehrere Ausfälle zu verkraften. Kein Thema, wer ist nun doch gleich für's Kaffee holen zuständig? 
ZeeBees D-Jgd. geht schnell in Führung und baut den Vorsprung kontinuierlich aus. Das Unterzahlspiel zögert ZeeBee noch etwas hinaus, die Mädchen sollen auch mal eine reguläre Deckung spielen. Vorne zeigen die Damen einige Tore fürs Lehrbuch. Wer sagt, dass D-Mädchen nicht von zehn Metern schießen können? Trude auf RL und Olga als Kreisläuferin spielen einen blitzschnellen Doppelpass und hebeln die Abwehr erfolgreich aus. Trudchen macht ein oder zwei Abstecher aus dem Tor auf Rückraum Mitte. Ihr handballspielender Onkel, erstmals bei einem Spiel seiner Nichte dabei, beginnt auf der Tribüne zu röcheln.
Wie?! Bei Euch spielt der Torwart nicht im Angriff mit?!
Norwegens Schachzug, in Unterzahl die Torhüterin auszuwechseln in allen Ehren - aber warum so umständlich?
Kurz vor der Pause entscheidet ZeeBee, dass nun Zeit für Unterzahlspiel sei. Wie aber decken? Verschieben oder aber konsequente Nichtdeckung gegen eine Auserwählte? ZeeBee lässt sich drei Angriffe Zeit zur Analyse. Rechtsaußen spielt eine Rechtshänderin. Der Wurf ist nicht gerade schwach, ZeeBee spekuliert aber darauf, dass sie nicht besonders gut zur Wurfarmgegenseite werfen kann. Kommt sie frei durch, wirft sie Trudchen auf der kurzen Ecke an- so der Plan. ZeeBee nimmt eine Spielerin runter, richtet die Nichtdeckung ein und die Mannschaft verdreht die Augen. Im nächsten Gegenangriff bekommt die Rechtsaußen den Ball, wird konsequent ignoriert, wirft wie vorhergesehen auf die kurze Ecke... und trifft ins Tor.
Ungläubiges Staunen bei ZeeBee, der Plan dahin? ZeeBee hat nicht mit Trudchens Konterstrategie gerechnet. Irgendwo muss sie sich eine Schussfalle abgeschaut haben, hat die kurze Ecke aufgemacht und ist (etwas zu langsam) dorthin gesprungen. ZeeBee überlegt, ob er den Plan überdenken oder Trudchen programmieren soll. Nicht immer landen ZeeBees Anweisungen überall auf fruchtbarem Boden.
In der zweiten Hälfte läuft es zunächst besser. Die Würfe von RA landen in der kurzen Ecke, genau da, wo die Torhüterin steht. Trudchen hat die Programmierung angenommen. Dann entwickelt E-Mädchen Karina eine Konterstrategie zu ZeeBees Plan. Eben eingewechselt, sieht sie nicht ein, warum Rechtaußen frei zum Wurf kommen soll, verlässt konsequent die wesentlich torgefährlichere Linkshänderin auf Rückraum Rechts und übernimmt unsere Balllieferantin. Rückraum Rechts bedankt sich. Karina wird neu programmiert.
Dann droht Langeweile aufzukommen und die gesamte Mannschaft entwickelt eine weitere Konterstrategie. Rechtsaußen wird nicht gedeckt, darüber hinaus wird nun auch noch die technisch stärkste Spielerin am Kreis mutterseelenallein gelassen. Die freut sich über die ungewohnte Freiheit, die ihr wahrscheinlich seit den Minis nicht mehr zuteil wurde und wirft eben mal vier Tore. Nachdem ZeeBee auch hier noch mal ein Machtwort gesprochen hat, arbeitet die Mannschaft nun nicht mehr gegen ihn und gewinnt mit 33:22. Dafür hat ZeeBee nun endgültig die Stimme verloren. Die Zahl der Gegentore verärgert ZeeBee. 
Im Vorraum der Halle bietet ein Händler Handballschuhe feil. Nach fünf Jahren tauscht ZeeBee seine ausgebrannten blauen Klassiker gegen ein furchtbar bunt gestreiftes Modell ein (Tausch ist übertrieben, ein paar Euro muss ZeeBee drauflegen). Der Verkäufer, Förderer einer Damenmannschaft im Nachbarkreis, erkundigt sich nach Ablösesummen einzelner Mädchen. ZeeBee ist wieder besänftigt. Die innere Ruhe weicht erst wieder, als Ludmilla dasselbe Turnschuhmodell wie ZeeBee für sich kauft... in derselben Größe! 
Um 14:00 spielt die wD II. Inklusive E-Mädchen Tessie sind sechs Spielerinnen da. Die Zwillinge hatten die Woche zuvor schon abgesagt, nach dem Spiel zu fünft aber dann die Planung des heutigen Sonntags umgeschmissen und wieder zugesagt.
Die freundliche Trainerin des M. TV hat ein Einsehen und übersieht wohlwollend, dass ZeeBee auf der Torwartposition improvisiert und plötzlich nicht mehr in Unterzahl ist. Der weit überlegene Gegner hat es plötzlich gar nicht so leicht, ein Tor zu werfen, während ZeeBees Mädchen wie immer hilflos vor der Raumdeckung hin und her prellen. Nach einiger Zeit nimmt M. eine Spielerin runter, am Kräfteverhältnis ändert sich nichts. Der Halbzeitstand kann sich sehen lassen, normalerweise haben die Gegner bis dahin doppelt so viele Tore geworfen. Im Tor steht dennoch eine betrübte Torhüterin, die einen hohen Rückstand nicht mehr gewohnt ist.
Das Spiel geht deutlich an den Gegner. Und ZeeBee lernt dank der Schiedsrichterin wieder etwas Neues über Handballregeln. Wer fünfzehn Kilo mehr auf die Waage bringt, hat Vorfahrt... egal ob eine E-Jugendliche dabei überrannt wird oder nicht. Winterpause, Zeit für das Erlernen der neuen Handballregeln. Und vor allem Zeit, Konter-Konterstrategien zu entwickeln. "Wie trickse ich die eigene Mannschaft aus - Für Fortgeschrittene". 
Dein
Karsten