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Liebes Handballtagebuch!
Samstag steht eines dieser besonderen Spiele an. Die weibliche E spielt gegen die SG M.
Es gibt Spiele, die kann man verlieren. Es gibt Spiele, die sollte man nicht verlieren. Und es gibt Spiele, die darf man nicht verlieren. In ZeeBees Ordnung der Dinge gibt es fast keine Spiele der letzten Kategorie. Einige gegnerische Trainer machen jedoch die Spiele gegen ihre Mannschaften zu Pflichtsiegen. Beim Heimturnier der E-Jgd. hatte der Trainer von M. die Turnierleitung davon in Kenntnis gesetzt, ZeeBee spiele mit einer C-Jugendlichen in der E-Jgd - ohne die Mannschaft überhaupt zu kennen. Er hatte sich so lange beschwert, bis ein Mitglied der Turnierleitung die Anlage überquert hatte um sich zu vergewissern, dass alles mit rechten Dingen zugehe.
Dies und eine Vielzahl von Berichten über den Trainerkollegen machen das Spiel gegen M. zu einer Herzensangelegenheit.
ZeeBee holt eigens für das Spiel Karina aus der D-Jgd. zurück, die diese Saison noch kein E-Jgd. Spiel bestritten hat. Laut Statistik erzielt bei M. ein einziges Mädchen den Löwenanteil der Tore. Karina bringt aus der D-Jgd. Abwehrerfahrung gegen wesentlich größere Mädchen mit und soll die Haupttorschützin ausschalten. Während der Woche bricht sich Abwehrkampfschwein Tessi einen Finger und ZeeBees beste Torhüterin der E Matilda sagt ebenfalls für das Spiel ab. Die Vorzeichen werden schlechter. 
Die Mannschaft trifft an der Halle ein. ZeeBee hat zehn Mädchen beisammen, Karina will direkt zur Halle kommen, lässt sich aber Zeit. Der Trainer von M. hat bereits eine Videokamera in Position gebracht, hier wird in der E-Jgd. professionell gearbeitet. Zehn Minuten vor Spielbeginn trifft Karina endlich ein, ZeeBee fällt ein Stein vom Herzen. Es kann losgehen.
Das anwesende Fachpublikum trägt dazu bei, dass sich ZeeBees Vorsatz verstärkt. Jede Entscheidung des vereinseigenen Jungschieris wird lautstark angezweifelt. ZeeBee winkt nach einem Tor eine Spielerin an die Auslinie, erklärt etwas und schickt sie wieder zurück. Die Pöbeleien im Rücken erreichen einen Höhepunkt - ZeeBee habe verbotenerweise in der Abwehr gewechselt.
Die Provokation fruchtet, ZeeBee lässt sich auf eine Fachdiskussion ein. M. nimmt eine Auszeit. ZeeBee muss seine von den Pöbeleien verstörten Mädchen beruhigen und ihnen zudem erklären, dass das Herausprellen des Balles heute zur Abwechselung mal wieder verboten ist. 
Karina hat ihre Gegenspielerin recht gut im Griff, dennoch wird irgendwann gewechselt. Die abwehrstarke Linda ist draußen, Kraftpaket Erika soll übernehmen. Die ist völlig aus der Puste, rennt zur Auswechselbank und will raus. Für zwei Angriffe hat die Nr. 2 keinerlei Gegenwehr und schießt sich ein. Zur Halbzeit führt der Gegner 10:9.
In der Pause folgt die obligatorische Torwartsuche. Zwei weitere Freiwillige werden gebraucht. Eigentlich nur eine, denn ZeeBee hat sich bereits eine Freiwillige ausgeguckt. Das Angriffsspiel soll auch ohne die D-Jgd. erfahrene Karina in Gang kommen und im Training macht sie im Tor regelmäßig eine gute Figur. Nach honigsüßem Bitten geht sie .... äh... fast freiwillig ins Tor, Linda übernimmt unfreiwillig die Nr. 2.
Die wiederum merkt recht schnell, dass ihre neue Gegnerin lieber körperlos spielt, tankt sich mehrmals durch die Abwehr und schießt eine Fünf-Tore-Vorsprung heraus.
Im Tor wirkt Karina immer unglücklicher und rastloser. ZeeBee schickt seine Torhüterin in den Angriff - die prompt ein Tor wirft. Apokalypse auf der Bank von M.!
M. spielt in weiß, ZeeBees Mädchen mit roten Leibchen über weißem Trikot, Karina hat sich ihre grüne Trainingsjacke übergestreift. Das Tor dürfe nicht zählen, die Torschützin habe keine Trikotnummer. Tumulte auch im Publikum. ZeeBee überlegt fieberhaft, was er noch aus dem Ärmel schütteln kann, um die handballbegeisterten und höchst fachkundigen Eltern von M. zu unterhalten. Der Schiedsrichter vergewissert sich, dass die Torhüterin wenigstens unter der Trainingsjacke eine Nummer trägt und besteht auf ein halbwegs durchsichtiges Leibchen. Das Tor zählt jedoch. Zähneknirschend verleiht der Startrainer ein gelbes Leibchen. Erst später fällt ZeeBee ein, dass laut niedersächsischen Durchführungsbestimmungen im Kinderhandball der Torwart die Mittellinie nicht überqueren darf. 
Dann ist der Wurm drin, die Mädchen erzielen kein einziges weiteres Tor, während M. auf 19:10 davonzieht. Der Fluch auf ZeeBee, die Dieses-Spiel-wird-nicht-verloren-Spiele zu verlieren, schlägt ein drittes Mal zu. Artig überreicht ZeeBee das Leibchen, bedankt sich und schaut dem Trainer von M. ins Gesicht. Der wagt keinen Augenkontakt und sucht schnell das Weite, wo sich seine Mannschaft vom Fachpublikum feiern lässt. ZeeBee tröstet seine Mädchen, organisiert die Trikotwäsche und macht sich gedanklich auf seiner Wunschliste ein "*" hinter dem Namen der Spielerin mit der Nr. 2... 
Dein
Karsten