@Rheinland-SR:
Mag sein, dass es klare Anweisungen an die Schiedsrichter gibt, aber diese können nicht über den Internationalen Handballregeln stehen und falls ein Sportgericht zu der Ansicht gelangt, dass diese Anweisung regelteschnisch falsch ist, ...
P.S.:
Ich will mich gar nicht festlegen, ob die Wiederholung des Siebenmeters regelkonform war, weil mir dazu klare Aussagen der Beteiligten und Fakten zur Hallenuhr etc. fehlen, aber ich sehe zumindest einige Ungereimtheiten (u.a. im Regelwerk), die ich gerne im einem Einspruchsverfahren geklärt sähe
Diese besagte Szene wirft jedenfalls viele Fragen auf, die hoffentlich geklärt werden, wobei ich das nur bedingt glaube.
1. Bei dem besagten verworfenen 7m pfeifft der Torschiri VOR Ausführung und VOR ertönen der Schlusssirene die Aktion ab, also sehr wahrscheinlich eben auch bevor das Spiel zu Ende ist. Das Spiel wurde aber offensichtlich nicht wieder aufgenommen, also keine Uhr zurückgestellt, sondern eben bei 60:00 stehen gelassen, obwohl es zu diesem Zeitpunkt vermutlich bei 59:59 stand. Hier sieht es also nach einem klaren formalen Fehler aus, was eine Spielwiederholung nach sich ziehen könnte.
2. Viele Medien berichten, dass der Grund für die Wiederholung des 7m folgender gewesen sei, der Ball habe Hornke Hand verlassen, dann Schlusssirene, dann Parade, eben auch mit dem Hinweis, dass die Schiedsrichter das so gesehen haben wollen.
Exemplarisch: "... Die Unparteiischen hatten den Siebenmeter wiederholen lassen, da der Ball ihrer Ansicht nach bei Ablauf der Spielzeit noch in der Luft war. ..." (Quelle swr.de)
Haben sich die Medien das nun aus den Fingern gezogen oder haben sich die Schiedsrichter nun dahingehend geäußert? Denn dann würde es wohl auch mit Tatsachenendscheidung schwer, da die Bilder klar belegen, dass der Torschiri VOR dem Wurf abpfeifft. Warum wurde von Seiten der Schiedsrichter nun zu dieser vermeintlichen Lüge, vermeintlich, da nicht zitiert, gegriffen?
3. "3-Sekunden-Regel"
Regel 14.4 ist eindeutig, der Wurf muss innerhalb von 3 Sekunden ausgeführt werden, von 59:57 bis 60:00, wäre die Zeit nach der Regel klar verstrichen. Hier kommt dann auch Frage 1 wieder ins Spiel, wurde VOR Spielende abgepfiffen ist die Zeit natürlich nicht verstrichen, die Schiedsrichter werteten das aber komischerweise anders, dann stellt sich aber die Frage, warum Regel 14.4 nicht angewandt wurde. Hier kommen wir nun aber zu Frage 2, denn genau diese Auslegung würde die Geschichte FORMAL richtig machen, Hornke führt vor Spielende aus, die Parade kommt nach Spielende. Da könnte man nun auch zu dem Schluß kommen, die Schiedsrichter waren sich dieser 3 Sekunden-Regel klar bewusst und redeten nach der formal passenden Lösung. Die Bilder belegen aber etwas anderes.
Da hätten wir dann wohl auch kaum noch die Möglichkeit von Tatsachenentscheidung zu sprechen, wenn eben die Auslegung den Regeln angepasst wurde und nicht nach dem, was passiert war.
4. Regel 15.7 Absatz 3
Daraum bezieht sich Regel 14.4, was eben passiert, wenn die 3-Sekunden-Regel nicht eingehalten wird. Hier wird davon gesprochen, dass ein Freiwurf folgt, wenn der Spieler den Ball LÄNGER als 3 Sekunden hält, z.B. 3,1 Sekunden, dann folgt eben Freiwurf für die gegnerische Mannschaft. Hier haben wir den speziellen Fall, dass es exakt 3 Sekunden sind. Diesen Fall kann es aber nur bei 29:57 und 59:57 geben. Es braucht also gar keine Regelung, da Halbzeit oder Spielende folgen. Es bedeutet in dem Fall nur, dass es eben keinen Freiwurf mehr für den Gegner gibt.
5. Gab es Absprachen?
Von Lemgoer Seite wird so etwas behauptet:
"... Lemgos Trainer Florian Kehrmann sieht es so: „Alle Beteiligten wissen, dass die Schiedsrichter die Regel so ausgelegt haben, dass die drei Sekunden runtergelaufen wären. Tim Hornke hat geworfen, obwohl er nicht durfte, und deswegen wurde der Siebenmeter wiederholt." ..." (Quelle: lzde - bzw. PK)
Absprachen zwischen Lemgo und dem Schiedsrichtergespann, oder warum kommt Kehrmann zu seiner solchen Aussage? Eine andere Möglichkeit gibt es hier ja nicht und laut Reporter war ein Schiri eben auch bei Kehrmann. Weiterhin stellt sich dann aber die Frage nach der Fairness, da Hornke sogar geworfen hatte. Hätte der Torschiri nicht VOR dem Wurf abgepfiffen hätte ein vermeintliches Tor eben gezählt.
Auf der anderen Seite wusste der HBW und vor allem der Torhüter nichts von einer solchen Absprache.
"...
Was Mrkva besonders sauer aufstieß, war, dass die SchiedsrichterHornke und ihn nicht darauf hinwiesen, dass sie die drei verbleibenden Sekunden herunterlaufen lassen und nach der Sirene zum Showdown antreten sollten. "Dann hätten wir das wie Männer geregelt. Ich finde, dass wir verarscht worden sind", so Mrkva weiter.
.." (Quelle: schwarzwaelder-bote.de)
6. Kleine Anmerkung am Rande, da hier ja immer die Regel 2.4 genannt wird, eben vor allem folgende Passage:
"(...) Ertönt das Schluss-Signal, wenn ein Frei- oder Siebenmeter Wurf noch auszuführen ist oder der Ball sich nach einem solchen Wurf noch in der Luft befindet, ist dieser Wurf (...) zu wiederholen. In beiden Fällen beenden die Schiedsrichter das Spiel erst, wenn der Freiwurf oder Siebenmeterwurf ausgeführt oder wiederholt wurde und das Ergebnis dieses Wurfes feststeht."
Wegen Regel 14.4 ist der 7m eben nicht mehr auszuführen, außer es liegen Fehler nach den bisherigen Fragen vor, bzw. die Uhr wäre nie zurückgestellt worden. Wobei man selbst hier dann streiten müsste, da eben beim Handball in Sekunden angezeigt wird und der 7m eben bei 59:57 auszuführen war. Bei 60:00 sind eben 3 Sekunden um.
Gibt oder gab es da einmal anderslautende Handlungsanweisungen an die Schiedsrichter, so widersprechen die dem eigenen Regelwerk und machen sie eben nicht richtig, sondern falsch!
Fazit: Die Chancen bei einem Einspruch müssten für den HBW eigentlich sehr gut liegen, es bleibt aber eben immer vor Gericht in "Gottes Hand".